Aus dem Buch => Zeit ist eine Illusion von Chris Griscom, 1986, S.108ff:

7.Manifestation in Afrika

Meine Arbeit wird in herausragender Weise dadurch gekennzeichnet, daß sie das Leben als Hologramm demonstriert. Ich gehe nicht morgens aus dem Haus, um neun Stunden zu arbeiten, um danach wieder in die Familie zurückzukehren, so daß also Arbeitsleben und privates Leben streng getrennt sind. Ich befinde mich auch während meiner Arbeit im Strom schöpferischer Energie, in einer Meditation meines Lebens. Eines Tages lag eine Klientin in meinem Behandlungsraum, und ich hatte meine Hände an ihren Kopf gelegt. Ich ließ mich einfach in den schöpferischen Raum treiben, ich ließ zu, daß sich das Bewußtsein meines eigenen definierten Körpers, meines eigenen Selbst und das Bewußtsein der Klientin auflösten, damit die Energie im Behandlungsraum verstärkt würde und sich ausweiten könnte. Ich wollte uns für Frequenzen anderer Dimensionen öffnen, für mögliche höhere Energieoktaven oder Führer, die uns geistig nähren oder leiten würden.
Ich fange nach einem persönlichen Gespräch jede Sitzung auf diese Weise an. Ich hielt also ihren Kopf und »reiste« durch verschiedene Bewußtseinsräume. Und während ich die Weitung des Bewußtseins in mir erlebte, die wie von einem Fließen von Strömen im Körper begleitet wurde, erhielt ich plötzlich eine telepathische Botschaft, es war sogar wie ein Befehl. Die Botschaft lautete: »Du mußt die Hopi nach Afrika bringen, um Regen zu machen. « Dieser Auftrag kam aus meinem höheren Selbst und drang durch alle Bewußtseinsdimensionen bis auf die irdische Ebene von Gemüt und Verstand.

Anmerkung von Horst Weyrich: ICH erhielt keine Durchsage das zu machen, aber es erschien mir als etwas wirklich Sinnvolles, was man jetzt noch machen kann.

Ich dachte mir, »was für eine unglaubliche Idee«. Die Hopi wissen um die Kunst, Regen zu machen. Seit mehr als 4000 Jahren bauen sie in der dürren Wüste Arizonas Mais an. Wie andere Indianerstämme in Nordamerika auch, kennen die Hopi eigene Riten, um Regen zu rufen, Klima- und Wetterkonstellationen zu benutzen, um so mit der Natur, mit Mutter Erde zusammenzuarbeiten. Ich habe sogar eigene Erfahrungen mit Regenriten. In der schon einmal erwähnten kleinen Sommerschule gingen wir ab und an an einem besonders sonnigen, wolkenlosen Tag nach draußen, um mit den Kindern den Regen zu rufen. Wir nahmen Töpfe und Pfannen und Löffel mit und machten damit Lärm, und sangen unterdessen die Wolken und den Regen an, zu uns zu kommen und uns zu berühren, uns zu küssen. In den sechs Jahren kam es kein einziges Mal vor, daß es nicht regnete, wenn die Kinder den Regen riefen.
Es gibt einen Hopiausspruch, der besagt: »Wenn dein Herz rein ist, wird es regnen.« Die Herzen von Kindern sind im allgemeinen rein und sie kennen keinerlei Grenzen. Wenn man ihnen sagt, »jetzt gehen wir alle los und machen Lärm und rufen den Regen«, dann regnet es. Diese Botschaft kam mir also nicht als eine völlig unmögliche Idee vor. Allerdings kannte ich keine Hopi, da ihr Land ziemlich weit von meinem Wohnort Galisteo entfernt liegt. Und außerdem kostet es natürlich sehr viel Geld, nach Afrika zu reisen.
