Wenn
Licht in der Seele ist, ist Schönheit im Menschen. Wenn
Schönheit im Menschen ist, ist Harmonie im Haus. Wenn Harmonie im
Haus ist, ist Ordnung in der Nation. Wenn Ordnung in der Nation ist,
ist Frieden in der Welt
Chinesisches Sprichwort
Laß nie jemanden zu dir kommen ohne ihn
besser und glücklicher wieder gehen zu lassen.
Mutter Teresa
...
Wahre Liebe
Moses Mendelssohn, der Großvater des wohlbekannten deutschen
Komponisten, war alles andere als gutaussehend. Neben seinem eher
kleinen Wuchs hatte er einen grotesken Buckel.
Eines Tages besuchte er einen Händler in Hamburg, der eine
schöne Tochter namens Frumtje hatte. Moses verliebte sich
hoffnungslos in sie. Aber Frumtje war von seiner mißgebildeten
Erscheinung abgestoßen.
Als es für ihn Zeit wurde zu gehen, sammelte Moses seinen Mut und
stieg die Treppen zu ihrem Zimmer hinauf, um eine letzte Gelegenheit
wahrzunehmen, mit ihr zu sprechen. Sie war ein Bild von himmlischer
Schönheit, aber verursachte ihm tiefe Traurigkeit durch ihren
Widerwillen, ihn anzusehen. Nach einigen Versuchen einer Unterhaltung
fragte Moses scheu: »Glauben Sie, Ehen werden im Himmel
geschlossen?«
«Ja«, antwortete sie, immer noch auf den Boden blickend.
»Und was glauben Sie?«
»Ja, ich glaube es auch«, erwiderte er. »Sehen Sie,
bei der Geburt jedes Jungen verkündet der Herr im Himmel, welches
Mädchen er heiraten wird. Als ich geboren war, wurde mir meine
zukünftige Braut gezeigt. (S.21) Dann fügte der Herr hinzu:
>Aber deine Frau wird buckelig sein.<
»Auf der Stelle rief ich aus: >Oh, Herr, eine buckelige Frau
wäre eine Tragödie. Bitte, Herr, gib mir den Buckel und
laß sie schön sein.«
Dann blickte Frumtje in seine Augen und wurde von irgendeiner tiefen
Erinnerung aufgewühlt. Sie streckte ihre Hand aus und gab sie
Mendelssohn und wurde später seine ergebene Frau.
Barry und Joyce Vissell
...
Nun, ich beschloß, einen
»Umarmungstag« einzulegen, und ich fing an, die Kunden, die
an meinen Tisch kamen, in den
Arm zu nehmen. Es war großartig zu sehen, wie die Leute einfach
fröhlicher wurden.
...
Einer unserer Freunde ging bei Sonnenuntergang
an einem einsamen mexikanischen Strand entlang. Als er so
entlangschlenderte, sah er in der Ferne einen anderen Mann. Als er
näher kam, bemerkte er, daß der Einheimische sich
fortwährend hinunterbeugte, etwas aufhob und ins Wasser warf.
Wieder und wieder schleuderte er etwas hinaus in den Ozean.
Als unser Freund sich noch mehr näherte, sah er, daß der
Mann Seesterne aufhob, die an den Strand gespült worden waren, und
- einen nach dem anderen - warf er sie ins Wasser zurück.
Unser Freund war verblüfft. Er näherte sich dem Mann und
sagte: »Guten Abend, mein Freund. Ich habe mich gefragt, was Sie
da tun.« (S.29)
»Ich werfe diese Seesterne zurück ins Meer. Sehen Sie, es
ist gerade Ebbe, und alle diese Seesterne sind ans Ufer gespült
worden. Wenn ich sie nicht ins Meer zurückwerfe, werden sie an
Sauerstoffmangel sterben.«
»Ich verstehe«, erwiderte mein Freund, »aber es
muß an diesem Strand Tausende von Seesternen geben. Sie
können unmöglich alle erwischen. Es gibt einfach zu viele.
Und sind Sie sich nicht klar, daß dies wahrscheinlich an
Hunderten von Stränden überall an dieser Küste passiert?
Sehen Sie nicht, daß Sie unmöglich etwas ändern
können?«
Der Einheimische lächelte, beugte sich hinunter und hob noch einen
weiterer Seestern auf, als er ihn ins Meer zurückwarf, erwiderte
er: »Hab für den was geändert!«
Jack Canfield und Mark V Hansen
...
