Aus dem Buch =>Die Botschaft der Krafttiere von Ted Andrews

Leopard / Panther / Jaguar

     
    Schlüsselbegriff: Die eigene Kraft wiedergewinnen
    Kraftphase: Neumond - Winter

    Der Leopard ist ein sehr altes und mächtiges Krafttier und symbolisiert wie die meisten Großkatzen Mut und Gefährlichkeit. Wie Tiger und Löwe, so verkörpert auch er Angriffslust und Macht, allerdings ohne den solaren Aspekt. Im Falle des schwarzen Panthers ist der lunare Aspekt ganz besonders deutlich.
    Panther oder Leoparden kommen in Afrika, Kleinasien, China und Indien vor. Die dazugehörige Familie der Jaguare tritt (selten) im Südwesten der Vereinigten Staaten, in ganz Mexiko, Mittelamerika und Teilen von Südamerika auf.
    Leoparden sind im allgemeinen kleiner, aber gefährlicher als Löwen oder Tiger. Sie verfügen über mehr als fünfhundert Muskeln, die sie willentlich bewegen können. Und dies läßt sich auch auf die Menschen anwenden, die den Leoparden als Krafttier haben. Es kommt darin die Fähigkeit zum Ausdruck, viele verschiedene Aufgaben je nach eigenem Willen oder Gutdünken durchzuführen. Es geht einfach nur darum, welche »Muskeln« gewählt und eingesetzt werden, seien sie nun physisch, mental, übersinnlich oder spirituell.
    Im großen und ganzen sind Leoparden Einzelgänger; Hin und wieder schließen sie sich zwar mit anderen zusammen, aber am wohlsten fühlen sie sich alleine innerhalb ihres eigenen markierten Territoriums. Auch Leoparden-Menschen sind oftmals Einzelgänger.
    Leoparden vereinen auf bezaubernde Weise Schönheit und Nützlichkeit. Sie verfügen über eine wunderbare Anmut, können sich mühelos bewegen oder vollkommen still stehen. Sie sind schweigsam, wenn sie lauern, schleichen oder ihre Beute verfolgen. Menschen mit dem Leoparden als Krafttier erreichen ihre Ziele dann am leichtesten, wenn sie darüber schweigen. Wenn Sie zuviel verraten, so kann dies gegen Sie wirken.
    Leoparden sind hervorragende Läufer, allerdings nicht auf lange Distanzen. Deshalb müssen Menschen mit dem Leoparden als Krafttier lernen, ihre Arbeit Schritt für Schritt zu verrichten, um gesund zu bleiben. Sie brauchen Zeit, um sich auszuruhen und um zu spielen. Sie sollten sich nicht zu intensiv an einer Aufgabe abarbeiten. Wenn Sie es trotzdem tun, so kann dies sehr leicht zu Ungleichgewichten führen - in schwierigen Zeiten und in jeder beliebigen Umgebung - reagieren Menschen mit dem Leoparden als Krafttier als erste, und vor allem in der Arbeitswelt verspüren sie Termine und sonstigen Streß besonders stark.
    Nach der Paarung bleiben die Panther nur für kurze Zeit zusammen. Das Weibchen zieht die Jungen auf und mag es nicht, daß sich jemand anders dabei einmischt. Bei Frauen, die den Leoparden als Krafttier haben, ist dies ähnlich. Sie mögen es nicht, wenn andere, selbst ihre Partner, auf die Erziehung der Kinder Einfluß nehmen. Wie Leopardenweibchen, so ziehen auch Frauen mit dem Leoparden als Krafttier die Jungen oftmals allein auf, ob das nun an einer Scheidung liegt oder einfach daran, daß sie in diesem Bereich der Partnerschaft dominieren wollen. Bei allen Katzen funktionieren beide Augen auch für sich selbst, und dadurch gewinnen sie eine größere Sehtiefe, können Bilder vergrößern und Entfernungen leicht einschätzen. Menschen, die sich auf den Leoparden einstimmen, entwickeln eine größere Sehtiefe, sowohl in ihrem Alltag wie auch bei bestimmten Ereignissen oder in der Beurteilung anderer Menschen. Und das ist mehr als ein übersinnliches Sehen, es ist eine Art von innerem Wissen.
