VIII
»Sag ihr, sie solle dankbar sein.«
Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Ich mußte Gott falsch
verstanden haben.
»Das soll ich ihr sagen, Herr?«
»Ja, jetzt kannst du damit beginnen,
deine Erfahrung weiterzugeben.«
Ich blickte auf Sues tränenüberströmtes
Gesicht, und der Mut wollte mir sinken.
»Gut, Herr, ich werde dir vertrauen.«
»Sue, ich freue mich, daß
Sie gekommen sind«, sagte ich und lächelte dabei voll Vertrauen,
das ich aber gar nicht empfand. »Sie brauchen sich keinerlei Sorgen
zu machen. Alles wird gut werden.«
Sue richtete sich auf, wischte die Tränen
vom Gesicht und zwang sich zu einem schwachen Lächeln.
Ich fuhr fort: »Ich möchte
nun, daß Sie mit mir niederknien und Gott danken, daß Ron nach
Vietnam geht.«
Völlig ungläubig schaute sie
mich an. ich nickte. »Ja, Sue, ich möchte, daß Sie Gott
danken.«
Sofort fing sie wie hysterisch zu weinen
an. Ich beruhigte sie, so gut ich konnte, und las ihr aus der Bibel die
Verse vor, zu denen ich im Laufe der vergangenen Monate Vertrauen gewonnen
hatte.
»Seid dankbar in allen Dingen; denn
das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch . . . Wir wissen aber,
daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.«
Ich versuchte mit viel Sorgfalt, ihr die wunderbaren Wahrheiten zu zeigen,
die ich mit Erfolg ausprobiert hatte.
Nichts schien zu helfen. Sue glaubte zwar
an Gott und an Christus, doch sie war so verzweifelt, daß ihr dieser
Glaube keinen Trost bieten konnte. Schließlich verließ sie
mein Zimmer wieder, weinend, ohne Herzensfrieden und ganz sicher auch ohne
Freude.
»Herr, habe ich dich denn vollkommen
mißverstanden? Ich konnte dieser jungen Frau ja nicht im geringsten
helfen.«
»Geduld, mein Sohn, ich bin an der
Arbeit.«
Am nächsten Tag kam Ron zu mir. »Herr Pfarrer, was haben Sie bloß zu Sue gesagt? Es ist ja noch schlimmer als bisher.«
75
»Ich habe Sue gesagt, was
die Lösung ihres Problems sei, und nun sage ich es auch Ihnen. Ich
möchte, daß Sie niederknien und Gott dafür danken, daß
er Sie nach Vietnam schickt, und auch dafür, daß Sue deswegen
so aus der Fassung geraten ist und droht, sich das Leben zu nehmen.«
Auch Ron konnte das nicht begreifen. Auch
ihm erklärte ich dieselben Schriftstellen: ». . . das ist der
Wille Gottes in Christus Jesus an euch.«
Ron sagte: »Jetzt verstehe ich,
weshalb Sue es nicht verstanden hat. Ich verstehe es nämlich auch
nicht.« Und damit ging er.
Zwei Tage später kamen sie beide
wieder zu mir. »Sir, wir sind verzweifelt. Sie müssen etwas
tun und uns helfen.«
Beide hofften, als Militärgeistlicher
sei ich in der Lage, für Ron einen Antrag auf Abänderung des
Stellungsbefehls zu stellen.
Wiederum erklärte ich ihnen, daß
Gott nur eine einzige Lösung für sie vorgesehen habe. »Denen,
die Gott lieben, dienen alle Dinge zum Besten.«
»Wenn Sie glauben, daß Gott
diese Sache für Sie beide zum Besten hinausführt, dann brauchen
Sie nur noch zu vertrauen und ihm zu danken ganz gleich, wie die
Situation im Moment auch aussehen mag.«
Ron und Sue schauten einander an. »Was
haben wir schon zu verlieren, Liebling?« sagte Ron. Dann knieten
wir nieder, und Sue betete: »Herr, ich danke dir, daß Ron nach
Vietnam geht. Dies muß wohl dein Wille sein. Ich kann es keineswegs
begreifen, aber ich werde versuchen, dies zu tun.«
Dann betete Ron: »Herr, auch mir
ist dies ganz unverständlich, aber ich vertraue dir. Ich danke dir,
daß ich nach Vietnam gehe und daß Sue so außer Fassung
ist. Dank sei dir auch dafür, daß sie vielleicht sogar versucht,
sich etwas anzutun.«
Ich hatte das Empfinden, daß Ron
und Sue nicht so überzeugt waren wie ich, aber ich dankte dem Herrn,
daß sie wenigstens einen Versuch unternahmen.
Sie verließen daraufhin mein Amtszimmer.
Später erfuhr ich dann, was geschehen war.
Ron und Sue gingen von meinem Zimmer aus
direkt in die Kapelle, wo sie gemeinsam am Altar niederknieten. In einer
tieferen Hingabe überließen sie Gott ihr Leben, und nun bekam
Sue die Kraft, daß sie beten konnte: »Gott, ich danke dir,
daß Ron nach Vietnam geht. Du weißt, wie sehr er mir fehlen
wird. Du weißt, daß ich keinen Vater, keine Mutter, keinen
Bruder, keine Schwester und auch sonst keine Verwandten habe. Ich will
dir vertrauen, Herr.«
Ron betete: »Gott, ich danke dir.
Ich lege Sue in deine Hände. Sie ist dein, und ich vertraue dir, daß
du für sie sorgst.«
Damit erhoben sie sich vom Altar. Ron
eilte zu seiner Dienststelle zurück, während Sue wieder zurückkam
und sich in den Warteraum neben meinem Amtszimmer setzte. Sie brauchte
noch etwas Ruhe, um ihre Gedanken sammeln zu können. Während
sie dort saß, kam ein junger Soldat herein und fragte nach dem Pfarrer.
