Nach dem =>Buch Godo - Mit dem Herzen gehen von Dr.Peter Greb:
 
 

GODO

Ich probiere jetzt diese neue Gangart aus. Man teste:
Man hält sich die Ohren zu und geht ein paar Schritte seinen normalen Gang. Man hört: Tock - Tock - Tock
Jetzt geht man GODO: Man setzt mit dem vorderen Fuß, NICHT zuerst mit der Ferse auf, sondern zuerst mit dem Fußballen. Man tastet sich sozusagen nach vorne, man schreitet, man fühlt nach vorne, man schleicht. Es ist als ob man rückwärts die Treppe hinuntergeht. Dann erst senkt man vorsichtig die Ferse zum Erdboden ab. Jetzt hört man kein Tock - Tock - Tock mehr.
Es ist ein liebevoller Umgang mit der Erde, wenn man so behutsam und achtsam den Fuß leise auf sie absenkt anstatt rüpelhaft auf ihr herumzutrampeln.
Dr.Peter Greb hat eine eigene Homepage dazu: www.godo-vision.de
Aber man muß Zeit mitbringen wegen der vielen Flash-Grafiken. Ich habe hier eine Kurz-Demo daraus gemacht:

Noch schönere, klarere Bilder dazu hat =>Johannes Brandl auf seiner Seite  (Klicke links auf "Ballengang" bzw. "Fersengang") ins Netz gestellt. Er ist Barfußläufer und kam von ganz alleine auf diese Gangart.

Peter Greb hat 25 Jahre die Gangart des Menschen untersucht und ihm sind einige Dinge aufgefallen, die mehr für diese GODO-Gangart sprechen als unsere übliche Gangart über die Ferse:

Der Koha-Verlag bietet noch =>weitere Informationen und Seminare zur GODO-Gangart an. Peter Greb gibt Seminare überwiegend im süddeutschen Raum. Hier seine Email-Adresse: petergreb@godo-vision.de

In Deutschland gibt es drei Barfußpfade, auf denen man wieder auf ursprüngliche Weise Boden unter die Füße bekommen kann. Die Parcours sind bis zu 3,5 km lang und frei von scharfen Kanten, Dornen und Glassplittern. Sie befinden sich in Bad Endbach (Tel.02776-80113), Bad Sobernheim (Tel. 06751-81241) und in Dornstetten (Tel.07443-962030).

Erfahrungsbericht 26.06.2002:
Seit ungefähr zwei Wochen gehen Karin und ich nach Anleitung aus dem Buch GODO. Wir laufen IMMER mit Badeschlappen mit einer weichen Gummisohle herum. Die Badeschlappen werden gehalten mittels einer Schlaufe zwischen dem großen und dem zweiten Zeh.(Ich habe vor, mich mit der Zeit auf Barfußlaufen umzustellen) Ich habe jetzt seit einigen Tagen so etwas wie Muskelkater im Fußballen und in der Sohle wie auch in der Wade. Alles spannt. Es kommt mir vor als ob ich Muskelaufbautrainung machen würde. Alles im Fuß ist dick durchblutet und die Haut prall vor inneren Lebenssäften. Am Anfang war es so, daß ich nach längerem Sitzen wieder die ersten Schritte in den Hackengang verfiel, hörte dann aber sofort wieder das harte Klopfen im Gehirn und wechselte dann schon nach 3 Schritten wieder zum Ballengang. Schwierigkeiten den Ballengang beizubehalten habe ich immer dann, wenn ich schwere Einkaufstüten oder Kisten schleppe. Dann neige ich dazu wieder mit der Hacke aufzusetzen, weil es sonst so anstrengt. Ist es vielleicht für den Menschen unnormal größere Gewichte zu schleppen?