Ein Bruder wie er
Einer meiner Freunde namens Paul bekam von seinem Bruder ein Auto als
Weihnachtsgeschenk. Als Paul am Weihnachtstag aus seinem Büro kam,
ging ein Straßenjunge um das glänzende, neue Auto herum und
bewunderte es. »Ist das Ihr Auto, Mister?« fragte er.
Paul nickte. »Mein Bruder hat es mir zu Weihnachten
geschenkt.« Der Junge war sehr erstaunt. »Sie meinen, Ihr
Bruder hat es Ihnen gegeben, und es hat Sie nichts gekostet? Junge, ich
wünschte...« Er zögerte.
Natürlich wußte Paul, was er sich wünschen würde.
Er würde sich wünschen, er hätte so einen Bruder. Aber
was der Bursche sagte, erschütterte ihn bis ins Mark.
»Ich wünschte«, fuhr der Junge fort, »daß
ich so ein Bruder sein könnte wie er.«
Paul blickte den Jungen erstaunt an, dann fügte er impulsiv hinzu:
»Möchtest du gern mal in meinem Auto mitfahren?«
»0 ja, das würde ich sehr gern.«
Nach einer kurzen Fahrt wandte der Junge sich mit glühenden Augen
um und sagte: »Mister, macht es Ihnen etwas aus, vor mein Haus zu
fahren?«
Paul lächelte ein wenig. Er dachte, er wüßte, was der
Bursche wollte. Er wollte seinen Nachbarn zeigen, daß er in einem
großen Auto nach Hause fahren konnte. Aber Paul irrte sich noch
einmal. »Halten Sie an, wo diese beiden Stufen sind?« bat
der Junge.
Er lief die Stufen hoch. Dann, nach einer Weile, hörte Paul ihn
zurückkommen, aber er kam nicht schnell. Er trug seinen kleinen,
verkrüppelten Bruder. Er setzte ihn auf der untersten Stufe ab,
dann drückte er sich gegen ihn und zeigte auf das Auto.(S.31)
»Da ist es, Kumpel, genau wie ich's dir oben gesagt habe. Sein
Bruder hat es ihm zu Weihnachten geschenkt, und es hat keinen
Cent gekostet. Und eines Tages gebe ich dir genauso eines. Dann kannst
du all die schönen Sachen in den Weihnachtsschaufenstern selber
sehen, von denen ich dir erzählt habe.«
Paul stieg aus und hob den Jungen auf den Vordersitz seines Autos. Der
ältere Bruder mit den leuchtenden Augen kletterte neben ihn, und
die drei begannen eine unvergeßliche Ferienfahrt.
An diesem Weihnachtstag lernte Paul, was Jesus meinte, als er sagte:
»Geben ist seliger.. . «
Dan Clark
...
Walt Jones
Niemand verkörperte die Tatsache, daß Erfolg eine Reise und
kein Ziel ist, besser als die blühenden und wachsenden
»werdenden Menschen«, die dem Alter nicht gestatten, ein
Abschreckungsmittel für Leistung zu sein. Florence Brooks wurde
Mitglied des Friedenskorps, als sie 64 Jahre alt war. Gladys Clappison
lebte im Alter von 82 im Wohnheim der Universität von Iowa,
während sie an ihrer Doktorarbeit in Geschichte arbeitete. Dann
war da Ed Stitt, der im Alter von 87 an seinem Abschlußprogramm
für das Gemeinde-College in New Jersey arbeitete. Ed sagte, es
bewahrte ihn vor »Veteranenkrankheiten« und hielt sein
Gehirn lebendig.
Niemand hat wahrscheinlich meine Vorstellungskraft über die Jahre
so beschäftigt wie Walt Jones aus Tacoma, Washington. Walt
überlebte seine dritte Frau, mit der er 52 Jahre verheiratet war.
Als sie starb, sagte jemand zu Walt, daß er traurig sein
müsse, eine solche langjährige Gefährtin zu verlieren.
