Aus dem Buch  =>Leben und Lehren der Meister im Fernen Osten Bd 1-3 von Baird Spalding (1894)

Wie Jesus erklärt wie man den Lichtstrahl Gottes zu seiner Verteidigung benutzt und welcher Voraussetzungen es bedarf. Desweiteren wehrte er dann den Angriff mehrerer tausend räuberischer Reiter ab und erklärt wie jedermann zum Sohn Gottes wird.

3. KAPITEL

Nach dem Mahle erhoben wir uns von der Tafel, und unsere Gastgeberin führte uns in den Garten hinaus. Zu unserer Überraschung fanden wir dort Jesus, Emil, Jast und Bud Rah vor, und wir gesellten uns zu ihnen. Ein unhörbarer Seufzer der Erleichterung stieg in uns auf, und es wurde uns bewußt, wie sehr wir uns daran gewöhnt hatten, uns auf diese Freunde zu verlassen. Es war fast, als wären wir mit stählernen Banden an sie geschmiedet. Irgendwie spürte ich, daß dies nicht sein dürfe. Wir mußten notwendigerweise in dem großen Lebensplan unsere besondere definitive Stellung beziehen und nicht zu bloßen Drahtpuppen werden. Wir sollten lernen, uns ganz auf eigene Füße zu stellen und uns auf uns selber zu verlassen, oder unsere Freunde würden sich andernfalls veranlaßt sehen, diese Bande zu lösen. Später hat sich unser Führer über diese Angelegenheit frei ausgesprochen.
Es war noch früh am Abend, und der sanfte Schimmer der schwindenden Sonne tauchte alles in wundervolle Farben, in eine Schönheit, die man gesehen haben muß, um sie ganz zu würdigen. Kein Lüftchen regte sich, kein Ton störte die Ruhe, die uns sozusagen einschloß. Die Furcht vor den Banditen, die uns noch vor kurzen Augenblicken schwer auf der Seele gelegen hatte, war verschwunden.
Es war still und friedlich. Ein herrliches Gefühl vollkommener Entspannung herrschte, das nur der kennt, der es erlebt hat. Es war, als ob wir uns in einem großen Strome sachte sich bewegenden Lichtes befänden; plötzlich vernahmen wir die Stimme Jesu, aber wortlos. Ich kann es nur so erklären, daß sie in einem rein rhythmischen, flutenden, schwingenden Eindruck bestand, nicht in Worten. Die Wirkung, die als Gedanke zu uns kam, war viel ausdrucksvoller als Worte. Rhythmus und Kadenz waren unbeschreiblich. Gedanken schienen in uns hineinzuströmen und in uns Wohnung zu nehmen. Dies war ein völlig neues Erlebnis.
Währenddem Gedanken und Ideen auf solche Weise in uns einströmten, übertrugen wir dieselben in stenographische Zeichen und übersetzten sie in Worte und Sätze, die wir später unseren Freunden zeigten, um uns über ihre Richtigkeit zu vergewissern.
»Wenn ich sage: >Siehe, ein Christus Gottes ist hier<, so sehe ich vor mir den Gottmenschen. Ich sehe diesen Körper als den wahren Tempel Gottes, als das vollkommene Werkzeug oder als den vollkommenen Kanal, durch welchen das große, schöpferische Prinzip strömt und aus dem es frei hervortritt. Dann ist diese Schöpfung nicht entstellt in bezug auf Bild, Form und Gottähnlichkeit. ICH BIN GOTT. In dieser Haltung stehe ich da als Herr jeder Lage, als siegreicher Christus Gottes.
Es ist dieses Ideal, das ich anbete; und was ich anbete, erschaffe ich. Ich kann Gott nicht hervorbringen, wenn das >ICH BIN< diesen Gott nicht der ganzen Menschheit zeigen kann. In dieser inneren Haltung steht der Mensch da als Beherrscher jeder Situation; der Christus triumphiert, siegt. Gott und der Mensch gehen Hand in Hand und sind EINS. Es gibt nur ein Prinzip, einen Menschen.«
Jemand von uns fragte nach einigem Nachdenken: »Wie können wir dieses Licht hervorbringen und es wirklich anwenden lernen?«
Die Antwort darauf kam: »Laßt euren Körper zu einem Generator werden, durch welchen dieses große, schöpferische, strahlende Prinzip hindurchströmt. Seht dieses Prinzip als den Ausfluß aller Macht, wißt, daß es das Prinzip aller Macht ist; dann wird euer Körper gleich einem elektrischen Generator diese Energie auffangen und sie verstärken, und ihr werdet sie aussenden wie einen Strom reinen, weißen Lichtes, dem nichts widerstehen kann; dann kann auch nichts, was gegen euch gerichtet ist, euch schaden.
