Dafür zahlt diese Frau jeden Preis
Lachend zeigt sie ihre Füße:
„Gibt es etwas Schöneres als barfuß durch Pfützen zu
laufen und den Schlamm zwischen den Zehen zu spüren?“ philosophiert
Luzia Falkenberg über ihr Leben "unten ohne". Schuhe braucht sie schon
seit 20 Jahren nicht mehr. Sie genießt ihre Bodenhaftung, und auch
die Nachbarn im kleinen Eifelstädtchen haben sich längst an den
nicht alltäglichen Anblick gewöhnt.
Alles begann an einem Sommertag. Als Luzia mit ihrem Mann Michael zu
einem Ausflug ins Grüne startete, bekam das Paar Streit. "Um Ihn zu
ärgern, zog ich aus Trotz meine Schuhe aus. Er konnte das nicht leiden",
erinnert sich die AltenpfIegerin. "Doch ich wollte auch einmal bewußt
erleben, wie es sich anfühlt, wenn man mit nackten Füßen
durch die Welt geht. Es war wunderschön." Von diesem Moment an verzichtetet
Luzia Falkenberg immer öfter auf Sandalen und Stiefel, traute sich
sogar im Winter bei Eis und Schnee ohne Schuhe in den Supermarkt. "Das
Barfußlaufen wurde zu einer Offenbarung" schwärmt sie. Der Gatte
fand die neue Freiheit seiner Frau gar nicht lustig. "Er ist nirgendwo
mehr mit mir hingegangen. Und es kam, wie es kommen mußte: Michael
trennte sich von mir." Im Lauf der Jahre wuchs die Hornhaut unter den Fersen
und Ballen, machte Luzia unempfindlich gegen äußere EInflüsse.
"Da geht nichts durch", sagt sie und zeigt auf die Zehen. "Ich kann ohne
Schmerzen auf Glas, spitze Steine und glühende Zigaretten treten.“
Eine besondere Pflege brauchen ihre Füße nicht. "Ich wasche
sie ganz normal", erzählt Luzia und zählt die positiven Eigenschaften
ihres Daseins auf: „Früher hatte ich Senkfüße, jetzt nicht
mehr. Und auch gegen Erkältungen bin ich abgehärtet." Kurz vor
ihrem 50. Geburtstag startete sie noch einmal einen Schuh-Versuch, doch
der scheiterte nach drei Tagen kläglich: "Ich bin ständig gestolpert,
weil ich einfach kein Gefühl mehr für die Treter hatte."
Gegen schicke Pumps hat sie übrigens nichts. "Im Gegenteil", gibt
Luzia Falkenberg zu. "Ich schaue mir in Geschäften gern die neuesten
Kreationen an." Und auch die schmutzigen Schuhe ihres zweiten Ehemannes
Konrad bringt sie regelmäßig mit viel Liebe wieder auf Hochglanz.
Nie wieder Schuhe: 30 Paar landeten im Müll
Immer barfuß unterwegs: Luzia Falkenberg beim Einkauf in der
Bäckerei . An der außergewöhnlichen Leidenschaft zerbrach
ihre erste Ehe.
Artikel aus NEUE WELT
Wiederholung:
WDR, Donnerstag 07.11.2002, 13.30 Uhr
SFB, Montag 11.11.2002, 17.10 Uhr
Infos zum -Beitrag: "Leben auf nackten Füßen"
Luzia Falkenberg aus Heimbach in der Eifel ist eine ganz normale Frau -
mit
einer kleinen Besonderheit: sie trägt seit 16 Jahren keine Schuhe
mehr. Nicht
weil sie verrückt ist, sondern weil sie unglücklich war, aus
ihrem Leben
ausbrechen wollte - und aus ihrer Ehe: "das erste Mal, das ich die Schuhe
ausgezogen habe, war bei einem Familienausflug. Es hat Streit gegeben,
ich
hab meine Schuhe weggeschmissen und mein Mann hat furchtbar
geschimpft. Ich fand die Situation komisch und befreiend. Da hat es eigentlich
angefangen."