Ich nahm also die Botschaft voller Zustimmung und Freude auf, da sie auf eine wundervolle Möglichkeit hinwies, schöpferische Kraft zu manifestieren. Es schien so eine einfache und natürliche Hilfe für die Menschen dort zu bedeuten, anstatt des ständigen Kampfes und der politischen Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Regierungen, Hilfsorganisationen und so weiter. Menschen starben (und sterben noch), weil es an Regen für ihre Feldfrüchte fehlt. Regen zu bringen, schien mir wirklich wie die beste und einfachste Lösung, den Menschen das zu bringen, was sie am notwendigsten brauchten. Ich wurde also zwar von der Großartigkeit dieses Gedankens blitzartig erfaßt, ließ ihn aber dann wieder fallen, weil er mir letztlich nicht realisierbar erschien.
In den nächsten drei Tagen bekam ich einen Anruf von einer Klientin aus Texas, die ihre Sitzungen mit mir absagte. Statt dessen wollte ihr Cousin Larry Hall die Termine wahrnehmen. Er wollte mir unbedingt ein kleines Geschenk mitbringen. Er sagte, daß er Künstler sei und mit Federn von Indianern arbeite. Dieser Mann kam und brachte mir eine sehr schöne Federskulptur als Geschenk mit. Es stellte sich heraus, daß er vor vielen Jahren vom Hopistamm adoptiert worden war, von einer 82-jährigen Frau, welche die letzte Tochter des letzten Sonnenhäuptlings der Hopi war. Sie und ihr Bruder lebten in einem besonders abgelegenen Hopidorf, hoch oben auf einer Mesa, über der Weite ihres Landes. Dort gab es keinen elektrischen Strom, keine modernen Annehmlichkeiten, da sie jedes Angebot der Bundesregierung oder der örtlichen Stellen ablehnten, solche Einrichtungen im Gegenzug für irgendwelche Zugeständnisse geschenkt zu bekommen. Sie wollten die traditionelle Lebensweise der Hopi bewahren. Da die beiden als Kinder des Sonnenhäuptlings geboren wurden, nahmen sie an den zyklischen Zeremonien rund um den blauen Hopimais teil. Dieser tatsächlich bläuliche Mais wird seit 4000 Jahren unverfälscht angebaut, ohne mit anderen Maissorten verzüchtet worden zu sein. Seit Generationen und Generationen werden die Samenkörner immer wieder gesammelt, bewahrt, gepflanzt, wird der Regen gerufen, die Reifung des Korns begleitet, um dann wieder von neuem in den Kreislauf von Frucht, Samen, Pflanze einzutreten. Dieser blaue Mais stellt ein Hauptnahrungsmittel im kargen Lebensraum der Hopi dar.
Als dieser Mann mir also von seiner Adoption durch die Hopifrau berichtete, erzählte ich ihm vom Auftrag meines höheren Selbst. Es traf sich, daß er auf dem Wege ins Hopiland zu seiner Adoptivmutter war. Er war bereit, ihr meine Gedanken vorzutragen. Die Synchronizität der Ereignisse wollte es, daß er gerade zu dem Zeitpunkt bei den Hopis ankam, als sie hinunter in ihre Kivas gingen, ihre halb unterirdischen Ritual- und Gebetsplätze. Sie wirkten wie ein Schoß, der in die Erde eingebettet ist. Nur einmal im Jahr gehen sie dort hinein, um Gebetsfedern zu weihen, die der Anrufung des Regens dienen. Gerade zur Zeit seiner Ankunft bei den Hopis stimmten diese sich also auf die Natur und auf den für den Maisbau notwendigen Regen ein.
Er sprach mit ihnen über die Idee, nach Afrika zu gehen. Er sprach über die anhaltende Dürre und den Hunger dort. Die Hopi bereiteten daraufhin in ihrem Kiva nicht nur Gebetsfedern für sich selbst, sondern auch für Afrikaner vor. Der Bruder von Caroline, der alten Hopi-Adoptivmutter meines Klienten, war ein Medizinmann, der letzte »Hopi-Großvater«, wie man es dort nennt. Er sagte, daß er den Hopiboden, das Land unter seinem Schutz und seiner Führung, nicht verlassen dürfte. Aber er schlug vor, daß er Caroline nach Afrika schicken würde, um dort die Riten und Zeremonien durchzuführen, die zum Regengebet gehören. Er unterwies also Caroline und Larry in diesem Regenritual. Darin liegt etwas Außerordentliches: in der ganzen Hopigeschichte hatte bis dahin noch nie eine Frau das Regenritual vollzogen. Er aber beauftragte Caroline im Namen des Hopivolkes, den Afrikanern Regen zu bringen.