Auch könnt ihr mit diesen Lichtstrahlen solch intensive Impulse elektrischer Energie aussenden, daß der Körper dessen, der euch zu schaden versucht, zerstört wird. Jeder Widerstand gegen diese Energie verstärkt augenblicklich ihr Volumen und infolgedessen ihre Schnelligkeit. Wer Widerstand gegen sie leistet oder den eigenen Willen dagegen zu stemmen sucht, schadet bloß sich selber. Wer diesem Licht keinen Widerstand entgegensetzt, wird es in sich wie heilenden Balsam einfluten spüren, so, wie ihr es jetzt spürt.
Es ist der reine Gottesstrahl, der sich zu jeder Zeit mit demjenigen eines anderen vermischt, wenn kein Widerstand besteht und er freie Bahn hat. Seine Schwingung ist die allerhöchste. Darum vibrieren alle in vollster Harmonie, in vollstem Gleichklang, und es ist nicht möglich, daß ihnen etwas Böses zustoßen kann, solange sie mit dieser Gottesschwingung vereinigt sind und solange sie dieser Gottesschwingung nicht widerstreben. Schwingung ist Leben. Seht ihr nicht, wie ihr allezeit mit Gott vereinigt seid? Wäre bei solcher Einstellung die Möglichkeit einer Trennung vorhanden? Die einzig mögliche Trennung ist der Widerstand, der Disharmonie bewirkt.
Nichts kann euch nahekommen, solange ihr auf dem heiligen Berge steht, eins mit Gott. Dies ist nicht etwa eine besondere Gunst für einige wenige, es gilt für alle. >ICH BIN< ist die große, absolute Ursache oder Quelle, in der jedes Kind mit Gott vereint ist.
Daher leben alle unter DEM GESETZ, nämlich der höchstschwingenden Gedankenwirkung. Es gibt keine disharmonische Schwingung, die in diese Sphäre einzudringen vermöchte oder sich diesem Throne nähern könnte, vor den alle gehören, wo alle zu Hause sind. Dies ist euer göttliches Reich.
Ihr könnt diese Kraft auch dazu anwenden, falsche und schädliche Gedanken oder Wünsche, die gegen euch gerichtet werden, zurückzuschicken. Wenn ihr wollt, könnt ihr diesen weißen Gottesstrahl mit göttlicher Macht versehen, seine Energie verstärken, und ihr könnt die Energie, die der Aussender dem Ding oder der Lebensbedingung verliehen hat, die er euch zudachte, in euern Reflektor auffangen, sie umwandeln und sie ihm mit der Geschwindigkeit des Lichtes zurückschicken. Wenn ihr sie so zurücksendet ist sie ein Strahl weißen Lichtes an Stelle der euch zugesandten niedrigen Schwingungen. Wenn sie den Aussender wieder erreichen, sind ihre Impulse so stark, daß sie den Körper dessen, der die niedrigere Vibration zuerst in Bewegung setzte, zerstören können. Es hat nichts zu bedeuten, ob ihr den Absender oder seinen Standort kennt, unweigerlich wird die Schwingung zu ihrem Aussender zurückkehren. Der Tag des Gerichtes und der Vergeltung ist dann gekommen. So wie ihr gebt, so werdet ihr erhalten, gutes Maß (Gottes Maß), vollgerüttelt und überfließend.
Ihr könnt die Gottesmacht umgestalten und sie mit solcher Kraft aussenden, daß sie unwiderstehlich wirkt. Dies sind die Lichtstrahlen, wie ihr sie aus meinem Körper herauskommen seht. Diese strahlen auch aus euern Körpern aus; sie sind nur noch nicht so mächtig. Aber wenn ihr fortfahrt, diese Kraft anzuwenden in Verbindung mit dem Gesetz oder dem Prinzip, so werdet ihr dieses Licht verstärken, und ihr könnt die Kraft bewußt leiten, so daß sie euch jeden guten Wunsch erfüllt.
Als der Künstler mich in Gethsemane darstellte, sah er die Strahlen, die aus meinem Körper kamen; sie sind nicht vom Himmel auf mich herabgekommen. Das Licht ist die Gotteskraft, die in meinem Körper erzeugt und von ihm als Reflektor hinausgesandt wird. Solche Strahlen gehen aus dem Körper eines jeden, der, gottgleich, in seinem göttlichen Erbteil steht - der Christus Gottes, der ALLEINIGE.
Dies ist und soll das allgemein gültige Motto für die ganze Menschheit werden. Kann es noch Zwiespalt geben zwischen Brüdern, wenn sie zu diesem allumfassenden Einen geworden sind?

