Auszüge aus dem Buch =>Leben und Lehren der Meister im Fernen Osten Bd 1-3 von Baird Spalding (1894) Bd 1 S.26

Wie man jugendlich aussieht und bleibt

Erinnert euch daran, daß Jugend der Liebessame Gottes ist, eingepflanzt in die menschlich-göttliche Form. Tatsächlich ist die Jugend das Göttliche im Menschen; Jugend ist geistiges Leben, schönes Leben. Es ist das einzige Leben, das lebt und liebt - das eine, ewige Leben. Altsein ist ungeistig, sterblich, häßlich, unwirklich. Furchtgedanken, Schmerzgedanken und Kummergedanken verursachen die Häßlichkeit, die wir >Alter< nennen. Freudegedanken, Liebesgedanken und Idealgedanken erschaffen die Schönheit, die Jugend genannt wird. Das Alter ist bloß eine Schale, in welcher der Edelstein der Wirklichkeit, das Juwel der Jugend, verborgen liegt.
Übt euch darin, das Bewußtsein der Kindheit aufrechtzuerhalten in euch. Stellt euch das göttliche Kind vor, das in euch lebt. Bevor ihr einschlaft, sprecht zu eurem Bewußtsein: >Ich erkenne, daß in mir ein geistiger Körper der Freude ist, immer jung, immer schön. Gemüt, Augen,Nase, Mund, Haut sind schön und geistig, und ich besitze den Körper des göttlichen Kindes, der heute nacht vollkommen ist.< Wiederholt diese Versicherungen und meditiert darüber ruhig während des Einschlafens. Wenn ihr am Morgen aufsteht, so sprecht laut zu euch selber: >Nun, Lieber (nennt euch bei eurem Namen), es wohnt ein göttlicher Alchimist in dir.<  Durch die geistige Macht dieser Versicherungen findet während der Nacht eine Verwandlung statt und die Entfaltung von innen heraus; der Geist hat diesen geistigen Körper und diesen geistigen Tempel durchdrungen. Der innere Alchimist hat tote und erschöpfte Zellen zerfallen lassen und das Gold der neuen Haut  in ihrer unvergänglichen Gesundheit und Lieblichkeit zum Erscheinen veranlaßt. Wahrlich: da, wo göttliche Liebe zum Vorschein kommt, da ist ewige Jugend. Der göttliche Alchimist wohnt in meinem eigenen Körper und erschafft fortwährend neue und schöne Kindeszellen. Der Geist der Jugend ist in meinem Körper, dieser menschlich-göttlichen Form, und alles ist gut. Om Santi-Santi-Santi ! (Friede, Friede, Friede!)
Lerne so freundlich zu lächeln wie ein Kind. Ein aus der Seele kommendes Lächeln ist eine geistige Entspannung. Ein wahres Lächeln ist etwas wahrhaft Schönes, das Kunstwerk des >innern unsterblichen Gesetzgebers<. Es ist gut, mit Überzeugung zu sprechen: >Ich schicke einen liebevollen Gedanken aus an die ganze Welt. Mögen alle Wesen glücklich und gesegnet sein!< Gib dir, bevor du an deine Tagesarbeit gehst, die Versicherung: >In mir lebt eine vollkommene Form, die göttliche Form. Ich bin nun genau so, wie ich zu sein wünsche. Ich stelle mir jeden Tag das Schöne in mir vor, so lange, bis ich es in die Erscheinung hauche. Ich bin ein Gotteskind; alles, wessen ich bedarf, wird mir jetzt und immerdar gegeben werden.<
Lerne, dich mit Freude zu durchdringen. Versichere: >Unendliche Liebe füllt mein Gemüt und durchströmt meinen Körper mit ihrem vollkommenen Leben.< Mache alles um dich herum hell und schön. Pflege den Geist des Humors. Freue dich des Sonnenscheins.

Ich empfehle die Texte > < zu kopieren, in einer schönen Schrift zu vergrößern, auszudrucken und gut sichtbar an die Wand zu hängen.