Nach der Unterweisung von Caroline und Larry begannen wir alle eine Zeit der geistigen Vorbereitung und fasteten auch, um unsere Herzen zu reinigen. So wie es bei den Hopis heißt: »Wenn dein Herz rein ist, dann wirst du Regen rufen können. « Es gab noch eine ganze Reihe besonderer Vorbereitungen für die zunächst nicht als realisierbar gehaltene Reise nach Afrika. Wir hatten in der Zwischenzeit herausgefunden, daß die Reise insgesamt zwischen zwölf- und fünfzehntausend Dollar kosten würde! Caroline, Larry, ich und mein jüngstes Kind, Bapu, sollten reisen. Ich hatte Bapu im Meer geboren und die Hopi hatten ihm, der besondere Gaben mit sich brachte, bereits einen Hopinamen gegeben: Palolocamu, was Wasserschlange bedeutet. Die Hopi meinten, daß seine Gegenwart für das Regenritual eine besondere Bedeutung habe. Wie dem auch sei, wir standen vor dem Problem, das nötige Geld zusammenzubringen, es zu »manifestieren«, denn weder ich noch Larry hatten Geld.
Ich stellte einen Kontakt zu der Organisation her, die mit Rock- und Popkonzerten viele Millionen Dollar für die Hilfe in Afrika gesammelt hatte. Sie antworteten, daß sie nicht wüßten, was mit dieser Hopifrau anzufangen sei. Ich versuchte ihnen zu erklären, daß sie Caroline nur nach Afrika schicken müßten, Caroline würde dort ganz selbständig ihr Regenritual durchführen. Die Leute dort konnten sich das überhaupt nicht vorstellen, weil es nicht in ihr Denkschema von der Hilfe mittels Verteilung von Nahrungsmitteln in Dosen oder der Installation von Latrinen paßte. Sie gaben übrigens letztlich ihr Geld für den Bau von Latrinen aus. Diese Gespräche stellten eine sehr interessante Erfahrung dar, weil sie die unterschiedliche Auffassung von Lösungen für Probleme so deutlich machten. Echte Lösungen sind Grashalmen vergleichbar: sie sehen sehr einfach und schlicht aus, und sind doch in bestimmter Weise die wunderbarsten und komplexesten Schöpfungen.
Ich meditierte jeden Tag und stellte mir vor, daß wir alle nach Afrika reisten. Ich erzeugte und strahlte die Energie aus, diese Reise zu verwirklichen, obwohl ich keine Vorstellung hatte, wie dies geschehen könnte und obwohl ich auch keine Personen oder Gruppen kannte, die sich mit Geld beteiligen wollten. Die Cousine von Larry, die damals ihre Sitzung mit mir abgesagt hatte, hörte von unserem Projekt und entschloß sich, das Geld dafür zu geben. Sie schenkte uns also diese fünfzehntausend Dollar, die ihr keinerlei steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten oder irgendwelche anderen Vorteile boten. Sie spürte lediglich, daß sie Teil jenes Energiewirbels war, der sich um dieses Projekt entwickelte, um aus dem nichtmanifestierten Formlosen etwas Neues, Schöpferisches zu erzeugen.
Anfang Mai 1985 brachen wir also wirklich aus dem Südwesten der USA nach Afrika auf. Wir reisten nach Somalia, weil es zu jener Zeit aus politischen Gründen praktisch unmöglich war, nach Äthiopien zu fliegen, obwohl dort die Not wohl am größten war. Wir wählten Somalia, das an der Ostküste Afrikas liegt, damit wir den Regen vom Osten quer durch Somalia, Äthiopien und den Sudan weiter nach Westen lenken könnten.