Nun macht diesen weißen Strahl lebendig, den Gottesstrahl, durch den ihr Gotteskräfte ausschickt; erfüllt ihn mit der in Gotteskraft umgewandelten Energie, die zehntausend- oder zehnmillionenmal größer ist als diejenige, welche euch zugesandt wurde und die ihr zurücksendet, je nach euerm Willen; laßt sie zurückkehren auf demselben Pfade, den die Schwingungen auf ihrem Wege zu euch genommen haben. Wenn der Betreffende diesen Strahl aufnimmt und ihn als von Gott kommend empfängt, dann ist aller Schaden, den er euch zufügen wollte, ausgelöscht, verziehen, vergessen, und weder euch noch dem Aussender des schlimmen Gedankens geschieht ein Leid. Beide steht ihr Auge in Auge eins mit Gott. An Stelle von Disharmonie ist völlige Harmonie getreten, ihr seid aufs neue EINS.
Nimmt der Aussender eines bösen Gedankens den weißen Strahl nicht auf, den ihr in all seiner Macht ausgeschickt habt, so wird sein Körper zerstört. Dieser reine, weiße Strahl löscht jede schädliche oder uneinigkeitverursachende Schwingung aus, wenn ihm erlaubt wird, sein vollkommenes Werk zu tun. Wo ihm widerstanden wird, gibt es für den, der einen entschiedenen Widerstand leistet, nichts anderes als absolute Vernichtung. Sein Widerstand fordert GEGEN sich das ganze schöpferische Prinzip heraus, im Quadrat zur Widerstandskraft, die er entgegensetzt. Im Quadrat bedeutet also, den Widerstand vervierfachen.
Ihr seht somit, daß das Gute wie das Böse, das ihr aussendet, in vierfachem Maße zu euch zurückkehrt.
So steht ihr da, als Herr, als Gesetz und gebt Gutes oder Göttliches für Böses, doch seid auch in dieser Einstellung wahrhaft demütig. RICHTET NICHT. Teilt jeden Funken von Liebe, der in euch ist, diesem reinen, weißen Strahl mit und gebt gut acht, daß es reine Gottesliebe ist, die ihr hervorbringt und aussendet. Wenn ihr dies tut, stehen Legionen zu eurer Verfügung. Doch seid bescheiden und demütig, folgt willig dem Lichte nach. Ihr folgt dem reinen Gotteslichte, das Leben, Liebe, Reinheit und Schönheit ist, ewig und tief.
Es sind in euerm Körper sieben Zentren, die als Reflektoren benutzt werden können. Ihr könnt veranlassen, daß diese Zentralpunkte in einem weit stärkeren Maße erglühen als irgendein künstliches Licht, und wenn ihr dieses Licht aussenden wollt, scheint es heller und reicht weiter, als irgendein elektrischer Strahl projiziert werden kann.
Wenn ihr alle diese Zentren zu gleicher Zeit zum Glühen bringt, seid ihr ringsum von einer Rüstung umgeben, die undurchdringlich ist.
Ihr könnt diesen reinen, weißen Gottesstrahl so voll von Energie aussenden, daß euer Körper tatsächlich heller leuchtet als die Mittagssonne. Ihr steht da als Herr der Schöpfung, Herr der Heerscharen. Ihr steht in Wahrheit triumphierend, aber friedlich, liebevoll. Gott hat seinen Thron in euerm Körper aufgerichtet, und dieser Körper ist schön, geistig und göttlich.«
Währenddem diese Schwingungen auf uns eindrangen, war das Licht, das aus dem Körper Jesu und seiner Freunde ausging, außerordentlich schwer zu ertragen; es schien jedoch jener vibrierende Glanz durch, welcher flüssigem Golde gleicht. Unsere Augen vermochten alles nur verschwommen zu sehen, während unsere anderen Sinne alles ganz deutlich wahrnahmen. Wieder kamen Schwingungseindrücke:
»Auf diese Weise kann man seinen Körper für jedes menschliche Auge unsichtbar machen, indem man die Gedanken völlig und mit Entschiedenheit auf den reinen, weißen Gottesstrahl richtet und ihn ausgehen läßt aus den sieben Zentren zugleich wie aus sieben Reflektoren.
  Auch kann man sich selbst auf einen dieser Strahlen begeben und denen, die einem ein Leid antun möchten, ein beliebiges Bild zeigen. Ihr könnt diesem Strahl mit der Schnelligkeit des Lichtes folgen und euch augenblicklich dorthin verfügen, wo ihr zu sein wünscht. Euer Körper ist allen denen unsichtbar, die nicht über das Menschliche hinaus- und durch das Menschliche hindurchzuschauen vermögen. Sie spüren wohl, daß da etwas ist, was sie nicht verstehen, und so werden sie für jedes Bild empfänglich, das ihr ihnen zu zeigen wünscht. Was sie nicht verstehen, ist geheimnisvoll oder übernatürlich, und das, was sich durch Aberglauben oder durch Mißtrauen entwickelt, wird leicht irregeführt. Darum sendet Liebe denen, die euch Leid zufügen möchten, dann wird die von ihnen ausgelöste Energie auf sie zurückfallen.
  Das Bild der Bosheit, das sie aussandten, spiegelt den niederen Menschen in ihnen wider, der bekämpft, was er als seinen Feind betrachtet, in Wirklichkeit aber bekämpfen sie das Bild ihres eigenen niederen Selbstes.  Diese Bilder verwandeln für sie die liebsten Freunde in Feinde und stellen Bruder gegen Bruder.
  Sollte diese Räuberbande auf ihrem angedrohten Überfall und Raubzug beharren, so wird sie sich selber aufreiben. Jetzt haben die Räuber noch die Möglichkeit, die Gegend zu verlassen und die Einwohner nicht weiter zu belästigen. Tun sie das aber nicht, so werden sie sich gegeneinander kehren und sich selber umbringen. Der Mensch kann nicht seinen Bruder zu vernichten suchen, ohne sich dasselbe Schicksal zu bereiten. Wir senden ihnen den reinen, weißen Gottesstrahl zu, aber wenn sie dieser Liebe in Haß, Bosheit oder Rache widerstreben, dann verwandeln sie diesen Strahl eigenwillig in eine Flamme, die sie verzehren wird. Wir brauchen uns nicht zu fürchten. Wir bieten nur unsere Liebe an und besitzen die Macht nicht, sie zur Annahme zu zwingen. Wenn die Räuber in Liebe kommen, wird kein weiterer Konflikt bestehen. Unsere Sache ist bereits gewonnen.«
Als er dies gesagt hatte, rief uns jemand zu, ein Bote nähere sich dem Dorfe. Wir gingen ihm entgegen; er berichtete, die Räuber hätten ihre Überfälle aufgegeben und sich in der Entfernung von zwanzig Meilen im Umkreis vom Tau-Kreuz-Tempel friedlich gelagert, sie hätten seit dem letzten Hilferuf niemandem etwas getan, weder den Einwohnern noch deren Besitz, doch behielten sie die Gefangenen als Geiseln gegen weiteren Widerstand. Er teilte ferner mit, daß andauernd das Gerücht umginge, das Dorf werde am folgenden oder nächstfolgenden Tage angegriffen werden, wenn am nächsten Tage der Schatz nicht ausgeliefert würde.
Der Bote überbrachte Grüße von den Gefangenen. Jeder einzelne hatte sein Leben zum Schutz des Dorfes angeboten. Man sagte dem Boten, ein solches Opfer werde nicht nötig werden. Er möge zurückkehren und den Gefangenen den Dank und die tiefste Anerkennung der Dorfbewohner für das Anerbieten überbringen.