Seine Antwort war: »Nun, natürlich war es das, aber dann ist
es auch vielleicht das Beste.«
»Warum das?«
»Ich will nicht negativ sein oder etwas sagen, was ihren
wunderbaren Charakter diffamieren könnte, aber sie hat in den
letzten zehn Jahren ein wenig nachgelassen.«
Als er gebeten wurde, das zu erklären, fuhr er fort: »Sie
wollte nie irgend etwas tun, sie wurde eine Art Muffel. Vor zehn
Jahren, als ich 94 war, sagte ich zu meiner Frau, wir hätten nie
etwas anderes gesehen als den schönen Nordwesten an der
Pazifikküste. (S.160)
Sie fragte, was in mir vorginge, und ich sagte ihr, ich überlegte,
ein Wohnmobil zu kaufen, und vielleicht könnten wir alle 48
angrenzenden Staaten bereisen. >Was hältst du davon?<
Sie sagte: >Ich glaube, du hast den Verstand verloren, Walt.<
>Warum sagst du das?< fragte ich.
>Wir würden da draußen überfallen werden. Wir
würden sterben, und es würde keine Leichenhalle geben.<
Dann fragte sie mich: >Wer soll fahren, Walter?< und ich sagte:
>Ich, mein Engel.< - >Du bringst uns um!< sagte sie.
Ich würde gern Fußspuren im Sand der Zeit hinterlassen,
bevor ich mich abmelde, aber man kann keine Fußspuren im Sand der
Zeit hinterlassen, wenn man auf seinem Arsch sitzt... es sei denn, man
hat die Absicht, Arschabdrücke im Sand der Zeit zu
hinterlassen.«
»Also, jetzt, da sie gegangen ist, Walt was willst du tun?«
»Was ich tun will? Ich habe das alte Mädchen begraben, und
ich habe mir ein Wohnmobil gekauft. Dies ist das Jahr 1976, und ich
werde alle 48 Staaten bereisen, um unser zweihundertjähriges
Jubiläum zu feiern.«
Walt bereiste in jenem Jahr 43 Staaten und verkaufte Kuriositäten
und Souvenirs. Als er gefragt wurde, ob er jemals Anhalter mitgenommen
hatte, sagte er: »Ausgeschlossen. Zu viele von denen würden
einem wegen fünfzig Cent über den Kopf knüppeln oder
einen auf Peitschenhiebe verklagen, wenn man einen Unfall hat.«
Walt hatte sein Wohnmobil erst einige Monate, und seine Frau war erst
seit sechs Monaten begraben, als er gesehen wurde, wie er mit einer
ziemlich attraktiven 62jährigen Frau an seiner Seite durch die
Straßen fuhr.
»Walt?« wurde er gefragt.
»Ja-ah«, antwortete er.
»Wer war die Frau, die neben dir saß? Wer ist deine neue
Freundin, Walt?«
Worauf er erwiderte: »Ja, ist sie.«
»Ja, sie ist was?«
»Meine Freundin.«
»Freundin? Walt, du warst dreimal verheiratet, du bist 104 Jahre
alt. Diese Frau muß vier Jahrzehnte jünger sein als
du.«
»Nun«, antwortete er, »ich habe schnell entdeckt,
daß man in einem Wohnmobil nicht allein leben kann.«
»Das verstehe ich, Walt. Du vermißt wahrscheinlich jemanden
zum Reden, nachdem du in all diesen Jahren eine Gefährtin
hattest.«
Ohne Zögern erwiderte Walt: »Weißt du, ich vermisse
das auch.«
»Auch? Willst du andeuten, du hättest ein romantisches
Interesse?«
»Könnte ich haben.«
»Was?« sagte er.
»Es kommt im Leben des Menschen eine Zeit, in der er mit diesem
Zeug Schluß macht.«
»Sex?« erwiderte er.
»Ja«
»Warum?« fragte er.
»Nun, weil diese Art der körperlichen Anstrengung für
die Gesundheit eines Menschen gefährlich sein könnte.«
Walt dachte über die Frage nach und sagte: »Nun, wenn sie
stirbt stirbt sie eben.«
Im Jahre 1978 stieg eine zweistellige Inflationsrate in unserem Land,
und Walt war Hauptinvestor in einem Eigentumswohungsprojekt. Als er
gefragt wurde, warum er sein Geld von einem sicheren Bankkonto genommen
und in ein Wohnungsbauprojekt gesteckt hätte, sagte er:
»Hast du's nicht gehört? Dies sind Inflationszeiten. Man
muß sein Geld in Immobilien anlegen, so wird es sich vermehren
und in späteren Jahren da sein, wenn man es wirklich
braucht.« Das ist positives Denken, was?
