Aus: => Schutzgeister von Penny McLean 1987, S.250 ff:
 

Die Badewanne oder das Hanauer Modell


Jeder Ornithologe weiß, was eine Grasmücke ist. Nur; wer ist schon Ornithologe? Und wer weiß schon, daß es unter den Grasmücken gar herbe Unterschiede gibt, vor allem, was ihre stimmliche Ausdruckskraft betrifft. Man denke dabei nur an die geschätzte Gartengrasmücke (Sylvia hortensis) im Gegensatz zu der weniger beliebten Sperbergrasmücke (Sylvia nisona), die die menschlichen Nerven mit höchst unangenehmen Schnarrtönen zu reizen weiß. In Hanau jedoch lebt eine ganz spezielle Art von Grasmücken (Sylvia esoterica - pardon, Jürgen und Karin), ein Ehepaar der besonderen Art, über das es sich allemal lohnt, einige Worte zu sagen.
Jürgen Grasmück führt zusammen mit seiner Frau Karin einen esoterischen Bücherladen in der kleinen hessischen Stadt, einen Laden, an dem sich viele, größer aufgemachte, ein Beispiel nehmen könnten. Der Besitzer kennt jedes seiner Bücher; findet Ausgaben, die als längst verschollen gelten, und weiß über die Autoren bestens Bescheid. Doch das genügt ihm nicht. Wenn ihm ein Thema gefällt, dann lädt er den Autor zum Vortrag ein und organisiert so eines der interessantesten Programme, die ich kenne.
Das wäre schon erwähnens- und bemerkenswert genug, jedoch es kommt noch etwas dazu: Der Mann ist total gelähmt. Ich kenne mehrere Gelähmte, aber keinen wie diesen Mann. Er lebt seine Krankheit so selbstverständlich und undemonstrativ, daß man dauernd vergißt, daß er sich nicht bewegen kann, was sicherlich auch in der guten Koordination mit seiner Frau begründet liegt, die mit dem bleischweren Rollstuhl umgeht, als ware es eine Seifenblase.
Nun, diese Grasmücken luden mich ganz am Anfang meiner Vortragsarbeit ein, bei ihnen zu sprechen, und so kam ich zu einer ganz speziellen Mitarbeitergruppe: aufmerksame, kritische Zuhörer; die mir eine so vorurteilslose Zuneigung entgegenbrachten, daß ich ohne Anspannung arbeiten konnte.
Bei meinem dritten Vortragsabend geschah etwas Eigenartiges. Ich war gerade dabei, über die Gruppe zu sprechen, und zwar genau so, wie ich es in Zeugnisse von Schutzgeistern (S.. 126ff.) aufgeschrieben hatte, als sich in den rückwärtigen Reihen ein schlanker Arm erhob und eine Stimme sagte: »Also, das ist ja alles hochinteressant, aber wie funktioniert denn das grundsätzlich? Wie kommt man denn in so eine Gruppe, was für Kriterien spielen denn da eine Rolle, bezüglich des Systems des Zusammenschlusses? Wer bestimmt denn, ob ich in eine Gruppe darf oder nicht und wenn ich drin bin, wie komme ich wieder heraus? Und überhaupt, wieviele Gruppen gibt es denn insgesamt und wie kann man sie erkennen und wie wird man Gruppenherr??« Ich fühlte eine gelinde Panik in mir aufsteigen, im gleichen Moment aber sagte es in mir: Ganz ruhig bleiben, kein Grund zur Aufregung, zeichne eine Badewanne.
Ich dachte, ich hätte nicht richtig gehört. Eine Badewanne!?! Ich kam mir vor wie der notgelandete Saint-Exupery in der Wüste, zu dem der kleine Prinz sagt: »Zeichne mir ein Schaf!« Ich dachte also zurück: Ich kann nicht zeichnen und warum, wenn überhaupt, denn ausgerechnet eine Badewanne??
Wieder kam der Impuls: Zeichne eine Badewanne. Ich dachte, ich hätte eine Fehlverbindung, meine Synapsen hätten nicht richtig geschaltet, und was der Überlegungen in einer solchen Situation noch mehr sind, aber was sollte ich tun? Also zeichnete ich zähneknirschend eine Badewanne. Das Hanauer Volk blickte staunend.
»Dies ist eine Badewanne«, sagte ich entschuldigend, da ich mir nicht sicher war; ob mein Kunstwerk als solches genug Aufschluß über seine eigentliche Bestimmung geben konnte. Meine Hanauer nickten ergeben. »Diese Badewanne ist bis zum Rand gefüllt mit Wasser«, fuhr ich fort und malte ein großes H20 über das Gemälde, »und ist als Symbol für die Gruppe zu verstehen«.
Im selben Moment begriff ich, daß ich eingeklinkt war; und daß ich mir beruhigt selber zuhören konnte. Der Rest war einfach und ist inzwischen als das Hanauer Modell bekannt geworden, das ein völlig einfaches und logisches Eindringen in das Verständnis der multidimensionalen Persönlichkeit ermöglicht.
Hier ist die Theorie:

Dies also ist eine Badewanne - bis zum Rand gefüllt mit Wasser. Unser Auge nimmt dieses Wasser als eine durchsichtige Masse wahr; als ein Ganzes. In Wirklichkeit jedoch besteht diese Masse aus Milliarden von Einzelteilchen, aus Molekularverbindungen, atomaren und subatomaren Teilchen, die im Zusammenspiel das materielle Bild des Wassers erscheinen lassen. Wenn wir ein Mikroskop nehmen, können wir diese Feinstrukturen sogar mit dem Auge erkennen, und so nehmen wir einmal an, wir könnten mit diesen Teilchen reden und sie nach ihrem Namen fragen.
Wir nehmen also einige der Elektronen, die ganz vorne an dem Behälter kleben, und fragen sie mal einzeln ab, wie sie heißen. Jeder nennt uns einen Namen, und so fragen wir uns durch Hunderte von Elektronen, bis wir auf eines stoßen, das einen Namen trägt, den wir während dieser Befragung schon einmal gehört haben. Wir denken, wir hätten uns verhört, aber
nein, dieses Elektron behauptet weiterhin so und nicht anders zu heißen. (Im Vortrag heißen meine Elektronen der Anschaulichkeit halber Erna, Anna, Leonard, Erwin, Plato, Dr. Steiner; Frau Meyer-Gerlitz und John, völlig unterschiedliche, scheinbar wahllos zusammengeholte Namen.) Also finden wir uns damit ab, daß zwei Elektronen den gleichen Namen haben, was ja auf der Erde bei den Menschen auch vorkommt und fragen uns weiter durch. Aber immer öfter geraten wir an dieselben Namen und endlich befragen wir ein Elektron, ob es denn von seinen Namensvettern Kenntnis habe, und zu unserer Verwunderung erfahren wir; daß es nicht nur Kenntnis vom anderen hat, sondern auch behauptet, das gleiche zu sein.
Dies war der Moment, wo ich zum ersten Male dankbar war; den Unterschied zwischen »das gleiche« und »dasselbe« zu kennen. Dem war nicht immer so. Und weil ich befürchte, daß es vielleicht noch einige Menschen gibt, die diese Differenzierung nicht durchschauen, hier die Erklärung: Sie stehen am Fenster und sehen auf der Straße ihre Freundin Anja in einem roten Golf vorbeifahren. Wenige Meter hinter ihr fährt genau der gleiche Golf, rot mit schwarzen Sitzen, aber; natürlich, mit einem anderen Fahrer. An der nächsten Kreuzung wendet Anja und fährt wieder unter Ihrem Fenster vorbei. Das, was Sie jetzt sehen, ist derselbe Golf, den Sie vor einer Minute schon mal gesehen haben. Der andere, der gleiche rote Golf, ist inzwischen schon drei Querstraßen weiter.
Nun aber mehr von unseren Elektronen: Wir schaffen es tatsächlich, uns durch alle durchzufragen, und wir kommen letztendlich zu folgendem Ergebnis: Erna existiert in der Badewanne mit 72.000 Anteilen, Anna mit, na sagen wir mal, mit 84.000 Anteilen, während Leonard 267.000 Anteile sein eigen nennt. Erwin verfügt momentan über 112.000 Anteile, was in keinem Verhältnis steht zu der Anteiligkeit von Dr. Steiner: Er besitzt 987.000 Anteile, was in der ganzen Badewanne die absolute Spitze ist.
Frage: Wo kommen die Elektronen her; welche die Anteile letztendlich bilden, und warum hat der eine mehr; der andere weniger? Antwort: Die Elektronen kommen aus der sogenannten negativen Existenz, die sich zusammensetzt aus dem absoluten Nichts, der Unendlichkeit und dem unbegrenzten Licht. Diese Begriffe sind dem Kabbalisten auch bekannt als das Ain Soph Aur, welches die Geburtsstätte aller sichtbaren und endlichen Dinge ist, oder noch genauer; aller Potentiale, die in sich die Fähigkeit und die Absicht tragen, sich im Zeit- und Raumgefüge zu manifestieren.
Die Anzahl der Anteile resultiert aus dem Bewußtsein derselben. Je bewußter jedes Einzelteil wird, desto mehr ist es in der Lage, andere Anteile an sich zu binden, es wird intensiver in seiner Anziehungskraft und erhöht so automatisch die Gesamtenergie seiner »Gruppe«. Viel klarer und verständlicher wird Ihnen diese reichlich abstrakte Erklärung nach dem Lesen des Kapitels über die Kabbalah sein.
Doch kehren wir zurück zu unserer simplen (?) Badewanne. Einige der Elektronen habe ich mit Namen gekennzeichnet, und unser Interesse gilt diesmal vor allem den Elektronen mit Namen Erwin. Diese Elektronen, welche miteinander in einer besonders innigen Verbindung stehen, haben nämlich soeben beschlossen, das im Immateriellen Erlernte nun in der Materie zu erproben. Die Gesamtenergie der Badewanne bekommt diesen Entschluß natürlich mit und es bildet sich eine Schöpfkelle, die sich anschickt, sich von oben in die Badewanne zu senken. Je mehr sich diese Kelle nun dem Gruppenverband H20 nähert, desto unruhiger wird der Verband der Mitglieder mit Namen Erwin, denn durch seine Absicht wurde die Kelle ja gerufen. Endlich senkt sie sich in die Wanne, und sofort stürzt alles in die Kelle, was Erwin heißt.
Kaum ist die Schöpfkelle gefüllt, wird sie auch schon wieder herausgezogen, und nun wollen wir uns doch einmal ganz genau den Inhalt des Geräts anschauen. Also befragen wir wieder einmal unsere Elektronen nach ihren Namen, und befriedigt erfahren wir; daß einer nach dem anderen sich mit Erwin meldet:
Nr. 71: Erwin, Nr. 113: Erwin, Nr. 156: Frau Meyer-Gerlitz - Moment mal!