4. KAPITEL

Mit erneutem Eifer nahmen wir am folgenden Tage unsere Arbeit wieder auf, nachdem wir alle Furcht aus unseren Gedanken verbannt hatten. Am Morgen des zweiten Tages beschäftigten wir uns mit einigen der in die Felswand gehauenen Figuren.
Plötzlich wurde unsere Aufmerksamkeit auf den Wachtposten hingelenkt, der auf der anderen Seite des Gebirgseinschnittes an erhöhter Stelle seinen Standort hatte, da, wo sich ihm der weiteste Ausblick bot. Wir sahen durch unsere Feldstecher, daß er ein Signal ins Dorf hinunter gab. Bald darauf konnten wir sehen, wie die Einwohner in großer Eile hin- und herrannten, offensichtlich Schutz suchend in den großen, tiefergelegenen Schluchten der Berge. Alle Dorfbewohner schienen sehr aufgeregt.
Als wir hinhörten, vernahmen wir das tiefe Dröhnen der anrückenden Horde. Einer von uns kletterte weiter hinauf, um von einer höhergelegenen Stelle aus die Lage zu überblicken. Er rief uns zu, er könne die Staubwolke der anrückenden Reiter sehen, die jetzt am Eingang des Tales angekommen seien. Wir flüchteten unsere Geräte in eine nahe Höhle, gingen unserem Gefährten nach und suchten Unterschlupf in den umliegenden Felsen, von wo aus wir die Bewegungen der Bande beobachten konnten. Beim Eintritt in die Schlucht machte diese halt; fünfzig Reiter ritten als Vorhut voraus, dann kamen die andern nach, das Tal herauf, mit Sporen und Peitschenhieben ihre Pferde zu wildem Galopp antreibend. Das Aufschlagen und Dröhnen der Hufe auf dem Felsboden, zusammen mit dem Hohngeschrei, verursachte einen unbeschreiblichen Lärm. Wäre das Ganze nicht so tragisch gewesen, so hätte diese vorwärtsstürmende, gewaltige Reitermasse einen großartigen Anblick dargeboten.
Unsere Stellung war sehr vorteilhaft, denn die Felswände standen beinahe senkrecht, und wir konnten gerade hinuntersehen auf die Räuberbande, die nun mit der anscheinend unwiderstehlichen Macht einer Sturzwelle aufwärtsstürmte.
Die Vorhut der Eindringlinge war schon an unsern Verstecken vorbeigeritten, und die Hauptmasse kam schnell heran. Wir richteten unsere Feldstecher auf das kleine Dorf und bemerkten, daß nun dort eine gewaltige Panik herrschte.
Einer unserer Gesellschaft, der auf einem Felsvorsprung beschäftigt war, hörte mit seiner Arbeit auf, um die vordringenden Reiter zu beobachten. Wir sahen, wie er sich umwandte und durch das Tor schaute, das in den Mittelraum des Tempels führte.
Dann richteten sich unsere Gläser alle auf die Gestalt Jesu, der jetzt durch das Tor und ganz weit auf den Felsvorsprung hinaustrat und einen Augenblick in wundervoller Ruhe dastand.
Dieser Vorsprung war ungefähr achthundert Fuß über der Stelle, wo wir versteckt waren, und beinahe drei Meilen entfernt. Sogleich wurden wir gewahr, daß er sprach, und im nächsten Augenblick kamen die Worte klar und deutlich zu uns. Unser Gefährte auf dem Felsvorsprung setzte sich nieder und machte, wie ich, stenographische Notizen. Wir verglichen sie später, und es zeigte sich, daß wir die Worte trotz des Lärms der sich nähernden Horden genau gehört hatten. Man sagte uns, daß Jesus nicht mit erhobener Stimme, sondern in seiner gewohnten sanftklingenden Art gesprochen habe.
Als Jesus zu sprechen anhub, kam über das ganze Dorf und über seine Bewohner eine vollkommene Ruhe. Dies sind die Worte, von Jesus selbst ins Englische übersetzt. Es wird allezeit mein heißes Gebet bleiben, daß ich sie niemals vergesse, und wenn ich zehntausend Jahre lang leben sollte.

DAS LICHT

»Wie ich so allein dastehe in Deinem großen Schweigen, Gott mein Vater, leuchtet in meinem Innern ein reines Licht auf und erfüllt jedes Atom meines Wesens mit seinem großen Glanze. Leben, Liebe, Macht, Reinheit, Schönheit, Vollkommenheit herrschen in mir. Wenn ich hineinsehe in das tiefste Innere dieses Lichtes, erblicke ich ein anderes Licht - klar, sanft, in weißgoldenem Strahlenglanz leuchtend - aufnehmend und das zärtliche Feuer des größeren Lichtes mütterlich hegend und aussendend.
Nun weiß ich um meine Göttlichkeit; ich bin eins mit Gottes Weltall. Leise spreche ich zu Gott, meinem Vater, und nichts vermag mich zu stören.

STILLE IM SCHWEIGEN

Doch in diesem vollkommenen Schweigen ist Gottes größtes Wirken. In mir ist Stille, und vollkommenes Schweigen ist um mich. Jetzt breitet sich das Leuchten dieses Lichtes auf Gottes weitem Weltall aus, und ich weiß, daß überall Gottes bewußtes Leben ist. Wieder spreche ich furchtlos: >Ich bin Gott. Ich bin stille und unerschrocken.<
Hoch erhebe ich den Christus in mir und lobpreise Gott. In den Klängen meiner Musik ertönt leise die Inspiration. Lauter und lauter singt in mir die Große Mutter von neuem Leben. Lauter und klarer hebt die Inspiration mit jedem Tag mein bewußtes Denken höher, bis es im Einklang mit dem Rhythmus Gottes ist. Wiederum erhebe ich den Christus in mir und horche auf, daß ich die frohen Klänge höre. Mein Grundton ist Harmonie, und mein Lied besingt Gott, und Gott besiegelt meinen Gesang als Wahrheit.