    Auch die Fähigkeit des Hellhörens steigt, Mitteilungen aus anderen Dimensionen und von anderen Lebensformen werden vernehmbar. Der Leopard hat ein sehr scharfes Gehör und kann seine Ohren so bewegen, daß er die Richtung der Klänge zu lokalisieren vermag.
    Außerdem hat er eine äußerst sensible Körperbehaarung, und zwar vor allem im Gesicht. Menschen mit dem Leoparden als Krafttier werden bemerken, daß ihre Sensibilität für Berührung zunimmt. Die Haut ist unser größtes Sinnesorgan und wir nehmen durch sie viel mehr von der Welt wahr, als wir bemerken. Solche Menschen sollten darauf achten, wie sie sich fühlen, wenn sie von jemanden berührt werden oder selbst jemanden berühren.
    Diese Hautempfindlichkeit oder Tastfähigkeit verstärkt die Reaktionen im gesamten Körper. Ekelerregende Dinge oder Speisen werden diese Eigenschaft noch verstärken. Sensuelle und erogene Berührungen werden ebenfalls intensiviert, wenn der Leopard sich einstellt.
    In den Stunden der Dunkelheit finden Leoparden ihre größte Macht, und das ist bei Menschen mit dem schwarzen Panther als Krafttier noch stärker der Fall. Die intensivsten Phasen liegen einerseits im Winter und andererseits in den dunklen Mondphasen.
    Die Mythen sprechen davon, daß Leoparden einen deutlich süßen Atem haben, mit dem sie ihre Beutetiere anlocken. Sie töten sie durch einen Biß in den Nacken, greifen sie also nicht von vorne an, sondern springen von hinten auf das Beutetier. Deshalb sollten Menschen mit dem Leoparden als Krafttier andere Personen nicht frontal angreifen, wenn sie verärgert sind, sondern sich geduldig anschleichen und lange genug warten, bis sie nahe genug sind, um kräftig zuzuschlagen. Sie spielen nicht, wenn sie jagen.
    Auch Jaguare schleichen sich an, aber sie treten stärker auf und beißen aufgrund ihrer machtvollen Position einfach die Schläfenknochen durch. Manchmal schlagen sie den Kopf ihrer Beutetiere mit einem einzigen Tatzenhieb ab. Aufgrund ihrer Sensibilität wissen Personen mit dem Jaguar als Krafttier instinktiv, wie sie am besten angreifen können, und sie tun es auch und töten ihr Opfer, sei es zur Verteidigung oder aus Angst. Deshalb müssen Personen mit diesem Krafttier die Kontrolle über ihre Reaktionen erlernen, sonst könnten sie andere unabsichtlich viel tiefer verwunden als sie eigentlich wollen.
    Der schwarze Panther ist wahrscheinlich am geheimnisvollsten, da er die dunkle Mutter, die dunkle Seite des Mondes, die Kräfte der Nacht, Tod, Wiedergeburt und das Weibliche symbolisiert. Noch immer empfinden Menschen eine Urangst vor dem Dunklen und dem Tod. Der schwarze Panther hilft uns, beides zu verstehen und unsere Ängste zu überwinden, indem wir diese Kräfte anerkennen und mit ihnen arbeiten.
    In China gab es fünf mythische Katzen, die manchmal wie Tiger oder Leoparden dargestellt werden. Die schwarze beherrscht den Norden und hat den Winter als Kraftphase und das Wasser, die Weiblichkeit, als stärkstes Element. Hier wird Weibliches in all seinen Aspekten beschworen: Als Kind, Jungfrau, Verführerin, Mutter, Kämpferin, Seherin und alte weise Frau.