In Somalia halfen uns viele Menschen, zum Beispiel mit der Bereitstellung von Fahrzeugen. Wir fuhren in eine Gegend, in der landwirtschaftliche Versuchsstationen waren. Wir wurden von den Dorfvätern in einem kleinen Ort begrüßt, um den herum Maisfelder lagen. Als ein weiteres Zeichen perfekter Synchronizität war eines dieser Maisfelder noch nicht bestellt worden. Hier waren wir nun unter der glühenden Hitze Afrikas, in einem abgelegenen Dorf mit wenigen Hütten aus Lehm und Stroh. Und hier stand Caroline im vollen Ornat traditionsreicher Hopimedizinmanner. Dazu gehörte eine Wolldecke mit schwarz-rot-grünem Muster, ein weißer Rock mit Türkisen, die als »Himmelssteine« besondere Energie ausstrahlen, und all die anderen Insignien und Symbole der Kraft, die zum Regenritual der Hopis gehören.
Auch noch nach unserer Ankunft in Afrika fasteten wir. Wir aßen nur sehr wenig Gemüse und etwas vom blauen Mais der Hopi. Dieser Mais wird gemahlen und verfügt über große Nährstoffenergie. Das paßte auch deshalb gut, weil ich Bapu immer noch ab und an stillte und ein Mehlbrei aus diesem blauen Mais gleichzeitig Bapus erste feste Nahrung in Neumexiko gewesen war. Damit fiel es uns nicht schwer, in Afrika herumzureisen, weil wir uns mit genügend Leinenbeuteln mit Maismehl ausgestattet hatten. Das konnten wir einfach in Wasser einrühren und trinken. Insgesamt hatten wir knapp drei Wochen lang vor dem Regenritual auf diese Weise gefastet.
In der Nacht vor der Zeremonie legte Caroline ihre Gebetsfedern und ihre anderen mit der Kraft des Regenzaubers geladenen Gegenstände aus. Diese Federn nennen die Hopi übrigens »Pahos«. Und diese 82-jährige Frau, welche die ganze Zeit hohe Stiefel trug, weil sie in ihrer Jugend von einem Auto überfahren wurde und Beinverletzungen davontrug und die außerdem unter Arthritis litt, hatte sich schon während der Reise über alle Unbequemlichkeiten und körperlichen Beschwernisse hinweggesetzt. Und nun saß sie die ganze Nacht vor dem Ritual vollkommen aufrecht, sackte kein einziges Mal in sich zusammen, sie saß in völliger Stille und Ruhe, ohne sich auch nur einmal zu bewegen oder ihre Beine auszustrecken - obwohl ich durch meine Körperarbeit weiß, wieviel Schmerzen sie in ihrem Bein gehabt haben muß. In dieser letzten Nacht also saß sie still und stumm wie ein Stein, ganz in das Gebet um Regen versenkt, auf die Reinheit ihres Herzens und die Reinheit der Gabe ausgerichtet, die nur bei untadliger innerer Haltung möglich waren. Sie war die Abgesandte ihres Volkes, eines »roten« Volkes, die in diesem von der Dürre heimgesuchten Land dem »schwarzen« Mann' eine Gabe zu überbringen hatte.