SIEHE, ICH BIN VON NEUEM GEBOREN, EIN CHRISTUS IST HIER

Ich bin frei in dem großen Lichte Deines Geistes, Gott, mein Vater. Auf meiner Stirne ist Dein Siegel. Ich bin bereit.
Hoch halte ich Dein Licht, Gott, mein Vater. Noch einmal sage ich: >Ich bin bereit<«

Als Jesus zu sprechen aufhörte, ging aus dem Sonnenzentrum seines Körpers ein blendender Strahl reinen, weißen Lichtes hervor. Dieser Lichtstrahl dehnte sich aus bis hinunter in das tiefe Felsental und ein wenig hinein, da, wo die Schlucht sich plötzlich nach links wandte, gerade vor die Stelle hin, wo der Vortrupp der Reiter heranrückte.
Da, wo der Lichtstrahl aufhörte, schien sich auf einmal ein großer Wall zu erheben, wie eine Felsenmauer; und aus diesem Hindernis hervor kamen Strahlen, die flammenden Pfeilen glichen.
Die vorwärtsstürmenden Pferde hielten so rasch in ihrem tollen Lauf an, daß eine ganze Anzahl der Reiter ihren Halt verlor. Einen Augenblick lang konnte man die Köpfe und die Vorderfüße der strauchelnden Pferde in der Luft erblicken, ehe sie sich umwandten und völlig außer Rand und Band dem Felsenpfad entlang zurückrasten. Bei der vordersten Reihe des Gewalthaufens angekommen, versuchten die Reiter, soweit sie nicht zu Boden geworfen worden waren, die Pferde in ihre Gewalt zu bringen, aber es gelang ihnen nicht. Zusammen mit den reiterlosen Pferden wurden sie mitten in die vorderen Reihen der im Aufstieg begriffenen Räuberbande hineingeworfen. Dabei wurde die Bewegung der Masse gehemmt und gestört, während die Nachrückenden ahnungslos der Gefahr entgegenstürmten und sich in einem unbeschreiblichen Wirrwarr mit den vorderen vermengten. Dann sah man im Felsental unten nur noch eine dampfende Masse von Menschen und Pferden.
Einen Augenblick herrschte Todesstille; dann aber vernahm man das wilde Geschrei entsetzter Menschen und Pferde. Da, wo die scheugewordenen Tiere der Vorhut in die vorrückenden Massen der Nachkommenden eindrangen, spielten sich schauerliche Szenen ab. Reiterlose Pferde, frei von hemmenden Zügeln, flogen kopfüber in und über die ankommenden Horden und brachten eine Menge von Reitern zu Fall, so daß auch deren Tiere die allgemeine Verwirrung noch verstärkten. Die Pferde bäumten sich, schlugen aus und begannen Schreie auszustoßen, wie es das sonst stumme Tier nur in Augenblicken höchster, heftiger Not tut. So pflanzte sich der unbeschreibliche Wirrwarr in der Talschlucht unter uns über die ganze Masse fort.
Plötzlich sahen wir, wie Männer ihre kurzen Schwerter zogen und wild nach jeder Richtung hin drauflos hieben. Andere machten ihre Gewehre los und schossen gegen Männer und Tiere, um sich einen Weg für ihre Flucht zu bahnen. Bald entwickelte sich das Ganze zu einer Schlacht, die damit endigte, daß diejenigen, die glücklich genug gewesen waren, dem Gemetzel zu entrinnen, in wilder Jagd davonstürzten.
Das Tal lag übersät mit großen Haufen von toten und verwundeten Männern und Tieren; wir eilten hinunter, um zu sehen, ob man den Verwundeten beistehen könne. Alle Dorfbewohner und unsere Freunde schlossen sich uns an. Boten wurden nach allen Richtungen um Hilfe ausgeschickt. Wir bemühten uns fieberhaft die ganze Nacht hindurch bis tief in den nächsten Morgen hinein.
Sobald wir einen Verwundeten aus den schrecklichen Todeshaufen hervorzuziehen vermochten, übernahmen ihn Jesus und unsere Freunde. Als dem letzten von ihnen die nötige Fürsorge zuteil geworden war, kehrten wir zur Loge zurück, um etwas zu frühstücken. Wie waren wir erstaunt, bei unserem Eintreten den Schwarzen Banditen im Gespräch mit Emil anzutreffen! Erst jetzt wurden wir gewahr, daß Emil hier war. Er bemerkte unsere verwunderten Blicke und sagte: »Wir wollen das für später aufheben.«
Nachdem das Mahl beendigt war, gingen wir mit dem Führer ins Freie, und er erzählte uns, er und Emil seien zu gleicher Zeit auf den Mann gestoßen, der schwerverwundet und zum Gehen unfähig dagelegen sei; sein gefallenes Pferd habe ihn am Aufstehen gehindert. Sie hatten ihn befreit und ihn vorläufig an einen sicheren Ort gebracht, wo sie ihn so bequem wie möglich betteten. Dann hatten sie unsere Gastgeberin gerufen und ihn ihrer Obhut anvertraut. Nachdem seine Wunden verbunden waren, habe er sie gefragt, ob sie nicht ihren Gott bitten möchte, ihm zu zeigen, wie er es anstellen müsse, damit er werde, wie sie sei. Er habe von ihr auch verlangt, daß sie ihn beten lehre.
Sie fragte ihn, ob er wieder ganz gesund und heil werden möchte, und er antwortete: »Ja, gerade so, wie Sie sind.« Da sagte sie: »Da du gebeten hast, heil und gesund zu werden, ist dein Gebet erhört. Du bist jetzt vollkommen geheilt.«
Der Mann verfiel in einen tiefen Schlummer. Um Mitternacht, als unser Führer seine Runde machte, sah er, daß sich die Wunden vollständig geschlossen hatten, ja daß nicht einmal eine Narbe sichtbar war. Der Mann erhob sich, zog sich an und bat um die Erlaubnis, beim Rettungswerk mithelfen zu dürfen.
Wir sahen auch bei vielen Verletzten, von denen wir erwartet hatten, daß sie nach ganz kurzer Zeit in das große Dunkel gleiten würden, wie sie sich vollkommen erholten. Mehrere unter ihnen krümmten sich vor Schrecken, wenn unsere Freunde sich ihnen näherten; man war genötigt, sie von den andern abzusondern.
Als die Rettungsarbeit beendigt war, ging der »Schwarze Bandit«, wie wir ihn nannten, zwischen seinen verwundeten Gefährten hin und her und tat sein Bestes, sie von ihrer Furcht zu befreien. Viele von ihnen sahen aus wie Tiere, die man in einer Falle gefangen hat und die befürchten, daß sie ein martervoller Tod erwarte; denn dies hätte dem Gesetz ihres Landes entsprochen. So wurden gefangene Räuber behandelt. Ihre Überzeugung war so unumstößlich, daß sie auf keine ihnen erwiesene Freundlichkeit reagierten. Sie meinten, man pflege sie nur bis zur Genesung, damit man sie hernach um so ausgiebiger quälen könne.
Schließlich waren die Wunden bei allen geheilt. Manche siechten zwar während langen Monaten; sie glaubten jedenfalls, sie könnten damit den Tag der Folter hinausschieben.
Der Schwarze bildete dann aus allen Verwundeten, die sich ihm anschließen wollten, eine Schutztruppe gegen weitere Überfälle; er veranlaßte auch viele Dorfbewohner, sich zu beteiligen. Wie wir später hörten, machten die Räuber aber nie mehr einen Versuch, die Gegend zu überfallen.
Später haben zwei Expeditionen das Territorium auf ihrem Weg zur Wüste Gobi passiert. Unser Mann und seine Gefährten haben damals unsere Expeditionsteilnehmer über vierhundert Meilen weit sicher durch ihren eigenen Distrikt und durch die umliegenden Gegenden geleitet. Weder er noch seine Gefährten haben auch nur die geringste Belohnung für den Dienst angenommen. Man hat uns oft versichert, daß er im ganzen Umkreis zu einer großen Macht des Guten geworden sei, und daß er sich ganz und ohne Belohnung seinem Volke zur Verfügung stelle.