Sue sagte ihm, daß ich zu tun hätte. »Aber wenn Sie kurz
warten wollen, dann sage ich ihm, daß Sie hier sind«, bot sie
ihm an.
»Ich werde warten«, sagte
der junge Soldat. Er hatte einen kummervollen Gesichtsausdruck, und Sue
fragte: »Was haben Sie denn für ein Problem?«
»Meine Frau will sich scheiden lassen.«
Sue schüttelte den Kopf und sagte:
»Dann hat es nicht viel Zweck, wenn Sie zu diesem Pfarrer gehen.«
Doch der Soldat ließ sich nicht abwimmeln, und als sie so dasaßen
und warteten, zog er seine Brieftasche heraus und zeigte Sue Bilder von
seiner Frau und seinen Kindern. Als er dann noch ein Bild zeigte, rief
Sue erschrocken: »Wer ist denn das?«
»Das ist meine Mutter.«
»Das ist MEINE Mutter«, erwiderte
Sue und zitterte am ganzen Leib.
»Das ist nicht gut möglich«,
antwortete der Soldat, »ich habe doch keine Schwester.«
»Aber das ist sie, ich weiß
es bestimmt.« »Wie kommen Sie denn darauf?«
»Als ich noch ein kleines Mädchen
war, fand ich im Schreibtisch meiner Eltern einmal zufällig ein Schriftstück,
aus dem hervorging, daß ich adoptiert war. In der oberen rechten
Ecke war ein Bild von meiner richtigen Mutter. Und das hier ist sie. Das
ist die gleiche Frau.«
Es war tatsächlich so.
Weitere Nachforschungen ergaben, daß
Sue noch vor ihrer Geburt zur Adoption freigegeben worden war und daß
ihre richtige Mutter sie noch nie gesehen hatte. Sie hatte keine Ahnung,
wo Sue war und hatte vom Tag der Geburt an nie mehr etwas von ihr gehört.
Nun hatte Sue einen Bruder, einen richtigen
Bruder, und mit ihm eine Schwägerin und Nichten und Neffen.
War dies Zufall? In den USA leben über
200 Millionen Menschen. Die Chancen, daß gerade dieser Soldat zu
mir in die Sprechstunde will, und zwar gerade in dem Augenblick, wenn Sue
einen Bund mit Gott gemacht und ihm versprochen hat, daß Sie ihn
für ihre Einsamkeit und ihre Verlassenheit in dieser Welt loben und
preisen wird, wären da wohl gleich null gewesen. Aber das war noch
nicht alles. Auf dem Weg zur Dienststelle lief Ron einem alten Studienfreund
in die Hände, der nun Jurist im Offiziersrang war.
»Hallo, alter Junge, wohin geht's
denn?« sagte dieser, als er Ron begegnete.
»Preis sei Gott, ich gehe nach Vietnam«,
gab Ron zur Antwort. Sie unterhielten sich eine Weile, und der Freund empfahl
Ron, eine Versetzung zu beantragen, damit er bei ihm in der Rechtsabteilung
arbeiten könne.
Ron und Sue brauchten sich in der Tat
nicht zu trennen. Auch klammerte sich Sue jetzt nicht mehr so verzweifelt
an Ron aus Furcht, ihn zu verlieren. Sie hatte nun ein freudiges Vertrauen
zu Jesus Christus gewonnen und hatte allezeit ein Lob auf den Lippen.
Später kam ein Offiziersanwärter
zu mir in die Seelsorge. Ungeniert weinte er sich bei mir aus. »Sir,
Sie müssen mir helfen. Meine Frau hat die Scheidung eingereicht. Ihr
Rechtsanwalt hat mir bereits die Papiere zum Unterschreiben zugesandt.
Unter diesen Umständen kann ich die Offizierslaufbahn nicht fortsetzen,
ich möchte am liebsten ganz aus der Armee austreten. Bitte helfen
Sie mir.«
»Ich weiß eine gute Lösung
für Ihr Problem. Wir wollen zusammen niederknien und Gott danken,
daß Ihre Frau die Scheidung will.«
Er begriff dies so wenig wie Sue und Ron.
Eingehend nahmen wir die entsprechenden Bibelstellen miteinander durch.
Schließlich raffte er sich dazu auf, wenigstens einmal einen Versuch
zu wagen. Wir knieten uns nieder, er betete und übergab Gott die ganze
Angelegenheit. Er dankte ihm dafür, daß er dies alles zugelassen
hatte.
Als er zu seiner Einheit zurückkehrte,
war er seelisch so fertig, daß man ihm für den Rest des Tages
freigab. Er legte sich ins Bett und wiederholte ständig: »Ich
danke dir, Herr, daß meine Frau die Scheidung will. Ich verstehe
es zwar nicht, aber dein Wort sagt, daß ich dir für alles danken
soll, deshalb tue ich es.« Den ganzen Tag über war er nur von
diesem einen Gedanken erfüllt. In dieser Nacht konnte er nicht schlafen,
er machte deshalb weiter und dankte Gott immer und immer wieder. Am nächsten
Tag im Unterricht war er wie betäubt. »Herr, du weißt,
ich verstehe es nicht, aber ich danke dir dennoch.«
Als er an diesem Abend im Kasino saß
und sein Abendbrot aß, ging ihm plötzlich ein Licht auf. »Herr,
du mußt tatsächlich wissen, was für mich am besten ist;
du weißt es viel besser als ich. Ich weiß, dies alles muß
dein Wille sein. Dank sei dir, Herr, jetzt begreife ich!«
In diesem Augenblick klopfte ihm jemand
leicht auf die Schulter und bat ihn, ans Telefon zu kommen.
In all den Wochen, in denen er nun schon
beim Militär war, hatte ihn noch nie jemand am Telefon verlangt.
Als er den Hörer abnahm, hörte
er am anderen Ende jemand weinen. »Liebling, kannst du mir verzeihen?
