Filmförderung:
Texte: Braun, Buchholz, Ebert, Kalle, Kniebe, Koischwitz, Seidl, Schulz,
Wehlings
Ärger mit dem Vater? Unglücklich
verliebt? Die S-Bahn verpasst? Kopf hoch: Deine Probleme sind längst
gelöst. Du musst dir nur die richtigen Filme anschauen.
Der Film: "In den Straßen der Bronx".
Die Lösung: Mach den "Türtest",
wie ihn Sonny, der Gangsterboss, seinem Ziehsohn Calogero empfiehlt.
Du fährst zu deiner Verabredung mit dem Auto vor, parkst, verschließt
die Türen. Sobald sie aus dem Haus kommt, öffnest du die
Beifahrertür und lässt sie einsteigen. Dann gehst du um
den Wagen herum und schaust durch das Rückfenster. Jetzt kommt der
alles entscheidende Moment. Wenn sie nicht rübergreift, um die
Tür von innen für dich zu öffnen, damit du einsteigen
kannst - ist sie leider durchgefallen. Sonny sagt: "Dann muss dir klar
sein - sie denkt immer nur an sich. Gib ihr den Laufpass." Vorsicht:
Der Test funktioniert nicht bei Autos mit Zentralverriegelung.
Das Problem: Ich hab ein Riesenproblem. Und keine Ahnung, was ich jetzt tun soll.
Der Film: "Pulp Fiction".
Die Lösung: Dein Vater ist auf
Dienstreise. Der Wohnungsschlüssel: bei dir, du solltest Blumen
gießen. In seiner Wohnung: eine Waschmaschine. In deiner Wohnung:
keine Waschmaschine, aber ein Berg schmutziger Klamotten. Du wolltest
nur schnell waschen. Dass die Waschmaschine kaputt ist, hat dir keiner
gesagt. Dein Vater ist seit drei Minuten von seiner Reise zurück.
Das erste, was er sieht: dich, heulend, knöcheltief im Wasser
stehend. Er schreit: "In zwei Stunden ist das alles wieder picobello!"
Du weißt nicht, was du tun sollst. Du bist hilflos. Hysterisch. Du
rufst den Supp an. Der Supp ist der einzige, der dir helfen kann.
Der Supp ist dein Freund und kann alles. Der Supp geht ans Telefon,
fragt, wo du bist. Du bist 28 Minuten von ihm entfernt. Der Supp sagt:
"Ich bin in acht Minuten bei dir." Es klingelt. Dein Vater macht
auf. "Guten Tag", sagt der Supp, "mein Name ist Supp, ich löse
Probleme." Dein Vater schreit: "In knapp zwei Stunden ist hier alles wieder
picobello!" Der Supp lächelt
und sagt: "Das gibt uns noch Zeit für einen guten Kaffee. Würden
Sie mir einen Kaffee machen?" Er geht an ihm vorbei und sieht sich
die Sauerei an. Zu dir sagt er: "Du sammelst jetzt deine Unterwäsche
ein, packst sie in eine Mülltüte." Er wendet sich deinem Vater
zu, der ihm eine Tasse Kaffee hinhält: "Von Ihnen brauche ich jetzt
alle verfügbaren Decken." Dein Vater schreit: "Wie bitte?" Der
Supp nimmt ihn beiseite. Ein paar Minuten später geht dein Vater
Decken holen. Eine Stunde später hast du deine Wäsche verschwinden
lassen und alles aufgewischt. Der Supp drückt dir eine Flasche
Holzversiegelung in die Hand und lässt dich schnell damit über
den Boden streichen. Nach knapp zwei Stunden verabschiedet sich der Supp.
Du bist beschämt. "Wie kann ich dir danken?", fragst du. "Pass
beim nächsten Mal besser auf." Mehr sagt er nicht. Dann verschwindet
er in der Nachmittagssonne. Der Supp ist mein bester Freund. Und
immer, wenn man nicht mehr weiter weiß, braucht man einen besten
Freund.
Das Problem: Ich bin schwanger, und ich weiß nicht, wie ich's ihm sagen soll.
Der Film: "Sissi, die junge Kaiserin".
Die Lösung: Jungs neigen zu
Bequemlichkeit und Angeberei. Da liegt deine Chance. Sissi stürmt,
kaum hat sie von ihrer Schwangerschaft erfahren, ins Arbeitszimmer des
Kaisers Franz. Sie trägt nur einen Morgenrock, aber die Haare
sitzen perfekt, ihr Gesicht leuchtet im Überschwang des Glücks.