5. KAPITEL

Um die Mittagszeit des zweiten Tages war jeder Verwundete versorgt, und wir gingen zum letztenmal nachsehen, ob auch ganz gewiß kein Lebender mehr verletzt auf dem Trümmerfelde liege. Dann kehrten wir ruhebedürftig zur Loge zurück. Auf dem Wege sprach jemand aus unserer Gesellschaft den Gedanken aus, der uns alle seit Stunden schon beschäftigt hatte: Warum diese grausige Zerstörung? Weshalb der Verlust So vieler Leben?
Wir waren bis ins Mark unserer Knochen erschöpft und vom Schrecken wie zerschlagen. Das Schwerste beim Rettungswerk war uns zugefallen, besonders in den frühen Morgenstunden, denn die Dorfbewohner hatten eine so tödliche Angst vor diesen Räubern, daß wir sie nur mit großer Mühe überreden konnten, uns wenigstens zu helfen, die Menschen unter den Pferden hervorzuziehen.
Die Dorfbewohner sahen den Grund nicht ein, warum man das Leben derer rettete, die doch im Begriffe gewesen waren, das ihrige zu zerstören. Viele von diesen Leuten haben überhaupt eine tiefeingewurzelte Abneigung vor jedweder Berührung eines toten Geschöpfes. Wären unsere Freunde nicht gewesen, so hätten die Einwohner des Dorfes den Schauplatz des Kampfes sogleich verlassen und wären nie mehr dahin zurückgekehrt. Nach all dem Vorgefallenen waren wir also sehr ermüdet und traurig. Es war die schrecklichste Erfahrung unseres ganzen Lebens. Wir erreichten die Loge und setzten uns ganz erschöpft an die Tafel. Kurz darauf erschienen die Speisen. Wir waren ganz allein; unser Führer hatte zwei unserer Freunde begleitet, die mit Lin Chu, dem Schwarzen, in das Tal hinuntergestiegen waren. Nach der Mahlzeit zog sich jeder zum Ausruhen in sein Zimmer zurück, und keiner von uns erwachte vor dem folgenden Spätnachmittag.
Beim Ankleiden wurde uns vorgeschlagen, direkt in unser Sanktuarium zu gehen, wie wir den oberen Tempelraum zu nennen pflegten. Wir verließen die Loge und schickten uns an, zum Tempel hinaufzuwandern, wie wir es gewohnt waren. Wir hatten die Leiter, die zum Eingang des Tunnels führte, erreicht, als der Vorderste, schon mit einem Fuß auf der untersten Sprosse, innehielt und sagte:
»Was kommt uns an? Vor noch nicht zwei Tagen waren wir im siebenten Himmel vor Wonne, weil wir uns frei von einem Ort zum andern bewegen konnten und weil wir in den drei Monaten Dinge zu tun gelernt hatten, die nach unseren Begriffen sonst Jahre benötigten. Unser Essen erscheint vor uns auf der Tafel ohne die leiseste Anstrengung unsererseits. Jetzt sind wir plötzlich in unsere alten Gewohnheiten zurückgefallen. Ich möchte bloß wissen, weshalb wir so rasch zurückfielen. Ich kann es mir nur so erklären, daß sich jeder von uns von den Vorgängen, deren Zeugen wir waren, beeinflussen ließ. Dies ist es, was uns jetzt hindert. Und was mich anbelangt, habe ich davon genug; dieser Zustand gehört keinesfalls zu mir. Er gehört nur insoweit zu mir, als ich ihn bejahe, ihn festhalte, ihn anbete und nicht von ihm lasse. Ich trete heraus aus diesem Zustand in einen höheren und besseren; ich befreie mich. Ich bin damit absolut fertig.« Während wir dastanden und ihn anstarrten, bemerkten wir, daß er fort war, verschwunden.
Wir waren einen Augenblick überwältigt, als wir sahen, was dieser Mann vor uns zu tun fähig war. Aber keiner von uns andern vermochte dasselbe zu tun, obschon wir ganz gut wußten, daß wir einen Zustand festhielten, der uns gar nichts anging. Infolgedessen waren wir gezwungen, die Leiter emporzuklettern, durch den Tunnel hindurchzugehen und alle die oberen Räume zu durchqueren, um an unser Ziel zu gelangen. Als wir eintraten, fanden wir unseren Gefährten dort schon vor.
Während wir noch diesen Vorfall zusammen besprachen, erschien Jesus mit unseren Freunden und mit ihnen unser Führer. Sie kamen durch die Tür herein, die sich gegen den Felsvorsprung öffnet. Wir setzten uns alle, und Jesus fing an zu reden:
»Viele erklären, daß sie Söhne Gottes seien und daß sie alles hätten, was der Vater hat. Sie haben auch tatsächlich, was der Vater hat, doch ist ihre Behauptung nicht zur Tatsache geworden, solange sie nicht den Mut haben, den vor ihnen liegenden Schritt zu wagen und sich gottgleich zu sehen - eins mit Gott, mit allem, was Gott ist; dann erst können sie es erlangen. Wenn man in seinem menschlichen, beschränkten Denken den Christus hervortreten sieht, dann strahlt die feinere Individualität Licht aus. Er, der den Christus projiziert, sieht mit feineren, klareren und erweiterten Sinnen. Er sieht seinen feineren Körper höher schwingen als seinen gewöhnlichen Körper; den er zur gleichen Zeit sehen kann.
Er glaubt, es seien zwei Körper. Er meint auch, daß der Körper, der außerhalb und etwas entfernt von seinem Körper erscheint, der Christus eines andern sei. Diese scheinbaren zwei sind nur für ihn so, weil er es nicht glaubt, daß er der Christus ist. Er muß erklären, daß er selber dieser Christus ist, und diese Tatsache voll anerkennen; in demselben Augenblick verschmelzen die beiden, und er hat in der Tat den Christus hervorgebracht. Dann steht er da in seinem Triumphe. Nun laßt ihn noch einen Schritt weiter tun und erklären, daß der Christus Gottes hervortritt, und im selben Augenblick wird er der Christus Gottes sein. Jetzt ist der Sohn Gottes eins mit Gott, dem Vater, und er geht sogleich zum Vater ein. Dann muß er noch einen Schritt tun. Es ist der größte Schritt und verlangt die stärkste Entschlossenheit, weil jede kleinste Furcht des menschlichen Denkens und menschlicher Beschränkung ausgelöscht sein muß. Er muß vortreten und geradewegs zu Gott gehen, zur Quelle, zum Vater, und mit Entschiedenheit und positiver Erkenntnis erklären, daß er göttlich ist, ohne Furcht vor dem, was gewesen ist, oder vor Aberglauben oder menschlichen Glaubenssätzen. Er muß wissen, daß er völlig in Gott aufgegangen, mit Gott verschmolzen ist und daß er zu dieser Liebe, Weisheit, Erkenntnis geworden ist. Daß er Substanz ist. Sein ist jedes Attribut des Vaters, der Quelle, des Prinzips. Dies muß er in aller Demut annehmen; ein solcher offenbart Gott.  Durch einen solchen strömt jedes einzelne Attribut Gottes in die ganze Welt aus. Für ihn ist nichts unmöglich. Nur durch einen solchen kann Gott zum Ausdruck gelangen. Wenn ihr euch mit Gott verschmelzt, ist auch euch nichts unmöglich. Nicht nur habt ihr alles, was der Vater hat, ihr seid auch alles, was der Vater ist. Ihr seid die Dreieinigkeit. Ihr seid der Christusmensch, der Christus Gottes, GOTT -  alle drei in EINEM. Der Heilige Geist ist in euch. Der >Ich-Bin-Geist< in seiner schöpferischen Tätigkeit wohnt in euch. Wenn ihr solches annehmen könnt, dann werdet ihr so gut wie alle andern dem Christusnamen LOBSINGEN, nicht dem Namen Jesu, dem persönlichen, sondern dem Christus. Die Engel mögen auf die Knie fallen, ihr aber bringt hervor das königliche Diadem und krönt Christus, den Herrn über alles, was da ist. Ihr krönt nicht den persönlichen Jesus, sondern den Christus, und der Christus ist würdig des herrlichsten aller Diademe. Kein Juwel ist zu kostbar und zu göttlich für die Krone des siegreichen Christus. Ihr seht also, wer da will, kann kommen. Kommt und werdet zum triumphierenden Christus.
Wer kommen will, der möge kommen. Wenn ihr >Gott< sagt, dann seht euch selber als Gott. Seht Gott hervortreten, wenn ihr hervortretet. Gott kann kein Frömmler, kein Prahler, kein Egoist sein. Ebensowenig kann der Christus, der Gottmensch, das Bild und das Gleichnis Gottes, etwas Derartiges sein. Ihr könnt geradeso Gott sein, wie der Gottmensch es ist. Das >ICH BIN< ist im Vater, und der Vater ist in mir; dies sind wahre Worte.