Am nächsten Morgen gingen wir mit den Dorfvätern zum unbestellten Feld. Wir hatten etwa 40 Pfund Samenkörner vom blauen Hopimais mitgebracht. Caroline selbst hatte jedes einzelne dieser Körner aus den Maiskolben herausgelöst, die für Afrika bestimmt waren.. Caroline und ich, die einzigen Frauen unter Männern, setzten uns dann auf den Boden und Caroline begann, zu den Afrikanern zu sprechen. Am Anfang war ihnen alles, glaube ich, nicht ganz geheuer - eine indianische Frau mit Federn und allerlei rätselhaften Gegenständen und Gerätschaften mitten unter ihnen. Caroline sagte: »Ich bringe etwas von meinem Volk für euer Volk, damit ihr erfahrt, daß ihr nie zu hungern braucht. « Sie hob dann einen besonderen Fächer aus Adlerfedern empor. Adler gelten bei den meisten Indianern in Nordamerika als Träger außerordentlicher Kraft. Sie erklärte den Dorfvätern, daß sie Regen rufen wolle, um ihnen zu zeigen, daß so etwas möglich sei. Und sie erzählte ihnen, daß diese besonders schönen purpurviolettfarbenen Maiskörner seit 4000 Jahren ein unverfälschtes Lebensmittel für die Hopis darstellen. Die Afrikaner zeigten sich darüber sehr erstaunt, sie vergaßen ihre Irritation über Carolines seltsame Erscheinung und ihre eigenartigen Rituale. Und obwohl sie sehr wenig darauf vorbereitet waren und sehr wenig darüber wußten, was Caroline vorhatte, waren sie doch fasziniert von der Mitteilung, daß die Hopi Generation nach Generation dieselbe Art Mais hatten anbauen können!
Caroline sprach über den Kreislauf des Lebens, über den Zyklus von Geburt, Tod und Zeugung. Sie sprach davon, daß die Afrikaner zu den zukünftig wachsenden Maispflanzen singen sollten, wenn sie Maiskörner in die Erde pflanzten, sie sprach von der Liebe, die man auch in der Feldarbeit der Natur gegenüber zum Ausdruck bringen müsse. Das Lachen ihrer Augen, das Licht auf ihren Gesichtern zeigte, daß sie verstanden, was Caroline meinte. Sie konnten aus eigener Erfahrung verstehen, wie wertvoll Liebe, Zärtlichkeit und Gesang für jedes neue, junge wachsende Leben ist. Das gegenseitige Verstehen schuf ein Band zwischen Caroline und diesen Afrikanern..
Diese wunderschöne, magisch wirkende Frau, die nur knapp 1,50 m groß ist, stand nach ihrer kleinen Ansprache auf. Sie erhob ihre Federn, sprach ihre Gebete, in den Osten, in den Süden, in den Westen und in den Norden, zum Vater Himmel und zur Mutter Erde, zu allen Kräften, um die Energie herbeizurufen, dann steckte sie die Gebetsfedern, die weiche Daunen von der Brust eines Adlers sind, in den Boden des zukünftigen Maisfeldes und des kleinen Gebetsplatzes, dann streute sie gelbes Maismehl aus, das als Träger der Gebetskraft gilt, und hielt schließlich einfach die Adlerfedern ihres Fächers zum Himmel.
Der blaue Himmel, den wir seit unserer Ankunft erlebt hatten, verdunkelte sich, in unglaublicher Geschwindigkeit bildeten sich Wolken, und erste Regentropfen begannen zu fallen! Daraufhin begann sie, die Maiskörner im Boden einzupflanzen. Sie machte etwa 30 cm tiefe Löcher, also tiefer als normal, und legte die Maiskörner hinein. Sie zeigte diesen afrikanischen Dorfvätern auf ziemlich autoritäre Weise, was recht lustig zu beobachten war, ganz genau, wie sie die Maiskörner pflanzen sollten. Und bei dieser Pflanztiefe kann man eigentlich nicht erwarten, daß sich in den ersten zwei Wochen irgend etwas rührt. Bald waren das ganze Feld und auch die Erde rund um den Gebetsschrein bepflanzt. Es begann so heftig zu regnen, so sehr in Strömen vom Himmel herunterzukommen, daß wir nicht mehr mit dem Jeep zu unserem Wohnort an der Küste zurückgelangten. Wir mußten über Nacht in einem Nachbardorf bleiben, in dem es zwei Hütten mit einem festen Zementboden gab.