Dies ist doch Erwins Schöpfkelle. Was hat also Frau Meyer-Gerlitz darin zu suchen? Vielleicht ein Versehen, denken wir; und fahren fort mit der Befragung. Und wieder stoßen wir auf Frau Meyer-Gerlitz, aber nicht genug damit, wir stoßen auch auf mehrere Anteile namens Leonard, auch Herr Steiner ist vertreten, ganz zu schweigen von Erna, die besonders häufig auftaucht. Am Schluß der endlosen »Volks-Zählung« ergibt sich folgendes Endergebnis: Inhalt der Schöpfkelle: 86.ooo Anteile Erwin, 7.000 Anteile Leonard, 12.000 Anteile Dr. Steiner, 35.000 Anteile (!) Erna, 2.000 Anteile Plato sowie mehrere niederzahlige Anteile verschiedener Namen, die wir vorher unerwähnt gelassen haben.
Damit hat Erwin zweierlei geschafft: Er hat sein ursprüngliches Eigen-Potential von 112.000 Anteilen durch Integration verschiedenster Fremdanteile wesentlich erhöht und hat damit seine Kombinationsmöglichkeiten um ein Beträchtliches gesteigert. Wie sind nun die Nicht-Erwins in die Kelle gekommen?
»Gleich und gleich gesellt sich gern, wer Du bist, zeigt Dein Begleiter... « und so weiter und so weiter.
Erst heute begreife ich, warum ich dieses Gedicht immer und immer wieder verwendet habe, und wie es im Laufe des Entwickelns und Begreifens einen beinahe bedrohlichen Unterton bekommen hat. »Was Du billigst noch so fern... « Das heißt:
Was Du auch nur im entferntesten akzeptierst, auch nur im Ansatz beliebäugelst, wird in Deinem Bewußtsein als angenommener Bestandteil einprogrammiert. Die »Badewanne« betreffend heißt das: Eintritt hat jeder; der sich mit der Grundidee des Begründers identifiziert und in diesem Sinne zur Mitarbeit bereit ist. Wenn dies jedoch die einzige Voraussetzung zum Erwerb der »Eintrittskarte« wäre, wäre Steiners »Badewanne« schon längst am Überlaufen.
Die Anforderungen an Mitglieder müssen also doch noch ein bißchen höher sein, und auch davon ist im Kapitel »Die Gruppe« (Zeugnisse von Schutzgeistern) schon die Rede. Es heißt hier: In den Gruppen herrscht eine hierarchische Ordnung, die aus der Reife und Verwendungsmöglichkeit der Mitglieder resultiert. So, da haben wir's! Es wird also eine gewisse Reife und auch eine Qualifikation erwartet, die eine optimale Verwendung in der Gemeinschaft erhoffen läßt. Ich glaube, wir liegen gar nicht so daneben, wenn wir das Ganze zuerst einmal wie eine Marken-Firma betrachten.
Da gibt es vom Portier über die Putzfrau, das Lehrmädchen, das Telefonfräulein bis hinauf zum Big Boss die diffizilsten hierarchischen Feinabstufungen, die sich aus der Qualifikation des einzelnen ergeben. Natürlich wird der Portier eher der Chefsekretärin als der Putzfrau die Türe aufhalten. Trotzdem ist jeder ein wichtiges Mitglied in dem Zusammenspiel der Kräfte, was sich zeigt, wenn die Putzfrau mal drei Tage krank macht. Sofort kriegt der Boss seinen Morgenanfall, weil der Papierkorb von gestern noch überquillt. So sieht man, wie Unten und Oben zusammenhängen. Vielleicht macht die Putzfrau aber auch nebenher einen Abendlehrgang, holt das Abitur nach, arbeitet sich hinauf, gewinnt dazu auch noch im Lotto und kauft 30 Prozent der Firmenanteile auf. Und schon ändert sich das ganze hierarchische Gleichgewicht. Sie könnte aber auch das goldene Feuerzeug stehlen, das jemand auf einem der Schreibtische liegengelassen hat, und schon fliegt sie hinaus. Es könnte auch die Sekretärin den Abteilungsleiter heiraten und ganz mit der Arbeit im Betrieb aufhören, sich dafür nur noch um Haushalt und Kinder kümmern. Dann muß Ersatz gefunden werden, während die Gemeinschaft der Familienfürsorge ein weiteres Mitglied erhalten hat. Der Möglichkeiten wären noch hunderttausende, ganze Fernsehserien sind aus solchen Überlegungskombinationen schon entstanden. (Dallas, Gruppenherr: J.R., Schwarzwaldklinik, Gruppenherr: Professor Brinkmann.) Wie unten, so oben.
Jeder Gedanke, der in der Materie entstehen kann, ist in der geistigen Welt vorformiert worden. Das heißt, alles, was auf dieser Erde möglich ist, ist es nur deshalb, weil es den Vorgang in der geistigen Welt schon gegeben hat. So profan ist das!
Denken wir aber nun weiter. Es ist davon auch die Rede gewesen, daß die hierarchische Spitze einer Gruppe expandiert, sich dadurch selbst herauslotst und sich durch diesen Vorgang im Energiepotential verdichtet.
Profanes Beispiel: Drei Abteilungsleiter einer riesigen Firma in Leverkusen finden das Allgemeinkonzept des Betriebs mit ihren eigenen, im Lauf der Zeit gewachsenen ökologischen Ansprüchen nicht mehr übereinstimmend und beschließen, eine eigene Firma aufzumachen, die ihren Vorstellungen mehr entspricht. Ganz bestimmt werden sie verschiedene Modi der Verwaltung und auch vielleicht der Werbung in ihren eigenen, neu gegründeten Betrieb übernehmen, grundsätzlich jedoch ist ihre Zielrichtung nicht mehr 100-prozentig übereinstimmend mit der ihres ehemaligen Arbeitgebers. Möglicherweise werben die drei auch noch ein paar Sekretärinnen, Chemiker; Putzfrauen und Buchhalter ab und verwenden vielleicht auch noch das Adressenmaterial ihrer früheren Firma. Trotzdem sind sie, samt aller verbindenden oder trennenden Komponenten, Ergebnisse ihrer früheren Arbeitsplatzerfahrungen und somit allein und voll verantwortlich für die Expansion ihres neuen, eigenen Unternehmens.
Natürlich kann man sich von einem Arbeitsplatz in Frieden und im Streit trennen. Was in Zukunft die Beziehungen, auch zu anderen Geschäftspartnern, begünstigen beziehungsweise belasten kann. Man kann mit seiner neuen Firma auch so hervorragend arbeiten, daß der Betrieb, in dem man selbst ursprünglich gelernt hatte, überflüssig wird, das heißt, im Zuge der freien Marktwirtschaft den Anforderungen des Wettbewerbs nicht mehr standhalten und stattgeben kann, bankrott geht und sich alle Angestellten neue Arbeitsstellen suchen müssen. (Siehe Fluggesellschaft German Air - Leider!!) Genau diese Vorgänge spielen sich innerhalb der geistigen Welt ab, um nochmals nachhaltig mit dem Irrglauben und dem Märchen aufzuräumen, »drüben« sei alles gut, rein und edel. Wie hüben, so drüben. Was unten, das oben. Wie im Mikrokosmos, so im Makrokosmos. Wie im Geist, so in der Materie.
Also geht es weiter mit dem Gedanken: Leider gibt es auch feindliche Gruppen (Zeugnisse von Schutzgeistern, S. 130). Stellen Sie sich vor, wir hätten es unter Aufbietung aller Kräfte endlich geschafft, einen wirklich erstklassigen Betrieb erstehen zu lassen, Produkte auf den Markt zu bringen, die noch nie vorher dagewesen waren, verbunden mit einer hochoriginellen Werbung, was uns eine solch unerwartet hohe Umsatzsteigerung bringt, daß wir in unserem Betrieb landesunübliche Sozialleistungssteigerungen durchführen können. Wir expandieren immer weiter, weil sich die Qualität der Betriebsatmosphäre genauso herumspricht wie die Qualität unserer Erzeugnisse. Allein die Betriebszugehörigkeit öffnet den Angestellten auch anderweitig Tür und Tor. Das erweckt Neid.
Es könnte also passieren, daß ein anderer Betrieb beschließt, uns ein bißchen ins Handwerk zu pfuschen, und das machen diese Leute nach einem ganz alten, aber allzeit probaten System: Werkspionage, heißt die Devise. Der Mensch ist käuflich, wie man weiß, und so wechseln eben eines schönen Tages die gehüteten Formeln für ein Erfolgsprodukt für viel Geld (Macht) den Besitzer. Dann werden Gerüchte in die Welt gesetzt: In dem Produkt seien ja Giftstoffe enthalten, außerdem sei der Chef in ein übles Drogengeschäft verwickelt. Nun zeigt sich, wie gut der Kern des Unternehmens ist. Entweder man schafft es, mit den Schwierigkeiten fertig zu werden, was nur funktionieren kann, wenn alle Mitarbeiter ein ausgeprägtes Vertrauensverhältnis untereinander wie auch zur Führungsspitze haben, oder die Struktur verliert immer mehr an Zusammenhalt und löst sich letztendlich auf.
Besonders schwer haben es die Mitarbeiter im Außendienst. Denn der Informationsfluß kann nur indirekt arbeiten, und da sie nicht unmittelbar integriert sind, sind sie bei Angriffen besonders gefährdet. Je besser die Bezugspersonen im Betrieb mit ihnen nun korrelieren, desto größer ist die Chance, daß Schwierigkeiten zur Zufriedenheit aller abgewendet und gelöst werden können. Ist ein Außendienstmitarbeiter nur eben dabei, um irgendeinen Job zu haben, so ist er erstens leicht abzuwerben, zweitens leichter bereit, Betriebsgeheimnisse preiszugeben, und drittens wird er durch Desinteresse (mangelndes Bewußtsein) der Expansion der Firma entgegenwirken.
Ich glaube, ich brauche Ihnen nicht den ganzen Text in den geistigen Bereich zu transponieren. Klar; daß die »Außendienst- mitarbeiter« wir, die momentan Inkarnierten sind, und klar, daß »Gerüchte« nichts anderes sind als Angriffe auf das gesamte, aber auch individuelle, persönliche geistige Potential. Kommen wir doch noch kurz auf das Thema Werkspionage und gehütete Formeln zu sprechen. Jede Familie hat ein Geheimnis, mit dem sie nie an die Allgemeinheit gehen würde, genauso,
wie es in jeder anderen Gemeinschaft gehütete Dinge gibt. In manchen Sippenverbänden kommt es deswegen zu Mord und Totschlag. Genauso hat jede Gruppe ihr Geheimnis, ihren nur für Mitglieder erkennbaren Code.