Ich möchte keine Scheidung mehr.«
Eines Tages betrat eine Dame mein Amtszimmer.
Sie kam zögernd, eine Freundin hatte sie geradezu hereingeschleppt.
Sie erzählte mir, daß sie sich ernsthaft mit Selbstmordgedanken
getragen habe, halte es aber für sinnlos, mit mir darüber zu
sprechen.
Nach und nach erfuhr ich dann Einzelheiten
über ihre Verhältnisse. Ihr Ehemann hatte mit einer anderen Frau
ein Kind gezeugt. Das Kind befand sich bei den Eltern ihres Mannes. Jedesmal,
wenn sie nun ihre Schwiegereltern besuchte, sah sie dort das Kind. Was
die Sache noch verschlimmerte, war die Tatsache, daß die Mutter des
Kindes meist ebenfalls dort auftauchte, wenn sie gerade zu Besuch war.
Obwohl ihr Mann selbst in finanziellen Schwierigkeiten steckte, sandte
er seinen Eltern regelmäßig Unterhaltsgeld für das uneheliche
Kind. Sie konnte diese ständige seelische Belastung nicht länger
ertragen.
»Machen Sie sich keine Sorgen«,
sagte ich zu ihr. »Das brauchen Sie auch nicht. Es gibt eine Lösung
für Ihr Problem.«
Recht erstaunt sah sie mich an. »Was
für eine denn?«
»Wir wollen jetzt niederknien und
Gott dafür danken, daß ihr Mann ein Kind gezeugt hat.«
Wieder erklärte ich die Schriftstellen, die davon handeln, daß
wir Gott für alle Dinge danken sollen. Schließlich wischte sie
die Tränen fort und war bereit, einen Versuch zu wagen. Wir beteten,
und dann ging sie entschlossen, Gott die Lösung der Probleme
in ihrem Leben zu überlassen.
Am nächsten Morgen rief ich sie an
und fragte, wie es ihr gehe. »Wunderbar!«
»Wirklich?«
»Ja, Herr Pfarrer, ich bin so voller
Freude heute morgen.« »Was ist denn geschehen?«
»Als ich gestern nach Hause kam,
überlegte ich, was ich wohl tun könnte, um zu zeigen, daß
ich für das Kind meines Mannes dankbar bin. Es war mir klar, daß
wenn ich wirklich dankbar ware ich auch entsprechend handeln müßte.
Also setzte ich mich hin und schickte meinen Schwiegereltern einen Scheck
mit der Bitte, diesen für das Kind zu verwenden.«
Am nächsten Tag rief ich sie wieder
an. Sie sagte: »Heute geht es mir noch besser als gestern.«
»Was haben Sie denn jetzt gemacht?«
»Mir ist eingefallen, daß
in meiner Nähe eine Frau wohnt, die ein behindertes Kind hat. Heute
morgen habe ich sie besucht und gefragt, ob ich ihr helfen und mich etwas
um das Kind annehmen könne. Sie war so verwundert, daß sie kein
Wort herausbrachte. Ich blieb und half ihr, wo ich konnte.«
»Wissen Sie denn, wie man mit behinderten
Kindern umgeht?« »Ja, Sir. Ich bin staatlich geprüfte
Erzieherin für behinderte Kinder.«
»Sind Sie seit Ihrem Staatsexamen
schon einmal in einer solchen Arbeit gestanden?«
»Nein. Dies ist das allererste Kind,
an dem ich praktische Erfahrungen sammeln kann.«
»Verstehen Sie jetzt, weshalb Gott
diese Dinge in Ihrem Leben zugelassen hat?«
»Ja, jetzt verstehe ich es, und
ich danke ihm von Herzen dafür.« Von diesem Tag an war sie wie
verändert. Ihre Bekannten sagten, vorher hätte sie immer so einen
gequälten Eindruck gemacht. Jetzt sehe sie aus, als habe sie ein wunderbares
Geheimnis entdeckt, und durch ihre Freude und Ausstrahlung würden
die Menschen zu Christus hingezogen.
Jesus hat uns keine Veränderung der
Verhältnisse verheißen, jedoch großen Frieden und Freude
für die, die glauben lernen, daß Gott tatsächlich alle
Dinge unter seiner Kontrolle hat.
Dadurch, daß wir ihn preisen, wird
die Kraft Gottes frei und beeinflußt unsere Verhältnisse; dadurch
ist es Gott möglich, unsere Verhältnisse zu verändern, wenn
dies seinem Plan entspricht. Sehr oft verhindert unsere innere Haltung
die Lösung eines Problems. Natürlich ist Gott souverän,
und er könnte sehr wohl über unsere falsche Denkweise und unsere
verkehrte Einstellung hinweggehen. Aber sein vollkommener Plan sieht vor,
daß jeder einzelne von uns in eine innige Gemeinschaft mit ihm gebracht
wird. Deshalb läßt er widerwärtige Verhältnisse und
unangenehme Ereignisse zu, die uns dann auf unsere verkehrte Einstellung
aufmerksam machen.
Ich bin zu der Überzeugung gekommen,
daß das Dankgebet die höchste Form der Gemeinschaft mit Gott
darstellt und daß es die Gebetsform ist, bei der stets ein großes
Maß an Kraft frei wird und in unserem Leben zur Auswirkung kommt.
Gott loben ist nicht etwas, was man tut, weil man sich wohl fühlt,
sondern es ist vielmehr ein Gehorsamsakt. Oft ist die Aufbietung der gesamten
Willenskraft erforderlich, um Gott einen solchen Lobpreis darzubringen.
Doch wenn wir hartnäckig darin beharren, wird irgendwie die Kraft
Gottes in uns und in unsere Situation hinein frei, zuerst vielleicht nur
tropfenweise, sie wird aber dann zu einem anschwellenden Strom, der uns
schließlich überflutet und die alten Wunden und Narben hinwegwäscht.
Die Frau eines Soldaten kam mit einem
Problem zu mir, von dem sie überzeugt war, daß es dafür
nur eine Lösung gab.