Entsprechend den Gesetzen des Hopirituals mußten sie drei Tage lang jeden Tag zurückkehren, um am Gebetsplatz die vorgeschriebenen Gebete zu sprechen. Und an den beiden ersten Tagen versuchten wir zwar, ins Nachbardorf aufzubrechen, kamen aber wegen der anhaltenden Regenfälle nie ganz bis dorthin. Wir blieben im Schlamm stecken und mußten teils zu Fuß zurückkehren. Also stand sie im Nachbardorf und richtete ihre Gebete zum Schrein hin. Am dritten Tag gelangten wir nach einer mühevollen Fahrt, bei der wir mehrfach unseren steckengebliebenen Jeep aus dem Schlamm befreien mußten, nahe genug an das Feld, um zu Fuß hinzugehen. Und dort sah ich zu meiner Überraschung, daß sich um den Schrein herum schon die ersten grünen Maispflänzchen zeigten; in drei Tagen hatten sie gekeimt und waren etwa 3 cm aus dem Boden hervorgeschossen. Es war einfach ein Wunder. Überall standen diese zarten grünen Pflänzchen mit jeweils zwei Blättchen zu jeder Seite des Stengels. In unserer westlichen intellektuellen Sicht war dies ein » Wunder«.
Es gab keine rationale Erklärung dafür, daß ein derart tief gesätes Maiskorn in drei Tagen keimen und so weit nach oben schießen könnte. Dieses »Wunder« geschah, um zu demonstrieren, zu manifestieren, daß Menschen mit jener besonderen Energie Regen rufen können, daß sie nicht hungern müssen.
Es war eine Zeit und ein Erlebnis, die demütig machten. Als wir uns zum Abschied mit den Dorfvätern versammelten, mußten das begrenzte Gemüt und der rationale Verstand wiederum eingestehen, Zeuge von etwas »Unmöglichem« geworden zu sein. Etwas an und für sich Undenkbares war dennoch geschehen, harte vitale Existenz angenommen und war für jedermann klar sichtbar und greifbar. Beim Abschied stand Caroline zum letzten Mal am Gebetsplatz und lenkte von dort den Regen westwärts, indem sie ihr goldgelbes Maismehl in diese Richtung warf. Jeder von uns durfte sich daran beteiligen, sogar Bapu, der damals erst 9 Monate zählte. Bapu begriff  instinktiv worum es ging, und griff in Larrys Hand, in der dieser das Maismehl hielt. Dann warf Bapu auch Maismehl in eine westliche Richtung und fügte damit seine Liebe, sein Verstehen dem Ritual bei. Danach verließen wir Afrika.
Später gelang es uns, meteorologische Daten von verschiedenen Meßstationen zu sammeln, die auf wundervolle Weise die Geschehnisse bestätigten. Im nachhinein stellte sich das Geschehen so dar: als der Regen über dem Feld begann, hatte sich ein mysteriöser Sturm zusammengebraut, aus einer Richtung, aus der in diesem Küstenstrich Ostsomalias bisher noch nie Stürme beobachtet worden waren. Aus unerklärlichen Gründen also erhob sich ein Sturm aus dieser Richtung, zog quer über Somalia und Äthiopien zum Sudan und weiter westwärts. Mit sich brachte er, inmitten der anhaltenden Dürre jener Jahreszeit, Regen, der während der nächsten drei Monate immer wiederkehrte. Nach Angaben des Außenministeriums hatten diese Landstriche Afrikas den besten Regen seit sieben Jahren. Es waren übrigens keine zerstörerischen Regenfälle, die Erde fortschwemmten, sondern fruchtbarer Regen, der ganz genau überall dort fiel, wohin Caroline ihn gelenkt hatte.
Leider haben wir keine neueren Informationen mehr darüber, wie sich der Mais inzwischen entwickelt hat, obwohl wir AID, eine bestimmte landwirtschaftliche Organisation, die in dieser Region tätig ist, darum gebeten hatten. Der blaue Hopimais ist für solche dürren Landstriche deshalb besonders geeignet, weil er sehr wenig Wasser braucht, in karger Erde wächst, und dennoch einen nährstoffreichen Ertrag bietet. Inzwischen ist übrigens ein ähnliches Projekt im Gange, »historisches« dürreresistentes Saatgut, das durch Jahrhunderte von Indianern kultiviert wurde, nach Afrika zu bringen - unter dem Motto: »Der rote Mann ernährt die Schwarze Welt« (The red man feeds the black world.). Dan Carlsons Methode des »sonic bloom« und die Anwendung in einem Indianerpueblo hier in der Hochwüste sind dafür der Anstoß gewesen.
