EINSATZ VON WÄLDERN ZUR KOMPENSATION DER TREIBHAUSGAS-EMISSIONEN
Drei Arten vielversprechender forstwirtschaftlicher Methoden, die die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern und gleichzeitig die Bewahrung und Einbindung von Kohlenstoff (C) in den Vordergrund stellen, werden in diesem Kapitel besprochen: (1) Management im Sinne der Erhaltung von bereits bestehenden C-Pools in Wäldern durch Verlangsamung der Abholzung, Veränderung von Holzerntesystemen und Schutz der Wälder vor anderen anthropogenen Störungen;
(2) Management im Sinne der Ausweitung der C-Einlagerungen durch Vergrößerung
des Waldgebiets und/oder Erhöhung der C-Dichte in Naturwäldern
/ in Plantagenwäldern / in Agroforstsystemen und / oder in entsprechenden
Holzprodukten; und (3) Management im Sinne von Substitution durch den Ersatz
von Produkten auf fossiler Energiegrundlage durch Biotreibstoffe und langlebige
Holzprodukte. Seit der Einschätzung von 1992~ sind wesentliche neue
Informationen zusammengetragen worden, die die Schätzungen bezüglich
der Menge von C, die konserviert oder eingelagert werden kann, verbessern.
Ebenso können inzwischen die Umsetzungskosten
waldbezogener Kompensationsstrategien sowie die Größenordnungen
von Landfläche, die dafür zur Verfügung stünde, besser
eingeschätzt werden.
· Die effektivste Langzeit-Strategie (>50 Jahre), mit Hilfe von Wald die steigende C02 -Konzentration in der
Atmosphäre aufzufangen, besteht darin, Brennholz anstelle von fossilen Brennstoffen und anderen energieintensiven
Materialien einzusetzen. Zudem bestehen für die nächsten 50 Jahre substantielle Möglichkeiten, den C-Gehalt in
Bäumen und in Holzprodukten zu konservieren und zu vermehren (hohe wissenschaftliche Wahrscheinlichkeit).
· Unter gewissen Bedingungen (d.h. heutiges Klima und keine Veränderungen bezüglich der geschätzt zur Verfügung stehenden Landfläche innerhalb des betrachteten Zeitraums) beträgt die kumulative Menge von C, das im Zeitraum von 1995-2050 potentiell konserviert und eingelagert werden könnte, indem man die Abholzung verlangsamt (138 Mha)3 und die Regeneration von Naturwäldern in den Tropen fördert (217 Mha), kombiniert mit der Umsetzung eines globalen Bewaldungsprogrammes (345 Mha Anpflanzungen und Agroforstwirtschaft) ungefähr 60 bis 87 Gigatonnen (Gt)4 - das entspricht ungefähr 12% bis 15% der projektierten (IPCC 1992 (a) Szenario) kumulativen C-Emissionen aus fossilen Brennstoffen im selben Zeitraum (mittlere Wahrscheinlichkeit).
· Der jährliche C-Gewinn durch das oben genannte Programm
würde im Jahre 2050 ca. 2,2 Ot pro Jahr erreichen, das entspricht
dem Vierfachen des in der Einschätzung von 1992 angenommenen Wertes
von 0,5 Gt C pro Jahr. Der graduelle Anstieg läßt sich erklären
durch die Zeit, die die Umsetzung der Programme in Anspruch nimmt, und
durch die relativ langsame Rate, mit der C in Wäldern akkumuliert
wird (mittlere Wahrscheinlichkeit).
Unsicherheiten bezüglich der Einschätzung, wieviel C konserviert
und eingelagert werden kann, hängen hauptsächlich mit großen
Unsicherheiten bezüglich der Einschätzung zusammen, wieviel Land
für Bewaldungs und Regenerationsprogramme zur Verfügung steht.
Unsicher ist auch die Rate, mit der die Abholzung der Tropen reduziert
werden kann. Dagegen sind Schätzungen bezüglich der Netto-Menge
an C, die entsprechend einer bestimmten Managementmethode pro Flächeneinheit
konserviert oder eingelagert werden kann, zuverlässiger (hohe Wahrscheinlichkeit>.