>ICH BIN< und mein Vater sind EINS, das ist gesagt in aller Demut und in allmächtiger Größe. Gott und die ganze Menschheit vereint sind allmächtig,  sind die Allmacht Gottes.
Das, was in euern sogenannten unreinen Gedanken geboren wurde, wird erhoben zur Herrlichkeit; denn der Gedanke an Unreinheit ist ausgelöscht. Das, was das Bild des Irdischen an sich getragen hat, muß und wird das göttliche Bild tragen, sobald ihr es zu diesem Idealbild erhebt.
Ich sage euch, daß gerade jetzt der große Augenblick für euch gekommen ist, da ihr hervortreten könnt heraus aus dieser äußeren Unruhe in den tiefen Frieden, in die Segnungen Gottes und euch mit dem Licht Gottes bekleiden könnt. In aller Demut setzt die Krone des Christus auf euer Haupt; ihr müßt dies selbst tun; kein anderer kann es für euch tun.
Erhebet euch und werdet ein Teil des großen, weißen Thrones, des Ursprungs. Vereinigt euch mit denen, die in gleicher Weise das große Ziel erreicht haben. Seid nicht nur vereint mit Gott, seid Gott in Wirklichkeit. Dann könnt ihr der ganzen Welt die göttlichen Eigenschaften offenbaren. Wie kann die Gottesenergie anders zum Ausdruck kommen als durch den Menschen? Kein anderer Organismus auf der ganzen Welt kann in der gleichen Höhe schwingen, kein Organismus ist also so fein organisiert, daß er diese erhabene Energie, die den Menschen dazu befähigt, Gott vor der ganzen Welt Ausdruck zu geben, wahrnehmen, erzeugen und umwandeln könnte. Wie sollte dies anders möglich sein als durch den fein organisierten und vervollkommneten Körper, der euer ist, sobald ihr ihn völlig beherrscht?
Diese Herrschaft bedeutet volle, vollständige Meisterschaft - Messiastum - Jüngerschaft. Nur der aber ist völlig Herr und in vollkommener Harmonie mit diesem seinem Körper, der in absoluter Herrschaft und Meisterschaft in allen Eigenschaften der heiligen Dreieinigkeit hervortritt.
Der >ICH-BIN<-Mensch, der Christus, der Christus Gottes, wer diese alle drei mit dem Höchsten, Gott, vereinigt, der ist GOTT  geworden.
Du bist du, der Mensch von heute (die ganze Menschheit), der seinen Ausblick erweitert, der die Wahrheit über sich selber erkennt, der erfaßt, daß es ein höheres und besseres Leben für den Menschen gibt als bloß den Kreislauf der weltlichen Erfahrungen. Das wird dir klar, wenn du den rechten, richtigen Weg verfolgst in Harmonie und wahrem Einklang mit den höchsten Idealen, die du dir vergegenwärtigen kannst, die du vor dir siehst oder dir in Liebe, Verehrung und Anbetung vorstellst.
Der erste Schritt ist der, der dich, den Menschen, zum Christus macht, zum eingeborenen Sohn Gottes. Der nächste Schritt macht dich zum Christus Gottes, der den Christusmenschen als Christus Gottes erblickt. Du mußt diese beiden zu Einem machen, um zum Urquell zu gelangen, zu Gott, dem Vater. Du hast jetzt den >ICH-BIN-Menschen< zum Christusmenschen gemacht; dann hast du den Christusmenschen zum Gottes-Christus umgewandelt, zu Gott dem Herrn. Und als nächsten Schritt hast du den Gottes-Christus in den ewiglebendigen Gott verwandelt. So ist aus den scheinbar Zweien EINER geworden, Gott. Du bist das Bildnis und Gleichnis der erhabenen Energie, des Vaters und Gottes von uns allen. Es gibt nichts, was für euch unmöglich wäre, wenn ihr nicht vom Pfade der richtigen Anwendung dieser Energie abweicht. Ihr müßt in all diesem absolut furchtlos und treu sein, wie auch immer die Welt von euch denken mag. Wenn ihr hervortretet und eure Herrschaft und eure Vereinigung mit Gott bekennt, so seid ihr eins mit dem Vater, dem ausströmenden, allgegenwärtigen, erhabenen Prinzip aller Dinge.
Wenn die Bibel von diesem Licht spricht, gibt sie damit nicht eine großartige allegorische Beschreibung von der geistigen Entwicklung und Vervollkommnung des Menschen, wenn man sie richtig liest und versteht?
Wenn im Bilde dargestellt wird, wie ein Lichtstrahl vom Himmel auf mich herniederfällt, so ist es der Lichtstrahl, der aus meinem Körper hinausprojiziert wird. Es ist wohl richtig, daß das Licht vom Himmel kommt, denn der Himmel ist überall um uns herum und ist Lichtschwingung. Doch muß der Sammelpunkt oder Ausgangspunkt dieses himmlischen Lichtes sich im Innern meines Körpers befinden. Darum muß dieses himmlische Licht aus mir herausleuchten. Das >ICH-BIN< in mir muß dieser Lichtessenz einzutreten gestatten; dann muß ich diese Lichtenergie erzeugen und umwandeln, so daß sie ausgesandt werden kann in jedem Grad von Dichtigkeit, die Gott, das >ICH-BIN<, wünscht. Ist dies getan, dann kann nichts der Macht dieses reinen Lichtes widerstehen. So sind die Strahlen oder Lichtbündel beschaffen, die aus meinem Körper herausleuchten auf dem Bilde, das der bekannte Meister, mich in Gethsemane darstellend, gemalt hat. Die Lichtstrahlen gingen von meinem Körper aus und sind nicht vom Himmel auf mich heruntergekommen.
Und genau so könnt auch ihr diese Gotteskraft umwandeln und sie mit solch unwiderstehlicher Macht aussenden. Es ist Gotteskraft, die um euer ganzes Wesen herum wahrgenommen wird; wenn ihr gestattet ist, einzudringen, kann sie aktiv gemacht und umgewandelt werden in euerm Körper, und dann wird sie wieder durch den Reflektor ausgesandt.
Alle diese Dinge können getan werden von einem jeden, der sich erhebt als Gott, in seinem göttlichen Erbe, als Christus Gottes, als der All-Eine. Dies ist das göttliche und endgültige Motto für alle Menschen.
Je näher die Menschheit diesem großen, heilenden Strahle kommt, um so mehr wird Streit und Disharmonie verschwinden.
Lebe frei in dieser Lichtschwingung, die das Licht der ganzen Welt ist und zu der alle beständig näher hingezogen werden, und du wirst dich immer mehr der wahren Heimat des Menschen nähern. Du siehst ein, daß das >ICH-BIN< das Licht der ganzen Welt ist. Siehe Gott, alles ist für dich bereit. Erhebe diesen Gewaltigen Gottes, der in dir ist, dieses >Ich-Bin<; erhebe diesen deinen Körper empor zu Gott, und du wirst zum gekrönten Herrn des Alls, und mit dir ein jeder andere.
Doch mußt du selber diese Krone dir auf dein Haupt setzen; niemand anders kann es für dich tun.«