Im Jahre 1980 verkaufte er einiges von seinem Besitz in der Gegend um
Pierce County, Washington. Viele Leute glaubten, Walt wolle den
Löffel abgeben. Er versammelte seine Freunde um sich und machte
deutlich, daß er nicht den Löffel abgeben werde, sondern er
hatte seinen Besitz verkauft, um Bargeld zu haben - »Ich habe
eine kleine Barauszahlung und einen Vertrag über dreißig
Jahre. Ich bekomme vier Riesen im Monat, bis ich 138 bin.«
Er feierte seinen 110. Geburtstag in der Johnny-Carson-Show. Er kam
heraus und sah prächtig aus, mit seinem weißen Bart und
seinem schwarzen Hut, ein bißchen wie der verstorbene Colonel
Sanders, und Johnny sagte: »Schön, daß Sie hier sind,
Walt.«
»Es ist schön, mit 110 überhaupt irgendwo zu sein,
Johnny.« »110?«
»110.«
»1-1-0?«
»Was ist los, Carson, werden Sie taub? Das sagte ich. Das bin
ich. Was ist so besonderes dran?«
»Das Besondere ist, daß Sie in drei Tagen doppelt so alt
sein werden wie ich.«
Das erregt Aufmerksamkeit, nicht wahr? Einhundertundzehn Jahre alt -
ein blühender, wachsender, werdender Mensch. Walt griff die
Eröffnung auf und spielte schnell auf Johnny an.
»Wie alt wären Sie, wenn Sie nicht wüßten, wann
Sie geboren sind, und es gibt keine verdammten Kalender, um Sie einmal
im Jahr zu deprimieren? Haben Sie schon von Leuten gehört, die
wegen eines Datums deprimiert waren? Oh, mein Gott, ich gehe auf meinen
dreißigsten Geburtstag zu. Ich bin so deprimiert, ich habe die
besten Jahre hinter mir. Oh, nein, ich gehe auf meinen vierzigsten
Geburtstag zu. Alle meine Kollegen trugen schwarz und schickten einen
Leichenwagen, um mich abzuholen. Oh, nein, ich bin fünfzig Jahre
alt. Sie schickten mir verwelkte Rosen mit Spinnweben, Johnny; wer
sagt, man sollte umfallen und sterben, wenn man 65 ist? Ich habe
Freunde, die mit 75 wohlhabender waren als vorher. Und als Folge einer
kleinen Investition in Eigentumswohnungen, die ich vor ein paar Jahren
getätigt habe, verdiene ich, seit ich 105 bin, mehr Dollars als
vorher. Kann ich Ihnen meine Definition von Depression - geben,
Johnny?«
»Nur zu.«
»Sich einen Geburtstag entgehen lassen.«
Möge die Geschichte des Walt Jones uns alle inspirieren, an jedem
Tag unseres Leben zu blühen und zu wachsen.
Bob Moawad
...
Service mit einem Lächeln
Ein Mann schrieb einen Brief an ein kleines Hotel in einer Stadt im
Mittleren Westen, in dem er in seinem Urlaub abzusteigen plante. Er
schrieb:
»Ich würde sehr gern meinen Hund mitbringen. Er ist gut
gepflegt und sehr gut erzogen. Wären Sie bereit, mir zu erlauben
ihn nachts in meinem Zimmer zu halten?«
Eine Antwort kam sofort von dem Besitzer des Hotels, der schrieb:
»Ich leite dieses Hotel seit vielen Jahren. In all dieser Zeit
hat mir nie ein Hund Handtücher, Bettwäsche, Silber oder
Bilder von den Wänden gestohlen.
Ich mußte nie einen Hund zwingen, das Zimmer wegen Trunkenheit
oder unordentlichen Verhaltens zu räumen. Und noch nie ist ein
Hund verschwunden, ohne seine Hotelrechnung zu bezahlen.
Ja, Ihr Hund ist in meinem Hotel in der Tat sehr willkommen. Und, wenn
sich Ihr Hund für Sie verbürgen kann, sind Sie ebenfalls
willkommen, hier zu wohnen.«
Karl Albrecht und Ron Zenke
...