· Die größten Mengen an C - nämlich 45 bis 72 Gt - könnten in den Tropen konserviert und eingelagert werden, mehr als die Hälfte dieser Menge könnte allein durch die Förderung von natürlicher Waldregeneration und Verlangsamung der Abholzung erreicht werden. Die Tropen Amerikas verfügen über das größte Potential für die Konservierung und Einlagerung von C <46% der Tropen insgesamt) gefolgt vom tropischen Asien (34%> und vom tropischen Afrika (20%). Die gemäßigten und nördlichen (borealen> Zonen könnten ungefähr 13 Gt bzw. 2,4 Gt einbinden - verteilt hauptsächlich auf die USA, das gemäßigte Asien, die ehemalige Sowjetunion, China und Neuseeland (mittlere Wahrscheinlichkeit>.
· Die kumulierten Kosten - exklusive Kosten für Landerwerb
und andere Durchführungsaktivitäten - für
Konservierung und Einlagerung der oben genannten Mengen von C reichen
von US $ 247 Milliarden bis $ 302
Milliarden - bei einer Größenordnung von $2 bis $ 8pro Tonne C. Diese Größenordnung bewegt sich weit unter der
Einschätzung von 1992, die von $ 8 pro Tonne C in tropischen Breiten bis zu $ 28 in den Ländern der OECD reichte
(die USA ausgenommen>. Die tatsächlichen Umsetzungskosten könnten diese Schätzung beträchtlich nach oben
korrigieren (geringe Wahrscheinlichkeit>.
· Im allgemeinen steigen die Kosten pro eingelagerter oder konservierter Einheit C mit den Breitengraden, auf denen die jeweilige Region liegt (große Wahrscheinlichkeit>, ebenso sind Verlangsamung von Abholzung und Förderung natürlicher Waldregeneration günstiger als Neuanpflanzungen (geringe Wahrscheinlichkeit). Die letztgenannte Annahme wird sich nicht halten lassen, wenn sich die Umsetzungskosten für die Verlangsamung von Abholzung als sehr hoch erweisen.
· Diese Kosteneinschätzungen, obwohl sie von einer seit der ersten Einschätzung verbesserten Grundlage in bezug auf Daten und Methoden profitieren, stellen im allgemeinen nur die Kosten direkter Forstmaßnahmen dar. Diese Summe könnte sehr viel höher sein, wenn Kosten für Landerwerb und Opportunitätskosten und / oder für die Bereitstellung einer notwendigen Infrastruktur, von Schutzzäunen, Trainingsprogrammen und Baumschulen eingerechnet würden; auf der anderen Seite könnten die Ausgaben durch Verkauf von Holz und Holznebenprodukten wieder ausgeglichen werden. Vollständige Kosteneinschätzungen sind nicht verfügbar (mittlere Wahrscheinlichkeit>.
· Unter der Bedingung, daß sich Klima und Landnutzung so
verändern, wie in dem Bericht des IMAGE 2.0 Modells projektiert (das
sogenannte ,,Allgemeinwissen"-Szenario, das mit dem des IPCC 1992 (a> -
Szenario weitgehend übereinstimmt>, könnten die C- Konservierungs
und Einlagerungsmöglichkeiten etwas geringer als geschätzt ausfallen,
da vielleicht weniger Land in den Tropen zur Verfügung steht, solange
nicht Land für Kompensationsmaßnahmen reserviert oder nachhaltige
Agro- und Forstwirtschaft in breitem Rahmen praktiziert wird. Die Einlagerung
von C in neu angelegten Wäldern der gemäßigten und nördlichen
Zonen könnte durch den allmählichen Niedergang bereits existierender
Wälder und die damit verbundene Freisetzung von Kohlenstoff als Reaktion
aufKlimaveränderungen buchstäblich zunichte gemacht werden (mittlere
Wahrscheinlichkeit>.
1 Übersetzung des Executive Summary von Kapitel 24 ,,Management of Forests for Mitigation of Greenhouse Gas
Emissions" (S.775) aus: (IPCC) Intergovemmental Panel on Climate Change
(Hrsg.): CLIMATE CHANGE 1995.
Impacts, Adaptations and Mitigation of Climate Change: Scientific-Technical
Analyses. ISBN - 0521 - 56437 - 9.
(Das IPCC ist eine Expertenversammlung, die von der World Meteorological
Organization und dem United Nations
Environmental Programme eingesetzt wurde.)
2IPCC Workshop 1992
3 Mha = Millionen Hektar
4 Gt = 109 Tonnen = 1 Mrd. Tonnen