Die Leber macht uns ihre Betrachtung nicht gerade einfach, da sie
ein Organ mit enorm vielseitigen Funktionen ist. Sie ist eines der größten
Organe im Menschen und das Zentralorgan des intermediären Stoffwechsels
oder bildhaft ausgedrückt das Labor des Menschen. Skizzieren
wir kurz ihre wichtigsten Funktionen:
1. Energiespeicherung: Die Leber baut Glykogen (Stärke) auf und
lagert es ein (für etwa fünfhundert Kilokalorien). Darüber
hinaus aufgenommene Kohlehydrate werden in Fett umgebaut und in den Fettdepots
des Körpers gespeichert.
2. Energieproduktion: Die Leber baut aus den mit der Nahrung aufgenommenen
Aminosäuren und Fettbestandteilen Glykose (= Energie) auf. Alles Fett
erreicht die Leber und kann in ihr zur Verbrennung, zur Energiegewinnung
verwertet werden.
3. Eiweißstoffwechsel: Die Leber kann Aminosäuren sowohl
abbauen als auch neue synthetisieren. Somit ist die Leber das Verbindungsglied
zwischen dem Eiweiß (Protein) des Tier- und Pflanzenreiches, aus
denen unsere Nahrung kommt, und dem Eiweiß des Menschen. Das Eiweiß
einer jeden Art ist nämlich vollkommen individuell, doch die Bausteine,
aus denen das Eiweiß aufgebaut ist, die Aminosäuren, sind universal
(Vergleich: Unterschiedliche, individuelle Häusertypen Eiweiß
sind alle aus den gleichen Ziegelsteinen gebaut : Aminosäuren). Die
individuelle Verschiedenheit des Eiweißes im Pflanzen-, Tier- und
Menschenreich besteht also im unterschiedlichen Muster der Aminosäurenanordnung;
die Reihenfolge der Aminosäuren ist in der DNS kodiert.
4. Entgiftung: Sowohl körpereigene als auch fremde Gifte werden
in der Leber inaktiviert und wasserlöslich gemacht, um dann über
die Galle oder die Niere ausgeschieden werden zu können. Weiterhin
muß das Bilirubin (Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin)
in der Leber umgewandelt werden, um ausgeschieden werden zu können.
Eine Störung dieses Prozesses führt zur Gelbsucht. Schließlich
synthetisiert die Leber den Harnstoff, der über die Nieren ausgeschieden
wird.
So weit ein gestraffter Überblick über die wichtigsten Funktionen
dieser so vielseitigen Leber. Beginnen wir unsere symbolische Umsetzung
beim letztgenannten Punkt, der Entgiftung. Die Fähigkeit der Leber,
zu entgiften, setzt die Fähigkeit der Unterscheidung und Wertung voraus,
denn wer nicht unterscheiden kann zwischen dem, was giftig ist, und dem,
was nicht giftig ist, kann nicht entgiften. Störungen und Erkrankungen
der Leber lassen daher auf Probleme der Wertung und der Bewertung schließen,
weisen hin auf eine Fehleinschätzung dessen, was nützlich oder
schädlich ist (Nahrung oder Gift?). Solange nämlich die Bewertung,
was zuträglich ist und wieviel man davon verarbeiten und verdauen
kann, funktioniert, kommt es niemals zu einem Zuviel. Die Leber erkrankt
aber immer an einem Zuviel: Zu viel Fett, zu viel Essen, zu viel Alkohol,
zu viel Drogen etc. Eine kranke Leber zeigt, daß der Mensch zu viel
von etwas aufnimmt, was seine Verarbeitungskapazität übersteigt,
zeigt Maßlosigkeit, überzogene Expansionswünsche und zu
hohe Ideale.
Die Leber ist der Lieferant der Energie. Der Leberkranke verliert aber
gerade diese Energie und Lebenskraft:
Er verliert seine Potenz, er verliert die Lust am Essen und Trinken.
Er verliert die Lust an allen Bereichen, die mit Lebensäußerungen
zu tun haben und so korrigiert und kompensiert das Symptom bereits
sein Problem, das da heißt: zuviel. Es ist die körperliche Reaktion
auf seine Maßlosigkeit und Größenphantasien und lehrt
ihn, von diesem Zuviel loszulassen. Da die Blutgerinnungsfaktoren nicht
mehr gebildet werden, wird das Blut zu flüssig und so fließt
dem Patienten das Blut - der Lebenssaft - buchstäblich weg. Der Patient
lernt in der Krankheit die Einschränkung, die Ruhe und die Entbehrung
(Sex, Essen, Trinken) überdeutlich sehen wir diesen Prozeß
bei der Hepatitis.