Hindernisse sind jene furchtbaren Dinge, die
du siehst, sobald du den Blick von deinem Ziel abwendest.
Henry Ford
...
Abraham Lincoln gab nicht auf
1816 Seine Familie wurde aus ihrem Haus vertrieben.
Er mußte arbeiten, um sie zu unterstützen.
1818 Seine Mutter starb.
1831 Versagte im Geschäftsleben.
1832 Kandidierte für die Volksvertretung -
verlor.
1832 Verlor auch seine Arbeit - wollte Jura
studieren, wurde aber nicht aufgenommen.
1833 Lieh Geld von einem Freund, um ein Geschäft
aufzumachen, und war am Ende des Jahres bankrott. Er verbrachte die
nächsten 17 Jahre seines Lebens damit, die Schulden
zurückzuzahlen.
1834 Kandidierte erneut für die Volksvertretung
- gewann.
1835 Verlobte sich, die Liebste starb, und er
grämte sich zu Tode.
1836 Hatte einen totalen Nervenzusammenbruch und war
für sechs Monate bettlägerig.
1838 Versuchte, Sprecher der Volksvertretung zu
werden abgelehnt
1840 Versuchte, Wahlmann zu werden - abgelehnt
1843 Kandidierte für den Kongreß - verlor.
1846 Kandidierte erneut für den Kongreß -
gewann dieses Mal - ging nach Washington und leistete gute Arbeit.
1848 Kandidierte zur Wiederwahl in den Kongreß
- verlor.
1849 Erstrebte die Aufgabe des Landverwalters in
seinem Heimatstaat - abgewiesen.
1854 Kandidierte für den Senat der Vereinigten
Staaten - verlor
1856 Erstrebte die Nominierung zum
Vizepräsidenten in der Nationalversammlung seiner Partei - erhielt
weniger als hundert Stimmen.
1858 Kandidierte erneut für den US-Senat -
verlor erneut
1860 Zum Präsidenten der Vereinigten Staaten
gewählt
Der Pfad war ausgetreten und rutschig. Mein Fuß rutschte unter
mir weg und trat den anderen aus dem Weg, aber ich erholte mich und
sagte zu mir selbst »Es ist ein Ausrutscher und kein Fall.«
Abraham Lincoln
nach dem Verlust einer Senatswahl
Zwei Mönche
Zwei pilgernde Mönche kamen an die Furt eines Flusses. Dort sahen
sie ein Mädchen, gekleidet in ihren schönsten Staat, das
offenbar nicht wußte, was sie tun sollte, denn der Fluß war
tief, und sie wollte ihre Kleider nicht verderben. Ohne weiteres nahm
einer der Mönche sie auf den Rücken, trug sie hinüber
und setzte sie auf der anderen Seite auf trockenem Boden ab.
Dann setzten die Mönche ihren Weg fort. Aber nach einer Stunde
begann der andere Mönch zu klagen: »Sicherlich ist es nicht
richtig, eine Frau zu berühren; es ist gegen die Gebote, engen
Kontakt mit Frauen zu haben. Wie konntest du gegen die Gesetze der
Mönche verstoßen?«
Der Mönch, der das Mädchen getragen hatte, ging dahin, aber
schließlich bemerkte er: »Ich setzte sie vor einer Stunde
am Fluß ab, warum trägst du sie noch immer?«
...
Sachi
Bald nachdem ihr Bruder geboren war, begann die kleine Sachi ihre
Eltern zu bitten, sie mit dem Neugeborenen allein zu lassen. Sie
befürchteten, daß sie, wie die meisten vierjährigen,
eifersüchtig sein könne und ihn schlagen oder schütteln
wolle, also sagten sie nein. Aber sie zeigte keine Anzeichen von
Eifersucht. Sie behandelte das Baby mit Freundlichkeit und ihr Flehen,
mit ihm allein gelassen zu werden, wurde dringlicher. Sie beschlossen,
es zu erlauben.
Begeistert ging sie in das Zimmer des Babys und schloß die
Tür, aber sie öffnete sich einen Spaltbreit - genug für
ihre neugierigen Eltern, um hineinzuspähen und zuzuhören. Sie
sahen, wie die kleine Sachi auf ihren neugeborenen Bruder zuging, ihr
Gesicht an seines legte und ruhig sagte: »Baby, sag mir, wie sich
Gott anfühlt. Ich fange an zu vergessen.«
Dan Millman
...