Hier noch ein paar Angaben zu den Menschen, die o.a. Angaben gemacht haben:

S.79:
Hier saßen uns vier Männer am Tisch gegenüber. Darunter war einer, der ungefähr tausend Jahre auf dieser Erde weilte. Er hatte seinen Körper so vervollkommnet, daß er imstande war, ihn mitzunehmen, wohin er wollte, und dieser Körper hatte die Lebensfreude und Jugendlichkeit eines Mannes von fünfunddreißig Jahren beibehalten, und dabei war diese Vollkommenheit vor etwa zweitausend Jahren erreicht worden. Neben ihm saß ein Mann, der der fünfte in der Linie oder der direkten Nachkommenreihe der erstgenannten Familie war. Dieser Zweite hatte auf der Erde seit mehr als siebenhundert Jahren gelebt, und doch erschien sein Körper nicht einen Tag älter als vierzig. Sie waren imstande, mit uns zu reden und sich zu unterhalten, genau wie andere Menschen es tun. Da war Emil, der mehr als fünfhundert Jahre gelebt hatte und etwa sechzig Jahre alt schien, und Jast, der etwa vierzig Jahre alt war und auch diesen Eindruck hervorrief.
S.91:
Der Sohn war eine hochgewachsene männliche Erscheinung; wie schätzten ihn auf ungefähr dreißig Jahre. Die Tochter war nicht groß, im Gegenteil eher klein, mit sehr feinen Zügen, ein schönes Mädchen von ausgeglichenem Wesen, das wir für etwa zwanzigjährig hielten. Später hat es sich dann herausgestellt, daß der Sohn hundertfünfzehn und die Tochter hundertzwanzig Jahre alt waren.
S.100
Als unsere Feunde uns gute Nacht gesagt hatten, konnten wir uns lange nicht fassen vor Erstaunen, da es uns aufs neue gegenwärtig wurde, daß nicht ein einziger von ihnen weniger als hundert Jahre alt war, und daß die Mutter über siebenhundert Jahre zählte, davon sechshundert Jahre in ihrem physischen Körper auf der Erde gewohnt hatte. Und wie waren sie alle voll Leben und fröhlichen Herzens wie Zwanzigjährige, und nicht die geringste Anmaßung war zu bemerken. Es war genau so, als ob wir mit jungen Leuten zusammengewesen wären.
S.124/125
Als sie uns vorgestellt wurde, hielten wir sie für höchstens achtzehnjährig und wir bewunderten ihre Schönheit. Wie groß war aber unser Erstaunen, als wir vernahmen, sie sei über vierhundert Jahre alt und einer der beliebtesten Lehrer.  .....  Wir hatten alle Gelegenheit, Vergleiche anzustellen zwischen dem, was sie uns von ihrem Alter sagten, und ihren unwiderlegbaren Aufzeichnungen. Man konnte ebensowenig sich weigern, diese Schriften anzuerkennen, wie man unsere eigenen Aufzeichnungen verleugnen dürfte.
 
 