Als ich vor nunmehr 18 Jahren fragte, was meine Aufgabe sei, und unter vielem anderen zur Antwort bekam: Du wirst die Gruppe sammeln, da hatte ich nicht die leiseste Ahnung, wie das funktionieren sollte und welche Rolle ich dabei zu spielen hatte. Inzwischen kann ich Ihnen versichern: Wer immer die Organisation im Hintergrund geleitet hat, er hat das Zielprogramm erreicht. Der in den Büchern verschlüsselte Code ist erkannt worden, die Zugehörigen haben sich zusammengeschlossen, und zwar ohne Tam-Tam und Aufwand, und arbeiten als still fungierende Interessengruppen. Und das beste daran ist, daß derjenige, der die Wirksamkeit der Verschlüsselung als letzter erkannte, ich selber war.
Ja, ja, der Rattenfänger! Man muß eben Märchen richtig lesen können. Ich kann Ihnen inzwischen in aller Ruhe sagen, daß es mir wirklich völlig gleichgültig ist, ob die Wesenheit, mit der ich Kontakt hatte, nun der Rudolf Steiner war, den wir achten und schätzen als Geistesgröße des beginnenden 20. Jahrhunderts. Das, was diese Aussagen bewirkt haben, auch, wie sie ihre Erfüllung gefunden haben, ist so unglaublich, daß es meines speziellen Kommentars weiß Gott nicht mehr bedarf.
Als mir damals gesagt wurde: Du bist mein Sammler; mein Wecker, mein Rattenfänger, da waren mir die ersten beiden Begriffe angenehm, wenn auch nicht vertraut und erklärbar. Mit dem Rattenfänger konnte ich jedoch nichts anfangen. Bis nach einem Vortrag in Duisburg ein Mann mit einem eigenartig weißen Gesicht an mich herantrat und sagte: »Haben Sie schon einmal überlegt, was der Rattenfänger tut? Er spielt die Flöte. Er erzeugt Töne, die so klingen, daß die Ratten ihm folgen, bis hin ins Wasser; wo sie ertrinken.« Ich merkte, wie sich Gänsehaut ausbreitete. Was, um Gottes willen, wollte mir der Weißgesichtige sagen? Er tat so oder merkte tatsächlich nicht, wie unruhig ich wurde: »Wissen Sie, was Ratten tun? Sie fressen die Ernte, das Brot, das Lebensnotwendige. Wir tragen alle Ratten mit uns herum, die fressen an unserer Lebensenergie.«
Er lächelte mich freundlich an, während meine Gänsehaut nicht weniger wurde. Er bewegte seinen Mund dabei nicht, und trotzdem lächelte er: »Du spielst eine gute Flöte, Rattenfänger. Aber vergiß nicht, die Ratten auch immer im Wasser abzuliefern, sonst könnte es sein, sie fressen Dich.« Und er drehte sich um und ging. Ohne ein weiteres Wort, dessen es auch nicht bedurft hätte. Ich hatte verstanden. Erst nachher, beim Abhören des mitgeschnittenen Tonbandes, konnte ich feststellen, daß im ganzen Vortrag vom Rattenfänger nicht die Rede gewesen war. Manchmal ist es Zeit, zu wissen.
Also fragen Sie nicht herum, rätseln Sie nicht und versuchen Sie nicht, Geheimnisse zu erblicken, wo keine sind. Kommt Zeit, kommt Offenbarung, ganz still, selbstverständlich und ohne Orchester-Tusch. Suchen Sie auch nicht krampfhaft nach Ihrer Gruppe und den Mitgliedern. Seit tausenden von Jahren finden sich die Angehörigen, auch ohne mein wertes Zutun, und zwar immer im richtigen Moment.
Trotzdem ist es ein unwiderstehlicher Gedanke, sich vorzustellen, daß eines Tages die Menschen ihr Zugehörigkeits-Symbol wie einen Namenssticker an sich tragen, oder stellen Sie sich Inserate vor: »Angehöriger der Gruppe Steiner/Plato sucht Gastplatz in der Gruppe Menuhin/Franz von Assisi. Auch zeitlich begrenzter Austausch möglich. Code-Zeichen... «
Übrigens hat Hesse über dieses Zeichen bereits geschrieben, und zwar im »Demian«. Der trägt ein Zeichen auf der Stirn, ein unsichtbares... Und auch im unvergeßlichen Melchior Dronte wird der kindliche Dronte gezeichnet von seinem Ewli, seinem unsterblichen Selbst, mit dem er letztendlich eins wird. Diese »Zeichensetzung« ist in beiden Fällen symbolisch gemeint, trotzdem gibt es Male, die Verbindungen erkennen lassen. Machen Sie die Augen auf und beobachten Sie. Der Fernseher liefert Ihnen tagtäglich Bildmaterial von Menschen aus aller Welt.
Ein anderes Zeichen ist dieses Gefühl »Dich kenn ich seit 100 Jahren«, obwohl man sich eben vor drei Minuten zum erstenmal in diesem Leben gesehen hat. Die »Badewanne« ist auch ein erstklassiges Hilfsmittel, um den Unterschied zwischen Soulmate (Seelengefährte) und Soultwin (Seelenzwilling) zu erklären. Seelengefährte ist jeder; der unter der Flagge derselben Absicht voranarbeitet, er kann aus derselben Badewanne sein, muß aber nicht. Soultwin kommt auf jeden Fall nicht nur aus derselben Badewanne, sondern hat aus demselben Potential Anteile in die Materie inkarniert wie Du selbst. Das heißt, wenn das Potential von John 176.840 Anteile hat, dann könnten Sie aus diesem individuellen Potential möglicherweise 16.ooo Anteile für Ihre eigene Inkarnation beansprucht haben. Wenn Sie nun auf jemanden treffen, der ebenfalls die Idee gehabt hat, sich aus dem John-Potential zu bedienen, dann wird die energetische Schwingung so fühlbar übereinstimmen, daß Sie den weitverbreiteten Fehler begehen könnten zu glauben, Ihr Dual stünde Ihnen gegenüber.
Noch einmal sage ich es: Ein Dual ist Ihnen niemals gleich. Wie oft habe ich erlebt, daß mir Menschen freudestrahlend ihr »Dual« vorstellen wollten mit dem Begleittext: »Wir denken, fühlen, sagen dasselbe, haben die gleichen Anschauungen, verstehen uns ohne Worte, nie gibt es Streit oder ein böses Wort.« Das, meine Lieben, ist mit Sicherheit kein Dual. Vergessen Sie bitte nie, daß das Dual der absolute Gegenpol ist. Wenn ich alle Durchsagen bezüglich des Themas »Dual« durchlese, gestatte ich mir heute sogar den Hinweis, daß nie gesagt wurde, daß das Dual außerhalb unseres Ich gefunden werden muß.
Hilfreich in einer diesbezüglichen Überlegung mag die Aussage sein: »Zuerst mußt Du die Dual-Gemeinsamkeit bewältigen und in Frieden in (!) ihr leben, bevor Du Frieden in die Gemeinschaft (Badewanne?) bringen kannst. Dein Dual triffst du
in dem Moment, wo Du sein Bild klar vor Deinem geistigen Auge erstehen lassen kannst (Selbst-Bewußtsein). Dein Überbewußtsein hat dieses (Gesamt-)Bild nie verloren.« Ich bin gespannt, welche Aussagekraft diese Aussagen in zehn, vierzig oder hundert Jahren bekommen werden, angesichts der Expansion in den letzten paar Monaten.
Ich gebe hiermit zu, daß ich keine Ahnung hatte, was sich hinter diesen Bekundungen, niedergeschrieben im Jahr 1989, durchgegeben in den siebziger Jahren, alles verborgen hat. Und ich weiß schon heute, daß ich in zehn Jahren genau dasselbe von dem sagen werde, was ich heute niederschreibe. »Die eigentliche Aufgabe besteht darin, in der Gemeinschaft aufzugehen, dergestalt, daß das Ich nicht mehr zählt. Dann bist Du reif für eine nicht irdische Inkarnation.« (Zeugnisse von Schutzgeistern, S. 137)
Ich kann also aus meiner Badewannen-Gruppe sowohl in irdische Inkarnationen gelangen, als auch mich in völlig anderen Formen versuchen. Und bevor wir nun an die Frage herangehen, ob wir; während wir auf dieser unserer Erde unser Dasein fristen, vielleicht gleichzeitig in einer völlig anderen Form und anderen Dimension unsere Reifung vorantreiben, klären wir doch erst einmal, wie eine Inkarnation nun tatsächlich aussehen könnte.
Ich bin mir klar; daß ich damit die geläufige Inkarnations-Theorie über den Haufen werfe, aber auf der anderen Seite denke ich, es ist nun langsam an der Zeit, daß wir mit diesem infantilen Gerede: »Ich war Herzogin am französischen Hof und dann die Geliebte von Richard Wagner und dann... « für immer aufhören. Das ist das größte Verdienst des Hanauer Modells, daß ich begriffen habe, daß es so, wie eben beschrieben, wohl nicht funktionieren kann.
 
 

Reinkarnation - Ego-Trip oder multidimensionale Expansion?

Es war kurz nach dem denkwürdigen Hanauer Abend. Ich fuhr mit Freunden nach Augsburg in ein Konzert des Entertainers
(was für eine unpassende Bezeichnung für diesen Bühnen-Giganten) Herman van Veen. Nach mehr als einer Stunde von Zugaben trafen wir uns mit ihm in einer Bar unter dem Dach eines großen Hotels. Und da erzählte mir Herman folgende Geschichte:
»Du, Penny, stell dir vor, da gibt es eine Dame in Amsterdam, die spricht mit Schubert! Wie findest Du das!« Ich fand das relativ normal. Herman übrigens auch. Doch dann kam es: »Und weißt du, Penny, was diese Dame gesagt hat?« Er machte
Wissen Sie die Antwort? Nun, ich hätte sie auch nicht gewußt, hätte nicht eben kurz vorher der Abend in Hanau stattgefunden. Nein, diese Dame aus Amsterdam ist weder eine Lügnerin noch eine Spinnerin, sondern jemand, der hunderte von Kilometern entfernt sein persönliches »Badewannen-Erlebnis« gehabt hat. (Im Moment fällt mir ein, daß ich ja schon mal eine sehr eigenartige Verbindung zu Amsterdam gehabt habe. Nachzulesen in Kontakte mit deinem Schutzgeist S.22)
Doch bevor wir an Beantwortung und Erklärung herangehen, noch ein Beispiel zur Erleichterung des späteren Verständnisses: Vor Jahren geriet ich auch an eine Dame, die zwar nicht mit Schubert sprach, aber von sich behauptete Inkarnationen anderer Menschen „sehen“ zu können. Diese Dame versicherte mir ich sei Königin von Spanien gewesen (ha! Da haben wir's!) und vorher irgendwann ägyptische Hohepriesterin, was mir gar wohl gefiel.