Luzia Falkenbergs Leben hat sich seitdem gewaltig verändert. Die 52-jährige
trennte sich von ihrem Mann und begann eine Ausbildung als Altenpflegerin.
Die Schuhe hat sie nicht wieder angezogen. Das Barfußlaufen hat Luzia
Falkenberg ein ganz neues Selbstbewusstsein und Körpergefühl
gegeben.
Dafür nimmt sie in Kauf, auf der Straße angestarrt und angesprochen
zu
werden. Manchmal wird sie auch in Restaurants nicht bedient oder von
Theaterbesuchen ausgeschlossen. Trotzdem hat Luzia Falkenberg
beschlossen, nie mehr in den Kreis der Beschuhten zurückzukehren.
Schließlich haben sich ihre Kollegen längst an ihre bloßen
Füße gewöhnt und
in der Familie wirkt ihre Leidenschaft sogar ansteckend. Der älteste
Sohn
läuft seit sechs Jahren barfuß und ihr jetziger Mann fühlt
schon mal zaghaft
vor - mit Sandalen und ohne Socken.
Überzeugte Barfußläufer gibt es nicht nur in der Eifel.
Weltweit gibt es eine
Fangemeinde, für die es Kult ist, so oft wie möglich Schuhe und
Socken
abzustreifen. Allein in den USA gibt es mehr als vierzig Vereinigungen,
die
das Barfußlaufen fördern. Auch in den deutschsprachigen Ländern
gibt es
einen festen Kern von Unten-Ohne-Sympathisanten. Stundenlang unterhalten
sie sich in eigens eingerichteten Internetforen über das nacktfüßige
Laufen
über den Weihnachtsmarkt oder die wohlige Wärme eines Eichenparketts.
WDR Frau-TV
Ein Leben unten ohne
Sie trägt keine Sandalen im Sommer, keine Stiefel im Winter
Luzia Falkenberg lebt seit 16 Jahren barfuß: Auch Kaugummis und
Glasscherben schrecken sie nicht ab.
Von BRUNI MAHLBERG-GRÄPER
HEIMBACH. "Ich glaub', die spinnt", haben die Heimbacher gesagt. "Die
Eifeler sind ja so direkt", beschreibt Konditormeister Jürgen Müller,
was die Menschen in der kleinen Stadt am Rursee über die neue Mitbürgerin
dachten, die vor acht Jahren in den Ort zog. Allerdings bezogen die Alteingesessenen
ihr unverblümtes Urteil nicht auf den Kopf; im Gegenteil, die Füße
waren es, die ihnen merkwürdig vorkamen. Luzia Falkenberg trägt
nämlich keine Schuhe, weder Sandalen im Sommer. noch Stiefel im Winter.
Selbst bei Frost setzt sie ihre Gliedmaßen der eisigen Kälte
aus. Weder Tretminen von Hunden noch Zigarettenstummel, weder Glasscherben
noch Kaugummis schrecken sie ab.
Ob im Urlaub oder zu Hause: Luzia Falkenbergs Füße bieten
immer Gesprächsstoff. Sie sind wahre Weltmeister darin, Kontakte
herzustellen. Und immer wieder wird dabei die eine Frage gestellt:
"Warum?"
"Ich habe mit den Schuhen angefangen, mein Leben zu ändern", erzählt
die quicklebendige 50-Jährige, die viel jünger wirkt. Und
dann rückt sie mit dem wahren Grund heraus: "Meinem ersten Mann
gefiel das Barfußlaufen nicht." Bei einem Ausflug vor 16 Jahren habe
sie zum ersten Mal bewusst das wunderbare Gefühl erlebt, ohne Strümpfe
und Schuhe über eine Wiese zu laufen. Von da an gönnte sie sich
den kleinen Genuss öfter, zuerst nur im Sommer und zu Hause, dann
auch mal im Auto, und schließlich wagte sie sich "unten ohne" in
den Supermarkt. "Da gab es richtige kleine Auffahrunfälle mit Einkaufswagen",
kichert sie. Allerdings bekam sie in manchen Läden Hausverbot: Geschäftsführer
fürchteten Regressansprüche, sollte sie sich unter ihrem Dach
verletzen.