"Franzl!", ruft sie. Die Minister, gerade zu einer Konferenz zusammengetroffen,
schauen pikiert. "Franzl! Wir bekommen ein Kind!" Romy Schneider
beweist perfektes Timing: Überrasche deinen Partner, sowohl
mit deiner Nachricht als auch mit deiner Begeisterung. Sag es ihm, wenn
er gerade mit ein paar Freunden zusammenhockt. Vorher zum Friseur
zu gehen, kann nicht schaden. Was bleibt dem armen Kaiser übrig?
Sissi hat die grundsätzliche Einstellung zu diesem Ereignis
schon vorgegeben: Über eine Schwangerschaft hat man sich zu freuen.
Jetzt mit einem betroffenen "Scheiße. Echt?" zu reagieren,
würde einen Riesenkrach bedeuten. Das wird er vermeiden wollen.
Überhaupt ist es das Bequemste
für ihn, sich mitzufreuen. Und es sind ja auch noch die Minister
da, etwas kaiserliche Souveränität kann nicht schaden. Vorsicht!
Sei dir vorher sicher, dass du dich selbst freust. Und nenn ihn auf
keinen Fall Franzl.
Das Problem: Ich lebe in einem langweiligen Dorf. Und ich will endlich was erleben.
Der Film: "Nach fünf im Urwald".
Die Lösung: Verlasse dein Dorf
für einen Tag und eine Nacht. Such das Abenteuer in der Großstadt
- so wie Anna, alias Franka Potente, die von ihrem Leben als Landpomeranze
ziemlich genervt ist. Ihr Vater beschwert sich, wenn sie eine halbe
Stunde zu spät aus der Eisdiele heimkommt, und als bei der Party
zu ihrem 17. Geburtstag das Haus der Eltern leicht verwüstet wird,
bekommt er einen Tobsuchtsanfall. Anna haut nach München ab,
für einen Tag und eine Nacht. Und sammelt Erfahrungen. Leider
lernt sie nur, dass man in der Großstadt zwar aufregende Menschen
treffen kann, dass die aber bei näherem Hinsehen genauso gewöhnlich
und egoistisch sind wie die in ihrem Dorf. Aber das muss jeder selbst
rausfinden. Also: Hau auch mal ab. Schau dir die Großstadt an.
Erlebe deine Abenteuer. Anna kehrt nach ihrem Ausflug entspannt zu ihren
Eltern zurück, versöhnt mit dem Kleinstadt-Leben. Das muss
bei dir ja nicht genauso sein.
Das Problem: Ich versteh mich nicht mit meinem Vater.
Der Film: Die alte "Star Wars"-Trilogie.
Die Lösung: Es ist leider wahr.
Väter mögen starke Typen sein, im Universum einen legendären
Ruf genießen, Sturmtruppen befehligen und ihr Leben scheinbar
im Griff haben - unfehlbar sind sie nicht. Ganz im Gegenteil: Manchmal
weißt du einfach, dass sie für die falschen Ziele kämpfen
und nichts als Unsinn reden. Was aber das Schlimmste ist: Es reicht
ihnen nicht, ihr Leben zu vergeuden - sie können es nicht lassen,
auch deine Existenz in gefährliche und korrupte Bahnen zu lenken.
Dabei benutzen sie alle Mittel: Einschüchterung, rohe Gewalt,
Lichtschwerter und sogar verlockende Perspektiven für deinen
beruflichen Werdegang. "Du solltest was Ordentliches studieren" ist eine
gefährliche Ansage, aber allerhöchste Vorsicht ist bei dem Satz
geboten: "Lass uns das Universum gemeinsam regieren." In beiden Fällen
weißt du: Er will, dass du deine Instinkte ignorierst und auf
die dunkle Seite der Macht überwechselst. Aber nicht mit dir! Hier
hilft es nur, der Kraft zu vertrauen, die du schon als Kind in dir
gespürt hast. Trotze deinem Vater und weiche keinen Millimeter zurück,
ganz egal, wie hart die Auseinandersetzungen werden! Das Böse wird
dich attackieren, foltern und in blauen Lichtblitzen schmoren lassen,
aber damit erzwingst du die Entscheidung: Wenn dein
Vater auch nur eine einzige Tasse
im Schrank hat, wird er sich schließlich auf deine Seite stellen.
