Schlafen auf dem Boden
31.01.2002
Die meiste Zeit in meinem Leben
habe ich in Betten geschlafen. Selbst beim Zelten war immer noch eine Luftmatratze
drunter, die es für den Rücken weich macht. Karin hat mir jetzt
beigebracht auf einem harten Boden im Schlafsack zu schlafen: Erstmal kann
man die erste Nacht kaum schlafen. Der Rücken tut weh, die Rippen,
der Nacken. Man steht morgens wie nicht anders zu erwarten gerädert
auf. Auch am zweiten Tag geht es einem nicht viel besser, auch wenn es
schon etwas leichter fällt. Am dritten fängt man an sich daran
zu gewöhnen und am vierten Tag schläft man fast so gut wie im
Bett. Und es passiert noch etwas: Man ist tagsüber straffer, energiegeladener.
So wie Gott den Menschen erschuf, hätte er zwangsläufig auf dem
Boden schlafen müssen, wie alle Lebewesen das tun (nur der Mensch
will ja mit Mutter Erde nichts mehr zu tun haben und gewinnt mit den Stelzen
des Bettes Abstand zu Mutter Erde (mangelnde Erdung) - und verpasst damit
die Gesundheitsgaben der =>Mutter).
Ich habe folgende Erklärung:
Wenn wir wie ein Leben lang gewohnt auf weicher Matratze liegen, passt
sich und schmiegt sich die Matratze dem Körper an und er ist an jeder
Stelle gestützt (man denke nur an die viele Werbung für Gesundheitskopfkissen,
die versprechen, daß man keinen Knick im Genick und damit keine Nackenschmerzen
bekommt, wenn man sie benutzt). Das bedeutet aber auch, daß sich
die Muskeln zurückbilden, die den Körper bei naturnahem Schlafen
auf dem Boden entwickelt hätten. Schläft man nämlich auf
hartem Boden, liegt man nur an etwa fünf Stellen auf; Kopf, Rücken/Brust/Schulter,
Becken, Knie/Wade, Fuß. Der Bereich Kopf bis Becken ist auf hartem
Boden muskulös völlig unterentwickelt. Der Körper spannt
die ganze Nacht irgendwelche Muskeln an, um den Körper aus einer Überdehnungshaltung
herauszubringen. Diese Muskeln sind dann am nächsten Tag verspannt.
Andere Erklärung: Die überdehnten Muskeln spannen am nächsten
Tag. Wie dem auch sei, nach ein paar Tagen entwickeln sich die benötigten
Muskeln bzw. dehnen sich die Muskeln, die das nicht gewohnt sind, auf das
erforderliche Maß. Die sich so gebildeten Muskeln bzw. gedehnten
Muskeln tragen dann tagsüber zu einer besseren Körperhaltung
bei, die sich wiederum auf die Psyche und die Aktivität auswirkt.
Wenn ich mir das recht überlege, ist das wahrscheinlich sogar so,
daß ein Großteil der viel propagierten Haltungsschäden
auf das Liegen auf Matratzen zurückzuführen ist und nicht nur
auf mangelnde Bewegung / mangelnden Sport!
01.01.2003
Mittlerweile schlafe ich knapp ein
Jahr auf dem Boden, d.h. auf ein bis zwei Teppichen plus Steppdecke gegen
"feuchte Unfälle" und Bettlaken. Wenn ich manchmal aufwache und feststelle
wie verrenkt ich daliege (Schulter fast auf der Brust, Kopf und Nacken
liegen ganz schräg verkantet auf dem Boden) und mich dabei trotzdem
wohlfühle, dann muß ich sagen, daß die letztere Theorie
mit den gedehnten Muskeln die richtige ist. Ich liege mittlerweile nicht
mehr auf nur noch fünf Stellen auf dem Boden sondern praktisch mit
dem ganzen Körper. Es war also vormals so gewesen, daß mein
Körper vom Schlafen im Bett so verspannt und verkrampft war, daß
er auf dem Boden nicht fähig war sich der harten Ebene anzuschmiegen.
Inzwischen haben sich die Muskeln aber so gedehnt, daß sie das nächtlich
ohne Mühe mitmachen. Die zuvor erwähnte straffere Körperhaltung
kommt also nicht von einer Stärkung der Muskeln sondern von einem
flexibleren unverkrampfteren Muskelzustand. Dieser Zustand wirkt sich dann
auch wieder rückwirkend auf die Psyche aus: Ich halte nicht so fest,
werde weicher, flexibler.