Visionäres Wunschdenken, Durchhaltevermögen und der Wille zum Dienen

 S.106
....Wir sehen solche, die eine Idee nach der anderen verfolgen und hoffen, in irgendeiner Verwirklichung Befriedigung zu finden oder in den Besitz von etwas zu gelangen, nach dem ihr beschränkter, sterblicher Wunsch ging, und dann Ruhe zu finden. Wir sehen sie nach diesen Dingen jagen, sie erlangen und doch unzufrieden bleiben. Viele bilden sich ein, sie wünschen sich Häuser und Plätze, andere großen Reichtum und wieder andere reiches Wissen. Wir haben den Vorzug zu wissen, daß der Mensch alle diese Dinge in sich selbst besitzt.  ....
S.121
......Auch da, wo das Ideal noch nicht bewußt festgehalten werden kann, muß es sich offenbaren in sichtbarer Form, wenn der Mensch das Gesetz erfüllt. Vielleicht müssen dabei Erfahrungen in der Wüste gemacht und Leiden überwunden werden. Aber solches läßt die Seele nur der Vereinigung noch würdiger werden. Die Seele, die ihre Vision auffaßt als das versprochene Land oder als ein erreichbares Ideal, welches verwirklicht werden kann, sieht nur das Gute darin, den Gegenstand ihres Wunsches. Da darf kein Zweifel sein, kein Zaudern, kein Zögern, sonst könnte es zum Verhängnis werden. Die Seele muß ihrer Vision treu sein und immer weiter vorandrängen.
Ihre Vision ist immer etwas Typisches und genau so Notwendiges, wie es die Pläne und Einzelheiten zu einem Gebäude sind. Und der Mensch muß seiner Vision so treu sein, wie der Baumeister sich an die Pläne eines Architekten in allen Einzelheiten halten muß, alles außer der Wahrheit muß beiseite gelassen werden.
Alle großen Seelen bleiben ihrer Vision treu. Alles, was je erschaffen ist, ist zuerst eine Vision gewesen, eingepflanzt in eine Seele, die den Samen in sich wachsen und entfalten ließ und ihn zuletzt offenbarte. Solche Größen gestatten niemals, daß die Ungläubigkeit der andern auf sie Eindruck mache. Sie opfern sich willig auf für ihre Vision und bleiben ihr treu, sie halten sie standhaft fest. Sie glauben an sie und ihnen geschieht nach ihrem Glauben. Jesus blieb standhaft und treu bei seiner Vision. Er verharrte bei seinem Plan auch dann, als die, welche ihm am nächsten waren und die Teuersten seinem Herzen, den Glauben verloren und untreu wurden. Und ihm geschah nach seinem Glauben, und so geschieht es einem jeden.
Wenn jemand sich nach dem gelobten Lande aufmacht, so muß er das Land der Dunkelheit vergessen, nicht mehr daran denken. Er muß die Dunkelheit verlassen und auf das Licht zugehen. Es ist nicht möglich, vorwärts zu gehen und zugleich still zu stehen. Das Alte muß verlassen und dem Neuen angehangen werden. Wir müssen die unliebsamen Dinge vergessen und nur die Dinge im Gedächtnis zurückbehalten, an die wir uns erinnern wollen. Wenn eine Vision in Erfüllung gehen soll, so muß sie immer zuvorderst im  Bewußtsein stehen; darum müssen wir die Vision, deren Erfüllung wir anstreben, im Denken festhalten und uns auf diese Weise stets an sie erinnern. Andererseits müssen wir die Dinge, die wir nicht sich wiederholen sehen wollen, aus dem Gedächtnis ausweisen, uns weigern, an sie erinnert zu werden. Jede unserer Ideen, jeder Gedanke, jedes Wort und jede Handlung muß dieser Vision entsprechen, damit sie sich erfülle. Dies ist die wahre Konzentration, die Konzentration der Hingebung, das Einstellen aller Kräfte auf das Hauptsächliche. So handeln heißt: sein Ideal lieben. Und nur durch die Liebe allein kann man einem Ideal Formen verleihen. Die Liebe macht die Idee zu einem Ideal.
Wenn jemand zuerst keinen Erfolg hat, muß er entschlossen sein und vorwärts drängen. Das ist die Übung des Willens, der Ruf des Selbstvertrauens, der Ausdruck des Glaubens, der die Kraft dem Ideal entgegendrängt. Das Ideal kann nicht ohne die bewußte Hinleitung der Kraft nach dem Ideale hin, ohne diese Willensübung erreicht werden, und zudem wäre es für das Ideal ebenso verhängnisvoll, wenn der Wille selbst nicht auch ideal wäre. Der ideale Wille muß zugleich die Eigenschaft des Dienens in sich tragen. Wenn er nicht den Wunsch des Dienens enthält, so kann die Macht, die der Wille leiten will, sich nicht von der Seele lösen. Der Wille, bedient zu werden, wendet die Lebenskraft gegen das Selbst; der Wille, zu dienen, läßt die Lebenskraft durch das ganze Wesen eines Menschen fluten und erhält sein Selbst in strahlender Schönheit. Das Dienen verleiht der Vision ihren Daseinszweck, löst in unserm Wesen die Liebe aus. Wie könnte die Liebe sich anders Ausdruck geben, als indem sie durch unser ganzes Wesen strömt? Wenn die Liebe durch unser Bewußtsein flutet, antwortet ihr der ganze Organismus un läßt jede Zelle erzittern unter dieser Liebe, die sich  ausdrückt. Dann wir der Körper harmonisch, die Seele wird leuchtend, das Denken klar. Der Gedanke wird kühn, strahlend, lebendig, bestimmt, das Wort positiv, wahr, aufbauend; das Fleisch erneuert sich, wird reiner und frischer; unsere Geschäfte regeln sich und alle Dinge rücken an ihre richtige Stele. Das ICH BIN drückt sich aus durch das ich, und dem >ich< ist nicht länger gestattet, das ICH BIN zu unterdrücken. Wenn aber der Körper dem Geiste nicht untertan ist, wie kann er dann dem Geiste Ausdruck verleihen? Das bewußte Denken muß den Geist suchen und nach ihm Verlangen tragen, ehe es die Macht des Geistes kennenlernen kann. So lernt der Mensch einsehen, daß es der Geist ist, der jedes Verlangen in uns stellen kann. Nie kann ihm in besserer Weise Ausdruck verliehen werden, als wenn ihm erlaubt wird, unserm Nächsten in seiner Not zu helfen, die Not eines Mitmenschen zu lindern. Es ist das Ausströmen zu den andern, das für uns die Vorratskammern des Geistes auftut. Es ist das, >Ich will dienen<, was Gottes unbegrenzte Vorräte vor allen auftut und jeder Seele ihre Erfüllung schenkt.