Ihr Mann hatte das Trinken angefangen
und war seit einigen Jahren Alkoholiker. Oft kippte er in betrunkenem Zustand
im Wohnzimmer um, dort fanden ihn dann später seine Frau oder seine
Kinder splitternackt. In diesem Zustand hatte man ihn auch schon
in der Eingangshalle des Mietshauses gefunden, das sie mit anderen Familien
bewohnten.
In letzter Verzweiflung entschloß
sich nun diese Frau, zusammen mit den Kindern ihren Mann zu verlassen.
Ihre Freunde bewegten sie jedoch dazu, vorher wenigstens noch mit mir zu
sprechen.
»Egal, was Sie mir jetzt sagen,
Herr Pfarrer, aber sagen Sie mir bloß nicht, daß ich bei ihm
bleiben soll«, sagte sie. »Ich kann es einfach nicht mehr.«
»Es ist mir im Grunde gleichgültig,
ob Sie bei ihm bleiben oder nicht«, gab ich zur Antwort, »aber
bitte, danken Sie Gott, daß ihr Mann so ist, wie er ist.« Eingehend
erklärte ich ihr, daß die Bibel uns auffordert, Gott für
alles zu danken, und wenn sie dies versuche, Gott in der Lage sei, ihr
Problem bestens zu lösen.
Sie meinte, diese Auffassung sei doch
wohl etwas überspannt, kniete sich aber schließlich doch nieder,
während ich betete, Gott möge ihr so viel Glauben schenken, daß
sie an ihn glauben könne als einen Gott der Liebe und der Kraft, der
das ganze Universum in seiner Hand hält.
Schließlich sagte sie: »Ich
glaube jetzt.« Zwei Wochen später rief ich sie an.
»Mir geht es einfach herrlich«,
sagte sie. »Mein Mann ist völlig verändert. Seit zwei Wochen
hat er keinen Schluck mehr getrunken. «
»Das ist ja wunderbar«, sagte
ich. »Ich würde gerne einmal mit ihm sprechen.«
»Ich verstehe nicht ganz.«
Ihre Stimme klang überrascht.
»Ich meine nur, es wäre doch
gut, wenn ich mit Ihrem Mann einmal über die Kraft reden würde,
die in unserem Leben wirkt.«
»Haben Sie ihm denn das nicht bereits
gesagt?«
»Nein, ich habe ihn bis jetzt noch
nicht kennengelernt.«
»Herr Pfarrer, dann ist ja ein Wunder
passiert«, rief sie aus. »An
jenem Tag, an dem ich bei Ihnen war, kam
er von der Arbeit nach Hause und ging zum erstenmal seit sieben Jahren
nicht an den Kühlschrank, um sich ein Bier zu holen. Statt dessen
ging er ins Wohnzimmer und unterhielt sich mit den Kindern. Ich war fest
überzeugt, Sie hätten mit ihm gesprochen.«
Durch unser Dankgebet war die Kraft Gottes
frei geworden und hatte angefangen, im Leben eines Menschen zu wirken.
»Preis sei Gott, Herr Pfarrer«,
schluchzte sie, »jetzt weiß ich, daß Gott jede Einzelheit
in unserem Leben ordnet.«
Ein junger Soldat, der ein schweres Herzleiden
hatte, erlitt einen Kollaps und mußte ins Krankenhaus nach Fort Benning
gebracht werden. Nach seiner Entlassung mußte er immer wieder zu
Nachuntersuchungen ins Krankenhaus zurück und wurde schließlich
zwecks einer Herzoperation in ein anderes Krankenhaus überwiesen.
Diese Mitteilung brachte ihn an den Rand der Verzweiflung, und er fing
an zu trinken. Seine Verzweiflung steigerte sich so sehr, daß er
sich schließlich zur Flucht entschloß. Er stahl Kleider von
Kameraden in der Kaserne und machte sich mit dem Wagen des Oberfeldwebels
heimlich davon. Diesen Wagen fuhr er später total zusammen.
Der Unglückliche wurde geschnappt
und kam in Untersuchungshaft, wo er die Gerichtsverhandlung abwarten mußte.
Dort wurde er von einem anderen Soldaten zu Christus geführt. Ich
besuchte ihn, aber er war trotzdem noch ziemlich niedergeschlagen und hatte
Angst, sein Leben sei nun so total verpfuscht, daß er zu nichts mehr
tauge.
»Ihre Sünden sind vergeben
und vergessen«, sagte ich zu ihm. »Betrachten Sie Ihre Vergangenheit
nicht als eine Kette, die Ihnen am Hals hängt. Danken Sie vielmehr
Gott für jedes kleine Ereignis in Ihrem Leben und glauben Sie, daß
er alle diese Dinge zugelassen hat, damit Sie zu ihm finden würden.«
Gemeinsam suchten wir in der Heiligen
Schrift und prüften das Wort Gottes, das sagt, daß denen, die
Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.
»Und damit sind nicht nur die Dinge
gemeint, die nach Ihrer Bekehrung geschehen sind«, sagte ich. »Gott
kann sogar die Fehler und das Versagen der Vergangenheit zum Besten wenden,
wenn wir sie ihm mit Danksagung überlassen.«
Er begriff und fing an, Gott ernstlich
für all das zu danken, was in seinem Leben geschehen war. Als sich
der Tag der Gerichtsverhandlung näherte, sagte ihm sein Verteidiger,
im besten Fall müsse er mit einer fünfjährigen Haftstrafe
und mit unehrenhafter Entlassung aus dem Militärdienst rechnen. Aber
er blieb fest und glaubte weiter, daß was immer auch geschehen
würde Gott die volle Kontrolle über sein Leben habe und
alles zum Besten hinausführe.
Die Verhandlung nahm ein überraschendes
Ende: der Soldat wurde zu einer sechsmonatigen Haftstrafe im örtlichen
Militärgefängnis verurteilt und wurde nicht aus der Armee entlassen.
