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Leopard / Panther / Jaguar
Schlüsselbegriff: Die eigene Kraft wiedergewinnen
Kraftphase: Neumond - Winter
Der Leopard ist ein sehr altes und mächtiges Krafttier und
symbolisiert wie die meisten Großkatzen Mut und Gefährlichkeit.
Wie Tiger und Löwe, so verkörpert auch er Angriffslust und Macht,
allerdings ohne den solaren Aspekt. Im Falle des schwarzen Panthers ist
der lunare Aspekt ganz besonders deutlich.
Panther oder Leoparden kommen in Afrika, Kleinasien, China und Indien
vor. Die dazugehörige Familie der Jaguare tritt (selten) im Südwesten
der Vereinigten Staaten, in ganz Mexiko, Mittelamerika und Teilen von Südamerika
auf.
Leoparden sind im allgemeinen kleiner, aber gefährlicher als Löwen
oder Tiger. Sie verfügen über mehr als fünfhundert Muskeln,
die sie willentlich bewegen können. Und dies läßt sich
auch auf die Menschen anwenden, die den Leoparden als Krafttier haben.
Es kommt darin die Fähigkeit zum Ausdruck, viele verschiedene Aufgaben
je nach eigenem Willen oder Gutdünken durchzuführen. Es geht
einfach nur darum, welche »Muskeln« gewählt und eingesetzt
werden, seien sie nun physisch, mental, übersinnlich oder spirituell.
Im großen und ganzen sind Leoparden Einzelgänger; Hin und
wieder schließen sie sich zwar mit anderen zusammen, aber am wohlsten
fühlen sie sich alleine innerhalb ihres eigenen markierten Territoriums.
Auch Leoparden-Menschen sind oftmals Einzelgänger.
Leoparden vereinen auf bezaubernde Weise Schönheit und Nützlichkeit.
Sie verfügen über eine wunderbare Anmut, können sich mühelos
bewegen oder vollkommen still stehen. Sie sind schweigsam, wenn sie lauern,
schleichen oder ihre Beute verfolgen. Menschen mit dem Leoparden als Krafttier
erreichen ihre Ziele dann am leichtesten, wenn sie darüber schweigen.
Wenn Sie zuviel verraten, so kann dies gegen Sie wirken.
Leoparden sind hervorragende Läufer, allerdings nicht auf lange
Distanzen. Deshalb müssen Menschen mit dem Leoparden als Krafttier
lernen, ihre Arbeit Schritt für Schritt zu verrichten, um gesund zu
bleiben. Sie brauchen Zeit, um sich auszuruhen und um zu spielen. Sie sollten
sich nicht zu intensiv an einer Aufgabe abarbeiten. Wenn Sie es trotzdem
tun, so kann dies sehr leicht zu Ungleichgewichten führen - in schwierigen
Zeiten und in jeder beliebigen Umgebung - reagieren Menschen mit dem Leoparden
als Krafttier als erste, und vor allem in der Arbeitswelt verspüren
sie Termine und sonstigen Streß besonders stark.
Nach
der Paarung bleiben die Panther nur für kurze Zeit zusammen.
Das Weibchen zieht die Jungen auf und mag es nicht, daß sich jemand
anders dabei einmischt. Bei Frauen, die den Leoparden als Krafttier haben,
ist dies ähnlich. Sie mögen es nicht, wenn andere, selbst ihre
Partner, auf die Erziehung der Kinder Einfluß nehmen. Wie Leopardenweibchen,
so ziehen auch Frauen mit dem Leoparden als Krafttier die Jungen oftmals
allein auf, ob das nun an einer Scheidung liegt oder einfach daran, daß
sie in diesem Bereich der Partnerschaft dominieren wollen. Bei allen Katzen
funktionieren beide Augen auch für sich selbst, und dadurch gewinnen
sie eine größere Sehtiefe, können Bilder vergrößern
und Entfernungen leicht einschätzen. Menschen, die sich auf den Leoparden
einstimmen, entwickeln eine größere Sehtiefe, sowohl in ihrem
Alltag wie auch bei bestimmten Ereignissen oder in der Beurteilung anderer
Menschen. Und das ist mehr als ein übersinnliches Sehen, es ist eine
Art von innerem Wissen.