Das Geschenk des Delphins
Ich befand mich in ungefähr zwölf Meter tiefem Wasser,
allein. Ich wußte, ich hätte nicht allein gehen sollen, aber
ich war sehr fähig und riskierte es. Es gab kaum Strömungen,
und das Wasser war so warm, klar und verlockend. Als ich einen Krampf
bekam, wurde mir sofort klar, wie dumm ich gewesen war. Ich war nicht
allzu beunruhigt, aber ich mußte mich vor Bauchkrämpfen
krümmen. (S.213) Ich versuchte, meinen Gewichtsgürtel zu
entfernen, aber ich war so verkrampft, daß ich nicht an den
Verschluß kam. Ich sank tiefer und begann, ängstlicher zu
werden, unfähig, mich zu bewegen. Ich konnte meine Uhr sehen und
wußte, es war nur noch für eine kurze Zeit Sauerstoff in der
Flasche, bevor ich keine Luft mehr bekommen würde. Ich versuchte,
meinen Unterleib zu massieren. Ich trug keinen Taucheranzug, aber ich
konnte mich nicht ausstrecken, und konnte die verkrampften Muskeln mit
meinen Händen nicht erreichen.
Ich dachte: »Ich kann so nicht gehen! Ich habe noch zu
tun!« Ich konnte einfach nicht auf diese Weise sterben, anonym,
ohne daß jemand erführe, was mit mir passiert wäre. In
Gedanken rief ich aus: »Hilf mir jemand, etwas!«
Ich war nicht vorbereitet auf das, was passierte. Plötzlich
fühlte ich unter der Achsel einen Stoß von hinten. Ich
dachte:
»Oh, nein, Haie!« Ich fühlte wirklichen Schrecken und
Verzweiflung. Aber mein Arm wurde gewaltsam angehoben. In meinem
Blickfeld erschien ein Auge - das herrlichste Auge , das ich mir jemals
vorstellen konnte. Ich schwöre, daß es lächelte. Es war
das Auge eines großen Delphins. Indem ich dieses Auge sah,
wußte ich, daß ich gerettet war.
Er bewegte sich weiter vorwärts, stieß und hakte seine
Rückenflosse unter meine Achsel, meinen Arm auf seinem
Rücken. Ich entspannte mich, umarmte ihn, von Erleichterung
überflutet. Ich fühlte, daß das Tier mir Sicherheit
vermittelte, daß es mich heilte und an die Oberfläche trug.
Meine Bauchkrämpfe verschwanden, als wir auftauchten, und ich
entspannte mich in der Sicherheit, aber ich fühlte sehr stark,
daß es mich auch geheilt hatte.
Auf der Wasseroberfläche zog es mich den ganzen Weg ans Ufer. Es
brachte mich in so seichtes Wasser, daß ich befürchtete, es
würde stranden, und ich schob es zurück ins tiefere Wasser,
wo es wartete und mich beobachtete, ich nehme an, um zu sehen, ob es
mir gutging.
Es fühlte sich wie ein neues Leben an. Als ich den
Gewichtsgürtel und die Sauerstoffflasche abnahm, zog ich alles aus
und ging nackt zurück in den Ozean, zu dem Delphin. Ich
fühlte mich so leicht und frei und lebendig und wollte einfach nur
in der Sonne und im Wasser spielen, in all dieser Freiheit. Der Delphin
nahm mich mit hinaus und spielte mit mir im Wasser herum. Ich bemerkte,
daß dort viele Delphine waren, weiter draußen.
Nach einer Weile brachte er mich zurück ans Ufer. Ich war dann
sehr müde, fast kurz vor einem Zusammenbruch, und er versicherte
sich, daß ich sicher im seichten Wasser war. Dann wandte er sich
zur Seite, mit einem Auge in meine blickend. Wir blieben so für
eine scheinbar sehr lange Zeit, zeitlos, nehme ich an, fast in Trance,
wobei mir Gedanken aus der Vergangenheit durch den Kopf gingen. Dann
gab er nur einen Ton von sich und schwamm hinaus zu den anderen. Und
sie entfernten sich.
Elizabeth Gawain