Gemeinsam mit Pfarrer Curry Vaughan besuchte ich ihn im Gefängnis.
Wir hatten angenommen, wir müßten ihn aufmuntern, statt dessen
wurden wir von ihm aufgemuntert. Die Freude, die ihn erfüllte, wirkte
geradezu ansteckend. Bald tönte unser Lachen durchs ganze Gefängnis.
Der junge Soldat konnte nicht still stehen, sprang er im Besuchszimmer
umher.
Ehe wir wieder gingen, fragten wir ihn,
wie er sich gesundheitlich fühle. Er sollte sich ja einer Herzoperation
unterziehen, und vom medizinischen Standpunkt aus brauchte er auch dringend
ärztliche Hilfe. Er gab zu, daß er sich körperlich sehr
schwach fühle und sein Herz ihm oft zu schaffen mache. Aber er sagte:
»Es ist so wunderbar, daß
Gott auch hierin für mich sorgt.«
Wir fragten ihn, ob wir mit ihm beten
sollten, und er antwortete:
»Bitte, beten Sie, ich glaube, daß
Gott mich heilen wird.«
Wir legten ihm die Hände auf und
glaubten, daß Gott durch Jesus Christus ihn auf der Stelle heilen
würde. Mit strahlendem Lächeln sagte der Soldat dann: »Ich
glaube, es ist geschehen.«
Einige Wochen später sprach ich mit
seinem Kompanieführer. »Ich bin der Ansicht, es ist Geldverschwendung,
wenn wir diesen Mann noch länger im Bau lassen«, sagte ich.
»Wieso denn, Herr Pfarrer?«
»Er ist nicht mehr der gleiche,
der einmal Kleider entwendete und ein Auto stahl, daß er dann kaputtfuhr.
Er hat sich ganz und gar verändert.«
Der Kompanieführer erklärte
sich einverstanden und entließ den Mann aus dem Gefängnis. Eine
Woche später fragte ich den Soldaten, wie es ihm ginge.
»Herr Pfarrer, früher machte
ich nach 100 Metern Fußmarsch bereits schlapp. Jetzt kann ich sogar
laufen und werde kein bißchen müde dabei. Gott hat mich geheilt.«
Überall, wo ich hinging, erzählte
ich nun, welche Kr&ft ich im Loben und Preisen entde~t hatte. Langsam
lernte ich, daß der Lobpreis nicht nur eine bestimmte Form der Anbetung
oder des Gebets ist, sondern auch ein Mittel, um geistliche Kriege zu führen.
Oft geschah es auch, daß jemand Gott dankte für die vor ihm
liegenden Probleme, um dann festzustellen, daß Satan seine Angriffe
nur noch verstärkte und die Situation schlimmer anstatt besser wurde.
Viele, die diesen Weg des Lobens und Preisens beschritten, wurden entmutigt
und konnten nicht mehr glauben, daß Gott alles in den Händen
hielt.
Andere wieder konnten diesen Weg einfach
nicht verstehen und weigerten sich, Gott für die unangenehmen Dinge
zu danken.
»Das ist doch völlig absurd«,
sagten sie. »Ich danke doch Gott nicht für die Dinge, mit denen
er meiner Ansicht nach überhaupt nichts zu tun haben kann. Wie kann
denn Gott etwas zu tun haben mit einem gebrochenen Arm, mit meinem in Brüche
gegangenen Auto oder mit dem Jähzorn meines Mannes. Ich wäre
doch dumm, wenn ich ihm für so etwas danken würde.«
Natürlich ist dieser Weg unverständlich.
Die Frage ist nur die:
Führt er zum Ziel? Es ist auch unverständlich,
wenn Jesus sagt, daß wir bei Hunger, Armut oder Verfolgung vor Freude
hüpfen sollen. Doch hat er uns genau das befohlen. In Nehemia 8, 10
lese ich: »Die Freude am Herrn ist eure Stärke.«
Es ist einfach unmöglich, daß
die Pfeile des Feindes die Freude jenes Menschen durchlöchern können,
der den Herrn lobt und preist. In 2. Chronik 20 wird berichtet, wie eine
ganze Armee geschlagen wurde, nur weil die Israeliten den Herrn lobten
und priesen und ihm glaubten, wenn er sagte, daß der Kampf nicht
ihrer sei, sondern des Herrn.
Die Botschaft ist heute genauso klar und
deutlich. Der Kampf ist nicht unser, sondern Gottes. Wenn wir loben und
preisen, jagt er unsere Feinde in die Flucht.
Es war stets sehr entmutigend und traurig,
wenn ich Menschen sah, die sich weigerten, den Herrn zu preisen. Ich empfand
dann immer einen inneren Schmerz für sie, weil sie in ihrer hoffnungslosen
Lage so leiden mußten. Ich bat Gott um Weisheit und Verständnis,
weshalb sie diesen Weg des Dankens nicht akzeptieren konnten, und bat ihn
auch um mehr Geschick, den Menschen diesen gesegneten Weg weisen zu können.
Fast sieben Monate, nachdem ich zum erstenmal
die übersprudelnde Freude im Geist erlebt hatte, ging ich zu einer
Freizeit von »Camp Farthest Out«. Ich freute mich auf die Zeit
der Entspannung und der Gemeinschaft mit meinen Brüdern und Schwestern
in Christus.
Mit geschlossenen Augen saß ich
hinten im Saal, als Gott vor meinem inneren Auge ein Bild zeichnete.
Auf diesem Bild sah ich einen schönen,
warmen Sommertag. Strahlendes Sonnenlicht überflutete die Landschaft,
und alles war sehr schön. Oben auf dem Bild sah ich eine dicke, schwarze
Wolke, über der man nichts mehr sehen konnte. Eine Leiter reichte
von der Erde bis hinauf zu dieser schwarzen Wolke. Unten an der Leiter
standen Hunderte von Menschen, die versuchten, auf dieser Leiter hochzusteigen.