Zu Hause gab es Zoff, aber Luzia Falkenberg fand Gefallen an der neuen
Freiheit. "Ich habe jung geheiratet, mit 16 Jahren, und vier
Kinder bekommen. Nach der Schule hatte ich nicht einmal Zeit für
eine Berufsausbildung. Ich hatte das Gefühl, etwas verpasst zu
haben." Das neue Leben nahm auf nackten Füßen seinen Lauf.
Die Hornhaut wuchs, und im gleichen Tempo fand Luzia Falkenberg "ihre Mitte
wieder". Entschlossen nahm sie eine Ausbildung als Altenpflegerin in Angriff.
"Nur beim Vorstellungsgespräch an der Schule bin ich mir untreu geworden
und habe vor der Tür Schuhe angezogen." Das war das einzige Mal, die
Schulzeit in Meckenheim-Merl absolvierte sie schuhlos, ein paar Auseinandersetzungen
mit der Schulleitung ertrug sie standhaft. "Da geht nichts durch", sagt
die Barfuß-Frau und zeigt die Sohlen vor, "weder Glas noch spitze
Steine." Zehenspitzen, Fersen, Ballen und Außenkanten der Füße
sind dunkel vom Schmutz und ein wenig grün vom Gras im Garten. Dazwischen
hebt sich weiß und zart die Höhlung des Mittelfußes ab.
"Früher hatte ich Senkfüße, jetzt nicht mehr", berichtet
sie und kommt darauf zu sprechen, dass Ärzte das Barfußlaufen
durchaus
empfehlen. "Als ich die ersten Tage ohne Schuhe unterwegs war, bin
ich abends todmüde ins Bett gefallen. Das kam daher, dass die Reize
unter den Fußsohlen wie eine permanente Reflexzonenmassage wirkten."
Gute Konstitution
Ehemann Konrad Lehner wundert sich über die gute Konstitution,
die seine Frau hat: "Sie ist fast nie erkältet." Das ruft insbesondere
bei Frauen ungläubiges Staunen hervor. "Ständig werde ich gefragt,
ob ich nicht Probleme mit der Blase oder mit den Eierstöcken hätte",
verrät Luzia Falkenberg. Wenn sie im Winter gut eingemummelt, aber
unten hüllenlos, auf dem Weihnachtsmarkt ein Gläschen Glühwein
trinke, seien ihre Füße auch nicht kälter als die um sie
herum stehenden Pelzstiefelträger. Eine besondere Pflege für
die Füße, die so viel leisten und ertragen müssen, hat
Luzia Falkenberg nicht. "Sie werden ganz normal gewaschen." Dann sind sie
sauber, wenn auch nicht ganz so rein wie bei Schuhträgern.
An ihrem Arbeitsplatz, einem Seniorenheim, kommt Luzia Falkenberg problemlos
zurecht. Ihr Chef akzeptiert die Barfuß-Pflegerin,
und die alten Leute lieben ihre unbekümmerte Art. Aber nicht immer
sind die Begegnungen mit den Mitmenschen so angenehm, "In einem Kaufhaus
in Düren folgte mir der Kaufhaus-Detektiv." Sie stand in dem Verdacht,
ohne Schuhe zu kommen, und klammheimlich mit Schuhen zu verschwinden.
Umgekehrt eilen in Boutiquen oft eifrige Verkäuferinnen hinter
ihr her, um sie an vermeintlich vergessenes Schuhwerk zu erinnern.
Amüsant wird es, wenn Luzia Falkenberg ihren Ehemann beim Schuhkauf
begleitet. Während der Herr teure Schuhe anprobiert, zeigt die Dame
ihre Hornhaut vor. "Das sind meine Schuhsohlen". Auf der Straße reichen
die Kommentare von "Nä, wat et für ärm Lück jitt!"
bis zum entrüsteten "Unmöööglich!" In der Türkei
ereiferten sich verschleierte Frauen im Basar über die entblößten
Füße, und beim Bergwandern in Meran waren die Mitläufer
in stämmigen Stiefeln entsetzt, dass Luzia barfuß die Schnellste
war.