Die Leber hat weiterhin einen starken Symbolbezug zu weltanschaulichen
und religiösen Bereichen, dessen Ableitung für manchen vielleicht
gar nicht leicht nachvollziehbar ist. Erinnern wir uns an die Eiweißsynthese.
Das Eiweiß ist der Baustein des Lebens. Es wird aufgebaut aus den
Aminosäuren. Die Leber baut aus dem pflanzlichen und tierischen Eiweiß
der Nahrung das menschliche Eiweiß auf, in dem sie die räumliche
Anordnung der Aminosäuren (Muster) verändert. Mit anderen Worten:
Unter Beibehaltung der Einzelbausteine (Aminosäuren) verändert
die Leber die räumliche Struktur und erreicht damit einen Qualitätssprung
bzw. einen Evolutionssprung vom Pflanzen- und Tierreich zum Menschenreich.
Gleichzeitig bleibt aber trotz des Evolutionsschrittes die Identität
der Bausteine erhalten, die dadurch die Verbindung zur Herkunft aufrechterhalten.
Die Eiweißsynthese ist ein vollkommenes mikrokosmisches Abbild dessen,
was wir im Makrokosmos Evolution nennen. Durch Umstellung und Veränderung
des qualitativen Musters wird aus den immer gleichen »Urbausteinen«
die unendliche Vielzahl der Formen geschaffen. Durch die Konstanz des »Materials«
bleibt immer alles miteinander verbunden, weshalb die Weisen lehren, daß
alles in einem und eins in allem ist (pars pro toto).
Ein anderer Ausdruck für diese Erkenntnis ist religio, wörtlich
»Rückverbindung«. Die Religion sucht die Rückverbindung
zum Urgrund, zum Ausgangspunkt, zum All-Einen, und sie findet sie, weil
die Vielheit, die uns von der Einheit trennt, letztlich nur eine Illusion
(Maja) ist. Sie kommt nur durch das Spiel der unterschiedlichen Anordnung
(Muster) des gleichen Seienden zustande. Deshalb kann nur der den Weg zurück
finden, der die Illusion der unterschiedlichen Formen durchschaut. Das
viele und das eine - in diesem Spannungsfeld arbeitet die Leber.
Aus dem Buch =>Dein Körper sagt Liebe dich! von Lise Bourbeau:
EMOTIONALE BLOCKADE
Die bittere Galle versinnbildlicht sehr gut die metaphysische Bedeutung
von Leberproblemen. Sie treten auf, wenn sich ein Mensch zu viele Sorgen
macht, anstatt sich an die Geschehnisse seines Lebens anzupassen. Er hat
Angst vor den Folgen und fürchtet sich, es könnte ihm an etwas
fehlen. Diese Anpassungsschwierigkeit an neue Situationen macht ihn wütend
und unzufrieden.
Seine Probleme deuten auch auf eine bestimmte Niedergeschlagenheit
hin, die durchaus unbewußt und verdrängt sein kann. Metaphysisch
gesehen ist die Leber der Sitz verdrängten Zorns. Menschen mit Leberproblemen
sind in der Regel nicht sehr kampflustig. Sie meinen, den Angriffen anderer
machtlos ausgeliefert zu sein. Doch sind sie auch nicht einverstanden mit
Personen, die sich leicht mit anderen in die Haare geraten, da sie selbst
sich solche Mühe geben, sich nichts anmerken zu lassen. Innerlich
jedoch sind sie verbittert und traurig. Haben sie sich jedoch lange genug
zurückgehalten, bekommen sie eine Leberkrise, anstatt sich in einem
Wutanfall auszutoben.
MENTALE BLOCKADE
Die Leber spielt eine lebenswichtige Rolle in der Koordination der
verschiedenen Körperfunktionen. Leberprobleme zeigen Dir daher, daß
Du vergißt, die Geschehnisse in Deinem Leben zu koordinieren. Anstatt
dich den Ereignissen und Personen anzupassen, urteilst Du über sie,
willst sie ändern und sperrst Dich innerlich, indem Du nur auf Deinen
Kopf hörst.
Jede innere Wut sollte Dir ein Zeichen dafür sein, daß Du
Dich weigerst,
Dich in Deine Mitmenschen hineinzuversetzen und recht behalten willst.
Deshalb fühlst Du Dich auch so leicht vor den Kopf gestoßen.
Deine
Leber will Dir zeigen, daß Du Dir Zeit nehmen solltest, Ereignisse
in Dich einsickern zu lassen, bevor Du zu vorschnellen Entschlüssen
kommst.
Außerdem sagt sie Dir, daß Du über alles verfügst,
was Du zu Deiner
Verteidigung brauchst.