 Ganz tief hinten in meinem Kleinhirn fragte zwar ein schüchternes Stimmchen, woher denn meine Begabung als Sängerin, Techniker und Friseuse käme, aber wer will denn auf so etwas schon achten, wenn er eben in die oberen Ränge aufgestiegen ist. Noch später erlebte ich eine sogenannte Rückführung und siehe da, ich sprach doch tatsächlich spanisch während dieser Aventure und behauptete auch, Priesterin in Ägypten gewesen zu sein, sogar mit genauen Zeitangaben, die historisch einer Nachprüfung durchaus standhielten.
Dann kam ich im Laufe meiner Karriere nach Mexiko und daselbst nochmals in den Genuß einer Rückführung. Diesmal wurde es ernst. Denn ich sprach astreines Englisch des i6. Jahrhunderts, erzählte eine Menge über die Theatertruppe eines gewissen William Shakespeare, um dann fast übergangslos zu erklären, daß ich noch einmal in England gewesen sei als Tochter des Beraters des englischen Königs, wobei ich auch ausführlich beschrieb, wie ich daselbst zu Tode gekommen sei. All diese Erzählungen hätten mich nicht im geringsten erstaunt, wenn nicht ... ja, wenn nicht die Tochter-Inkarnation haargenau in den Zeitraum gefallen wäre, wo ich doch eigentlich die Königin von Spanien hätte gewesen sein müssen.
Ich suchte also eine dritte Person auf, die der Rückführung kundig war; unterließ es tunlichst, ihr zu erzählen, was ich bereits erfahren hatte, und erwartete mit Spannung das Ergebnis. Diesmal behauptete ich, auf Atlantis gelebt zu haben, wo ich als Lehrer für Rhetorik und Rechtswissenschaften tätig gewesen sein wollte, wechselte alsdann den Tonfall und erzählte von einem anderen Planeten, auf dem ich Kommandant einer Luftflotte gewesen sei. Nun wurde die Geschichte eng.
Priesterin, Kommandant und Atlantier kamen sich etwas ins Gedränge, auch die spanische Königin kollidierte nachhaltig mit englischer Tochter; und so befand ich, daß mit mir wohl etwas nicht ganz in Ordnung war; oder - mit der ganzen Inkarnationstheorie. So fing ich an, nach Leuten zu suchen, die auch Rückführungen hinter sich gebracht hatten und siehe da, ich traf eine stattliche Anzahl ebenso verunsicherter Wesen wie mich selbst, die haargenau dasselbe erlebt hatten wie ich. Ab sofort erklärte ich dieser meiner Erfahrung zufolge jegliche sogenannte Reinkarnationstherapie als unsinnig. Ja, ja, man sollte sich eben ein wenig mehr Zeit lassen mit Erklärungen. (Wanderer; kommst du nach Hanau...)
Tatsache war und ist, daß ich mich mit den Werken Shakespeares hervorragend auskenne, jedoch nur in der Originalsprache, daß ich vom Anrufbeantworter bis zum Auto technisch nicht abzuschrecken bin, daß ich, aus vorher unerfindlichen Gründen, genau weiß, wie sich das spanische Hofzeremoniell abspielt und daß ich schon als Kind lange Verteidigungsreden zugunsten von Übeltätern hielt, die aufgrund ihrer rhetorischen Qualitäten durchaus bisweilen von Erfolg gekrönt waren. Dazu kommt, daß ich eine passable Interpretin spanischer Folklore bin und zwar in Tanz und Gesang. Es muß hinzugefügt werden, daß ich ansonsten eine wirklich miserable Tänzerin bin, wovon die leidgeprüften Choreographen der Gruppe Silver Convention bis heute ein Klagelied singen können.
Von allen Reinkarnationstherapeuten war mir erzählt worden, ich hätte erwähnt, ich sei in einer englischen Inkarnation bestialisch gefoltert und umgebracht worden, um genau zu sein, ich wurde ersäuft. Also, dachte ich mir; müßte ich ja eigentlich extreme Angst vor Wasser haben. Dem ist aber nicht so. Denn, obwohl ich angenehmere Elemente als das Wasser kenne, bin ich doch eine ganz leidliche Schwimmerin mit allen landesüblichen Scheinen. Also, keine Angst vor dem Nassen - dachte ich.
Es begab sich bei einer Talk-Show im Hilton Hotel in München. Gast der Veranstaltung war die Hellseherin Marija Schwepper; mit der ich auch nach Beendigung der Show an einem Tisch zu sitzen kam. Wir saßen uns gegenüber; ich hatte die Hände unter dem Tisch im Schoß gefaltet und meine Füße befanden sich, wie es sich gehört, wohlverpackt in geputzten Schuhen, ebenfalls unter dem Tisch.
Marija Schwepper schaute mich scharf  an, fast schien es, als blicke sie durch mich durch, und dann sagte sie, scheinbar völlig aus der Luft gegriffen: »Sie sind in England zu Tode gefoltert und ersäuft worden, das sieht man noch heute.« Es wurde sehr still am Tisch. »Wo sieht man das?« fragte ich, leicht gereizt. »An Ihren Daumen«, sagte Marija ruhig, »und an Ihren Zehen. Sie sind noch immer breitgequetscht, wie damals nach den Daumenschrauben.« Ich holte meine Hände, die die ganze Zeit unter dem Tisch gelegen hatten, hervor und legte sie auf den Tisch. Ein andachtsvolles »Aaah!« begleitete diesen Vorgang. Denn wenn etwas an meinen sonst ganz normalen Händen nicht zu übersehen ist, dann sind es die breitgequetschten Daumen. Von meinen Zehen ganz zu schweigen. Die sehen aus wie bessere Suppenlöffel. Gottseidank verzichtete man an diesem Abend allgemein auf eine diesbezügliche Demonstration meiner Extremitäten. Also gut, dann war ich eben irgendwann gefoltert worden. Wahrscheinlich ist, daß das jedem von uns einmal passiert, aber ersäuft? Da war doch kein Hinweis zu finden. Und ich verschwendete auch keine Zeit damit, nach einem zu suchen.
Bis zu diesem Tag in Dortmund. Mein Freund Andreas ist Delphin-Fan, und seit ich ihn kannte, erzählte er mir von den Delphinen im Tierpark Dortmund (»Du mußt unbedingt Dolly sehen«). Also war es völlig klar; daß wir, als wir einmal gemeinsam in Dortmund zu tun hatten, in den Zoo wanderten, übrigens eine besonders schöne Anlage mit einem japanischen Garten. Natürlich wurde ich sofort zum Delphinarium geschleift, welches jedoch, oh mißgünstiges Geschick, wegen Trächtigkeit der Delphinweibchen geschlossen war. Andreas gab sich aber nicht so schnell geschlagen und fand schließlich ein Treppchen, das in irgendwelche unterirdischen Gewölbe führte, und bevor ich mich's versah, stand ich inmitten des Aquariums, gute drei Meter unter der Wasseroberfläche. Hinter den Glasscheiben schwebten fröhlich blickende Delphine vorbei, und Andreas klebte begeistert an den riesigen Glasscheiben, die uns von dem direkten Geschehen trennten. Im selben Moment bekam ich Todesangst.
Es war keine Beklemmung, kein Unwohlsein, nein, es war blanke Todesangst. Ich brauchte alle meine Beherrschung, um nicht wie eine Wahnsinnige loszubrüllen, eine grauenvolle Übelkeit ergriff mich von einer Sekunde zur anderen, meine Fuß- und Handgelenke brannten wie Feuer und ich hatte das Gefühl, auf der Stelle ersticken zu müssen. Andreas merkte im letzten Moment, was los war, fing mich, bevor ich vollends das Gleichgewicht verlor und schleppte mich ans Tageslicht. Ich zitterte am ganzen Körper und konnte zunächst überhaupt nicht erklären, was los war.
Es muß in diesem Zusammenhang gesagt werden, daß ich keine Angst vor Dunkelheit habe, mich in stockdunklen Räumen wie eine Fledermaus zurechtfinde, aber - und das fiel mir erst später ein - mich immer gewehrt habe zu tauchen, und fast hysterisch reagierte, wenn man, selbst erkennbar spaßeshalber; versuchte, mich unterzutauchen. So, das sind meine eigenen Erlebnisse, und ich habe sie deswegen so ausführlich erzählt, weil sie signifikant sind für viele, viele inkarnative Erinnerungen von Menschen, die ich befragt habe.
Wir haben hier also jemanden, dessen Inkarnationserinnerungen sich eindeutig überschneiden, dessen Talente andererseits auf einen gewissen Wahrheitsgehalt der während der Therapien erfolgten Eigenangaben schließen lassen. Wo liegt also der Fehler? Habe ich nur eine blühende Phantasie, oder bin ich eben nur hysterisch, und sind alle Therapeuten und auch Frau Schwepper im Grund nur Scharlatane, oder was? Oder - stimmt vielleicht etwas nicht mit unserer Inkarnations-Theorie? Oder - reifen wir soeben hinüber in eine neue Form des Begreifens?
Die Antwort kam am Abend in Hanau. Und absichtlich habe ich das damals Gesagte eher noch einfacher wiedergegeben, weil ich möchte, daß es wirklich jeder versteht.
Wenn das alles stimmen soll, was ich vorher erzählt habe, dann müßten sich die jetzigen Angaben eigentlich haargenau decken mit dem, was ich vor zwei Jahren in »Zeugnisse von Schutzgeistern« niedergeschrieben habe. Sehen wir also nach und vergleichen wir. Da sagt die Wesenheit, die sich den Namen Steiner gegeben hatte, folgendes: Ich bin der Gruppenherr Das heißt, daß ich in dem Energie-Konglomerat einen Anteil am Potential habe, der es mir ermöglicht, in angemessenem Umfang auf die Entwicklung der ganzen Energieform Einfluß zu nehmen. Wir haben also Grund anzunehmen, daß die Wesenheit namens Steiner der Begründer der ganzen Gruppe (Badewanne) war; und zwar durch klare Absicht, Zielvorstellung und Umsetzung derselben auf allen Ebenen. Durch diese drei Komponenten war er fähig, seine Gruppe zu bilden und in wechselseitigem Austausch der Energien zu geistigen Hochleistungen zu gelangen. Wie kommt man nun in eine solche Gruppe?
Erinnern Sie sich noch an das schöne Gedicht: »Gleich und gleich gesellt sich gern«, und an dessen letzten Satz »Was Du billigst noch so fern, ist nach Tagen oder Wochen Dein, als ob Du's selbst gesprochen«?