Während in der Natur Freiheit herrscht, pochte der Türsteher
einer Diskothek in Zülpich auf die Kleiderordnung. Erst als der
Geschäftsführer überzeugt wurde, dass Luzia Falkenberg
glühende Zigaretten mit bloßer Fußsohle austreten kann,
durfte sie auch
barfuß tanzen. "Die Zigaretten - Nummer zieht immer", resümiert
sie.
Grundsätzlich hat Luzia Falkenberg nichts gegen Schuhe. Im Gegenteil:
"Ich mache anderen Frauen oft Komplimente für ihre schönen Schuhe."
Vor zwei Jahren wollte sie ihren eigenen, alten noch eine Chance geben.
Drei Tage lang hielt sie durch, dann mussten die Treter wieder verschwinden:
"Ich hatte kein Gefühl beim Gehen und bin gestolpert."
[Rheinische Post, 07. 08. 2001]
Luzia Falkenberg-Lehner läuft seit 16 Jahren nur noch barfuß
Auf nackten Füßen durch das Leben
Heimbach. Einige hundert Kilometer weiter südlich würde sie
im Stadtbild gar nicht auffallen. Hier in der Eifel aber, besser gesagt
in Heimbach, erregt sie permanent Aufsehen. Luzia Falkenberg-Lehner, 1950
in Zülpich geboren und seit acht Jahren in Heimbach ansässig,
trägt seit 16 Jahren weder Strümpf' noch Schuh. Was das bedeutet,
kann sich kein verweichlichter Mitteleuropäer ausmalen. Für Luzia
Falkenberg, der ausgebildeten Altenpflegerin, nur eine Frage der Gewohnheit.
Erste Gefühle des Wohlbefindens stellten sich bei ihr ein, als sie
im Alter von 34 Jahren barfuß über eine Wiese lief. Was zunächst
im Sommer begann, probierte Luzia dann auch im Winter bei Kälte, Eis
und Schnee aus.
Die zunehmend dicker werdende Hornhaut unter Fersen und Ballen machten
ihre Füße weitgehend unempfindlich gegen äußere
Einflüsse. Zu diesen zählt nicht nur die Witterung, sondern
es macht der Altenpflegerin auch nichts aus, auf spitze Steine, Glas, oder
noch glühende Zigarettenkippen zu treten. Doch auch weichere Untergründe,
wie zum Beispiel die Hinterlassenschaft von Hunden und Pferden oder ätzende
Quallen am Nordseestrand, können Luzia Falkenberg nicht erschüttern.
Hinein in die Pfütze
Selbst auf einem Zweitausender in den Tiroler Bergen steht sie - barfuß
- ihren Mann. Wenn nach starken Regenfällen große Pfützen
auf dem Gehweg stehen und der "normale" Fußgänger einen Bogen
darum macht, stapft Luzia Falkenberg beinahe genüsslich hindurch.
Da hätte Sebastian Kneipp seine helle Freude gehabt. Es sind
beileibe keine finanziellen Gründe, die das strumpf- und schuhlose
Leben der Heimbacherin erklären. Sondern mehr ein Gefühl der
Freiheit und des Wohlbefindens.
Die Zülpicherin versteht den Rummel nicht, der plötzlich
um ihre Person gemacht wird. Es fing schon am 26. Juli an, als sie auf
dem Heimbacher Standesamt zum zweiten Mal heiratete, barfuß natürlich.
Ein Kamerateam des WDR (Aktuelle Stunde) war erschienen, musste jedoch
bei Bürgermeister Pütz die Drehgenehmigung einholen. Ehemann,
Konrad Lehner ( 46), von Beruf Elektroingenieur, bringt da ein gerüttelt
Maß an Toleranz mit in die Ehe. "Es nervt mich aber schon, wenn ich
auf hundert Meter zehn Mal angesprochen werde", erzürnt sich Luzia
Falkenberg-Lehner und bekennt, dass sie mit ihrem Mann sogar Walzer tanzen
kann - auf nackten Füßen. "Andere Männer haben da Hemmungen
von wegen auf die Füße treten und so", lächelt die Frischvermählte.