Es ist bei Karin und mir eine Frage aufgetaucht:
Wenn man joggt, setzt man normalerweise mit der Ferse zuerst auf und rollt dann über Sohle und Ballen ab: Hackengang. Beim Spurten wiederum ist man wieder beim Ballengang. Joggen im Ballengang ist über lange Distanz nicht möglich, ohne daß man schlapp macht. Ist Joggen eine Bewegungsart, die für den Menschen nicht vorgesehen ist? Sollte der Mensch vielleicht alles in Ruhe machen und erreichen wollen (kein Rennen/Laufen zur Zeitersparnis)?

Antwort dazu von Frank:

Zum Thema Joggen kann ich nur sagen, daß ich nicht mit der Ferse zuerst
aufsetze, sondern mit dem Ballen und das geht auch über eine Strecke von 10
km ( meine Laufstrecke!)ohne Ermüdungserscheinungen - bei mir zumindest.


Antwort dazu von Alexander:

Den Schuhen sei Dank haben wir ja das auch verlernt. Und da wir ja allzu gerne
den Weg des geringsten Widerstandes einschlagen, bedeutet das beim Joggen eben:
Plump mit der Ferse aufknallen und dann über den Vorderfuß abrollen. Schon seit
einiger Zeit wittert die Sportschuhindustrie Geschäfte und bietet immer neue
Dämpfungssysteme an, welche das Gelenk- und Knochensystem entlasten. Ist zwar
gut gemeint, aber wie bei jedem (faulen) Kompromiß, den wir im Tausch
Natürliches Leben gegen den "Fortschritt" im Laufe unserer Entwicklung
eingegangen sind, wird auch dies unvorhersehbare Folgen haben, die wir wiederum
dank unseres hervoragenden "gesunden Menschenverstandes" mit einer neuen Krücke
zu kaschieren wissen werden (wie wir es seit ein paar 1000 Jahren machen).

Es gibt aber auch Lichtblicke: Laut Herbert Steffny (13-facher Deutscher
Meister 10.000 Meter, 25 Kilometer, Marathon, Berg- und Crosslauf) laufen immer
mehr (leichtgewichtige) afrikanische Weltklasse-Athleten auch längere Distanzen
auf den Ballen. Und in seinem Buch "Perfektes Lauftraining"  empfiehlt er
zumindest den harten, absolut unnatürlichen Fersenlauf durch einen Kompromiß,
dem Laufen auf dem Mittelfuß, zu ersetzen. Das genannte Buch verfasste
Herbert Steffny in Zusammenarbeit mit Ulrich Pramann (Redakteur, Reporter u.
Autor, Herausgeber von "Fit For Fun")

Auch Dr. Strunz (Gastroenterologe und Kernphysiker, durch seine hervorragenden
Qualitäten als ein das Publikum begeisternder Top-Referent in letzter Zeit immer
mehr bekannt werdender "Fitness-Papst", der als langjähriger Nichtsportler mit
45 Jahren zu laufen anfing und seitdem mehrmals erfolgreich den Ironman
absolviert hat - Hawaiianischer Extrem-Triathlon) schwört auf das Laufen auf den
Ballen.

Schauen wir uns doch auch bei Naturvölkern ein bißchen um: Die barfüßigen,
lächelnden, gutgelaunten Typen laufen stundenlang locker auf den Ballen, ohne
sich dabei zu verausgaben - liegt auch womöglich daran, dass diese nicht
Übergewichtig sind, weil sie sich von klein auf natürlich ernährt haben und dazu
das richtige Laufen nicht verlernt haben wie wir.

Es ist also durchaus möglich, über lange Distanzen alleine auf den Ballen zu
Laufen. Durch unsere Vorbelastung fällt es zwar schwer, aber es ist möglich, es
wieder zu erlernen.
Wenn Joggen eine Sportart ist, bei der man keuchend, schwitzend und nach Luft
ringend möglichst schnell seine Runden läuft, dann möchte ich absolut
zustimmen, dass diese Sportart nicht für den Menschen vorgesehen und geeignet
ist - obwohl einem viele solcher Menschen begegnen.
Bedeutet Joggen hingegen einen leichtfüßigen Lauf auf den Ballen, der ohne
Atemstreß und mit einem Lächeln auf den Lippen ausgeführt wird, noch dazu in
einer gesunden, natürlichen Umgebung, dann ist dies für den Menschen nicht nur
absolut geeignet, sonder aufgrund der Tatsache, dass die Hälfte unseres Körpers
aus Beinen besteht unbedingt empfehlenswert und einer guten Gesundheit absolut
förderlich.