Sie hatten gehört, daß es über der dunklen Wolke etwas
gebe, das schöner sei als alles, was Menschen je gesehen hätten,
und das denen unaussprechliche Freude bringe, die es erreichen. Einer nach
dem andern stieg hoch und kletterte rasch bis zum unteren Rand der Wolke.
Die Menge sah gespannt zu, was geschehen würde.
Nach kurzer Zeit kamen sie einzeln in
wildem Tempo wieder heruntergerutscht und fielen in die Menge. Dabei wurden
die Untenstehenden in alle Richtungen geschleudert. Die, die hochgestiegen
waren, berichteten, daß sie oben in der schwarzen Wolke jegliche
Orientierung verloren hätten.
Schließlich kam ich an die Reihe,
und als ich an der schwarzen Wolke angelangt war, wurde die Finsternis
so stark, daß sie mich fast zwang, aufzugeben und wieder umzukehren.
Doch ich ging Stufe um Stufe weiter aufwärts, bis mein Auge plötzlich
eine Helligkeit erblickte, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Ich war
umgeben von einem strahlenden Glanz, der so herrlich war, daß ich
ihn mit Worten nicht beschreiben konnte.
Ich stellte fest, daß ich auf der
Wolke sogar gehen konnte. Während ich in das Licht hineinschaute,
konnte ich mühelos gehen. Wenn ich aber nach unten sah und mir die
Wolken näher an
schauen wollte, sank ich sofort ab. Nur
wenn ich aufwärts ins Licht blickte, blieb ich oben.
Dann verwandelte sich die Szene, und ich
konnte nun aus einer gewissen Entfernung alle drei Stufen beobachten.
»Was soll das alles bedeuten?«
fragte ich und bekam diese Antwort: »Der helle Sonnenschein unter
der Wolke ist das Licht, in dem viele Christen leben und das sie für
normal ansehen. Die Leiter ist die Leiter des Lobens und Dankens. Viele
versuchen, auf ihr hochzusteigen, und wollen es auch lernen, mir in allen
Dingen zu danken. Anfangs sind sie ganz eifrig, aber wenn sie dann auf
Dinge stoßen, die sie nicht verstehen, dann lassen sie sich aus der
Fassung bringen und gehen nicht mehr weiter. Sie verlieren den Glauben
und rutschen ab. Indem sie fallen, schaden sie auch anderen Menschen und
zerstören deren Hoffnung auf ein Leben ununterbrochener Freude und
ständigen Dankes.
»Diejenigen aber, die durch die
Schwierigkeiten hindurchstoßen, gelangen in eine neue Welt. Sie erkennen,
daß ihr bisheriges Leben, das sie für normal gehalten hatten,
nicht mit dem Leben zu vergleichen ist, das ich für die Menschen bereitet
habe, die mich preisen und mir vertrauen, daß ich auf ihr Leben achthabe.
Wer in das Licht des himmlischen Reiches gelangt, kann auf den Schwierigkeiten
gehen mögen Sie auch noch so dunkel aussehen, solange sie den
Blick von den Problemen abwenden und auf meinen Sieg in Christus richten.
Ganz gleich, wie schwierig es auch sein mag zu glauben, daß Gott
jede Einzelheit in deinem Leben ordnet, halte dich fest an der >Lob-und-Dank-Leiter<
und steige aufwärts!«
Ich war von der Vision und von der Auslegung
wie betäubt und fragte mich, ob ich dieses Erlebnis wohl bald an andere
weitergeben dürfe.
Bei der Freizeit lernte ich auch eine
Frau kennen, die zu Hause große Probleme hatte. Krankheit und andere
Schwierigkeiten in der Familie machten es ihr nicht leicht zu glauben,
daß durch Loben und Danken auch ihr geholfen werden könnte.
Innerlich bat ich um Weisung, und Gott
sprach: »Sag es ihr!«
Also erzählte ich ihr mein Erlebnis.
»Sie sind der erste Mensch, dem ich dieses erzähle«, sagte
ich, und während sie aufmerksam zuhörte, konnte ich sehen, wie
der Druck von ihr wich und wie ihr Gesicht und ihre Augen voll freudiger
Erwartung aufleuchteten.
In Epheser, Kapitel 1 und 2, fand ich
meine Vision mit etwas anderen Worten von Paulus beschrieben:
Gelobt sei Gott, der Vater unsers Herrn
Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allerlei geistlichem Segen in
himmlischen Gütern durch Christus ... er hat uns erwählt, ehe
der Welt Grund gelegt war, daß wir sollten heilig und unsträflich
sein vor ihm . . . zum Lob seiner herrlichen Gnade . . . damit
wenn die Zeit erfüllt wäre .
. . alle Dinge zusammengefaßt würden in Christus .. . auf daß
wir etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit, die wir zuvor auf Christus
gehofft haben . .. daß ihr erkennen möget . . . was da sei die
überschwengliche Größe seiner Kraft an uns, die wir glauben,
weil die Macht seiner Stärke bei uns wirksam wurde, die er in Christus
wirken ließ. Durch sie hat er ihn von den Toten auferweckt und gesetzt
zu seiner Rechten im Himmel über alle Reiche, Gewalt, Macht, Herrschaft
. . Und hat uns samt ihm auferweckt und samt ihm in das himmlische Wesen
gesetzt in Christus Jesus
Jesus Christus wurde über alle Mächte
der Finsternis erhoben, und nach Gottes Wort liegt unser rechtmäßiges
Erbe zusammen mit Christus dort über der Finsternis. Die Leiter, auf
der wir dorthin gelangen können, ist der Lobpreis!
Ich war mir nun der Kraft bewußt,
die im Loben und Danken enthalten ist, hatte aber auch die Tücken
des Feindes erkannt.
