Sehr geehrter Herr OStDir
Heck, 17.03.01
ersteinmal vielen Dank für die Antwort zu meinem Fax, die Sie
mir haben zukommen lassen, was ich von Ihnen als Schulleiter gar nicht
erwartet hätte.
Zum Verständnis: Schon bevor ich letztes Jahr die Trilogie Gespräche
mit Gott von Neale Donald Walsch gelesen habe, habe ich mich
gefragt,ob die zivilisierte Menschheit so weitermachen kann wie bisher.
Im Band 3 geht es um hochentwickelte Lebewesen und daß man
sie daran mißt, ob sie die durch Beobachtung, Forschung und Wissen
erworbenen Erkenntnisse in ihren Handlungen umsetzen. Daran gemessen befinde
sich die Menschheit im Vor-Kindergartenalter, denn sie weiß vieles
und handele meistens entgegen ihrem Wissen. Der Gedanke es nicht so zu
tun bestimmt seither mein Bestreben, von der Umsetzung in Handlung kann
ich noch nicht reinen Gewissens sprechen.
Wenn Sie also fragen, ob die Schule wegen damit einhergehender Umweltbelastungen
auf Theaterbesuche, Exkursionen, Wandertage, Schullandheimaufenthalte,
Studienfahrten und Austauschprogramme verzichten soll, so müssen Sie
konsequenterweise immer dann verzichten, wenn die Aktion eine größere
Umweltbelastung hervorruft (für mich ist Umweltbelastung ein Schaden
an der Nachwelt, also direkt an meinen Kindern und Kindeskindern) als die
Unterlassung der Aktion, es sei denn die Lehre aus der Aktion führt
zu Verhaltensänderungen, die später weitaus größeren
Umweltbelastungen durch die Schüler vorbeugen. Was das Skifahren betrifft,
so wurde es historisch geboren, um die Fortbewegung bei tiefem Schnee zu
erleichtern, nicht aber um Millionen von Spaß-Süchtigen in umweltgefährdete
Berge zu locken (Lawinen- und Tunnelunglücke wollen wir ja gar nicht
als Folge des Skitourismus wahrhaben) und die dortigen Bewohner in die
Abhängigkeit des Tourismus zu treiben. Daß Verletzungen beim
Skisport vorkommen, ist noch kein Grund den Sportunterricht grundsätzlich
abzuschaffen, denn er wurde von Turnvater Jahn zur körperlichen Ertüchtigung
erfunden. Gerade in Zeiten, in denen die Ärzte zunehmendes Übergewicht
und Unsportlichkeit der Schüler feststellen, kommt dem Sport mehr
Bedeutung denn je zu. Sportlichkeit ist gleichzusetzen mit Körperbeherrschung
und diese führt zur Sicherheit vor und bei Stürzen und führt
zu Selbstbewußtsein und geringerer Aggressivität (als ehemaliger
Hauptmann der Bundeswehr kann ich aus Erfahrung berichten). Es geht nur
um die Art des Sportes. Nicht umsonst spricht man von Risikosportarten.
Darum sollte man vernünftigerweise auf Sportarten verzichten, die
ein hohes Verletzungsrisiko bergen UND die Umwelt belasten. Leichtathletik
und Turnen sind umweltschonende Sportarten, Schwimmen im SOMMER auch, ggf.
auch das Klettern. Man könnte ja auch genau so wenig sinnvoll mit
der ganzen Klasse statt zum Skifahren nach Österreich zum Schwimmen
nach Italien an die Riviera, zum Fußballspielen nach Spanien oder
zum Fallschirmspringen nach Griechenland fahren, WENN ein breiter Konsens
für solche Schulveranstalltungen auf allen Ebenen vorhanden wäre,
obwohl man all diese Dinge sinnvollerweise auch vor der Haustüre tun
oder einfach unterlassen könnte.