Bitte, stellen Sie sich vor; Sie hätten morgen die Prüfung Ihres Lebens zu bestehen, hätten dabei aber die Möglichkeit, eine bestimmte Anzahl von Personen zur Unterstützung, aber auch zur Beruhigung mitzubringen. Wen würden Sie mitnehmen?
Ja, natürlich würden Sie Ihren geliebten Freund, ihre Mama, und vielleicht auch Ihre äußerst umsichtige Arbeitskollegin mitnehmen. Bestimmt aber auch ein paar Leute, denen Sie gefühlsmäßig nicht so nahestehen, von denen Sie jedoch wissen, daß sie hochqualifiziert sind und für diese Prüfung eine große Hilfe sein werden. Es könnte auch sein, daß Sie einen Ihrer flüchtigen Bekannten nur deswegen mitnehmen, weil er ein portables Telefon hat und im Notfall die gewünschten Informationen aus der Staatsbibliothek einholen kann. Ansonsten hat der Kerl keinen Nutzen und hat demzufolge auch den Mund zu halten. Derjenige, der die Prüfung jedoch zu bestehen hat, sind einzig und alleine Sie. Die anderen erhalten als Entschädigung Erfahrung und die Versicherung, im umgekehrten Bedarfsfall von Ihnen Hilfestellung zu bekommen.
Bei den Hochqualifizierten wird man sich ehrerbietigst bedanken, wohl wissend, daß man ihre Hilfestellung wohl niemals wird vergelten können, es sei denn durch das Erweisen von Dankbarkeit in Form von Wohlverhalten und dem Weitergeben selbst empfangener Hilfestellung. Nach Beendigung der Prüfung wird man das Ergebnis abwarten, bestenfalls wird man sich umarmen, die Hände schütteln und beglückwünschen: Alles ist gut gelaufen, jeder hat seine Bestimmung erfüllt und damit dem Prüfling gedient. Bestenfalls!
Nun werde ich Ihnen aber beschreiben, wie es in Wirklichkeit aussieht. Und als Beispiel werde ich völlig willkürlich unseren Erwin bemühen. Erwin hat also für seine Prüfung (sein Leben) sich eine hervorragende Crew zusammengestellt, ist auch vorher eingehend über die Aufgaben und den Ablauf des Prüfungstages informiert worden, nur - die Vorbereitung war trotz aller Gründlichkeit eben nur theoretisch. Nun aber muß er in Wirklichkeit (in der Materie ) zeigen, wie er mit dem Erlernten umzugehen weiß. Und so ist es auch mit seiner Begleittruppe. Jeder weiß, um was es geht, aber jeder ist eben nur ein Mensch (Prüfungskandidat in spe). Der Telefoninhaber weiß eigentlich ganz genau, daß er nur im Notfall als Informationsbeschaffer zu agieren hat, aber das Schicksal will es, daß er einen heißblütigen Charakter besitzt und ewig dreinredet, außerdem eine schwache Blase hat, was vorher keiner wußte, und ausgerechnet dann die verschwiegenen Örtlichkeiten aufsucht, wenn man ihn am dringendsten braucht. Die Mama, die mit den besten Absichten zur Beruhigung des Prüflings mitgekommen ist, wird angesichts der Nervosität ihres Lieblings selbst so unruhig, daß sie sich zuletzt als eher hinderlich herausstellt. Die Umsichtige findet zufällig unter einem Schreibpult eine Flasche Cognac, und obwohl sie ganz genau weiß, daß, wenn sie einmal anfängt, der Inhalt der Flasche keine Chance mehr hat, setzt sie sie dennoch an die Lippen, mit der Ausrede, daß es diesmal nur bei diesem einen Schluck bleibt.
Angesichts des Chaos verliert der Hochqualifizierte, der anfänglich aus dem Anleiten und Mahnen gar nicht mehr herauskam, vollends die Geduld und setzt sich beleidigt in eine Ecke, wo er nachsinniert, warum er sich für ein solch unwürdiges Unternehmen überhaupt hergegeben hat. Dies nennt man eine verfehlte Inkarnation!
Sicher sind Sie in der Lage, das Gleichnis umzusetzen, und ich kann nur hoffen, daß Sie in letzterem nicht Ihr eigenes Leben erkannt haben. Nehmen wir uns aber noch einmal den schwergeprüften Erwin heraus und benutzen ihn diesmal für eine Rückführung. Alles klar - Erwin erzählt ausführlich und wahrheitsgemäß über seine Geburt, über sein Leben als Pferdezüchter in Argentinien und seine russische Existenz als Höfling, dann aber auch von einer zeitüberschneidenden Inkarnation als französischer Musiker und dann wiederum von einem herzzerreißenden Schicksal als achtfache Mutter Nun nehmen wir einmal an, wir kennen Erwins höchstpersönliche Lifeline, dann werden wir sehr schnell draufkommen, daß der französische Musiker auf das Konto von Leonard geht, die mit Kindern gesegnete Mutter jedoch mit Frau Meyer-Gerlitz zu tun hat. Alle sind in dem momentanen Ich unseres Erwin enthalten, und alle sind im Moment der Fleisch-Werdung über die Schwelle des Vergessens gegangen. Das heißt, sie alle sind sich ihrer Verschiedenartigkeit um so weniger bewußt, je stärker der »leader of the gang«, der Anführer, in unserem Fall also Erwin, ist.
Nach wem richtet sich nun Erwin? Zuallererst hat er die Möglichkeit, sich nach denjenigen zu richten, deren grundsätzliches Potential sein eigenes übertrifft. Das heißt: Jeder noch so kleine Anteil einer Wesenheit, die das grundsätzliche Erwin-Potential von 112.000 übertrifft, kann als »Entwicklungshelfer« angesehen werden, während alle anderen, welche also mit ihren Anteilen unter der eben genannten Zahl liegen, eher untergeordnet sind. Diese Hierarchie kann sich aber schlagartig ändern, wenn der gute Erwin sein in die Materie (Schöpfkelle) eingebrachtes Potential von 86.ooo nicht voll nützt. Dann kann es entweder verkümmern, oder es wird von jemand anderem, nehmen wir mal an von Erna, übernommen, wenn Erwin Glück hat. Denn zumindest ist Erna aus derselben Badewanne und pflegt also letztendlich die gleiche Absicht wie Erwin. Was aber nicht heißt, daß sie in dieser Inkarnation nun Erwins Aufgaben für ihn lösen wird. Sie wird das abgegebene, von Erwin nicht genutzte Potential aufstocken, und zwar mit Anteilen, die aus ihrem eigenen Potential noch in der Badewanne verblieben sind, und nun versuchen, ihr eigenes Programm durchzuziehen.
Das wäre eine Möglichkeit. Die andere wäre, daß das ungenutzte Potential erkennbar brachliegt, was allgemein im geistigen Bereich erkennbar ist. Sofort wird der ganze Energie-Schutzmantel um den Menschen Erwin herum aus diesem Grund durchlässig, und er wird angreifbar. Eine solche Durchlässigkeit ist übrigens auch durch den Gebrauch von Alkohol und Drogen, aber auch durch konstante Erzeugung negativer Gedanken und Angstgefühle zu erzeugen.
Das brachliegende oder besser; fehlorientierte Material kann in diesem Fall im wahrsten Sinn des Wortes »gehijackt« werden. Ich will dafür kein anderes Wort verwenden, denn keines kommt an den tatsächlichen Vorgang in der Realität näher heran. Noch genauer erklärt, würde es so klingen: Je mehr im Laufe der inkarnativen Entwicklung ein Gruppenpotential entgegen der Absicht der Gruppe verwendet wird, um so mehr verliert es den energetischen Zusammenhalt, was bewirkt, daß Fremdkörper; also gruppenfeindliche Absichtsträger infiltriert werden können.
Vielleicht klingt das für Sie so, als würde ich über das menschliche Immunsystem sprechen. Und genau so ist es. Wenn Sie unablässig  Ihre  Körperkräfte  mißbrauchen,  sich falsch ernähren, sich zu wenig Schlaf gönnen und Ihren Körperrhythmus mißachten, dann wird Ihr Immunsystem eines Tages nicht mehr funktionieren, und es werden Krankheiten auftreten, die den Körper destruktivieren, wie Depressionen, Mykosen, Viruserkrankungen, aber auch Krebs, AIDS, ach, im Grunde könnte ich jetzt den ganzen Pschyrembel (Klinisches Wörterbuch) herunterbeten.
Die Sprache des Körpers ist die Sprache der Seele. Krankheiten sind materielle Ausdrucksformen disharmonisch benutzter oder mißbrauchter Geist-Energien. Wie oben, so unten, wie im Unsichtbaren, so im Sichtbaren. Auch die Seele hat ein Immunsystem, das zu ruinieren ist. In früheren Zeiten war man mit diesem Fakt vertrauter als heute, wie mir scheint. Nicht, daß ich zurück will in die dunkle Vergangenheit mit ihren Austreibungen. Keinesfalls jedoch kann man diese exorzistischen Rituale als imbezilen Unfug abtun. Denn Besetzungen von Menschen, also Übernahmen von geschwächten Potentialen hat es nachweislich immer gegeben, und sehr oft hat man das Erscheinungsbild als Spaltungsirresein abgetan und mit den bekannten Mitteln versucht zu behandeln. Endstation war zumeist die Irrenanstalt. Ich könnte wegen meiner Behauptungen durchaus leichter angegriffen werden, gäbe es nicht eine von einer Kapazität vollzogene Demonstration mehrerer solcher Vorgänge, die wir alle kennen. Sie steht im Neuen Testament, und zwar sowohl bei Markus (eins, 23-28) als auch bei Lukas (vier; 33-37) und spielt sich ziemlich zu Beginn des Erscheinens einer Persönlichkeit in der Öffentlichkeit ab, die uns wohlbekannt ist: Jesus, der Christus. Schauplatz des Geschehens ist die Stadt Kapernaum in Galiläa (galil ha-gojim - Kreis der Heiden), wo der Nazarener eines Tages in der Synagoge lehrte, was er in einer dermaßen ungewohnten Form tat, daß die Leute ihren Ohren nicht trauten. Waren sie doch bis jetzt das »gestylte« Gerede der Rechtsgelehrten gewohnt gewesen (siehe Vester's Beispiel) und nicht die bodenständige und temperamentvolle Vortragsweise dieses Newcomers. In dieser Synagoge befand sich auch ein »von einem Teufel besessener Mann«, der zunächst einmal eine geistige Glanzleistung vorlegt: Er erkennt in Jesus sofort den Sohn Gottes, was ihn aber nicht daran hindert, sich gar fürchterlich aufzuführen und Jesus auf das Unflätigste anzugreifen, was den Superstar der Essener Schule natürlich nicht im geringsten aus der Ruhe bringt. Er gebietet dem unsauberen Geist in dem Unruhestifter mit solcher Macht, daß dieser seine gewaltsam besetzte Gast-Stätte unter Geheul und Körperkontraktionen schließlich verlassen muß. In der Bibel liest sich der Vorgang recht kurz und bündig folgendermaßen: »Und Jesus tadelte den Geist und gebot ihm »Verstumme und fahre aus diesem Mann.« Wenn sich das Ereignis tatsächlich so kurz und bündig abgespielt hätte, dann wäre es allerdings nicht so ganz verständlich, warum anschließend berichtet wird, daß sich die Zuschauer angesichts des Schauspiels lautstark entsetzten und sich untereinander befragten wer denn das wohl sei, der mit Gewalt den unreinen Geistern gebietet. Fällt Ihnen etwas auf?