Welche Kraft oder Macht üben unsere Gedanken und Worte auf unser Leben aus

 S.130
Jemand von uns stellte die Frage, welche Kraft oder Macht unsere Gedanken und Worte auf unser Leben ausüben. Sie streckte ihre Hand aus und hielt gleich darauf einen kleinen Gegenstand darin. Sie sagte: „Seht, ich lasse diesen Kieselstein in das Glas Wasser hier fallen. Ihr seht, daß die Vibrationen, die durch die Berührung des Steinchens mit dem Wasser hervorgerufen werden, vom Zentrum ausstrahlen, in immer sich erweiternden Kreisen, bis sie den Rand des Glases erreichen oder die äußere Grenze des Wassers, wo sie, für unsere Augen wenigstens, ihre Kraft verlieren und anhalten. Was tatsächlich geschieht, ist aber, daß die Schwingungen, sobald sie die Grenze des Wassers erreicht haben, ihren Rückweg antreten, hin zu der Stelle, wo der Kieselstein in das Wasser fiel. Und sie halten nicht an, bis sie im Mittelpunkt anlangen. Dies ist die genaue Darstellung der Wirkung eines jeden Gedankens, jedes Wortes, das wir denken oder aussprechen. Der Gedanke oder das Wort setzt bestimmte Vibrationen in Bewegung, die vorwärts, immer vorwärts streben, in immer sich erweiternden Kreisen, bis sie das ganze Universum umkreist haben. Dann kehren sie, so weit, wie sie vorher ausgegangen sind, zurück zu demjenigen, der sie aussandte.
Jeder Gedanke und jedes Wort, das wir denken oder sprechen, sei es gut oder böse, kehrt so sicher zurück zu uns, als wir es ausgesandt haben. Diese Wiederkehr ist der Tag des Gerichts, von dem in eurer Bibel gesprochen wird: >Jeder Tag wird darüber richten.< Der Urteilsspruch wird gut oder schlimm sein, je nachdem das von uns ausgesandte Wort, unsere Gedanken gut oder böse waren. Jede Idee (Gedanke oder Wort) wird zu einem Samen. Diese Ideen-Samenkorn, ausgesandt, faßt Wurzel in der Seele, wird vom Gemüt festgehalten und zu einer Empfängnis, um später erschaffen oder in physischer Form ausgedrückt zu werden. Gedanken und Ideen der Vollkommenheit bringen Vollkommenes hervor, Gedanken und Ideen der Unvollkommenheit erzeugen Unvollkommenheit.