Auch die Fähigkeit des Hellhörens steigt, Mitteilungen aus
anderen Dimensionen und von anderen Lebensformen werden vernehmbar. Der
Leopard hat ein sehr scharfes Gehör und kann seine Ohren so bewegen,
daß er die Richtung der Klänge zu lokalisieren vermag.
Außerdem hat er eine äußerst sensible Körperbehaarung,
und zwar vor allem im Gesicht. Menschen mit dem Leoparden als Krafttier
werden bemerken, daß ihre Sensibilität für Berührung
zunimmt. Die Haut ist unser größtes Sinnesorgan und wir nehmen
durch sie viel mehr von der Welt wahr, als wir bemerken. Solche Menschen
sollten darauf achten, wie sie sich fühlen, wenn sie von jemanden
berührt werden oder selbst jemanden berühren.
Diese Hautempfindlichkeit oder Tastfähigkeit verstärkt die
Reaktionen im gesamten Körper. Ekelerregende Dinge oder Speisen werden
diese Eigenschaft noch verstärken. Sensuelle und erogene Berührungen
werden ebenfalls intensiviert, wenn der Leopard sich einstellt.
In den Stunden der Dunkelheit finden Leoparden ihre größte
Macht, und das ist bei Menschen mit dem schwarzen Panther als Krafttier
noch stärker der Fall. Die intensivsten Phasen liegen einerseits im
Winter und andererseits in den dunklen Mondphasen.
Die Mythen sprechen davon, daß Leoparden einen deutlich süßen
Atem haben, mit dem sie ihre Beutetiere anlocken. Sie töten sie durch
einen Biß in den Nacken, greifen sie also nicht von vorne an, sondern
springen von hinten auf das Beutetier. Deshalb sollten Menschen mit dem
Leoparden als Krafttier andere Personen nicht frontal angreifen, wenn sie
verärgert sind, sondern sich geduldig anschleichen und lange genug
warten, bis sie nahe genug sind, um kräftig zuzuschlagen. Sie spielen
nicht, wenn sie jagen.
Auch Jaguare schleichen sich an, aber sie treten stärker
auf und beißen aufgrund ihrer machtvollen Position einfach die Schläfenknochen
durch. Manchmal schlagen sie den Kopf ihrer Beutetiere mit einem einzigen
Tatzenhieb ab. Aufgrund ihrer Sensibilität wissen Personen mit dem
Jaguar als Krafttier instinktiv, wie sie am besten angreifen können,
und sie tun es auch und töten ihr Opfer, sei es zur Verteidigung oder
aus Angst. Deshalb müssen Personen mit diesem Krafttier die Kontrolle
über ihre Reaktionen erlernen, sonst könnten sie andere unabsichtlich
viel tiefer verwunden als sie eigentlich wollen.
Der schwarze Panther ist wahrscheinlich am geheimnisvollsten,
da er die dunkle Mutter, die dunkle Seite des Mondes, die Kräfte der
Nacht, Tod, Wiedergeburt und das Weibliche symbolisiert. Noch immer empfinden
Menschen eine Urangst vor dem Dunklen und dem Tod. Der schwarze Panther
hilft uns, beides zu verstehen und unsere Ängste zu überwinden,
indem wir diese Kräfte anerkennen und mit ihnen arbeiten.
In China gab es fünf mythische Katzen, die manchmal wie Tiger
oder Leoparden dargestellt werden. Die schwarze beherrscht den Norden und
hat den Winter als Kraftphase und das Wasser, die Weiblichkeit, als stärkstes
Element. Hier wird Weibliches in all seinen Aspekten beschworen: Als Kind,
Jungfrau, Verführerin, Mutter, Kämpferin, Seherin und alte weise
Frau.