Solange Jesus und das Volk sprechen, ist nicht ein einziges Mal die Rede vom Teufel, sondern nur von unsauberen Geistern.
Bei einem weiteren ähnlichen Vorfall (Lukas neun, 38-42), bei dem sich der zerrüttende Besetzer in einem jungen Mann breit gemacht hat, macht Jesus abermals kurzen Prozeß und beendet, wiederum nicht gerade sanft, den Übergriff. Übrigens wird das Krankheitsbild vor der Austreibung vom Vater des Betroffenen recht ausführlich geschildert und ist unschwer als primär generalisierter epileptischer Anfall zu erkennen. Wieder spricht niemand vom Teufel, das besorgten nämlich erst viel später die Kommentatoren in Ermangelung von Durch- und Überblick.
Man kann ihnen diesen faux pas auch wahrlich nicht übelnehmen, denn keiner der Berichterstatter war Psychiater oder Neurologe, und die äußere Darstellung des Krankheitsbildes war, wie man zugeben muß, tatsächlich dazu angetan, den Eindruck entstehen zu lassen, hier müsse der Teufel im Spiel sein. Der bei den Essenern bestens ausgebildete Jesus weiß jedoch auf Anhieb, mit was er es hier zu tun hat und auch, wie dem Übel beizukommen ist. Ich kann es nicht beweisen, bin mir aber absolut sicher; daß der Eindruck der »Gewalt« wohl kaum allein dadurch entstanden sein kann, daß Jesus den Betroffenen nur lautstark mit Worten traktiert hat. Vielmehr glaube ich, daß er den Besetzten in sein hyperpotenziertes Energiefeld gezwungen hat, was für den unkundigen Zuschauer wie ein Ringkampf ausgesehen haben muß.
Immer; wenn Jesus heilte, »berührte« er oder wurde berührt, was er auch sofort registrierte, wenn es unbemerkt geschah. Sein Energiefeld war äußerst sensibel und konnte auch über Mittler wirken, wie die Geschichte der griechischen Mutter; die ebenfalls für ihre besetzte Tochter um Hilfe ansucht, beweist (Markus sieben, 24-30), und nicht nur das, er konnte es auch auf andere übertragen, wie zum Beispiel im neunten Kapitel des Lukas-Evangeliums gleich am Anfang nachzulesen ist. Nur bei Lazarus verwendet er ein anderes Mittel, wovon ich aber jetzt noch nicht berichten möchte, weil ich mir nicht in mein eigenes Alterswerk, das mit einer intensiven Auseinandersetzung mit der Bibel zu tun hat, pfuschen möchte.
Können Sie sich, die Sie vielleicht auch Leser meiner früheren Bücher waren, erinnern, mit welcher Vehemenz ich gegen das allzu frei präsentierte Angebot auf den Sektoren Pornographie und Gewalt gewettert habe? Damals wußte ich gar nicht, warum während des Niederschreibens so intensive Zorngefühle in mir hochstiegen. Inzwischen ist mir klar; warum dies geschah. Jeder Konsum dieser mißbrauchten Energie kann zu einer Schwächung Ihres Ich-Potentials führen und damit zu einer Herabminderung der ganzen Gruppe.
Es gibt Formen der geistigen Zerrüttung, die medizinisch nicht definierbar und auch nicht erkennbar sind, die aber gleichwohl die vorher ausführlich beschriebenen Übernahmen begünstigen. Es gibt gegnerische Gruppen, deren Hauptbeschäftigung und -vergnügen es ist, nach fehlorientierten Potentialen zu suchen und sie zu besetzen. Doch nicht immer ist es das leidige Laster; das diese Instabilität verursacht, sondern genauso häufig ist es die Angst, die zersetzt. Sei fröhlich - fürchte dich nicht! Sei ohne Angst - liebe! Ich weiß nicht, wie oft diese Aufforderung in meinen Durchsagen enthalten ist. Und wiederum ist es mir immer verständlicher; warum diese Mitteilung immer und immer wieder an mich durchgegeben wurde.
Ich will mich ja nicht ewig wiederholen, aber es drängt sich förmlich auf, noch einmal auf die allererste Durchsage aus dem Jahr 1971 hinzuweisen, deren vorletzter Satz heißt: Habe also keine Angst, denn das ist das einzige, was unsere Verbindung stören und sogar unterbrechen kann. Welche Verbindung? Die zu meinem Schutzgeist? Warum dann immer wir und unsere? Ist Ihnen eigentlich aufgefallen, daß unser Proband Erwin mit nur 86.ooo Anteilen in der »Inkarnations-Schöpfkelle« vertreten war? Ursprünglich war sein Anteil an der Badewannen-Gemeinschaft doch 112.000 Anteile! Wo ist denn also bitte die Differenz von 26.000 Anteilen verblieben?
Ganz einfach! Die sind noch immer in der Badewanne. Und zum Glück sind sie dort verblieben, denn eben dieser Restbestand garantiert uns die Verbindung zu unserer »Familie«.
Doch nicht bei allen geht die Rechnung so glatt auf. Wenn wir uns doch noch einmal Leonard ansehen, dann stellen wir fest, daß er einen Teil seines Potentials bei Erwin eingeklinkt hat, einen anderen Teil jedoch schon vor längerer Zeit an Martha Argerich (hervorragende, weltbekannte Pianistin) vergeben hat, und außerdem einen erklecklichen Anteil in Lysethra investiert hat, die zur Zeit Erfahrungen auf einem Planeten namens Marduk sammelt. Außerdem wurde dem Antrag einer befreundeten Badewanne stattgegeben, die im Austausch mit dem sehr begehrten Potential ihres Mitgliedes Sokrates entsprechende Anteile von Leonard angefordert hat. So mischen sich die Badewannen untereinander, tauschen aus, verbessern das Erfahrungs- und Kombinationsmaterial und werden somit immer stärker und wehrhafter. Wieviele »Badewannen« gibt es denn nun eigentlich? Immer eine mehr, als wir zählen können, ist, glaube ich, die passende Antwort.
Wenden wir uns jedoch noch einmal dem Phänomen Gruppenherr zu. Wie wir erfahren haben, ist er der Inhaber der meisten bewußten Energieanteile, und das befähigt ihn natürlich zu einigen Exkursionen, die uns, dem untergeordneten Potential, vorerst noch nicht in diesem Maße zugänglich sind. Er kann nämlich auch Anteile in den Pool einbringen. Was ist der Pool? Der Pool ist ein übergeordnetes Riesenbehältnis, in das jeder hineinwill, der sich in einer Badewanne befindet. Warum?
Weil jeder, der Pool-fähig geworden ist, das Privileg besitzt, inkarnieren zu können, aber nicht zu müssen. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß Steiner poolfähig ist, trotzdem ist er Gruppenherr meiner »Badewanne« gewesen, und ist außerdem auch noch momentan inkarniert, und er allein weiß, in wievielen Personen. Ein Hauptanteil jedoch, und das weiß nicht nur ich, steckt in einem 13-jährigen französischen Kind. Wir haben also innerhalb der nächsten 30 Jahre Hochprozentiges aus dem südlichen Frankreich zu erwarten.
Genauso, wie es eine Hierarchie innerhalb der »Badewannen«, die wir ab sofort nur mehr Gruppen nennen werden, gibt, existiert auch eine hierarchische Ordnung, was die Gruppen unter sich angeht.

Die Gruppen sind energetisch durch eine ganz bestimmte Absichtsrichtung erkennbar abgegrenzt, trotzdem gibt es Überlappungen der verschiedensten Gruppen, die absichtsmäßig miteinander korrelieren.
Die Qualität jeder einzelnen Gruppe resultiert aus den Bemühungen der einzelnen Mitglieder, unbewußtes Potential ins Bewußtsein zu bringen. Das ist gar nichts besonders Aufsehenerregendes. Das tun Sie (hoffentlich) jeden Tag. Es heißt bei uns lernen.
Wir übernehmen bestehende Wissenspotentiale, um sie in der Materie zu verwenden. Je intensiver und zielstrebiger wir mit einem einmal ins Auge gefaßten Potential umgehen, um so größer ist die Chance, daß wir es ein für allemal in unser eigenes Potential eingegliedert haben und bei Bedarf jederzeit abrufen können. Beispiel: »Mein Gott, ich hätte nie gedacht, daß ich so leicht Russisch lerne.«
Dies kann nur ein Mensch sagen, der in früheren Inkarnationen sich bereits mit dieser Sprache beschäftigt hat und diese Erinnerung in diesem Leben praktisch nur mehr aufzuleben lassen brauchte. Oder er hat in seiner persönlichen multimedialen Zusammensetzung (Schöpfkelle) jemanden enthalten, der diese Erinnerung abgespeichert hat, die er nun für die Durchsetzung seines Programms nutzen kann. Behauptet jemand von sich, total sprachunbegabt zu sein, dann sagt er damit nichts anderes, als daß er weder jemanden mitgebracht hat, der in dieser Richtung abgespeichert hat, und daß er selbst auch kein diesbezügliches Erinnerungspotential aufzuweisen hat. Dann bleibt ihm nichts anderes übrig, als zu ochsen, und mühsamer als andere, Erfahrenere, einzuspeichern. Oder - er hat poolfähige Anteile mitgebracht und damit den Generalschlüssel ins Kollektiv.
Das ist ein weiteres Privileg des Pools, daß seine Mitglieder Zugang zum Kollektiv haben, also zum generellen Wissenspotential des Kosmos. Das sind dann die Menschen, die wir als genial bezeichnen; ungeheuerlich kombinationsfähige, sogenannte hochintelligente, jedoch zumeist etwas sehr eigenartig anmutende Personen, die selten in der Lage sind, ihre Möglichkeiten universell zu nutzen, sondern fast immer das sind, was wir so respektlos als »Fachidioten« bezeichnen. Recht oft sind jene Leute unentwegt zerstreut (an ihrer Umwelt nicht interessiert, mit anderen Worten) und emotional nicht unbedingt mit umwerfenden Ausdrucksformen gesegnet. Auf gut Deutsch, es sind die reinen Egozentriker
Aber es gibt und gab auch andere. Nehmen wir ein Beispiel, einen Menschen, den wir alle kennen: Johann Wolfgang von Goethe, für mich der Inbegriff einer genialen Inkarnation im besten Sinne. Wie war dieser Mensch? Als erstes kann man von ihm sagen, daß er kein Kind von Traurigkeit war; den weltlichen Genüssen zugetan und ein bewundernder Verehrer veredelter Weiblichkeit, ein Anspruch, der ihn nie zum gedankenlosen Konsumenten hat werden lassen. Er machte sich Gedanken, und zwar um jede und bei jeder Beziehung, die er hatte, ein Wesenszug, von dem wir heute noch profitieren, wenn wir an die subtil gezeichneten Frauengestalten seiner Stücke, allen voran das Gretchen, denken.
