(Un)endliches Universum
Ist Gott ein Fußballer?
Von Markus Becker
Es ist eines der größten Rätsel der Wissenschaft: Ist das Universum endlich? Forscher glauben, die Lösung jetzt gefunden zu haben: Das Weltall hat Grenzen, es ist ziemlich klein - und sieht aus wie ein Fußball.
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Große Wellen sind Mangelware
Im Zentrum der Thesen, die das Forscherteam um Jean-Pierre Luminet vom Obervatoire de Paris im Fachblatt "Nature" veröffentlichte, stehen die Daten der Nasa-Sonde WMAP. Der Satellit misst die kosmische Hintergrundstrahlung, das Nachglühen des Urknalls. Die Mikrowellen-Strahlung ist nicht völlig einförmig, sondern weist winzige wellenförmige Temperaturschwankungen auf. In einem unendlich großen Universum, das derzeit in der Kosmologie favorisiert wird, müssten die Schwankungen der Hintergrundstrahlung in allen möglichen Größen vorkommen.
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Kosmischer Spiegelsaal
Dieser Effekt würde auch bedeuten, dass Licht entfernter Galaxien auf mehreren verschiedenen Wegen zur Erde gelangen könnte. Das All wäre demnach ein komplizierter Spiegelsaal, der einen unendlichen Raum nur vorgaukelt und zahlreiche Bilder derselben Objekte produziert. Theoretisch also wäre der gesamte Kosmos von der Erde aus sichtbar - ohne unbekannte Regionen, in denen womöglich andere physikalische Gesetze gelten.
Dass durch irdische Teleskope dennoch nicht überall Kopien derselben Himmelskörper zu sehen sind, erklärt Weeks mit der begrenzten Geschwindigkeit des Lichts. "Immer, wenn wir in den Weltraum hinaus schauen, blicken wir in die Vergangenheit", sagte der Forscher im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. "Unser Universum ist zu jung, als dass wir uns selbst sehen könnten. Würden wir noch ein paar Milliarden Jahre warten, wäre das vielleicht möglich."
Suche nach Beweisen im Urknall-Nachglühen
Andere Forscher meldeten indes Zweifel an. David Spergel von der Princeton University und seine Kollegen konnten nach einem Bericht des Wissenschaftsmagazins "New Scientist" schon vor fünf Jahren zeigen, dass in einem Universum mit Spiegelsaal-Effekt identische Muster in der Hintergrundstrahlung existieren müssten. In den Daten des WMAP-Satelliten aber konnte Spegel keine Übereinstimmungen finden - obwohl die Theorie von Luminet, Weeks und Kollegen dazu sehr präzise Vorhersagen trifft.
Die
Teams von Spergel und Luminet arbeiten mittlerweile zusammen, um die Widersprüche
aufzulösen. Computer an zwei US-Universitäten und dem Goddard
Space Flight Center der Nasa überprüfen derzeit die WMAP-Daten
auf Anzeichen übereinstimmender Strahlungsmuster. Bis Jahresende erwartet
Weeks durchschlagende Erkenntnisse. Spätestens der Esa-Satellit "Planck",
dessen Start für Januar 2007 vorgesehen ist, soll endgültige
Gewissheit bringen. "Wenn wir beweisen könnten, dass das Universum
klein und endlich ist, wäre das wie ein Erdbeben", sagte Spergel.
"Es würde unsere Sicht des Universums von Grund auf verändern."
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