Wie will, wie soll man diese Manifestation von Gebetsrufen und Willenskraft verstehen? Caroline wurde eins mit den Elementen der Natur, sie verschmolz mit dem schöpferischen Impuls, der die Natur bewegt, sie öffnete sich den Bewußtseinsenergien einer anderen Dimension. Wir alle sind in Wahrheit nicht von der Welt und den Kräften, die sie bewegen, getrennt. Wir alle könnten an der Manifestation, an der absichtsvollen Offenbarung dieser Kräfte teilhaben. Wir bestehen aus denselben Elementen, aus denen auch die Natur besteht. Das Wasser in unserem Körper gleicht dem Wasser im Meer. Wie Insekten und Vögel und andere Tiere es tun, könnten auch wir jene Sphären unseres Gehirns aktivieren, die in der Lage sind, Wetterkonstellationen zu erfassen.
Wenn wir selber etwas manifestieren wollen, müssen wir uns auf höhere Oktaven einstellen. Die Hopi vollziehen dies mit ihren Ritualen. Andere »Eingeborenen«-Kulturen in der ganzen Welt tun es auch, nur wir haben den Kontakt zu diesen Ebenen verloren. Wenn wir diesen Kontakt wiedergewönnen und jene schlummernden Sphären unseres Gehirns aktivieren, könnten wir Wissen und Erkenntnisse über alles erlangen, was wir uns wünschen.
Ein kleines Beispiel aus der letzten Zeit will ich dafür kurz anführen. In den Bergen in der Nähe von Galisteo war vor kurzem ein junger Mann gestorben. Leute wurden ausgeschickt, um seine Leiche zu suchen. In jener Zeit bildete ich gerade zwei junge Männer aus, und es ging unter anderem auch darum, in sich selbst Wissen um die Dinge in der Welt aufzufinden. Sie lernten eine bestimmte Art der Schädelarbeit, eine tiefgreifende »Kopfmassage«, die auch für die Einstimmung auf den Umgang mit Wünschelrute und Pendel geeignet ist.
Wasseradern oder verlorengegangene Gegenstände zu finden ist kein Talent, das nur wenige Ausgewählte besitzen. Jedermann kann diese Fähigkeit, zumindest in bestimmtem Maße entwickeln. Die Kinder meiner Sommerschule lernten zum Beispiel auch den Umgang mit der Wünschelrute, mit Ausnahme der ganz Kleinen, die eine Astgabel oder eine Rute nicht richtig halten konnten. Die Kinder hatten dabei sehr schöne Erfahrungen, wenn eine unsichtbare Energie plötzlich ihre Wünschelrute nach unten zog. Und so wie wir uns beim Gehen mit der Wünschelrute zum Beispiel auf fließendes
Wasser einstellen, so werden bei dieser Schädelarbeit auch Energieflüsse erspürt und als Mittler von Information benutzt. Alle Körperflüssigkeiten sind Teil unseres elektromagnetischen Feldes und damit nutzbar, um - wenn man sich in der richtigen Weise abstimmt - Orte der Energie zu erfassen und intuitive Erkenntnisse weiterzuleiten. All dies ist ein sehr greifbarer, körperlicher Aspekt der uns innewohnenden Bewußtseinskraft, die potentiell Zugang zu allen Ebenen hat.
Wir besorgten uns also topographische Karten und benutzten Pendel, um die Leiche zu finden. Zu jener Zeit kannte ich nicht den Namen der betreffenden Person, sondern lenkte die Aufmerksamkeit der beiden jungen Männer nur auf die Frage: »Wo ist die Leiche?« Sie gingen dann hinaus in die Berge und wurden durch das Pendeln über den Karten und durch das Gehen mit Wünschelruten direkt an einen Platz geführt, an dem sie einen Schädel fanden. Allerdings handelte es sich dabei nicht um den gesuchten jungen Mann, sondern um den Schädel einer Frau, die ermordet worden war. Unser Wissen von innen hatte uns also an den Ort geführt, wo ein Mensch gestorben war, allerdings hatten wir die Frage nicht präzise genug gestellt.
