Was ist schöner:
schwitzen oder frieren?
BEI GLÜHENDER Sommerhitze sehnt sich mancher nach kalten
Wintertagen. Aber: Betrachtet man die nackten Tatsachen, scheint der Mensch
eher zum Schwitzen geboren als zum Frieren. Am wohlsten fühlt sich
der unbekleidete Warmblüter bei 29 Grad Celsius - wie zu Urmutters
Zeiten in Afrika. Die durchschnittliche Körpertemperatur beträgt
37 Grad. Um sie konstant zu halten, hat der Mensch ein raffiniertes
Regulierungssystem entwickelt: Körpereigene Sensoren überprüfen
ständig die Temperatur und leiten entsprechende Informationen an den
Hypothalamus im Gehirn weiter. Bei drohender Überhitzung durch Sonne,
Arbeit oder Sport aktiviert er die über zwei Millionen Schweißdrüsen
der Haut. Diese sondern daraufhin eine wässrige Flüssigkeit ab,
die verdunstet und dadurch dem Körper Wärme entzieht. Bei extremen
Bedingungen sorgen bis zu zwei Liter Schweiß pro Stunde für
den ersehnten Kondensationseffekt. Einziger Nachteil des Schweiß
treibenden Kühlsystems: Wenn Bakterien den Schweiß zersetzen,
riecht's.
Auch Kälte versetzt den menschlichen Körper in einen Alarmzustand.
Es gibt sogar zehnmal so viel Kälte- wie Wärmepunkte, die das
Gehirn rechtzeitig vor sinkenden Temperaturen warnen. Bei weniger als 28
Grad beginnt der unbekleidete Mensch zu frieren, da er mehrWärme verbraucht,
als er durch das in den Zellen gespeicherte »Brennmaterial«
- Fett und Zucker - erzeugt. Um zumindest die inneren Organe warm zu halten,
ziehen sich die Adern der Haut zusammen. Dadurch kann weniger Blut an die
Körperoberfläche gelangen und dort abkühlen. Unangenehmer
Nebeneffekt: blaue Lippen und gefrorene Nasen. Zudem beginnt der Mensch
zu zittern. Durch die Bewegung der Muskeln wird Energie erzeugt. 80 Prozent
davon werden für die körpereigene »Heizung« verwendet.
Unsere behaarten Vorfahren hatten zudem die Möglichkeit, die vom Körper
erwärmten Luftteilchen in ihrem Fell einzuschließen. Heute ist
die Gänsehaut ein nostalgisch-kläglicher Versuch, durch das Aufstellen
der Körperhaare Wärme zu speichern. Aber wer mag schon Gänsehaut?