Solange jedoch die Deutschen die Nummer 1 im Auslandsreisetourismus
Europas sind, wird es im Gymnasium immer zu einem positiven Konsens hinsichtlich
der Reisewut kommen. Schließlich hat das auch etwas mit Prestige
im Vergleich mit anderen Gymnasien zu tun. Konsens: Einen Konsens hatte
man vorm zweiten Weltkrieg auch hinsichtlich der Teilnahme an ihm getroffen
und heute ist man beim Konsens angelangt lieber 400000 Rinder zu töten
als die evtl. Gefahr einzugehen, daß auch nur EIN Mensch Kreutzfeld-Jakob
vom Rindfleischverzehr bekommen könnte anstatt sich zu überlegen,
ob man denn wirklich so viel Fleisch und Wurst essen muß (daß
Massentierhaltung notwendig ist), obwohl man sich im deutschen Siedlungsraum
sehr wohl von Milch und vegetarischen Produkten ernähren könnte
(im Gegensatz zu Eskimos). Warum eigentlich ist das Leben einer Kuh weniger
wert als das eines Menschen? Gilt denn „Du sollst nicht töten“ nur
für Menschen? Auch gibt es einen immerhin 30-prozentigen Konsens in
der Gesellschaft, daß Rauchen tolerierbar ist, obwohl es ganz sicher
zu Gesundheitsschäden kommt. Obwohl z.B. die Ernährung einen
enorm hohen Einfluß auf die zukünftige Gesundheit der späteren
Erwachsenen und ihren damit verbundenen Medizin- und Arztkosten hat, wird
sie im Biologieunterricht stiefmütterlich behandelt. (Nichts wäre
leichter als den Zusammenhang von Fabrikzucker und Vitamin-B-Mangel darzustellen
oder den Stoffwechselvorgang bei Mischkost, Trennkost, bei Vegetarismus,
bei Rohkost ). Die Liste des faulen Konsens könnte man fortführen.
Das Gymnasium kann sich dem Konsens von Eltern,Lehrern und Schülern
jedoch nicht verschließen, hat aber die verantwortungsvolle Aufgabe
den Schülern ein Wissens- und Gedankengerüst sowie ein Weltbild
für die Zukunft mitzugeben, das ihre zukünftigen Entscheidungen
hinsichtlich Berufswahl, Freizeitverhalten und daraus entstehenden Folgen
für die Nachwelt großteils bestimmt.
Wenn ich mir vorstelle wie Sie, Herr Heck, vermutlich (Spekulation)
aufgewachsen sind - aus einer Zeit des Mangels und Aufbaus heraus
(40er, 50er Jahre) und dem erlebten Geistesgut, daß Wissen und Leistung
zu Wohlstand führt - dann kann ich mir sehr wohl vorstellen, daß
Sie Ihr Erlebtes auch gerne so als Realität und Erfolgsrezept an die
Schüler weitergeben möchten. Es war auch damals noch nicht abzusehen,
daß das industrielle Wachstum und der Schadstoffausstoß so
exponentiell ansteigen würde, daß es vielleicht nicht mehr in
Ihrer Lebensspanne, ganz sicher aber in der meiner Kinder zu einem Ressourcen-Infarkt
des Planeten kommen würde, weil wir durch den Wohlstand mehr Energie
verbrauchen als nachkommt. Mit anderen Worten: Sie konnten es damals nicht
wissen, aber heute sollten Sie es wissen. Und Sie wissen vielleicht noch
aus eigener Erfahrung, daß es mal eine Zeit gab, in der man das Wasser
aus einem Fluß oder den in der Hand aufgefangenen Regentropfen einfach
unbedenklich trinken konnte, daß man Lebensmittel einkaufte
ohne zu fragen, wo sie herkommen, daß man beim Kauf von Fleisch und
Brot keine Gedanken an BSE, MKS, genmanipuliertes Getreide oder Soja
verschwendet hat. Wenn man heute einen Apfel vom Baum pflückt , dann
soll man ihn vorm Essen waschen - wegen der Autoabgase. Man kommt aber
nicht drauf, daß man mal dafür sorgen könnte, daß
keine Autoabgase mehr in der Luft sind. Man tut geradezu als ob Autoabgase
bereits von Natur aus in die Luft gehören. Und wenn die Autoabgase
sich nicht über die ganze Welt verteilen sondern in Deutschland bleiben
würden, dann wäre schon längst Schluß mit dem vergnügungsreisewilligen
Konsens. Ich bin der Meinung, daß es an der Zeit ist den Schülern
JETZT beizubringen wie man diese Zeiten der giftfreien Natur wieder herstellen
kann und nicht, was man tun muß, um die alten Ursachen für die
heutigen und zukünftig schlimmeren Umstände noch zu verstärken.
