Empfängt eine Frau kein Kind, obwohl sie sich ein Kind wünscht,
so zeigt dies, daß entweder eine unbewußte Abwehr vorhanden
ist oder der Wunsch nach einem Kind unehrlich motiviert ist. Eine unehrliche
Motivation ist beispielsweise die Hoffnung, durch ein Kind den Partner
halten zu können oder bestehende Partnerprobleme durch ein Kind in
den Hintergrund drängen zu können. In solchen Fällen reagiert
der Körper häufig ehrlicher und weitsichtiger. Im selben Sinne
zeigt eine Unfruchtbarkeit des Mannes die Angst vor Bindung und Verantwortlichkeit,
die durch ein Kind in sein Leben treten würde.
So wie das Einsetzen der Regel wird auch der Verlust der Regel von
der Frau als einschneidende Lebensumstellung erlebt. Die Menopause signalisiert
der Frau den Verlust der Fortpflanzungsfähigkeit und damit
auch den Verlust einer spezifisch weiblichen Ausdrucksform. Es hängt
von der bisherigen Einstellung zur eigenen Weiblichkeit und von der sexuellen
Erfüllung des bisherigen Lebensabschnittes ab, wie diese Zäsur
von der Frau erlebt und beantwortet wird. Neben den emotionalen Begleitreaktionen
wie Ängstlichkeit, Reizbarkeit und Antriebshemmungen, die allesamt
Ausdruck dafür sind, daß der Eintritt in eine neue Lebensphase
krisenhaft erlebt wird, kennen wir noch eine Reihe mehr somatischer Symptome.
Bekannt sind die Hitzewallungen, auch fliegende Hitze genannt, die eigentlich
»sexuelle Hitze« signalisieren sollen. Es ist ein Versuch,
zu demonstrieren, daß mit dem Verlust der Regel nicht gleichzeitig
das Frausein im sexuellen Sinne verlorengeht - und so zeigt man, daß
man noch von Hitze durchwallt wird und somit eine heiße Frau ist.
Auch wieder einsetzende häufige Blutungen sind der Versuch, Fruchtbarkeit
und Jugend vorzutäuschen.
Wie groß die Probleme und Beschwerden des Klimakteriums sind,
hängt weitgehend davon ab, wie erfüllt die eigene Weiblichkeit
bisher gelebt und erlebt wurde. Alle nicht gelebten Wünsche türmen
sich sonst in dieser Phase als Versäumnisängste auf und führen
zur Panikstimmung und Nachholbedürfnissen. Nur das Nichtgelebte macht
heiß. In diese Lebensphase fallen meist auch die häufigen, gutartigen
Muskelwucherungen im Uterus, Myome genannt. Diese Wucherungen in der Gebärmutter
symbolisieren eine Schwangerschaft, man läßt etwas in seiner
Gebärmutter wachsen, was dann bei einer Operation wie bei einer Entbindung
herausgeholt wird. Myome sollten als Anlaß genommen werden, unbewußten
Schwangerschaftswünschen nachzuspüren.
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Es scheint so einfach, alles Unangenehme vom Körper ausbaden
zu lassen. Daß die Medizin dieses Spiel noch unterstützt gehört
zu den Stilblüten ihrer wechselvollen Entwicklung Die gynäkologischen
Argumente können bei etwas Nachdenken nur Staunen auslösen. Wer
Frauen Angst macht, sie würden sich die Knochen brechen, wenn sie
keine Östrogene schlucken, muß sich u.a. fragen lassen, wie
denn Milliarden Frauen vor der Östrogen-Mode diese gefährlichen
Zeiten ohne knöcherne Einbrüche überstanden haben, wie es
viele ältere Frauen noch heute schaffen.
Dieses Argument wird an Frechheit nur noch überboten von jenem
anderen, in der wechselvollen Zeit kaum weniger beliebten: »Wenn
Sie sich die Gebärmutter nicht herausnehmen lassen, könnte sie
bösartig entarten.« Mit der gleichen Logik könnte man zur
Amputation der Arme raten. Immerhin könnten sie ja Hautkrebs bekommen
und entarten. Solche Panikmache hat nicht nur zu einer beispiellosen Steigerungsrate
bei Gebärmutteroperationen geführt, sondern auch eine bedenkliche
Verunsicherung verbreitet. Natürlich gibt es nach wie vor Situationen,
in denen eine Gebärmutter herausgenommen werden sollte. Woher aber
sollte die Frau wissen, ob ihr Gynäkologe am Kreuzzug gegen Gebärmütter
teilnimmt oder fundierte medizinische Gründe hat? Es gehört zu
meinen beschämendsten »medizinischen« Erfahrungen, daß
Myome allein dadurch schrumpfen können, daß die Frauen noch
einen Gynäkologen ohne Belegbetten zuziehen, der kein persönliches
Operationsinteresse hat.