Vorwort des Buches:
Vorwort von Fredrik Vahle
 

Vom Gehen

Eine etwas seltsame Begegnung: Da stand ein langer Mensch mit einem langen Bart und redete von den Wasseraffen und von seiner eigenen großen Entdeckung der verlorengegangenen natürlichen Gangart des Menschen, die es neu zu entdecken gelte und die er »GODO« nannte. Nein, was er lebhaft verkündete, hatte keineswegs einen langen Bart. Das kam frisch daher, und vor allen Dingen, es hatte Hand und Fuß. Besonders Fuß, es war, nachdem er die zu eng gewordene Praxis des Schulmediziners verlassen hatte, seine eigene Lebenspraxis geworden. Und das machte mich hellhörig.
Außerdem hatte ich mich schon selbst mit dem Phänomen »Gehen« befasst, und so brauchte Peter Greb noch nicht einmal offene Türen bei mir einzurennen. Er konnte durch sie hindurchschreiten. Ich merkte aber auch schnell, dass nach der ersten euphorischen Einsichtsseligkeit ganze Berge von eingefleischten Konditionierungen sichtbar wurden, angesichts derer mir der Rückschritt in gewohnte und vertraute Gangarten verlockend und scheinbar naturgemäß erschien.

Dabei hatte meine Aufmerksamkeit für das Gehen schon eine etwas längere Geschichte. Das fing u.a. an
mit meinem Habilitationsvortrag zum Thema »Sprachliche Kreativität«. Darin hatte ich mich mit der Bedeutung des Gehens für die Entstehung von Poesie beschäftigt. Hatte doch z. B. eine Autorin geäußert: Meine Gedichte entstehen im Gehen. Mit den Füßen auf der Erde und mit den Wörtern im Kopf. Daraus ein Rhythmus und schließlich die sprachliche Form. Oder ein anderer: Ich denke liegend, komponiere im Gehen, schreibe stehend und schreibe sitzend ab. Eine Äußerung von Federico Garcia Lorca kam mir in den Sinn:
»Die einen dichten, während sie ihrer Wege wandeln, die anderen dichten am Schreibtisch und betrachten dabei die Wege durch verbleite Fensterscheiben.« - Und von hier ist es nur ein kleiner Schritt zu einem gerade heute wieder bedeutsam gewordenen Gedanken von Nietzsche: »So wenig als möglich sitzen, keinem Gedanken Glauben schenken, der nicht im Freien geboren ist und bei freier Bewegung, in dem nicht nur die Muskeln ein Fest feiern. Alle Vorurteile kommen aus den Eingeweiden. Das Sitzfleisch ist die Hauptsünde gegen den Heiligen Geist.«