Andernfalls - na ja, nach wenigen Sekunden dürfte alles vorbei sein.
Das Problem: Ich krieg am Ende nie die Frau.
Der Film: "Der schwarze Falke".
Die Lösung: Auf seinen Streifzügen
durch die Wüste Arizonas hat John Wayne oft einen smarten Buddy dabei:
Montgomery Clift, William Holden oder, in seinem besten Film "Der schwarze
Falke", Jeffrey Hunter. Für den ist er wie ein Vater, rettet ihm mehrmals
den Hals - nur um dann zuzusehen, wie Hunter am Ende in die Arme eines
hübschen Mädchens fällt. John Wayne zieht einsam weiter
- so wie im echten Leben, wenn der beste Freund mit einem Mädchen
abzieht. Womöglich genau dem Mädchen, das du mal auf Kosten eines
blauen Auges vor einem aufdringlichen Italiener bewahrt, dem Mädchen,
dem du nächtelang Kassetten gezogen und einmal bei Kokaii mit deiner
Kreditkarte ausgeholfen hast. Das Geld hast du nie zurückverlangt.
Und jetzt veschwindet sie mit Jeffrey Hunter! Tröste dich. John Wayne
sieht man in der Schlusseinstellung mit lässigem Gang zur Tür
raustreten, in der Unendlichkeit verschwinden. Der Mann hat sein Leben
in der Balance. Er ahnt:
Glück ist nur ein flüchtiger
Moment. Statt dem kurzen Vergnügen hinterherzureiten, bewahrt er sich
lieber die Illusion von der großen Liebe. Und wartet. Man kann sein
Haus niederbrennen, sein Pferd erschießen, sein Geld stehlen. Aber
niemand raubt ihm diese Illusion. Du wartest auf ein Happy End? "That'll
be the day", würde John Wayne sagen.
Das Problem: Lateinunterricht finde ich scheiße.
Der Film: "Das Leben des Brian".
Die Lösung: Lateinschüler wissen,
dass Latein die Hölle ist. Lateinklausuren sind die Hölle der
Höllen. Und die Hölle der Höllen aller Höllen ist eine
Lateinabfrage an der Tafel. Gott sei Dank gibt es für diesen Moment
der Qual eine Rettung: Am Abend vor der befürchteten Abfrage solltest
du nicht lernen, sondern ein Video (erste Person Singular, Präsens,
Indikativ: "Ich sehe") ausleihen. "Das Leben des Brian". Vorspulen bis
zur Mauer des Palastes von Pontius Pilatus, an die Brian auf Latein den
Satz "Römer, geht nach Hause" pinseln will, der Revolution wegen.
Angucken, wie ein römischer Legionär vorbeikommt und fragt: "Was
haben wir denn da? Romanes eunt domus? Menschen, genannt Römer, gehen
das Haus?" Sich den Anblick des Legionärs vergegenwärtigen, auswendig
lernen, deklinieren. Dann ohne Angst in die Lateinstunde gehen - und in
Gedanken den Lehrer bei jeder seiner Fragen in einen albernen Harnisch
stecken und zum Legionär machen, mit
jämmerlichem Helm auf dem Kopf. Deine
Note macht es nicht besser. Aber wenigstens hast du ein bisschen Spaß.
Das Problem: Ich hab Angst. Angst vor der nächsten Klausur, vor der nächsten Verabredung, vor dem Typen, der vor der Schule auf mich wartet. Angst, all die Kämpfe, die noch vor mir liegen, zu verlieren.
Der Film: "Rocky III - Das Auge des Tigers".
Die Lösung: Wenn du glaubst, dass
du ganz unten bist, im Kellerloch des Lebens, ausgeknockt von schweren
Niederlagen, wenn dich die Angst im Würgegriff hat - dann kann dir
auch Rocky nicht helfen, sondern nur noch seine Frau. Du brauchst eine,
die wie Adrian Balboa ist. Verabrede dich mit ihr an einem Strand, dort,
wo Adrian ihren Mann in seiner dunkelsten Stunde wieder zum Gewinner machte.
Du selbst sagst nichts, du stehst nur dumm da. Sie wird dich an all die
Kämpfe erinnern, die du schon gewonnen hast. Du wirst davon natürlich
nichts hören wollen und nur höhnisch durch die Nase lachen. Dann
wird sie sagen: "Du willst mir erzählen, das all diese Kämpfe
nicht echt waren? Ich glaube das nicht. Es ist aber egal, was ich glaube,
weil du derjenige bist, der vor Angst schlotternd durch die Gegend rennt.