    Wenn der schwarze Panther als Krafttier in Ihr Leben tritt, so erweckt er die inneren Leidenschaften. Das kann sich im ungezügelten Ausdruck niedriger Instinkte äußern, aber auch in einem Erwachen der Kundalini-Kraft. Dabei geht es nicht darum, die eigene Kraft zu erlangen, sondern vielmehr darum, die eigene wirkliche Macht zurückzufordern.
    In allen Teilen der Welt trat der Leopard in Mythologie und Schrifttum als dynamisches Krafttier auf. Er symbolisierte den »tausendäugigen Argos«, der die von Zeus geliebte Kuh Io bewachte. Nach seinem Tod wurden seine Augen auf die Federn des Pfauen übertragen. Der Leopard verleiht all jenen, die er besucht, die Energie des Wächters.
    Auch Jesus wurde der Leopard zugeordnet, in der Schrift Abodazain (frühen jüdischen Kommentaren zur Heiligen Schrift) ist er als Nachname der Familie des Josef aufgelistet. Hier wird erzählt, wie jemand im Namen von Jesus, dem Leopardensohn, »heilte«. Deshalb deutet der Leopard oftmals eine Zeit der Wiedergeburt nach Leiden und Tod an. Und das kann heißen, daß irgendein altes Thema schließlich doch aufgelöst wird, daß selbst chronische Wunden zu heilen beginnen, und damit geht ein Kraftgewinn einher, der die Verletzung wieder gut macht.
    Der Leopard wurde auch mit Bacchus oder (griechisch) Dionysos assoziiert. Eine Legende erzählt, daß Bacchus von Leoparden aufgezogen wurde, und manchmal wird er in einem Wagen dargestellt, der von Leoparden gezogen wird.
    Die Mythen und Geschichten über Dionysos zeigen ihn als Symbol für die Entfesselung von erotischem Verlangen, und deshalb der Erweckung von Kundalini-Kräften. Dionysos und damit auch der Leopard - stehen für eine Zeit, in der man sich von den bloßen Koordinaten der Existenz in ein neues Leben ohne Grenzen und Richtlinien hineinentwickelt. In dionysischem Sinne symbolisiert der Leopard das Erwachen der unbewußten Triebe und verdrängten Fähigkeiten. Er symbolisiert auch die Heldenreise, so tief auch der Sturz sein mag - ob er nun selbst verschuldet oder durch äußere Kräfte auferlegt wurde - immer gibt es die Verheißung von Licht und Liebe, die uns zurück zum Ursprung führt. Wenn der Leopard in Ihr Leben eintritt, so kann dieser Prozeß beginnen. Dionysos mußte viele Jahre der Wanderschaft, der Wegelagerei, der Verrücktheit, der Zerstörung und des Leidens auf sich nehmen, bevor er seinen Platz im Himmel einnehmen durfte. Darin steckt die Lehre, daß wir negative Neigungen und Leiden, die wir uns selbst zuziehen oder von anderen erfahren, überwinden müssen, um unsere Göttlichkeit zu erlangen. Seine Geschichte besagt, daß wir Göttinnen und Götter im Prozeß des Werdens sind.
    Im Leben von Menschen mit dem Leoparden als Krafttier gibt es einen Menschen, der als Lehrer und Lenker auf dem Weg des Helden fungiert. Bei Dionysos war es der Centaur Silen und die Satyrn. Sie symbolisieren die alternativen Wirklichkeiten, die rings um uns existieren und die gesteigerte Fähigkeit, mit ihnen zu arbeiten, wenn wir den Pfad des Helden betreten. Zu diesen alternativen Wirklichkeiten gehört auch das Erkennen und die Transformation der Sexualenergien und ihre bewußte Lenkung.
    Dionysos war ein Gott des Lebens und der Wiedergeburt, der Passion und der Wiederauferstehung. Er war zweimal geboren, und dieses Privileg vermittelt uns auch der Leopard. Damit ist oftmals gemeint, daß wir die kleinen störenden Bösartigkeiten unseres Lebens ins Auge fassen müssen, jene Aspekte unseres Selbst und unseres Lebens, die wir übermalt, zerredet, verdrängt oder geleugnet haben. Manchmal bedeutet dies, daß wir genau das loslassen müssen, was für uns das Liebste zu sein scheint.