Wenn der schwarze Panther als Krafttier in Ihr Leben tritt, so erweckt
er die inneren Leidenschaften. Das kann sich im ungezügelten Ausdruck
niedriger Instinkte äußern, aber auch in einem Erwachen der
Kundalini-Kraft. Dabei geht es nicht darum, die eigene Kraft zu erlangen,
sondern vielmehr darum, die eigene wirkliche Macht zurückzufordern.
In allen Teilen der Welt trat der Leopard in Mythologie und Schrifttum
als dynamisches Krafttier auf. Er symbolisierte den »tausendäugigen
Argos«, der die von Zeus geliebte Kuh Io bewachte. Nach seinem Tod
wurden seine Augen auf die Federn des Pfauen übertragen. Der Leopard
verleiht all jenen, die er besucht, die Energie des Wächters.
Auch Jesus wurde der Leopard zugeordnet, in der Schrift Abodazain (frühen
jüdischen Kommentaren zur Heiligen Schrift) ist er als Nachname der
Familie des Josef aufgelistet. Hier wird erzählt, wie jemand im Namen
von Jesus, dem Leopardensohn, »heilte«. Deshalb deutet der
Leopard oftmals eine Zeit der Wiedergeburt nach Leiden und Tod an. Und
das kann heißen, daß irgendein altes Thema schließlich
doch aufgelöst wird, daß selbst chronische Wunden zu heilen
beginnen, und damit geht ein Kraftgewinn einher, der die Verletzung wieder
gut macht.
Der Leopard wurde auch mit Bacchus oder (griechisch) Dionysos assoziiert.
Eine Legende erzählt, daß Bacchus von Leoparden aufgezogen wurde,
und manchmal wird er in einem Wagen dargestellt, der von Leoparden gezogen
wird.
Die Mythen und Geschichten über Dionysos zeigen ihn als Symbol
für die Entfesselung von erotischem Verlangen, und deshalb der Erweckung
von Kundalini-Kräften. Dionysos und damit auch der Leopard - stehen
für eine Zeit, in der man sich von den bloßen Koordinaten der
Existenz in ein neues Leben ohne Grenzen und Richtlinien hineinentwickelt.
In dionysischem Sinne symbolisiert der Leopard das Erwachen der unbewußten
Triebe und verdrängten Fähigkeiten. Er symbolisiert auch die
Heldenreise, so tief auch der Sturz sein mag - ob er nun selbst verschuldet
oder durch äußere Kräfte auferlegt wurde - immer gibt es
die Verheißung von Licht und Liebe, die uns zurück zum Ursprung
führt. Wenn der Leopard in Ihr Leben eintritt, so kann dieser Prozeß
beginnen. Dionysos mußte viele Jahre der Wanderschaft, der Wegelagerei,
der Verrücktheit, der Zerstörung und des Leidens auf sich nehmen,
bevor er seinen Platz im Himmel einnehmen durfte. Darin steckt die Lehre,
daß wir negative Neigungen und Leiden, die wir uns selbst zuziehen
oder von anderen erfahren, überwinden müssen, um unsere Göttlichkeit
zu erlangen. Seine Geschichte besagt, daß wir Göttinnen und
Götter im Prozeß des Werdens sind.
Im Leben von Menschen mit dem Leoparden als Krafttier gibt es einen
Menschen, der als Lehrer und Lenker auf dem Weg des Helden fungiert. Bei
Dionysos war es der Centaur Silen und die Satyrn. Sie symbolisieren die
alternativen Wirklichkeiten, die rings um uns existieren und die gesteigerte
Fähigkeit, mit ihnen zu arbeiten, wenn wir den Pfad des Helden betreten.
Zu diesen alternativen Wirklichkeiten gehört auch das Erkennen und
die Transformation der Sexualenergien und ihre bewußte Lenkung.
Dionysos war ein Gott des Lebens und der Wiedergeburt, der Passion
und der Wiederauferstehung. Er war zweimal geboren, und dieses Privileg
vermittelt uns auch der Leopard. Damit ist oftmals gemeint, daß wir
die kleinen störenden Bösartigkeiten unseres Lebens ins Auge
fassen müssen, jene Aspekte unseres Selbst und unseres Lebens, die
wir übermalt, zerredet, verdrängt oder geleugnet haben. Manchmal
bedeutet dies, daß wir genau das loslassen müssen, was für
uns das Liebste zu sein scheint.