Ich will am Schluß kurz auf einen Unterschied zwischen dem »positiven Denken« und der »Manifestation« eingehen. Positives Denken benutzt das Gemüt durch ständige Wiederholung eines bestimmten Gedankens, den Willen bewußt darauf auszurichten. Durch den so wie in einem Brennglas gebündelten Willen wird eine Prägung angestrebt, z. B. daß eine bestimmte Situation wundervoll sei oder daß sich ein bestimmtes Geschehen wirklich ereignen wird. Es handelt sich dabei um die Projektion eines Gefühls, einer Sinneserfahrung oder einer gemüthaften Ausrichtung, die zu einer Bekräftigung der Absicht führen sollen.
Ich aber spreche über die Kunst der Manifestation, die uns als Menschen vom Anbeginn der Zeiten innewohnt. Ich spreche nicht über Alchemie, die ein Teil der Wirkungsweise positiven Denkens ausmacht. Denn dabei geht es »nur« um den Willen, um Gemüt und Verstand, die zweifellos sehr mächtig sind und etwas aufbauen können. Aber wir tragen die Chance in uns, in das höhere Gemüt, in höhere Dimensionen von Willen und Verstand vorzustoßen: in jene holographischen Bewußtseinsdimensionen, in denen wir bewußten unmittelbaren Kontakt mit Gedankenformen, Körpern, Naturkräften oder Vorstellungen aufnehmen können. Der Unterschied liegt also darin, daß man sich bei der Manifestation über die individuelle Persönlichkeit erhebt!
Noch ein Randgedanke in diesem Zusammenhang: Es gibt einen Unterschied zwischen unserer früheren Handhabung von Alchemie, bei der wir personale Kräfte einsetzten, um der Natur oder anderen Menschen unseren Willen unter Einsatz von Magie aufzuzwingen, und jenem neuen Ansatz, den ich am Beispiel von Caroline beschrieben habe. Auf der einen Seite haben wir das Streben nach Kontrolle über Naturgesetze, wenn wir zum Beispiel Eisen in Gold verwandeln wollen: Also das Bemühen um Macht. Auf der anderen Seite steht die Bewußtseinsöffnung und -erweiterung, in der nichts mehr von uns getrennt ist. Diese Öffnung erlaubt uns, Wissen aufzunehmen und uns in den natürlichen Energiefluß schöpferischer Synchronizität von Wünschen, Gedanken und Ereignissen ziehen zu lassen. Darin liegt dann eine Kunst der Vervollkommnung und der Vollkommenheit.
Gemüt und Verstand sind die Grenzen dieser Welt. Die Grenzen liegen nicht draußen, im Weltraum, sondern in uns selbst. Wenn man beginnt, bewußt an schöpferischen Prozessen teilzunehmen, wird das die Sicht unserer Entwicklungsmöglichkeiten, unserer freien Entscheidung, unserer willentlichen Wahl zukünftiger Umstände und Begebenheiten wandeln. Wir werden dann verstehen lernen, daß wir in der Tat den Regen rufen können. Hinter dieser Bewußtseinserweiterung, hinter dieser bewußten Teilhabe an der Schöpfung wirkt die Yin-Energie, jene großartige »weibliche« Anima-Kraft, welche im Spiralwirbel des Nichtmanifesten, des Formlosen verborgen ist. Diese Kraft, ein Teil derer von manchen Psychologen auch als das Unbewußte bezeichnet wird, ist mit der göttlichen Kraft, mit der Schöpferkraft identisch. Wir leben auf diesem Planeten Erde in einer historischen Zeit, die danach verlangt, diese Kraft in schöpferischer Manifestation ganz praktisch in unserem Alltagsleben zu benutzen und zu offenbaren. Diese weibliche Energie, diese intuitive, formlose Kraft, diese innere Weisheit können wir jetzt auf neue Weise erfahren und anwenden.