Aus dieser Perspektive lässt sich auch die Geschichte der Philosophie mit anderen Augen sehen. Waren nicht die zentralen Gedanken der frühen griechischen Philosophie im Gehen bzw. in den Wandelhallen und -gängen entstanden? Gab es dann auch Perioden, in denen sich die Philosophie auf den Hintern setzte und die Welt durch verbleite Fensterscheiben betrachtete, z.B. die Scholastik? - Und dann lässt sich auch ein Blick auf die Religionsgeschichte werfen. Wurden die großen religiösen Entwürfe eines Buddha und eines Jesus nicht im Gehen konzipiert, als beide Wanderprediger waren und durch die Lande zogen bzw. auf dieser Erde wandelten? Ist das die Bewegung der Verwandlung? Freilich wurde das Leben Jesu dem Vernehmen nach frühzeitig beendet, und Buddha machte sich als Abt eines Klosters sesshaft. Merkt man das seinen Lehrreden verschiedentlich an? Und doch ist er das große Vorbild, bezeichnenderweise so vieler Meditierender, geblieben.
Ich selber hatte mit der Sitzmeditation so meine Schwierigkeiten: Schmerzen in den Beinen und stets wandernde Gedanken. Da wurde ich vor einigen Jahren auf die Gehmeditation aufmerksam gemacht: »Um Frieden jedoch finden zu können, musst du dir jeden deiner Schritte bewusst sein. Dein Schritt ist deine wichtigste Aktivität. Er entscheidet alles.« Und das sagt der buddhistische Lehrer Thich Nhat Hanh. Und das heißt doch auch, dass sich die Art meines Gehens auch auf meine Mitwelt auswirkt: Manchmal denke ich, dass unsere Art zu gehen, zu stehen, zu sitzen und die Dinge zu betrachten, Auswirkungen hat auf die Tier- und Pflanzenwelt. Wieviele Tier- und Pflanzenarten sind schon ausgestorben durch die Schäden, die wir unserem Lebensraum zugefügt haben.

Das Leben des achtsamen Gehens war für mich ein neuer Zugang zur Meditation, eingedenk jener Ahnung, dass meine Ahnen eher von langbeinigen wandernden Jägern und Hirten abstammten, die alle doch etwas Schwierigkeiten mit dem Lotussitz hatten, ihn allerhöchstens als Schneidersitz kannten. Andererseits rückte für mich mit dem achtsamen Gehen auch die motorisch-psychische Seite des Gehens mehr in den Vordergrund: Wenn das Kind zum Gehen herangereift ist, kommt mit der Körperbewegung auch die Geistesbewegung, die Sprache. Um Gedankengänge zu denken, müssen wir zuerst das Gehen lernen. Und das Gehen wiederum erfordert gedankliche Impulse. Ein Wechselprozess also. Wir gehen mit den Beinen und denken - mit dem Kopf - das lässt sich in diesem Kontext auch umkehren: Wir gehen mit unserem Kopf. Das chinesische Schriftzeichen für »Mensch« symbolisiert einen Gehenden.
Können wir heute noch achtsam gehen, oder müssen wir immer nur vorwärts kommen? Mit Energie und einem gewissen Trotz, so wie wir es eben gewohnt sind
- und das zwingt uns in den Fersengang hinein bzw. lässt ihn als einzige Alternative erscheinen. Vielleicht stammt diese Gangart, die selbst bei den sogenannten »Naturvölkern« anzutreffen ist, von der ersten Landnahme des Menschen in der neolithischen Revolution her, als der Mensch Land als sein Eigentum nahm, prüfte, abschritt und es schließlich kannte. Wozu sollte er es denn noch wie der vorsichtig schleichende Jäger erspüren und erfühlen? Eigentum kennt man, und es braucht nicht immer wieder kennengelernt zu werden. Wohin das führt, wissen wir. Die Gegenbewegung dazu ist die alltägliche Achtsamkeit. Aber selbst Hugo Kükelhaus, der mit seinen Fußerlebnispfaden und seinen Gedanken über die schlimme Vernachlässigung des Fußes die Grenzen des Gewohnten in Richtung Verlebendigung unserer Organe und Sinne überschritten hatte, geht davon aus, dass »Gehen ein ständig aufgefangener Fall ist«. Das klingt nach Fersengängerperspektiven. Dabei kann absichtsloses, achtsames Gehen durchaus in die eigene Mitte führen, kann man in dieser Weise auf sich selbst eingehen. Und das ergibt ein eher fließendes Gleichgewicht. Deutlich spürte ich dieses fließende Gleichgewicht, als ich einige Vorübungen zum Gehen nach der Feldenkraismethode praktizierte. Und es ließ sich zudem feststellen, dass ein solches bewegliches Gehen eine der Urformen des Tanzes darstellt.- Ein wunderbares Erlebnis; Und so wie man bei allen Formen des Dynamischen, beim Rückwärtsgehen, Über-setzen, Steigen, Schleichen, mit den Füßen tastend in den Ballengang geht bzw. übergehen muss, war es auch hier. Der Ballengang erschien als natürliche Fortbewegungsart. Und hierauf bezieht sich die große Entdeckung von Peter Greb, die doch eigentlich etwas Selbstverständliches artikuliert. Aber weder Kükelhaus noch Feldenkrais und selbst die meisten Formen der Gehmeditation samt der unterschiedlichen Arten des Gehens im Tai Ji konnten an diesen Punkt gelangen. Und das ist gerade aufgrund ihrer Ansprüche, Beweglichkeit des ganzen Menschen zu erfassen, erstaunlich. Vielleicht ist die Zeit dafür gerade auch in all den genannten Bereichen jetzt reif geworden!