Als ich in meiner Bibel nach tieferen
Erkenntnissen über das Lob Gottes forschte, stieß ich auch auf
Schriftstellen über die Kraft, die wir in Christus über die Mächte
der Finsternis empfangen haben. Schon lange kannte ich die Schriftstelle
in Mark. 16, in der Jesus die Zeichen nennt, die den Gläubigen folgen
werden: »In meinem Namen werden sie böse Geister austreiben,
in neuen Zungen reden, Schlangen vertreiben, und wenn sie etwas Tödliches
trinken, wird's ihnen nicht schaden; auf Kranke werden sie die Hände
legen, so wird's besser mit ihnen werden.« Ich hatte Gott gebeten,
mir zu zeigen, ob dies alles auch noch im 20. Jahrhundert seine Gültigkeit
habe, und wenn ja, wann und wie ich davon Gebrauch machen solle.
Wenn ich mich in der Nähe gewisser
Leute aufhielt, hatte ich oft ein so unbehagliches Gefühl. Als ich
Gott um Klarheit bat, bekam ich den starken Eindruck, daß ihre Beschwerden
dämonischer Art wären.
Ich bat Gott um Weisheit, damit ich wüßte,
was ich zu tun hätte, falls ich einmal in einer Gebetsstunde einer
solchen Person begegnen würde.
Ein Soldat hatte seine Frau und seine
drei Kinder verlassen. In ihrer Verzweiflung beging die Frau einen Selbstmordversuch.
Sie wurde auf schnellstem Wege ins Krankenhaus eingeliefert und konnte
gerettet werden. Bekannte brachten sie zu mir, nachdem sie wieder zu Hause
war. Sie erzählten mir, sie hätten die Frau seit Jahren nicht
lachen sehen. Ich redete mit ihr über den göttlichen Weg des
Lobens und Dankens, fühlte mich aber bald innerlich gedrungen, nicht
weiterzureden. Ich schaute ihr in die Augen und hatte plötzlich den
Eindruck, daß in ihr etwas ganz Böses, Teuflisches steckte.
Die Furcht stieg in mir hoch. Ich erkannte,
daß ich nun tatsächlich dem Bösen Auge in Auge gegenüberstand.
»Herr«, betete ich im stillen,
»ich bin jetzt so weit gegangen, ich kann nicht mehr zurück.
Ich werde deshalb im Glauben handeln und dir vertrauen, daß du das
Werk vollbringst.«
Ich schaute dieser Frau direkt in die
Augen und befahl dem bösen Geist mit lauter Stimme, im Namen des Herrn
Jesus Christus und durch die Kraft seines vergossenen Blutes diesen Leib
zu verlassen.
Ihr glasiger Blick wurde auf einmal klar,
und sie konnte mir nun zuhören, als ich ihr erklärte, daß
denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, wenn sie nur glaube
und ihm danke. Sie war jetzt frei und konnte mit strahlendem Lächeln
verstehen, was ich ihr klarmachte. Jesus Christus hatte die Fesseln zerbrochen,
die sie gebunden hielten.
Pfarrer Curry Vaugban jr. hatte inzwischen
auch die Kraft, die im Loben und Danken enthalten ist, in seinem eigenen
Leben erfahren. Bald nachdem er damit begonnen hatte, Gott jedesmal für
seine Schwierigkeiten zu danken, kam er eines Abends nach Hause und erfuhr,
daß seine zwei Jahre alte Tochter ein Glas hochprozentigen Terpentinöls
getrunken hatte. Sie war bereits auf schnellstem Wege ins Krankenhaus gebracht
worden. Curry sprang in seinen Wagen und jagte mit Vollgas zum Krankenhaus,
um bei seinem Töchterchen zu sein. Gedanken der Furcht und der Sorge
wirbelten ihm durch den Sinn. Plötzlich sah er ein, wie gefährlich
schnell er fuhr; er verlangsamte das Tempo und pries den Herrn für
das, was geschehen war.
Im Krankenhaus wurde seiner Tochter der
Magen ausgepumpt. Nach der Röntgenaufnahme sagte man Curry, daß
zwei Dinge nahezu unvermeidlich seien: Erstens würde sie in dieser
Nacht hohes Fieber bekommen, zweitens würde sich mit 95prozentiger
Sicherheit ei ne Lungenentzündung einstellen.
Curry und seine Frau nahmen die Tochter
mit nach Hause und trafen den Anweisungen des Arztes gemäß entsprechende
Vorkehrungen, um ständig an ihrem Bett zu wachen.
Zu Hause nahm Curry seine Tochter auf
den Arm und betete:
»Himmlischer Vater, ich weiß,
daß der Satan wieder einen Angriff auf mich ausgeführt hat,
und ich habe dir dafür gedankt. Nun bitte ich dich im Namen Jesu,
daß Virginia kein Fieber und keine Lungenentzündung bekommt.«
Am nächsten Morgen erwachte Virginia
so gesund und munter wie eh und je. Sie hatte keinerlei Beschwerden mehr.
Einmal besuchte mich ein erfolgreicher
Geschäftsmann; er hatte eine Tochter im Teenageralter. Ich kannte
die Familie und wußte, daß die Tochter über das übliche
Maß hinaus Liebe und Fürsorge erhalten hatte. Trotzdem hatte
sie ihrer jüngeren Schwester gegenüber einen heftigen Haß
entwickelt, so daß sie oft mit dem nächstbesten Gegenstand
mochte er noch so schwer sein ausholte und auf sie einschlug.
Die bestürzten Eltern waren mit ihr
beim Psychiater gewesen, behandelten sie mit Beruhigungsmitteln und beteten
seit Jahren, daß Gott ihnen eine Lösung für dieses schreckliche
Problem zeigen möge.
Sie erkannten die Gefahr, die mit zunehmenden
Gewaltausbrüchen verbunden war.
Ich sprach mit beiden Elternteilen und
ermahnte sie, das eine zu tun, was sie bisher unterlassen hatten.