Hier ein Text, diktiert von Maximilian B. (9 Jahre) als Leseübung:
Emil entließ uns mit wenigen Begleitworten, die ungefähr lauteten: "Ihr seid im Begriffe, eure Expedition anzutreten, und diese beiden Männer, Jast und Neprow, sollen eure Begleiter sein. Ich selber will noch eine Zeitlang hier verweilen, denn so, wie ihr reist, werdet ihr bis zum nächsten wichtigen Aufenthaltsort etwa fünf Tage nötig haben; er liegt ungefähr neunzig Meilen weg von hier. Ich werde nicht so viel Zeit brauchen, um diese Entfernung zurückzulegen, aber ich werde euch dort willkommen heißen. Ich möchte bitten, daß einer von eurer Gesellschaft hierbleibt, um Beobachtungen anzustellen und festzustellen, was sich hier zutragen wird. Auf diese Weise kann Zeit erspart werden, und es wird ihm möglich sein, mit der Expedition nach nicht mehr als Zehn Tagen von heute an wieder zusammenzutreffen. Wir verlangen von ihm nichts weiter, als daß er aufpasst und Bericht erstattet von dem, was er sieht." Wir machten uns auf den Weg, indem Jast und Neprow die Aufsicht über die Expedition übernahmen, und ich muß sagen, daß man sich nicht leicht ein sachgemäßeres Arrangement vorstellen kann. Jede Einzelheit war dann tadellos und kam an ihre Reihe mit dem Rhythmus und der Präzision der Musik, und so ging es und wurde es gehalten während der ganzen Zeit der Expedition, welche dreieinhalb Jahre dauerte. Ich möchte ich hier beifügen, welchen Eindruck Jast und Neprow auf mich machten. Jast war ein feiner, gerader Hindu-Charakter, gütig, gefällig, weder schroff noch aufbrausend, und ebensowenig prahlerisch. Jeder seiner Befehle wurde mit Präzision und Knappheit gegeben und ausgeführt, was bei uns die größte Bewunderung hervorrief. Gleich von Anfang an sahen wir an ihm eine Feinheit des Charakters, die oft zum Gegenstand unserer Gespräche wurde. Neprow, ein wundervoller Charakter, war hier und dort und überall, immer kühl, gefaßt und ein Muster von Sachlichkeit. Da war immer dieselbe Ruhe, begleitet von gleichmäßiger Genauigkeit der Bewegungen bei wunderbarer Denk- und Ausführungskraft. Dies war so auffallend, daß jedes Mitglied der Expedition davon sprach. Unser Führer machte die Bemerkung: "Diese Burschen sind  prachtvoll. Es ist eine wahre Erleichterung, Leute anzutreffen, die denken und zugleich ausführen können."
Wir kamen in der betreffenden Ortschaft etwa um vier Uhr des fünften Tages an, und Emil war da, uns zu begrüßen, wie er es mit uns verabredet hatte. Kann man sich unsere Bestürzung vorstellen! Wir waren ganz sicher, daß wir auf der einzig gangbaren und nach der in jenem Lande schnellsten Reisemethode hergekommen waren, ausgenommen etwa diejenige der Kuriere, die Tag und Nacht fahren und überall zum Wechseln bereite Pferde vorfinden. Hier stand ein Mann vor uns, der, wie wir dachten, in fortgeschrittenem Alter war, jemand, der keineswegs eine Reise von neunzig Meilen in kürzerer Zeit zurücklegen konnte als wir selber; das wenigstens war unsere Empfindung. Jedoch er stand vor uns. Natürlich wollten wir alle zugleich Fragen an ihn stellen und waren begierig, zu hören. Seine Antwort lautete folgendermaßen:"Ich sagte, als ihr weggingt, daß ich hier sein werde, euch zu begrüßen. Hier bin ich. Ich möchte eure Aufmerksamkeit vollkommener