Der Fersengang ist also uralt und inzwischen auf der ganzen Erde verbreitet. Eben auch bei den Naturvölkern hat er Einzug gehalten, obwohl in der Praxis von Jägern und Sammlern, in Tanzritualen und in anderen Tanzformen, der Eurhythmie z. B., der fühlsame Ballengang weiterlebt. Aufgrund seiner Verbreitung und seines Alters erscheint der Fersengang den meisten Menschen als die einzige vernünftige Gangart. Aber vielleicht verhält es sich damit ähnlich wie mit dem Kochen, der die Molekularstruktur unserer Nahrungsmittel radikal verändernden Hitzebehandlung. Etwas, was wir seit Jahrtausenden als etwas ganz Natürliches empfinden, ist es vielleicht doch nicht so ganz. Die Büchse der Pandora, der ersten kochenden Hausfrau in der griechischen Sage, spricht eine deutliche Sprache. Inzwischen haben die lebenslangen Untersuchungen und Experimente von Jean Claude Burger auch den wissenschaftlichen Beweis gebracht, dass es sich mit rohköstlichen, naturbelassenen Lebensmitteln sehr gut und sinnvoll leben lässt. Nur, -was sollen die anderen dazu sagen, die in ihrem Leben andere Schwerpunkte gesetzt haben bzw. auch setzen mussten. Achtsames Essen und achtsames Gehen allein sind noch keine Eintrittskarte ins Paradies, und noch nicht einmal in ein im Ganzen sinnvolles Leben. Jeder hat da auf seinem Weg andere Erlebnisse und Ansatzpunkte - sei es im Bereich von Meditation, Tai Ji, Yoga, Sport, Literatur, Kunst, Religion... was auch immer dem Menschen auf den Weg zu sich selbst bzw. zu Gott verhilft. Und trotzdem stellen unsere Nahrungsaufnahme bzw. eine menschliche Elementarbewegung wie das Gehen Bereiche dar, die für uns im ganz allgemeinen Sinne als Menschen von zentraler Bedeutung sind. Wie leicht - von unserer Einsicht her - und wie schwer solche ersten Schritte werden können, wenn die soziale Mitwelt den Zeigefinger (noch nicht einmal den Knüppel) der Gewohnheit erhebt, das weiß jeder, der einmal eine andere Ernährungs- bzw. Gangart praktiziert hat.