    Aber der Leopard verheißt uns Wiedergeburt und Schutz, also genau das, was wir in solchen Zeiten besonders brauchen. Er symbolisiert die Stärke, die aus all den dunklen Seiten hervorströmt, die unser Leben birgt. Er verspricht uns, daß alles, was verloren geht, durch etwas Größeres, Stärkeres und Wohltuenderes ersetzt wird.
    Im Mythos des Dionysos trägt der Held einen magischen Thyrsos-Stab, der von Weinreben umrankt ist und auf dessen Spitze ein Pinienzapfen sitzt. Dies symbolisiert die Fähigkeit, Illusionen zu erzeugen. Wer den Leoparden als Krafttier hat, kann anderen das Bild von sich suggerieren, das er sich wünscht. Diese Fähigkeit wird durch Selbstdisziplin gewonnen und gestärkt. Wie der schwarze Panther so können auch Sie sich mühelos in beliebigem Maße tarnen.
    Bei den Indianern Nord- und Südamerikas galt vor allem der schwarze Jaguar als mächtig und magisch. Er klettert, läuft und schwimmt - besser noch als der Tiger. Und deshalb wurde er bei den lateinamerikanischen Indianern zu einem Symbol unermeßlicher Macht und Meisterschaft über alle Dimensionen.
    Die Tucano-Indianer des Amazonasgebietes hielten das Brüllen des Jaguars für Donnergrollen, und deshalb war der schwarze Panther für sie auch ein Gott der Dunkelheit und konnte Finsternisse erzeugen, indem er die Sonne verschluckte. Darin spiegelt sich die ungeheure Macht in den Kräften des Weiblichen. Menschen mit dem Leoparden oder Panther als Krafttier werden es mehr und mehr verspüren.
    Die Arawak-Indianer sagen, daß der Jaguar in allem enthalten ist. Er verbindet alles Leben und alle Lebenserscheinungen, und deshalb war ihr höchstes Ritual die Verwandlung in den Jaguarmenschen. Die Olmeken schufen Denkmäler für den Jaguar, und die Azteken und Mayas sprachen von der Macht, die darin liegt, halb Mensch und halb Jaguar zu sein. Wer also zum Jaguar wird, legt alle kulturellen Beschränkungen ab. Das Alter Ego ist frei, um Wünsche, Ängste und Ziele auszuagieren.
    Die indianischen Schamanen vollzogen Rituale, um Jaguarkraft zu gewinnen. Wer dazu imstande war, konnte in hohem Maße Gutes, aber auch Böses wirken. Es gibt viele Geschichten über Racheakte, Entführungen, aber auch bedeutende Heilungen durch den Einsatz der Jaguarkraft.
    Selbst in ägyptischen Ritualen wurde der Schwanz eines Jaguars um die Hüfte getragen oder um den Hals geknotet, um Schutz und Kraft zu gewähren. Es gab dort einen magischen Prozeß, der als »durch die Haut gehen« bezeichnet wurde, die ägyptische Version der Identifikation mit der Leopardenkraft.
    Nietzsche sagte einmal, daß das, was uns nicht umbringt, uns nur stärker macht. Genau diese Vorstellung erwacht auch im Leben von Menschen, die sich für die Kraft des Leoparden öffnen. Was in Kindheit und Jugend Leiden und einen Verlust von innerer Kraft und Kreativität erzeugte, wird nun erweckt und durch Konfrontation verwandelt.
    Der Leopard markiert eine neue Wendung im Pfad des Helden. Dabei geht es um mehr, als einfach nur Kraft zu gewinnen. Es geht um die Wiedererlangung von verlorener Macht und Souveränität und die Fähigkeit, durch Disziplin und Kontrolle über bloße Vorstellungen hinauszugehen. Der Leopard ist der Geist der unmittelbar bevorstehenden Wiedergeburt.