Als zweites kann man, ohne sich damit einer Diskussion auszusetzen, behaupten, daß die Eltern Goethes keine Geisteskoryphäen waren. Sein Vater; ein Jurist und kaiserlicher Rat, war eher bourgeois gepolt und pedantisch veranlagt, während die Mutter genau so war; wie in seinem Gedicht über die Zusammensetzung seiner Persönlichkeit beschrieben: Vom Mütterchen die Frohnatur; die Lust zu fabulieren...
Er hätte also die Möglichkeit gehabt, ebenfalls als Jurist sein Erdendasein zu verbringen und wohlhabend-dicklich irgendwann das Zeitliche zu segnen. Jedoch - da war seine inkarnative Absicht, die hungrig nach Wissen, Bildung, Sprache, Schönheit und Gefühlen in aller Vielfalt ihres Ausdrucks war. Auf das Signal dieser Schwingung antwortete als erster der Graf Thoranc (nicht Thorane, wie meist falsch angegeben), der ihn ins französische Theater mitnahm und damit eine Leidenschaft nährte, die früher schon beim Puppentheater begonnen hatte. Ich werde jetzt nicht alle aufzählen, die auf das Signal geantwortet haben oder auf deren Signale er reagierte, aber Herder muß genannt werden, ohne den Goethe vielleicht nie der Gigant geworden wäre, als der er uns heute noch erscheint. »Es kann die Spur von seinen Erdentagen nicht in Äonen untergehen.«
Was macht nun eigentlich das Gigantische an diesem Menschen Goethe aus, was führte zu diesem unauslöschlichen Eindruck, heute noch so existent wie vor hundert, zweihundert Jahren? Nein, nicht seine Theaterstücke. Sie sind nur das Ergebnis. Das wirklich Gigantische war seine universelle Neugier; sein nie abnehmender Drang, sich weiterzubilden, und zwar auf allen Gebieten, und seine Gabe, die Zeichen zu sehen, die richtungsweisend an seinem Lebensweg auftauchten.
Wie sagte die Wesenheit, die sich Steiner nannte: Du mußt lernen die Zeichen zu erkennen (1) und richtig zu deuten (2.) sonst haben wir (!) keine Chance. Schon wieder dieses Wir. Nein, kein Pluralis majestatis, auch kein vertrauliches Ich und Du, und schon gar nicht dieses plumpe Wir; das wir aus dem Satz kennen »Na, wie geht es uns denn heute?«
Ich kann es Ihnen leider nicht ersparen, aber Teil eins der Eintrittskarte in den Pool ist ausschließlich über diese Zwischenstelle Bewußtsein, und zwar ein geschärftes, kombinationsfähiges, kreatives und sozial gefärbtes Bewußtsein, zu erhalten. Also heißt die Devise: Potential füttern, Potential füttern und nochmals Potential füttern.
Der Lohn für die unablässige Mühe heißt dann: Potential austauschen können und neues Potential beliebig anfordern dürfen. So tut es sich auf, das Tor zum Pool, und nicht anders. Das heißt jetzt aber nicht, daß Sie ab sofort wie ein Wahnsinniger

(Anmerkung Horst Weyrich: Das gefällt mir nicht sonderlich. Es hat wenig mit Liebe zu tun sondern hört sich sehr nach einem Geschäft an: Füttere viel Poential, dann kannst du viel anfordern, frei nach dem Motto „Was habe ich davon / was gewinne ich damit?“)

Bildung in sich hineinprügeln, wahllos und unkontrolliert, sondern der Trick besteht darin, Absicht, Programm und Zielvorstellung zu koordinieren. (Stimme aus dem Hintergrund: Wo bleiben denn die Schutzgeister? Geduld, Geduld...) Frage:
Wie koordiniert man? Die Voraussetzung, für eine erfolgreiche Koordination besteht in einer Klarstellung der Absicht: Was will ich wirklich (wir-kl-ich)? Wer bin ich eigentlich (eigen-tlich)?
Dies sind die zwei Fragen, die zuerst geklärt werden müssen. Denn wenn Sie nicht wissen, wer Sie sind und worin Ihre Aufgabe auf dieser Welt besteht, dann haben Sie noch nicht einmal die Chance, in eine besonders hochkarätige (hochbewußte) Gruppe zu kommen oder innerhalb Ihrer Gruppe aufzusteigen, ganz zu schweigen vom Pool. Wie finde ich heraus, was meine Absicht (Abs-ich-t) ist? Indem Sie Ihre Talente klären, ist die Antwort. »Ich bin so untalentiert«, ist oft die Antwort auf diese Aufforderung. Übersetzt heißt das: »Ich bin so unbewußt.«
Jeder Mensch hat Talente. Es muß ja nicht gleich so auffallend sein wie bei Anne-Sophie Mutter oder Reinhold Messner oder Karl Lagerfeld, um mal drei ganz verschiedene Gebiete zu verwenden, die auch noch sehr differenziert in ihrer Darstellung nach außen sind. Frau Mutter braucht eine Geige, Herr Messner einen Berg und Herr Lagerfeld Kleider, um sich und das Talent darzustellen. Völlig in Ordnung, nur; es geht auch anders.
Nehmen wir einmal an, daß schon seit Ihrer Kindheit auffällig war; daß Sie Streit sehr schlecht vertragen konnten und ein begabter Schlichter von Unstimmigkeiten waren. Das ist ein Talent, zum Beispiel. Warum, um Gottes willen, sind Sie dann Sekretärin geworden? Nur; weil man Ihnen erzählt hat, daß dies eine gesicherte Existenz sei? Es ist erschütternd zu sehen, wie es die Urängste des Menschen sind, die den Menschen hauptsächlich seine Talente verraten lassen. Urängste wie: Verhungern, Erfrieren, Revierverlust, Geruchsverlust, Schlafstellenverlust.
Revierverlust stellt sich heute als Verlust des sozialen Umfeldes dar; während der Geruchsverlust zur Minderung des gesellschaftlichen Ansehens mutiert hat. Schlafstellenverlust ist das Nicht-mehr-bezahlen-können einer repräsentativen Wohnung geworden, nur Verhungern und Erfrieren ist das geblieben, was es immer war: lebensbedrohlich. Deswegen sind Sie heute nicht das, was Sie sein könnten und, vor allem, sein sollten.
Wer sagt denn, daß Sie als Eheberater nicht ebenso gesichert leben können wie als Sekretärin? Es gibt staatlich angestellte Eheberater; im Beamtenverhältnis. Aber auf die Idee ist niemand bei Ihnen zu Hause gekommen, als Sie jung und suchend waren, weil niemand aus Ihrem Umfeld weder dieses Talent des Vermittelns selbst besaß, also nicht projizieren konnte, noch es bei Ihnen bewußt erkannt hat. Das war nur ein Beispiel, und dabei soll es auch bleiben, obwohl die Exempelliste ad infinitum fortgeführt werden könnte. Überflüssig, Sie haben sicher verstanden, was ich meine.
Gott schützt die Mutigen, kann ich Ihnen nur sagen, und die, welche unbeirrt ihre Absicht verwirkl-ich-en.
Der Lacherfolg meiner frühen Vorträge war immer eine Wiedergabe der Gespräche zwischen meiner sicherheitsbedürftigen Mutter (mein Gott, Gertele, von was wirst du denn leben, wenn du alt wirst??) und mir; die ich wildentschlossen war (bin), meine Inkarnations-Absicht zu leben. Beide haben recht. Aus ihrer Sicht heraus beurteilt, muß meine Form der Existenz für meine Mutter; deren Absicht von meiner grundverschieden ist, geradezu grauenerregend sein. Sie wollte ein Heim, einen Mann, Sicherheit und das Wissen, wo sie hingehört und woher das Geld am nächsten Ersten kommt. Völlig legitim. Sie teilt diese Absicht mit hunderttausenden von Frauen auf dieser Welt. Und ohne diese Frauen hätten wir längst die größten sozialen Schwierigkeiten, weil der kompakte Zusammenhalt eines Staates eben bis in alle Ewigkeit Amen zuallererst in der funktionierenden Familie zu suchen ist. Wie hieß es in Sozialkunde:
Die Familie ist die Keimzelle eines jeden gesunden Staatsgefüges.
Es ist nun nicht so, daß ich nicht in meiner Brust ein leises und mitunter wehes Sehnen nach Heim, Hof und Herd latent verborgen hätte (mach dich nicht lustig, Gertrud), jedoch hat die Intensität meiner Absicht es doch tatsächlich geschafft, diese Gefühle in den Hintergrund zu drängen, zugunsten beinahe männlich anmutender Charaktereigenschaften. In den Augen einer Frau mit der gleichen Absicht wie meine Mutter muß ich entweder eine Fehlkonstruktion, ein Hasardeur oder der Inbegriff einer Erkämpferin einer neuen Form von Frau sein. All dieses bin ich nicht. Ich folge einfach nur meiner inneren Stimme.
Ich möchte kein neues Frauenbild schaffen, noch den Männern die Butter vom Brot kratzen, noch ist meine Lebensform die Folge einer genetischen Fehlleistung. Ich tue einfach nur; was ich für richtig halte. Und damit habe ich schon sehr früh meine Familie zur Verzweiflung gebracht, was mir nachträglich wirklich ausgesprochen leid tut, denn meine Familie besteht aus lauter äußerst netten Leuten, denen man nichts Böses wünschen möchte. Nur; was kann ich dafür; daß diese lieben Menschen ausgerechnet das genetische Grundmaterial anzubieten hatten, dazu noch in haargenau der kosmischen Konstellation, die ich benötigte? Oh, wie klingt das undankbar und gefühllos! Da hat jemand völlig kalkulativ materielles Potential benutzt, um seine Inkarnationsabsicht durchzusetzen. Nur keine Vorwürfe, liebe Leser; denn genau das haben Sie alle auch getan.