Sohn macht es nach
Auch die Wissenschaft beginnt sich für die Fußsohlen der
Heimbacherin zu interessieren. Sie bekam kürzlich einen Anruf aus
der
Ruhruniversität Bochum von einem Professor der Orthopädie
und wird wohl bald dorthin eingeladen. Was sie besonders freut ist die
Tatsache, dass eines ihrer insgesamt vier Kinder, Sohn Sebastian, 26
Jahre alt und ledig, seit sechs Jahren ebenfalls barfuß durchs Leben
geht. Dass die Sache mit den nackten Füßen endgültig
ist, beweist Luzia Falkenberg-Lehner damit, dass sie jetzt einen Sack alter
Schuhe (leicht verschimmelt) entsorgt hat. "Ich brauche keinen Schuster,
ich brauche einen Hufschmied", lautet ihr Credo, und sie weist dabei auf
die enorme Härte ihrer Fersen, Fußballen und des Außenrists
hin.
[Aachener Nachrichten, 15. 08. 2001]
Fernsehbeitrag aus "brisant" (ZDF) über Luzia Falkenberg
In der Anmoderation lässt sich der Moderator über Probleme
beim Kauf der richtigen Schuhe aus, um dann dazu zu kommen, dass
"Luzia Falkenberg keine Schuhe [trage], und das seit 16 Jahren".
"Alleine das Hinschauen tut weh" - sagt der Sprecher, als der Film
beginnt - "doch Luzia Falkenberg kennt keinen Schmerz. Seit 16 Jahren bestreitet
sie ihr Leben barfuß, mittlerweile sind ihre Füße auf
jedem Terrain sicher und auch die Fußästhetik kommt nicht zu
kurz". Als Bilder gibt es dazu zunächst eine Szene, in der sie mit
dem Ballen des Linken Fußes eine Zigarettenkippe austritt, dann das
Ersteigen eines Naturpfades und schließlich das Lackieren der Zehennägel
zu sehen.
"Es war ein Zwangabstreifen! - sagt sie - "ich habe eigentlich viele
Zwänge verspürt und konnte die nicht abstreifen und habe bei
den Schuhen angefangen." Zu den Klängen von "Barfuß im Regen"
begleitet die Kamera sie über einen nassen Zebrastreifen und den Fußweg
zu ihrem Arbeitsplatz in einem Seniorenheim.
Nach der Wiedergabe einiger uns durchaus vertrauter Sprüche der
Wie-kann-man-nur - Kategorie (nach ihrer Beobachtung
vorzugsweise von Frauen geäußert) und der zutreffenden Feststellung
des Sprechers, dass es ja auch "eigentlich gar keinem weh
[tue], dass Frau Falkenberg das Geld für die Schuhe spart", geben
im Supermarkt zwei Damen und ein Herr zum Protokoll der
Fernsehkamera, dass sie überhaupt oder jedenfalls hier nicht barfuß
laufen würden.
"Im Winter läuft sie natürlich auch barfuß", erklärt
der Sprecher, während die Kamera sie beim Aufstieg über eine
feuchte Treppe
beobachtet. Im Interview, die Kamera hält mal aufs Gesicht statt
auf die Füße, erzählt sie - fast beglückt erscheinend
- davon, wie sie vor drei Jahren die letzten Schuhe entsorgt habe : "Hoch,
schön, die waren alle verschimmelt, die waren alle in so’ nem Plastiksack,
es war [betont] Spitze. Ich weiß jetzt, ich werde keine Schuhe mehr
brauchen."
Zum Schlussbild werden noch einmal die bloßen Füße
auf den Couchtisch gelegt und von der Kamera draufgehalten - dann sind
2:30 min und der Film über die Barfüßerin vorbei.
Geh-Genuss: Seit 16 Jahren barfuß durchs
Leben
Von Elke Silberer, dpa
Heimbach/Rheinland (dpa) - Luzia Falkenberg ist keinesfalls «abgedreht»
- auch wenn es viele denken oder sagen.