»Was ist das?« fragten sie
beide.
»Danken Sie dem Herrn, daß
Er Ihnen dieses Kind geschenkt
hat. Loben Sie ihn von Herzen dafür,
daß er genau wußte, was Ihrer Familie zum größten
Segen werden würde.«
Zuerst meinten sie, das könnten sie
unter keinen Umständen fertigbringen. Jahrelang hatten sie nach einer
Lösung dieses Problems gesucht und hielten es für völlig
ausgeschlossen, daß sie jetzt plötzlich für den Zustand
ihrer Tochter dankbar sein könnten. Wir lasen miteinander die Heilige
Schrift und beteten dann, daß Gott ein Wunder wirken und ihnen helfen
möge, ihm zu danken.
Und es geschah ein Wunder. Sie fingen
an, dankbar zu werden und setzten diese Dankbarkeit zwei Wochen lang in
die Tat um. Anstelle von Sorge und Furcht erlebten sie nun Frieden und
Freude.
Eines Abends waren sie im Wohnzimmer. Ihre
älteste Tochter stand mitten im Zimmer und hielt einen Blumentopf
in der Hand. Sie warf einen Blick auf die Eltern, und als sie merkte, daß
diese ihr zusahen, lachte sie und ließ den Topf auf den Teppich fallen.
Erde, Scherben und Blumen flogen in alle Richtungen. Das Mädchen stand
lachend da und wartete darauf, wie die Eltern reagieren würden. Aber
beide hatten sich inzwischen so im Danken geübt, daß sie ganz
automatisch zu gleicher Zeit sagten: »Dank sei dir, Herr.«
Die Tochter sah sie ganz erstaunt an.
Dann hob sie den Kopf, schaute zum Himmel hoch und sagte: »Dank sei
dir, Herr, daß du mich lehrst.« Von dem Augenblick an wurde
es besser mit ihr.
Voller Freude kamen ihre Eltern zu min
Die Kraft des Dankens hatte wieder einmal gewirkt. Jahrelang hatte Satan
diese Familie durch die Tochter geplagt. Nun war der Bann gebrochen. Im
Jakobusbrief lesen wir, daß wir uns Gott nahen und dem Satan widerstehen
sollen. In Römer 12, 21 beschreibt Paulus, wie das geschehen soll:
»Laß dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde
das Böse mit Gutem.«
Ich wurde schon gefragt, ob dieses Prinzip
des Dankens nicht nur eine andere Form der Kraft des positiven Denkens
sei. Weit gefehlt! Wenn wir Gott für unsere Verhältnisse danken,
dann bedeutet das nicht, daß wir unsere Augen vor den Schwierigkeiten
verschließen. In seinem Brief an die Philipper ermahnt uns Paulus:
»Sorget nichts, sondern in allen Dingen lasset eure Bitten im Gebet
und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden. Und der Friede Gottes,
welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne
in Christus Jesus!«
Wenn wir nur die gute Seite einer Situation
sehen, besteht oft die Gefahr, daß wir der Wirklichkeit entfliehen.
Wenn wir Gott preisen, danken wir ihm für unsere Verhältnisse,
nicht wegen derselben.
Wir versuchen nicht, unsere Schwierigkeiten
zu meiden, sondern Jesus Christus zeigt uns den Weg, wie wir sie überwinden.
Es gibt diese Leiter des Lobens und Dankens,
und ich glaube, daß jeder ohne Ausnahme damit beginnen kann, Gott
zu preisen, ganz gleichgültig, in welcher Lage er sich auch befinden
mag.
Wenn unser Lobpreis den vollkommenen Stand
erreichen soll, den Gott dafür vorsieht, dann müssen wir uns
von jeglichen Gedanken an Belohnung freimachen. Das Danken ist kein Mittel,
um mit Gott Geschäfte zu machen. Wir dürfen nicht sagen:
Jetzt haben wir dich in dieser verzwickten
Lage gepriesen, nun mußt du uns auch herausführen.
Um Gott mit reinem Herzen loben zu können,
müssen wir unser Herz zuerst von unreinen Motiven und versteckten
Absichten reinigen lassen. Wir müssen uns selbst sterben, damit wir
mit erneuertem Sinn und Geist in Christus leben können.
Das Sterben der eigenen Natur gleicht
einer Straße, die vorwärts führt und die wir meiner Überzeugung
nach nur durch Loben und Danken beschreiten können.
Gott fordert uns auf, ihn zu loben, und
die vollkommene Form des Lobpreises ist die, zu der uns Paulus in Hebr.
13, 15 aufruft: »So lasset uns nun durch ihn (Christus) Gott allezeit
das Lobopfer bringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.«
Ein echtes Lobopfer wird dann dargebracht,
wenn alles um uns her dunkel ist. Es kommt aus einem schweren Herzen und
wird Gott dargereicht, weil der Gott und Vater und Herr ist.
Ich glaube nicht, daß es möglich
ist, Gott in dieser Weise zu preisen, ohne die Taufe im Heiligen Geist
empfangen zu haben.
Wenn wir anfangen, ihn zu loben
ganz gleich, auf welcher Sprosse der Leiter wir auch stehen , dann wird
unser Wesen mehr und mehr von seinem Heiligen Geist durchdrungen. Ihn ununterbrochen
zu loben bedeutet ein ständiges Abnehmen des eigenen Wesens und ein
ständiges Zunehmen der Gegenwart Christi in uns, bis wir uns mit Petrus
freuen können, und zwar mit unaussprechlicher und herrlicher Freude.
»Und eine Stimme ging aus von dem
Thron:
Lobet unsern Gott, alle seine Knechte,
die ihn fürchten, beide, klein und groß!
Und ich hörte, und es war wie eine
Stimme einer großen Schar und wie eine Stimme großes Wasser
und wie eine Stimme starker Donner, die sprachen: HALLELUJA!«
Offenbarung 19, 56