Gerade angesichts dieser Probleme, aber auch der Großartigkeit seiner Entdeckung sind die nachfolgenden Überlegungen von Peter Greb so wichtig. Sie wollen Mut machen und nicht überreden. Sie zeigen einen Weg, den man im buchstäblichen Sinne der Worte mit den eigenen Füßen gehen kann. Das kann Aufrichtung, Freude und Freisein bedeuten, und so etwas überträgt sich auf die Mitwelt. - Der buddhistische Lehrer Thich Nhat Hanh berichtete, dass ihn europäische Hunde ankläffen, als er achtsam und langsam ging. Ich selber habe im Wald beim langsamen, achtsamen Gehen beobachtet, dass Füchse und Hasen mich ganz nah herankommen ließen, mich anschauten und friedlich ihrer Wege gingen. So, als sei ich ein Mitwesen und kein potentiell gefährlicher Mensch. Als der Mensch sich zum ersten Mal auf ein Pferd setzte, um nicht selber laufen zu müssen, hatte er Schwierigkeiten, oben zu bleiben. Als die ersten Pferdestärken von einem Automotor erbracht wurden, musste ein Diener mit weißer Fahne vorweg laufen, um die Fußgänger zu warnen. Die ersten Radfahrer wurden ausgelacht. Inzwischen hat der Mensch Fortbewegungsmittel erfunden, mit denen er schneller ist als der Schall. Und es lockt ihn, mit Lichtgeschwindigkeit ins Weltall zu fliegen. Die eigenen Füße blieben auf der Strecke und der Mensch hat Schwierigkeiten, sich selbst zu ver-stehen. Ist also die Besinnung auf so etwas Elementares wie das einfache Gehen ein Rückschritt? Oder hat der Mensch durch die praktische Aufmerksamkeit für diese Bewegungsart wieder eine Möglichkeit, auf sich selbst einzugehen? Insbesondere für Männer ist diese Art eines neuen bzw. sehr, sehr alten Gehens ein fühlsamer und zugleich spielerischer Weg, um aus der Rauhbeinigkeit herauszukommen.

Vielleicht können wir wirklich und immer wieder mit sehr einfachen Dingen beginnen. Mit der Art, wie wir unsere Sinne gebrauchen, wie wir liegen, sitzen, stehen und... gehen. Dass so etwas geht, trotz aller Schwierigkeiten, ist für mich eine wunderbare Erfahrung. Und vielleicht können wir dann auf die Frage:
Wie geht's? wirklich mit Worten antworten, die von fröhlichen Füßen und einem offenen Herzen inspiriert sind: Es geht gut. Und wie!

In diesem Sinne wünsche ich dieser Schrift von Peter Greb ein gutes Ankommen in den Köpfen, Herzen und... Füßen möglichst vieler Menschen.

Fredrik Vahle ist Soziolinguistin, Dozent an der Universität Geiseln:
Schwerpunkt Sprache und Bewegung und Kinderlieder


Hier die Aussagen aus   => Krankheit als Sprache der Seele von Rüdiger Dahlke:

S.379ff
XIV Die Füße

Am weitesten vom Kopf entfernt, findet sich als Menschlichstes an unserem Körper das Fußgewölbe. Während wir alle übrigen Strukturen und Organe einschließlich des Gehirns mit anderen Geschöpfen teilen, ist unser Fußgewölbe einmaliger Garant unserer Aufrichtigkeit - und bekommt dafür wenig Zuwendung und Anerkennung. Die Art, wie wir mit unseren Füßen umgehen, verrät unseren Lebensstil. Während wir die längste Zeit unserer Entwicklungsgeschichte direkten Hautkontakt zur Erde hatten, vermeiden wir diesen seit einigen Jahrhunderten. Barfußgehen spielt auch in der individuellen Lebensgeschichte nur noch zu Anfang eine kurze Rolle. Die spätere Tendenz, Schuhe mit Absatz zu tragen, zeigt die unbewußte Absicht, uns soweit wie möglich von Mutter Erde zu distanzieren. In Stöckelschuhen nehmen Frauen einiges auf sich, um ihre Achillesferse aus der Gefahrenzone (der Schlange) zu bringen. Distanz zur Erde wirkt zudem elegant, der Verlust der Bodenständigkeit wird dafür gern in Kauf genommen.
Die Einzwängung der Füße in extrem enge Schuhe bis hin zur altchinesischen (Un)Sitte, die Füße mittels harter Bandagen am Wachstum zu hindern, wirft ein bezeichnendes Licht auf das Martyrium unserer »Wurzeln«. Bis heute gibt es diese Vorliebe für kleine Füße, weshalb nicht selten zu kleine Schuhe zum Zwangseinsatz kommen. Die absichtliche Verstümmelung der Wurzeln im alten China und bei uns kontrastiert zu der Vorliebe, im übertragenen Sinne gern auf großem Fuße zu leben. Hinter dieser Redensart steckt die Erfahrung, daß starke Wurzeln die Grundlage eines erfolgreichen Lebens sind. Mit gut entwickelten Wurzeln kann man sich einiges leisten. Sperrt man sie dagegen in zu enge Gefängnisse, muß man das auf höheren Ebenen bezahlen.
Nach dem Gesetz »Wie oben so unten« ist auf den Fußsohlen nochmals der ganze Körper in Form von Reflexzonen abgebildet, wobei die Zonen des Kopfes im Bereich der Zehen zu liegen kommen. Es ist anzunehmen, daß die Marterung des vorderen Fußes in zu engen Schuhen ihre Entsprechung in der rasanten Zunahme von Kopfschmerzen findet. In sogenannten primitiven Kulturen, wo man sich nur barfuß bewegt, sind Kopfschmerzen ebenso unbekannt wie die Sitte, sich den Kopf zu zerbrechen oder mit ihm durch die Wand zu gehen.
Die Fähigkeit, gegründet zu sein, im Leben Fuß zu fassen und auf eigenen Füßen zu stehen, zeigt, wie angewiesen wir auf unsere Wurzeln sind und wie unsinnig es ist, sie zu mißachten. Standhaftigkeit und -festigkeit, Stetigkeit und Beständigkeit gehen von ihnen aus und erlauben uns, das Leben durchzustehen. Insofern ist es bezeichnend, daß wir nach Herman Weidelener eine fußkranke Gesellschaft sind, die Gefahr läuft, den Boden unter den Füßen zu verlieren, weil sie sich nur noch mit dem Kopf befaßt. Dabei fußt jede Behauptung auf einer Begründung, und Verstand und Weltverständnis beruhen unübersehbar auf Bodenkontakt. Wo der Schuh drückt, sitzt das eigentliche Problem, weiß der Volksmund.
Der gesunde Fuß einer stabilen Persönlichkeit besteht aus einem doppelten Gewölbe mit zwei Brücken und drei Berührungspunkten zur Erde. Das kleinere vordere Gewölbe gründet in zwei Punkten auf Höhe der kleinen und großen Zehe, das große zusätzlich in der Ferse. Unser Fuß ist folglich ein Dreifuß und durch Stabilität und Elastizität ausgezeichnet. Allerdings haben nicht mehr viele moderne Menschen diesen ideal ausgewogenen Bodenkontakt. Die Stellung der meisten ist wackeliger, da sie sich anstatt auf drei nur noch auf einen oder zwei Standpunkte stellen. Wer mit beiden Füßen auf der Erde steht und diese in jeweils drei Punkten berührt, kann sich auf eine sichere Basis und einen begründeten Realitätssinn verlassen. Wer dagegen auf breiter Fläche mehr über dem Boden gleitet, schwebt auch gerne wirklichkeitsfremd über Tatsachen hinweg. Sein Leben ist etwas haltlos und ruht bzw. rutscht auf schwachen Füßen.