auf die Tatsache hinlenken, daß der Mensch in seinem wahren Wesen weder von Zeit noch von Raum begrenzt ist. Ein Mensch, der sich selber kennt, braucht nicht während fünf Tagen mühselig sich abzuquälen, um neunzig Meilen zurückzulegen. Der Mensch in seinem richtigen Zustande kann augenblicklich jede beliebige Distanz überwinden. Vor einem Augenblick war ich noch in dem Dorf, das ihr vor fünf Tagen verlassen habt. Was ihr als meinen Körper sahet, ruht noch dort. Euer Gefährte, den ihr in jenem Dorfe zurückgelassen habt, kann auch bestätigen, daß ich kurz vor vier Uhr mit ihm gesprochen und ihm versichert habe, daß ich ginge, euch zu begrüßen, da ihr zu dieser Stunde angekommen wäret, was ihr als mein Körper gesehen habt, ist noch dort, und euer Gefährte sieht ihn, obwohl er untätig ruht. Ich habe dies nur deshalb getan, um euch zu zeigen, daß wir imstande sind unseren Körper zu verlassen und euch an jedem im voraus bestimmten Ort und zu jeder beliebigen Zeit zu begrüßen.
Die beiden, die mit euch sind, hätten die Fahrt auch in der Weise tun können wie ich. Ihr werdet auf diese Art leichter erkennen können, daß wir nur gewöhnliche Menschen sind, gleichen Ursprunges wie ihr, daß dies kein Wunder ist, sondern daß wir bloß die Kräfte, die uns allein von Vater, dem Großen, Allmächtigen, Einen gegeben wurden, in vollkommener Weise als ihr entwickelt haben. Mein Körper wird bis heute Nacht bleiben, wo er ist, dann will ich ihn hierher bringen, und euer Gefährte wird auf dem gleichen Weg wie ihr kommen, und er wird zu rechter Zeit eintreffen. Nach einem Rasttage wollten wir zu einem kleinen Dorf, eine Tagesreise von hier entfernt fahren, wo wir uns eine Nacht aufhalten werden; dann kommen wir hierher zurück und erwarten euren Gefährten. Wir werden sehen, was er zu erzählen haben wird. Wir wollen uns heute abend in der Loge versammeln. Bis dahin lebt wohl."
Als wir am Abend beisammen waren, erschien plötzlich Emil in unserer Mitte, ohne die Tür geöffnet zu haben und sagte: "Ihr habt mich in dieses Zimmer, wie ihr sagen würdet, auf magische Weise treten sehen. Laßt mich euch sagen, daß dafür keine Magie notwendig ist. Ich gebe euch ein einfaches Beispiel, das ihr leicht verstehen könnt. Ihr könnt es alle sehen und werdet es infolgedessen auch glauben. Bitte, tretet alle näher, daß ihr alle sehen könnt. Wir haben hier ein kleines Glas mit Wasser, das einer von euch soeben von der Quelle gebracht hat. Ihr seht, daß sich ein winziges Stückchen Eis in der Mitte des Wassers zu bilden beginnt. Ihr seht, wie es Partikel um Partikel zu sich heranzieht, bis das ganze Wasser im Glas gefroren ist. Was ist geschehen? Ich hielt die zentralen Atome des Wassers im Universum zurück, bis sie Form annahmen, oder, mit anderen Worten gesagt, ich machte ihre Schwingungen niedrigere, bis die Atome zu Eis wurden, und alle anderen Partikel bilden sich um sie herum, bis das ganze Glas zu Eis wurde. Man kann dies anwenden auf dieses kleine Glas, auf einen Eimer, einen Teich, einen See, das Meer, oder überhaupt das ganze Wasser auf der Erde. Was würde geschehen? Alles würde gefrieren, nicht wahr? Ihr fragt: durch welche Macht? Ich sage: durch die Anwendung eines vollkommenen Gesetzes. Aber in diesem Falle wozu? Zu welchem