Mit anderen Worten: Heute heißt das Rezept „Zuerst die Folgen bedenken,
dann nach bestem Wissen und der Verantwortung für das Jetzt UND die
Zukunft handeln“ anstatt „Alles tun, wozu das Wissen befähigt.
Wachstum ist alles. Es gibt keine unabsehbaren Folgen.“
Wir können heute nicht mehr so tun als ob Wirtschaftsaufschwung,
Wohlstand, Wissen und Leistung die alleinigen Garanten für eine
positive Zukunft sind. Die nächste Generation darf nicht mehr so handeln
wie die jetzige. Wir müssen berücksichtigen, daß wir in
einem geschlossenen System „Planet Erde“ leben und wirklich ALLES auf uns
(Menschen) zurückkommt, was wir tun - auch und gerade das, was wir
trotz besseren Wissens tun. Anfangen muß jeder bei sich selbst, im
Kleinen, im Alltag, täglich.
Unter der Adresse http://www.horstweyrich.de/luw/umwelt.htm
habe ich 2 Grafiken dazu im Internet veröffentlicht, die einen kleinen
Ausschnitt über die Ignoranz heutiger Zivilisation gibt.
Ich an Ihrer Stelle würde an Eltern, Lehrer und Schüler trotz
anderslautendem Konsens appellieren auf alles zu verzichten, was nicht
wirklich notwendig ist.
Es ist preiswerter, wenn Sie Schreiben per Fax beantworten, die Sie
per Fax erhalten haben. Das Porto für einen Brief kostet 1,10 DM,
2 Minuten faxen 24 Pfennig. Falls der Schreiber über Email verfügt
(so wie ich), ist es über Email noch günstiger, denn eine DIN
A4-Seite kostet dann nur noch ca.3 Pfennig. Wenn Sie ein Antwortschreiben
am PC verfassen und über Modem faxen, dann braucht noch nicht einmal
Papier verwendet und ausgedruckt werden, was wiederum ca.10 - 20Pfennig
je bedrucktes Blatt kostet. Würden Sie also 100 Schreiben pro Jahr
als Email statt als Brief verschicken, so bezahlen Sie anstatt 100 x 1,10
DM Porto + 100 0,05 DM Briefumschlag + 100 x 0,10 DM bedrucktes Papier
= 125 DM nur 100 x 0,24 DM = 24 DM per Fax bzw. 100 x 0,03 DM = 3 DM per
Email pro Jahr.
Ich hätte Ihnen den Schriftverkehr gerne gemailt, aber die
Emails ans Gymnasium kommen scheinbar nicht an oder gehen nicht an die
richtige Stelle.
Mit freundlichen Grüßen
Horst Weyrich
»Wenn ihr euch vorstellt, daß ALLE Menschen so handeln wie
ihr selbst und das zu einem positiven Beitrag zur Menschheitsentwicklung
beiträgt, dann handelt ihr richtig« frei nach Gespräche
mit Gott von Neale Donald Walsch
»----wenn es zu meinem Besten und zum Besten allen Lebens auf
der Welt ist.« Wunschformel des Stammes der Wahren Menschen,
die jedem Wunsch angehängt wird aus Traumfänger von Marlo Morgan