Das Durchtreten des kleinen Fußgewölbes (Spreizfuß) nimmt der vorderen Brücke einen Pfeiler und reduziert den Bodenkontakt auf zwei Punkte. Ist auch das Längsgewölbe durchgetreten, spricht der Volksmund vom Plattfuß. Das Federnde und die differenzierten Standpunkte gehen verloren. Auf der breiten Auflagefläche rutschen die Betroffenen fast wie Schlittschuhläufer herum, ohne Stabilität oder Halt zu finden. Oft spiegelt sich das in einem ungebundenen Leben, dem die Verwurzelung fehlt. Der breite, oberflächliche, etwas tollpatschige Standpunkt ist nicht fest, sondern frei verschiebbar. Auf Grund dieser unbegründeten und oft unergründlichen Lebensart legen sie sich ungern fest.
Menschen mit schweren Füßen, die geradezu am Boden kleben, stehen den »Schlittschuhläufern« gegenüber. Sie überbetonen die Sicherheit ihres Standpunktes und heben die Füße auch beim Gehen kaum hoch. Der schlurfende Gang war schon bei den dicken, aber schwachen Beinen aufgefallen. Auch im übertragenen Sinne bekommen sie die Füße kaum hoch und bringen so in den luftigen Bereichen der Gedankenwelt, wo Kreativität und Spontaneität zu Hause sind, nicht viel zu Wege. Dafür sind sie verläßlich und beständig, vernünftig und gut geerdet. Es kann ihnen so leicht nichts passieren und wenig sie umwerfen. Wo die Plattfüße etwas Haltloses haben, ist bei den schwerfälligen alles verhalten. Bodenständigkeit geht hier vor Beweglichkeit. Werden die Füße allerdings bleischwer, ziehen sie ihre Besitzer hinab und verhindern alle Ausflüge in andere Dimensionen. Ein Leben, das nur auf den Boden der Tatsachen beschränkt ist, kann ziemlich langweilig werden.
Ganz anders die Prinz(essinn)en, die auf ihren Zehenspitzen mehr durch die Welt und insbesondere die Traumwelt schweben, als sich auf die Niederungen der Erde einzustellen. Im besten Ballettstil tanzen sie durchs Leben. Der Zehenspitzengang ist die natürliche Variante der Stöckelschuhe und zeigt, wie wenig ihre Besitzer auf Bodenkontakt oder gar Beständigkeit stehen. Sie schlagen nirgends Wurzeln, würden diese doch ihre leichtlebige (Künstler-)Existenz nur stören. Statt Realitätssinn kultivieren sie Phantasie. Von den beiden Seiten der polaren Welt haben sie sich für die Höhen entschieden, die Tiefe überlassen sie den Schwerfüßlern. Statt Wurzeln haben sie hochfliegende Träume, kreativen Schwung und erheblichen Elan, Phantasie im Überfluß und keinen Halt. Sie sind noch weniger leicht umzuwerfen als die Schwerfüßler, denn in der Feenwelt der schwebenden Wesen ist nichts fest und alles im Fluß. Aber auch die Leichtigkeit solcher Wolkenwesen hat ihre Schattenseite in der oft weitgehenden Vernachlässigung der materiellen Existenz.
Auf dem Gegenpol sind die Krallenfüße angesiedelt, mit denen sich ihre Besitzer auf der Erdoberfläche festklammern. Die klauenförmig abgebogenen Zehen suchen krampfhaft Halt. Solche Füße sprechen von einer bedrohten Existenz, einem starken Verlangen, Halt zu finden und nicht zu weichen. Nicht nur die Zehen, auch die Unter- und Oberschenkelmuskeln sind oft chronisch angespannt und verraten eine ebensolche Haltung zum Leben. Unruhige Füße enthüllen dagegen die Tendenz, ständig zu laufen und meistenteils wegzulaufen. Ihre Besitzer sind immer auf dem laufenden und verbergen hinter Bewegungsdrang und Interesse sehr häufig auch Fluchttendenzen.
In eine ähnliche Richtung weist extreme Rückenlage, die zu einer fersenbetonten Gangart gehört. Der Fersenstand deutet Zurückweichen vor dem Leben an und sichert gegen Rück- und Nackenschläge. Von vorne sind die Vertreter dieses Standpunktes dafür um so leichter zu kippen. Trotz ihrer ängstlichen Absicherung neigen sie zum Umfallen. Schon leichter Gegenwind holt sie von den Füßen.