Aber der Leopard verheißt uns Wiedergeburt und Schutz, also genau
das, was wir in solchen Zeiten besonders brauchen. Er symbolisiert die
Stärke, die aus all den dunklen Seiten hervorströmt, die unser
Leben birgt. Er verspricht uns, daß alles, was verloren geht, durch
etwas Größeres, Stärkeres und Wohltuenderes ersetzt wird.
Im Mythos des Dionysos trägt der Held einen magischen Thyrsos-Stab,
der von Weinreben umrankt ist und auf dessen Spitze ein Pinienzapfen sitzt.
Dies symbolisiert die Fähigkeit, Illusionen zu erzeugen. Wer den Leoparden
als Krafttier hat, kann anderen das Bild von sich suggerieren, das er sich
wünscht. Diese Fähigkeit wird durch Selbstdisziplin gewonnen
und gestärkt. Wie der schwarze Panther so können auch Sie sich
mühelos in beliebigem Maße tarnen.
Bei den Indianern Nord- und Südamerikas galt vor allem der schwarze
Jaguar als mächtig und magisch. Er klettert, läuft und schwimmt
- besser noch als der Tiger. Und deshalb wurde er bei den lateinamerikanischen
Indianern zu einem Symbol unermeßlicher Macht und Meisterschaft über
alle Dimensionen.
Die Tucano-Indianer des Amazonasgebietes hielten das Brüllen des
Jaguars für Donnergrollen, und deshalb war der schwarze Panther für
sie auch ein Gott der Dunkelheit und konnte Finsternisse erzeugen, indem
er die Sonne verschluckte. Darin spiegelt sich die ungeheure Macht in den
Kräften des Weiblichen. Menschen mit dem Leoparden oder Panther als
Krafttier werden es mehr und mehr verspüren.
Die Arawak-Indianer sagen, daß der Jaguar in allem enthalten
ist. Er verbindet alles Leben und alle Lebenserscheinungen, und deshalb
war ihr höchstes Ritual die Verwandlung in den Jaguarmenschen. Die
Olmeken schufen Denkmäler für den Jaguar, und die Azteken und
Mayas sprachen von der Macht, die darin liegt, halb Mensch und halb Jaguar
zu sein. Wer also zum Jaguar wird, legt alle kulturellen Beschränkungen
ab. Das Alter Ego ist frei, um Wünsche, Ängste und Ziele auszuagieren.
Die indianischen Schamanen vollzogen Rituale, um Jaguarkraft zu gewinnen.
Wer dazu imstande war, konnte in hohem Maße Gutes, aber auch Böses
wirken. Es gibt viele Geschichten über Racheakte, Entführungen,
aber auch bedeutende Heilungen durch den Einsatz der Jaguarkraft.
Selbst in ägyptischen Ritualen wurde der Schwanz eines Jaguars
um die Hüfte getragen oder um den Hals geknotet, um Schutz und Kraft
zu gewähren. Es gab dort einen magischen Prozeß, der als »durch
die Haut gehen« bezeichnet wurde, die ägyptische Version der
Identifikation mit der Leopardenkraft.
Nietzsche sagte einmal, daß das, was uns nicht umbringt, uns
nur stärker macht. Genau diese Vorstellung erwacht auch im Leben von
Menschen, die sich für die Kraft des Leoparden öffnen. Was in
Kindheit und Jugend Leiden und einen Verlust von innerer Kraft und Kreativität
erzeugte, wird nun erweckt und durch Konfrontation verwandelt.
Der Leopard markiert eine neue Wendung im Pfad des Helden. Dabei geht
es um mehr, als einfach nur Kraft zu gewinnen. Es geht um die Wiedererlangung
von verlorener Macht und Souveränität und die Fähigkeit,
durch Disziplin und Kontrolle über bloße Vorstellungen hinauszugehen.
Der Leopard ist der Geist der unmittelbar bevorstehenden Wiedergeburt.
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