Wie spricht der Prophet in Khalil Gibrans gleichnamigem wunderbaren Werk: »Eure Kinder sind nicht eure Kinder... «
Wie wär' es denn, wenn wir diesen Satz einmal ein bißchen herumdrehen würden. Dann hieße er nämlich: »Eure Eltern sind nicht eure Eltern...!« Und schon kollidieren wir mit einem der zehn Gebote: Du sollst Vater und Mutter ehren!!! Das klingt bedrohlich. Denn was tue ich, wenn mein Vater ein übler Schlägertyp ist, der säuft und davon lebt, andere Menschen zu betrügen, oder meine Mutter eine charakterlose Ausbeuterin von Männern ist, stinkfaul und spekulativ?
Nun, Gottseidank hat mir der Herrgott dieses erspart und es mir leicht gemacht, meine Eltern zu lieben, aber nehmen wir doch noch einmal an, es wäre anders, eben so, wie oben beschrieben. Was dann?
Dann liebe und ehre ich meine Eltern eben nicht, weil sie es dann eben nicht verdient haben. Auch Kindesliebe, genau wie Elternliebe, muß man sich verdienen. Nichts ist schrecklicher als diese selbstverständliche Familienliebe, die nach außen hin demonstriert wird, wie eine gekonnte Inszenierung: »Egal, was da komme, wir lieben uns, und weh dem, der uns in die Quere kommt!« Aus solchen Familienverbänden kommen die meisten gestörten Menschen mit depressiven, suizidalen und oft auch sadistischen oder masochistischen Anzeichen. Warum? Es ist gegen die menschliche Natur; etwas zu lieben, was gegen die eigene Absicht wirkt, und das tun 85 Prozent aller Familienmitglieder untereinander.
Man hält den Mund, denn man liebt sich ja ach so tief, und innen drin wuchern die Haßgefühle, das Nicht-Vergessenkönnen, der Neid und die Schadenfreude. Eine wunderbare Basis für Liebe! Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst! So sprach Jesus, der Christus. Er vergaß hinzuzufügen: »Und wenn Du dazu nicht imstande bist, dann meide diesen Nächsten so lange, bis Du reif genug bist, gleich-gültig zu werden.« Und verschone ihn mit Deiner verkrampften verlogenen Liebe. Das wäre Nächstenliebe. Und alles andere ist Heuchelei.
Übrigens, zur allgemeinen Beruhigung: Das vierte Gebot lautet: Du sollst das Männliche und Weibliche achten, damit Du in Frieden mit der Polarität leben kannst. Von Vater und Mutter war im direkten Sinn nicht die Rede. Diese Entscheidung gehört nämlich in den freien Willensbereich, von dem wir jetzt ausführlich sprechen werden. (Stimme aus dem Hintergrund:
Wann kommen denn jetzt endlich die Schutzgeister? Geduld...)
Der freie Wille! Was ist über ihn nicht schon alles geschrieben, philosophiert und behauptet worden! Das höchste Gut des Menschen - der freie Wille! Und führe uns in der Versuchung... (Nicht: Und führe uns nicht in Versuchung. Gott hat keinerlei Absicht, uns in Versuchung zu führen.)
Was haben die Versuchung und der freie Wille miteinander zu tun? Der Freie Wille hängt immer mit Entscheidungen zusammen. Je weniger geschult ich bin, desto länger dauert die Entscheidung, und desto fehlerhafter kann sie sein. Je erfahrener ein Mensch ist, desto weniger wird er sich entscheiden müssen, sondern es wird von Anfang an klar sein, in welche Richtung er zu gehen hat, weil er die übergeordneten Gesetze kennt und den Ablauf im voraus kalkulieren kann.
Ich versuche gerade, Ihnen die Form der Willensausübung verständlich zu machen, die im Pool allgemein üblich ist. Ich bin sicher; Sie haben längst begriffen, daß Wesenheiten, die den Pool bevölkern, der Erkenntnis Gottes näher sind als wir. Sie haben diese Erkenntnis erlangt durch Bewußtsein. Durch dieses Bewußtsein haben sie sich in hohem Maße in den göttlichen Plan integriert und sind somit ein Bestandteil davon geworden. Sie leben im Willen Gottes, weil ihr Bewußtsein sie hat erkennen lassen, daß der »Wille« Gottes quintessentiell ist. Das erspart diesen Wesenheiten, eine Willensform in der Weise zu pflegen, wie wir sie kennen.
Ich werde nie den Aufstand vergessen, den zwei distinguierte Herren einmal in einem Vortrag während einer sogenannten esoterischen Messe machten, als ich sagte: »Engel haben keinen Willen und kein Gefühl.« Bevor ich überhaupt erklären konnte, warum, ziehen sie mich des Unverstandes und verließen laut lamentierend den Saal, als seien sie die beiden Erzengel Gabriel und Michael persönlich. Die wären nicht gegangen. Die Engel leben nämlich im Willen Gottes (Dein Wille geschehe), was ihnen erspart, Gefühle zu haben.
Gefühle sind veränderlich, sie haben mit dem Planeten Mond zu tun und mit dem Milzchakra, in dem auch die Phantasie, aber auch der Wahn-Sinn, der Irrtum und die Selbstbeschönigung sitzen.
Ich gebe Ihnen ein Trivial-Beispiel, um Ihnen die Zusammenhänge verständlicher zu machen. Stellen Sie sich vor; Sie haben auf der Autobahn einen Unfall. Ihr Beifahrer; der auch noch ein lieber Angehöriger ist, liegt schwerverletzt am Boden, und Sie, der Heilkunde nicht mächtig, knien völlig verzweifelt neben dem Regungslosen. Was ist Ihnen lieber? Jemand, der anhält, die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, in lautes Jammergeheul ausbricht, den Tag verflucht, der Ihnen dieses Unheil brachte und schließlich in Tränen aufgelöst neben Ihnen niedersinkt, oder würden Sie jemanden vorziehen, der aussteigt, ohne viele Worte den Verletzten in die richtige Lage bringt, ihn zudeckt, einen Krankenwagen organisiert und Ihnen selbst Kaffee aus der Thermosflasche gibt? Dreimal dürfen Sie raten, wer von den beiden es wohl schafft, Ihrem Beifahrer das Leben zu retten. So sieht das aus mit den Gefühlen.
Eine Wesenheit, die im Willen Gottes lebt, braucht keine Gefühle, denn sie lebt inmitten der Erkenntnis. Das heißt nicht, daß sie nicht Anteil nimmt und auch Ihre Situation mitfühlen kann. Ihr Reifegrad erspart jedoch die Labilität und die Schwankungen und auch die Instabilität, die Gefühle mit sich bringen.
Diese Eigenschaft ist es, die unsere geistigen, schützenden Begleiter zu hochqualifizierten Helfern macht. Wir müssen endlich aufhören, unsere kleingeistigen weltlichen Vorstellungen auf die aufgestiegenen Entitäten zu projizieren. Das ganze Leid auf dieser Erde kommt ausschließlich aus dem Zusammenspiel der beiden Faktoren Willen und Gefühl.
Wille hat immer mit Macht (M - acht, M - 8) zu tun, und es würde sich sehr lohnen, wenn Sie gerade in diesem Moment eine kreative Meditationspause einlegen würden, und über Willen, Macht und die darin enthaltene Zahl Acht nachdenken würden.
Wille ist ein Ausdruck von Polarität: Ich will - ich will nicht. Positive Entscheidung - negative Entscheidung. Wer weiß es schon.
Die Zeit kann uns lehren, daß eine einst als positiv empfundene Entscheidung sich im nachhinein als katastrophaler Fehlgriff herausstellt. Die Kunst der absolut richtigen Entscheidung besteht darin, völlig emotionslos auf der Basis der Erfahrung mit Hilfe von Intuition die Quintessenz der Forderung des Moments zu erkennen und ihr zu entsprechen. Das ist der berühmte Schnittpunkt der Acht, in dem sich die beiden Konträrenergien Positiv-Negativ gegeneinander auflösen.
Sie werden niemals auch nur in die Ahnung dieser Schnittpunkts-Energie kommen, solange Sie noch ihrem Willen und Ihren Gefühlen ausgeliefert sind.
Wer begriffen hat, daß ein Meister des Ich nur der sein kann, der diese beiden Komponenten in sich auflöst, sie völlig überwindet, der wird auch begriffen haben, daß dies der Weg ist, um sich aus der Kette der Wiedergeburten herauszulösen und aufzusteigen in ein höheres Bewußtsein, das all diese Dinge nicht mehr benötigt, weil es das Ich überwunden hat, was die Voraussetzung ist, um überhaupt in diese Dimension vorzudringen, die ich mit »der Pool« bezeichne. Solange wir in uns noch das Bedürfnis tragen, Eigen-Willigkeit auszuüben und Emotionen auszuleben, solange müssen wir in der Materie eines Besseren belehrt werden, ein Vorgang, der mühsam, schmerzlich und wunderbar ist. Es ist unsere Pflicht, in dieser Erkenntnis jede unserer Inkarnationen zu leben, ihren Auftrag zu erfassen und zum Wohle der Gemeinschaft umzusetzen.
Solange wir unsere Inkarnationen als Ego-Trip, als grandiose Selbst-Darstellungsorgie vertun, solange sind wir für unsere Gruppe ein Hemmschuh, eine Belastung und ein Minderungsfaktor der hohen Absicht, die der Schlüssel ist, der uns die Welt des göttlichen Willens eröffnet. »Zu uns komme Dein Reich, Dein Wille geschehe, im Himmel, wie auf Erden.« Wir sollten
dieses Gebet immer bewußter sprechen, denn es enthält alle Informationen, die wir benötigen, um uns aus dem Kreis de Nicht-Loslassenkönnens herauszulösen. Neben der Bergpredigt ist es das größte in Worte gekleidete Geschenk, das uns Jesus, der Christus, hinterlassen hat.
Wir sind nun an einem Punkt angelangt, wo wir uns fragen, dürfen, was sich über der Welt des »Pools« abspielt. Wohin gelangt eine Wesenheit, die so weit entwickelt ist, daß sie noch. weiter aufsteigen kann? Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen... Ich werde mir keinesfalls anmaßen, Ihnen zu erklären, was sich im reinen göttlichen Bereich abspielt. Zwischen dem, was wir Menschen sind, und dem, was sich in dieser Dimension abspielt, ist ein so gewaltiger Unterschied, daß ein Menschenhirn es nicht fassen kann. Keiner, der nicht freiwillig hier auf dieser Erde seine Reifung durchlebt, hat auch nur eine Ahnung davon, wie sich diese Form des göttlichen Bewußtseins darstellt.
Und da es allzu offenkundig ist, daß ich selbst jemand bin, der wohl kaum die Wahl hatte, was den Aufenthalt auf diesem Planeten betrifft, deswegen werde ich mich begnügen, von dem zu berichten, was einem Inkarnationspflichtigen zugänglich und nützlich sein kann.