Zwecke? Zu keinem, da nichts Gutes damit erreicht wäre, noch daraus entstehen könnte. Hätte ich damit fortgefahren, entschlossen es bis zum Ende auszuführen, was würde geschehen? Die Reaktion würde sich einstellen. Bei wem? Bei mir selber. Ich kenne das Gesetz und weiß, daß, was ich ausdrücke, so sicher als ich es ausgedrückt, zu mir zurückkommt. Infolgedessen drücke ich nur Gutes aus, und das Gute kommt nur als Gutes zu mir zurück. Ihr könnt leicht einsehen, daß, wenn ich auf dem Gefrieren weiter bestanden hätte, die Kälte auf mich zurückgewirkt haben würde, lange ehe ich damit zu Ende gekommen wäre, und indem ich die Frucht meines Wunsches geerntet hätte, wäre ich selber zu Eis gefroren. Währenddem, wenn ich das Gute ausdrücke, ich in Ewigkeit die Ernte des Guten ausreifen lasse.
Mein Erscheinen heute abend in diesem Raum kann auf die gleiche Art erklärt werden. In dem kleinen Raum, wo ihr mich verlassen habt, hielt ich meinen Körper im Universellen fest, indem ich seine Schwingungen erhöhte, bis er ins Universelle zurückkehrte oder, wie wir uns ausdrücken, ihn zurücksenden in das Universelle, wo alle Substanz ihre Existenz hat. Dann, durch mein ICH BIN, mein Christusbewußtsein, halte ich meinen Körper mit einem Denken fest, bis seine Schwingungen vermindert sind und hier, gerade in diesem Raume, Form annehmen und ihr ihn erblicken könnt. Wo kann man da noch von irgendeinem Geheimnis reden? Wende ich nicht die Macht an oder das Gesetz, das mir vom Vater durch den geliebten Sohn gegeben worden ist? Und ist nicht dieser Sohn ihr und ich und die ganze Menschheit? Wo liegt darin ein Wunder? Es ist keines.
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6.Kapitel
Da wir eine beträchtliche Arbeit zu leisten hatten, ehe wir die Übersteigung der Himalajas unternehmen konnten, entschieden wir uns für dieses Dorf als passendsten Ort für unser Hauptquartier. Der Mann, den wir im Dorf zurückgelassen hatten, damit er Emil beobachtete, traf hier mit uns zusammen und teilte uns mit, er habe sich bis beinahe um vier Uhr mit Emil unterhalten an dem Tage, da dieser sich mit uns verabredet hatte. Dann habe Emil gesagt, er ginge nun, um mit uns, wie verabredet, zusammenzutreffen. Sein Körper wurde sogleich leblos und ruhte auf dem Armstuhl wie in tiefem Schlaf. Er verblieb in dieser Lage bis ungefähr sieben Uhr abends, dann wurde er immer undeutlicher und verschwand. Das war zu der Zeit am Abend, als Emil in dem kleinen Dorfe zu uns in die Loge trat.

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 Wir hatten uns eben zu Tisch gesetzt, als Emil und die vier andern ins Zimmer traten. Wir wußten nicht, wo sie herkamen. Sie erschienen alle zugleich in einer Zimmerecke, und zwar auf einer Seite, wo weder Türen noch Fenster sich befanden. Sie erschien dort ohne jedes Geräusch und Aufsehen und kamen ruhig näher zum Tisch, wo Emil die vier Freunde vorstellte. Dann setzten sie sich an den Tisch, als wenn sie vollkommen zu Hause wären. Ehe wir uns versahen, war die Tafel voll auserlesener Speisen, aber es war kein Fleisch dabei. Diese Leute essen kein Fleisch, so wenig wie irgend etwas anderes, was bewußtes Leben in sich hat.
 


Hier ein Foto vom Autor Baird Spalding

=>Vermutlicher Weg zum Tau-Kreuz-Tempel