Sieh doch nur, was aus dir geworden ist." Dann schaust du an dir herunter.
Siehst nur eine wehleidige Memme. Und Frau Balboa sagt: "Aber es ist egal,
ob ich es dir sage oder nicht, weil du derjenige bist, der damit fertig
werden muss." Aber wie? Wie sollst du diese Klausur bestehen, das Mädchen
ansprechen, dem Typen eine mitgeben? "Du musst auch glauben, dass du es
schaffst. Nicht für irgendwelche Leute, nicht für den Titel,
nicht für Geld und nicht für mich. Aber für dich. Nur für
dich, für dich allein." Und in dem Moment, wo du gerade sagen willst,
dass das so ungefähr das Dämlichste ist, was du je gehört
hast, ertönen Fanfaren. Zehn Minuten später bist du dann Weltmeister
aller Klassen.
Das Problem: Ich stehe auf dem falschen
Bahnsteig und muss zusehen, wie meine S-Bahn abfährt.
Ohne mich.
Der Film: "French Connection".
Die Lösung: Du könntest jetzt
wie Gene Hackman in einem der coolsten Filme der siebziger Jahre der S-Bahn
hinterherschreien: "Da drinnen sitzt ein Mörder. Stoppen sie den Zug!"
Aber wie bei Gene Hackman würde auch dir niemand zuhören, und
dann musst du die Verfolgung aufnehmen.
Dazu brauchst du: ein Auto, eine Straße,
die an der S-Bahnlinie entlangführt. Und gute Nerven. Halte ein Auto
an. Mit den Worten "Polizeieinsatz, ich brauch ihr Auto" ziehst du den
Fahrer aus dem Wagen und fährst los. Vollgas. Immer an der Bahnlinie
entlang. Achte auf Frauen mit Kinderwagen. In den Rückspiegel schauen
ist unnötig, behalte lieber die S-Bahn im Blick. Früher oder
später wirst du sie einholen. Nur eines ist noch besser, wenn du die
S-Bahn knapp verpasst: Schau einfach nur so lässig, wie es Gene Hackman
in "French Connection" die ganze Zeit tut. Wie jemand, der schon alles
im Leben gesehen hat. Dem es völlig egal ist, ob sein Zug gerade abgefahren
ist. Wenn nicht gerade ein Mörder darin sitzt.
Das Problem: Ich kann mich nicht entscheiden: Will ich zu den Guten gehören oder zu den Bösen?
Der Film: "Face/Off".
Die Lösung: John Travolta ist in "Face/Off"
der Polizist Sean Archer, auf der Suche nach dem Killer Castor Troy (Nicolas
Cage). Travolta ist der Gute, klar. Aber während er mit seiner lahmen
Ehefrau und seiner schwierigen Tochter in einem Reihenhaus irgendwo in
der Vorstadt wohnt und sich mit einem 14-Stunden-Job quält, lebt Nicolas
Cage in einen unglaublichen Apartement in Downtown Los Angeles, mit den
schöneren Mädchen, den cooleren Freunden, mehr Geld und den besten
Drogen. Er ist böse und verrückt. Okay. Aber er hat das aufregendere
Leben. Was? Du denkst dir auch manchmal, dass ein Leben auf der dunklen
Seite vielversprechender wirkt als ein Spießer-Dasein mit Vorgarten?
Tja. Travolta wechselt die Seite, tauscht seine Identität mit Cage
- der Polizist wird zum Verbrecher, trägt dessen Gesicht, nimmt dessen
Drogen, küsst dessen Freundin... und hat eine Höllenzeit. Währenddessen
hockt Cage zu Hause bei Travolta rum, hat sich als Polizist verkleidet
- und schenkt Travoltas Langweiler-Familie die Zeit ihres Lebens: Die Ehefrau
hat wieder guten Sex, die Tochter soll ruhig rauchen, aus dem biederen
Vorstadt-Haus zaubert er einen romantischen Traum voller Kerzen und Piano-Musik.
Fazit: Es ist egal, wie spießig es um dich herum aussieht. Hauptsache,
du bist cool. Und wenn du bei den Guten stehst, wirst du am Ende
wenigstens nicht erschossen. <