Münchner Merkur vom 19./20.Mai 2001 Weltspiegel S.MM10

Optimisten sind glücklicher und leben länger

Studie: Angst hebt Alzheimer-Risiko

Lexington (ap) - Positive Gefühle können das Leben verlängern. Umgekehrt können Hass, Angst und Depression auf Dauer zu schweren und häufig tödlichen Alterskrankheiten führen. Das ist das Ergebnis einer Langzeitstudie der Universität von Kentucky. Menschen, die über  Jahrzehnte  hinweg mehrmals täglich ausgesprochen  negativ empfinden, schaden demnach ihrem Körper und haben ein deutlich höheres Risiko, einer Herzkrankheit   oder   einem Schlaganfall zum Opfer zu fallen oder an einer Altersdemenz zu erkranken.
678 katholische Ordensschwestern hatten sich 1988 bereit erklärt, jedes Jahr ihren körperlichen und psychischen Zustand von den Wissenschaftlern um den Neurologen David Snowdon überprüfen zu lassen und nach ihrem Tod ihr Gehirn den Forschern zur Verfügung zu stellen. Die Studie lieferte den Beweis, dass ein Schlaganfall oder ein Schädeltrauma die Gefahr vergrößert, später an Alzheimer oder einem anderen Demenzleiden zu erkranken. Sie zeigte auch, dass Folsäure die zerstörerischen Auswirkungen der Leiden bekämpfen kann.
Zudem hatten die Wissenschaftler bereits einige Jahre zuvor die Autobiografien untersucht, die 180 der Nonnen im Alter von 20 bis 30 Jahren geschrieben hatten. Die Ärzte stellten fest, dass jene Ordensschwestern, die in diesen jungen Jahren ihre Gefühle auf einem hohen Niveau äußern konnten, später deutlich seltener Symptome der Alzheimer-Krankheit zeigten.
Nun studierten die Wissenschaftler die Biografien noch einmal genauer und suchten gezielt nach Schlüsselwörtern wie „glücklich“, „Spaß“, „Liebe“, „Hoffnung“ und „Vertrauen“. Dabei stellten die Mediziner fest, dass die Nonnen, die besonders viele positive Gefühle in ihren Biografien  niedergeschrieben hatten, rund zehn Jahre länger lebten als jene mit eher negativen Empfindungen.
Für ein langes und gesundes Leben sei es nicht nur wichtig zu erkennen, dass negative Emotionen nachteilige Effekte auf die Lebensdauer haben, sondern auch zu lernen, die eigene Gefühlswelt entsprechend zu gestalten. Snowdon: „Glücklich zu sein ist ein angenehmer Zustand, der sehr wenig Stress produziert. Der Körper gedeiht unter solchen Bedingung.“