Aus  => Krankheit als Sprache der Seele von Rüdiger Dahlke

S.176 / 177
Polypen

Die Polypen, deren Name  umgangssprachlich auch für die Polizei gebraucht wird, gehören zum lymphatischen Abwehrsystem. Man kann sie auch als die Mandeln des Nasenrachenraumes bezeichnen. Ist der Mensch in Abwehrkämpfe verwickelt, die seelisch nicht bewußt werden, springen die Lymphorgane ein und kämpfen stellvertretend den anstehenden Krieg. Im Gewebe tobt die Schlacht zwischen angreifenden Erregern und Abwehrzellen, zu denen auch die Lymphozyten gehören. Sie sind wiederum eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen, der wichtigsten Polizeitruppe des Körpers.
Die Polypen gehören mit den Gaumenmandeln zu den meist umkämpften Stellungen im Abwehrbereich und schwellen während der tobenden Auseinandersetzung entsprechend an. Wird aus dem akuten Konflikt ein »Dauerbrenner«, wird die Entzündung chronifizieren und wie jeder faule Kompromiß viel Energie verschlingen. In dieser Situation sieht man den Kindern deutlich an, wie blockiert und schlapp sie sind. Die verstopfte Nase führt zur chronischen Mundatmung. Der ständig offene Mund und die manchmal vor Erschöpfung leicht hängenden Augenlider spiegeln eine Situation des Energiemangels und verleihen den Kindern häufig einen dümmlichen Gesichtsausdruck als Zeichen der Blockade verschiedener Ebenen.
Das anstehende Thema hat mit Abwehrfähigkeit und Kampfbereitschaft zu tun und mit einer in falsche Bahnen geleiteten Kommunikation, nimmt doch die Atemluft den nicht vorgesehenen und weniger sinnvollen Weg durch den Mund. Es geht darum, diese Thematik ins Bewußtsein zu holen und den Körper zu entlasten. Da es sich bei Polypen weitgehend um ein Kinderproblem handelt, sind Eltern gefordert, eine auch für Konflikte tragfähige Basis zu schaffen. Während die Auseinandersetzung bei den Gaumenmandeln ums
Schlucken kreist, dreht es sich bei Polypen um die Themen Genughaben und Überfordertsein. Das Kind wirkt verstockt. Bezüglich der auf falsche Wege geratenen Kommunikation ist an Umwege und Nachteile einbringende »Abkürzungen« wie auch an Ausreden zu denken.
Häufig wird in dieser Situation die fällige Aggression an den Chirurgen delegiert, der den Kampf mit dem Messer und bis aufs Blut führt und das Schlachtfeld einfach im ganzen herausschneidet. Die Ergebnisse sind unterschiedlich. Einem Teil der Kinder gelingt es, im Anschluß an die Operation die Auseinandersetzung, die nun im Körper an gewohnter Stelle keinen Raum mehr hat, ins Bewußtsein zurückzuholen. Ihnen geht es entsprechend besser, und die Eltern erklären nicht selten, das Kind hätte durch die Operation einen Entwicklungssprung gemacht. Einem anderen Teil der Kinder gelingt dieser Schritt nicht, und der Abwehrkampf bleibt körperlich. Er rutscht dann häufig in einen anderen Bereich der körpereigenen Abwehr, um hier weiterzuschwelen, während das Kind weiterkränkelt und seiner Umwelt signalisiert, daß es sich nicht richtig entwickeln kann. Aggression ist ein so gravierendes Thema, daß es sich nicht einmal kurzfristig umgehen läßt. Typischerweise entzündet es sich besonders in der Kindheit an den Organen der lymphatischen Abwehr, den verschiedenen Mandeln und dem Wurmfortsatz des Blinddarms. Die Abwehrschlacht, die das Kind bewußt nicht schlagen kann, nimmt im Körper Form an. Mit seiner blockierten Nase und dem ewig offenstehenden Mund ist es ein Bild der Verstocktheit, mit den geschwollenen Polypen blockiert es die Kommunikationswege und versucht sich dumm zu stellen. Das ist seine unbeholfene Art, sich gegen Übergriffe und Überforderungen zu wehren.
Unsere Haltung zum Thema Aggression erkennen wir an der Tatsache, daß bei uns kaum ein junger Mensch die Adoleszenz mit
all seinen lymphatischen Abwehrorganen erreicht. Oft müssen die drei wichtigsten herausgenommen werden, wie wir vornehm verharmlosend sagen. Außer den USA gibt es auf dieser Welt kein Land, in dem auch nur annähernd so viele »Blinddärme« herausoperiert werden wie bei uns. Man könnte vermuten, wir machen Jagd auf sie. Dabei wird dann auch wieder deutlich, wie aggressiv wir in Wirklichkeit sind.