Vielleicht hat die Altenpflegerin und Mutter von vier Kindern, die
seit 16 Jahren weder Schuhe noch Strümpfe trägt, sogar mehr
«Bodenhaftung» als manch anderer Zeitgenosse: «Gibt
es etwas Schöneres, als barfuß durch Pfützen zu gehen und
den Schlamm
zwischen den Zehen zu spüren?», fragt die zierliche Frau
aus dem Eifelstädtchen Heimbach bei Aachen.
«Vor drei Jahren habe ich gedacht: Du gehst jetzt auf die 50
zu. Du müsstest mal wieder Schuhe anziehen», erzählt die
überzeugte Barfußläuferin. «Ich bin Treppen hochgefallen,
über jeden Bordstein gestolpert, ich konnte in Schuhen überhaupt
nicht mehr laufen.»
Dann war das Thema endgültig erledigt: Sie warf ihre 30 Paar Schuhe
weg, die sie bis dahin noch aufgehoben hatte.
Luzia Falkenberg erzählt von dem Tag im Sommer 1985. Sie hatte
Streit mit ihrem Mann. Als sie zu einem Ausflug ins Grüne
starteten, zog sie ihre Schuhe aus. «Ich wusste, dass ihn das
ärgern würde», bekennt sie freimütig. Dieser Entschluss
wurde für sie zur Offenbarung: «Es war ein wunderschönes
Gefühl, barfuß zu gehen», schwärmt sie.
Den Respekt vor den eisigen Wintertagen in der Eifel hat sie mittlerweile
langst verloren. Mit langem Rock und dicker Jacke stapft sie barfuß
durch den Schnee und genießt selbst lange Spaziergänge durch
die Winterlandschaft: «Der Schnee ist an der Oberfläche etwas
hart. Aber wenn man dann hineintritt, wird er weich und warm», beschreibt
sie ihr Wohlgefühl.
Sicher hat sie an kalten Tagen auch kalte Füße, «aber
die haben andere Frauen mit Schuhen und dicken Strümpfen auch».
Das
Barfußgehen hat ihre Sinne geschärft. Sie spürt, wenn
der Boden besonders trocken ist, oder sich der erste Tau über die
Wiesen legt. Der Blick für «Hindernisse» auf dem Weg hat
ihre Wahrnehmung geschult: Nie würde sie sich an einem Nagel verletzen
oder auf nassen, glitschigen Steinen ausrutschen, versichert sie.
Probleme mit ihren nackten Füßen haben nur die anderen.
«Mein erster Mann ist nirgends mehr mit mir hingegangen», erinnert
sich Luzia Falkenberg. Auch ihre Mutter habe die nackten Füße
der Tochter nicht akzeptiert. Fürs offizielle Familienfoto zur Goldenen
Hochzeit musste sie Schuhe anziehen. In ihrem Wohnort haben sich die Menschen
zwar an ihren Anblick gewöhnt. Aber in manchen Gesichtern liest sie,
was vor allem Frauen von ihr halten.
«Männer sind da viel toleranter», meint sie. Dass
bis auf ihren Mann kein anderes männliches Wesen mehr mit ihr tanzen
möchte,
interpretiert sie als reine Vorsorge vor möglichen für sie
schmerzhaften Fehltritten. Sie selbst betreibt mit munteren «Warnfarben»
auf ihren Zehnägeln Selbstschutz. Wohlwollen schenken ihr die alten
Menschen, denen die Altenpflegerin täglich begegnet. Die machen ihr
allerdings auch bewusst, dass man im Alter die Fähigkeit verlieren
kann, den eigenen Willen zu äußern. «Ich habe meinen Kindern
gesagt: Wenn ich mal ins Heim komme, dann sagt den Pflegern, dass ich keine
Pantoffeln haben will.»
[Salzgitter-Zeitung (und viele andere), 29. 11. 2001]
Hier gehts zur =>GODO-Gangart, die man beim
Barfußgehen anwenden sollte.
=>Forum Hobby? Barfuß!
für weitere Fragen und Informationen zum Barfußlaufen