Fragen für Eltern und Kinder:
1. Gibt es einen unterschwellig schwelenden Dauerkonflikt?
2. In welcher Auseinandersetzung bin ich festgefahren, komme nicht mehr voran und verbrauche nur noch Energie?
3. Gibt es in der Familie eine auch bei Konflikten tragfähige Vertrauensebene, auf der gekämpft werden kann?
4. In welchen Bereichen kommt es zur Überforderung und anschließenden Resignation?
5. Welche Strukturen verhindern Entwicklung in der Familie?
 
 

S.178 ff
Nasenscheidewandverkrümmungen

Dieses Symptom beruht auf einer unsymmetrischen Nasenausbildung. Ähnlich wie die Wirbelsäule kann auch die Nasenscheidewand zu einer Seite neigen, die in diesem Fall mehr oder weniger eingeengt ist. Die Bedeutung dieses Symptoms wird am ehesten durch einen Blick in den Osten klar. Im System des indischen Yoga spielt Prana, die mit dem Atem fließende Lebenskraft, eine zentrale Rolle. Beim Pranayama, einer speziellen Atemübung, wird großer Wert auf den gleichmäßigen Atemfluß durch beide Nasenlöcher gelegt. Ein Mensch, der nur einseitig Luft bekommt, ist tatsächlich in seinem Austausch mit der Welt behindert und einseitig. Hier wäre darauf zu achten, ob mit dem linken Nasenloch der weibliche oder mit dem rechten der männliche Pol beengt ist.
Der Umgang mit diesem Symptom vermittelt eine auch für viele andere Bereiche gültige Erfahrung. Versucht man mit Gewalt, durch den Engpaß dieselbe Menge Luft zu pressen wie durch die weite Öffnung, wird das Problem nur noch stärker. Besser ist es, sich der Situation anzupassen und mit Sanftheit nur die Luft durch die Engstelle zu bewegen, die leicht hindurch geht. So ist es auch im Seelischen angezeigt, den reduzierten Pol zu entlasten und gerade nicht unter Druck zu setzen. Dann erschließt er sich einem am ehesten. Ist Entspannung bezüglich der beiden Pole dadurch eingekehrt, daß jede Seite in ihrer ganz unterschiedlichen Situation akzeptiert wird, kann
es im Anschluß auch am ehesten zum Ausgleich in der Mitte kommen.
Das Symptom zeigt eine zumeist angeborene Einseitigkeit im Leben, denn der Atem ist Symbol unseres Lebens in der Polarität. In jedem Fall wird auch der Fluß der Kommunikation einseitig sein. Diese Einseitigkeit gilt es zu akzeptieren, bevor man sich Hoffnung auf Rückkehr zur Mitte machen kann. Die Operation kann in diesem Sinn eine Hilfe sein, wenn sie von den notwendigen Bewußtseinsschritten begleitet wird. Handelt es sich nur um eine funktionale Korrektur, die nicht mit Leben gefüllt wird, hat der Organismus noch verschiedene andere Möglichkeiten, ein bestehendes Ungleichgewicht als Lernaufgabe zu präsentieren.
 

Fragen
1. Auf welcher Seite bin ich beengt, auf der linken weiblichen oder der rechten männlichen?
2. Wie steht es um den Fluß meiner Lebensenergie? Wie könnte ich ihren freien Fluß fördern?
3. Wie gehe ich mit der Polarität um?
4. Was könnte mein Leben ins Lot und mich in die Mitte bringen?